Redaktionelle Bearbeitung

Der Artikel wurde ursprünglich verfasst von: Hans Werner Rodrian

Revisionen

Bearbeitung: Michael Hirschler
Datum und Uhrzeit: 2023-07-26 14:05:17
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Du hättest gern weitere Kundschaft, hast aber Angst, den bestehende Kundenkreis zu vergraulen? Tatsächlich wäre es wohl nicht die beste Idee, als Lokalreporter am Ort auch die Konkurrenzzeitung bedienen zu wollen. Stattdessen solltest du dich mit dem Aufbau eines nicht konkurrierenden Kundenstamms beschäftigen.

Wie das? Eines der probatesten Mittel erfolgreicher ist es, auf unterschiedliche Mediengattungen zu setzen: Begreife dein Kundenportfolio wie ein Kartenspiel, in dem z.B. eine lokale Tageszeitung, eine überregionale, eine Publikumszeitschrift, ein Onlineportal, eine Fachzeitschrift und eine Rundfunkanstalt die Asse sind. Das wäre so ein Mediengattungsmix, der sich gegenseitig nicht unbedingt weh tut.

Mediengattungen gibt es viele und ständig entstehen neue. Um dein Gehirnkino in Bewegung zu versetzen, führe ich hier die wichtigsten auf:

  • Tageszeitungen (lokal)
  • Tageszeitungen (überregional)
  • Publikumszeitschriften
  • Fachzeitschriften
  • Corporate Publishing
  • Nachrichtenagenturen
  • Rundfunkanstalten
  • Privatfunk
  • Online-Medien
  • Pressestellen, PR
  • Bildagenturen
  • Buchverlage

Allerdings sind nicht alle Mediengattungen gleich lukrativ. Freie bei Tageszeitungen gaben bereits 2008 bei einer DJV-Umfrage an, dass sie nur etwa das halbe Einkommen von Freien bei Rundfunkanstalten erzielen. Und ganz unten, am Ende der Verdienstskala rangieren die Anzeigenblätter. Da braucht es also schon eine sehr gute Geschäftsidee, um dort auch wirtschaftlich Erfolg zu haben.

Andere Mediengattungen sind vielleicht sogar zu verlockend: Pressestellen und PR mögen zwar gut zahlen. Aber die Gefahr, seine journalistische Unabhängigkeit zu verlieren, ist entsprechend groß. Das mag noch nicht mal so sehr für den direkten Auftrag gelten. Aber man geht dann doch vielleicht auch bei seiner sonstigen Arbeit bestimmten Konfliktthemen aus dem Weg. Nichts ist auf die Dauer schädlicher und kratzt mehr am Selbstverständnis, als Diener zweier Herren zu sein.

Natürlich passen auch nicht alle anderen Medien zu jeder thematischen Ausrichtung. Der Hörfunk passt (meist) nicht zum Fotografen und die Tauchspezialistin wird in der lokalen Tageszeitung höchstens ab und zu etwas unterbringen. Aber es macht sicher Sinn, auch mal etwas anderes auszuprobieren als immer nur die zwei oder drei Stammkunden.

Geschickt angestellt, vergrault man so keine vorhandenen Auftraggebenden, sondern macht sie vielleicht sogar stolz. Haben sie doch einen bekannten Autoren, den man auch vom Funk oder der marktführenden Special-Interest-Zeitschrift her kennt.   

Direktmedium und Verlag?

Warum immer auf die anderen warten? Viele Freie haben sich längst dazu entschlossen, ihre eigenen Medien aufzubauen und direkt auf die User zuzugehen. Zahlreiche erfolgreiche Newsletter sind so entstanden, ebenso ein erheblicher Teil der Fachzeitschriften auf dem Markt. Eine Hoffnung allerdings muss man als Selfpublisher sogleich begraben: dass man nämlich nicht mehr Klinken putzen müsse. Ganz im Gegenteil: Wer selbst verlegt, der muss sich zuvorderst ums Geschäft kümmern.

➔ Zu diesem Thema wird es demnächst ein eigenes Kapitel geben.

Zwischenfrage: Wieviele Kunden sollen es sein?

Das hängt davon ab. A-Kunden (siehe: das ABC-Modell) wird man nicht mehr als drei oder vier schaffen. C-Kunden in einem Bauchladen können auch Hunderte sein. Mindestens zwei müssen es auf jeden Fall sein, sonst bist du → scheinselbständig. Und richtig gut aufgestellt bist du, wenn keiner deiner Kunden mehr als 25 Prozent deines Jahresgewinns macht. Wenn dann einer wegbricht (und jeder Kunde bricht mal weg), dann bringt dich das nicht um.