Redaktionelle Bearbeitung

Der Artikel wurde ursprünglich verfasst von: Michael Hirschler

Revisionen

Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2024-06-30 22:48:18
Inhalt der Änderung

Hier findest Du einige Tipps zu nützlichen Tools, Herangehensweisen und Netzwerken für die Arbeit im Ausland.

Presseausweis und Bestätigungen von Redaktionen mitnehmen

Wenn du im Ausland journalistisch tätig bist, solltest du immer Nachweise dabei haben, mit denen du deine Berufstätigkeit nachweisen kannst. Der beste Nachweis ist der vom Deutschen Presserat herausgegebene Presseausweis, den du über deinen DJV-Landesverband beantragen kannst. Sinnvoll sind auch Bestätigungen von Redaktionen (am besten natürlich in englischer Sprache), mit denen deine Beauftragung oder regelmäßige Zusammenarbeit bestätigt wird. Ebenso können Kopien eigener Beiträge helfen. Eine eigene Internetseite oder gut gemachte LinkedIn-Präsenz sowie Profile auf Seiten wie journoportfolio.com oder muckrack.com sollten auch vorhanden sein. Der Internationale Presseausweis, der von der Internationalen Journalisten-Föderation (IJF) für ihre Mitgliedsorganisationen und deren Mitglieder herausgegeben wird, wird vom DJV-Landesverband nicht mehr ausgestellt, da der DJV den IJF zum Ende 2023 verlassen hat. Allerdings dürfte der deutsche Presseausweis auf internationaler Ebene in der Regel ausreichen. Helfen kann auch, wenn du länger in einem Land bist, die Anmeldung/Akkreditierung beim jeweiligen Informationsministerium oder Presseamt der Regierung bzw. in einem anerkannten ausländischen Presseclub, die du dann bei Reisen durch das Land gut gegenüber Polizei und Behörden vorweisen kannst. Natürlich ist ein offizielles Journalismusvisum, mit dem du einreist, ebenfalls ein guter Nachweis für deine Berufstätigkeit.

Fremde Rechtssysteme und Kulturen beachten

Beachtet werden sollte generell die gesamte Rechtskultur eines Landes: Wer beispielsweise in Thailand einen Geldschein mit dem Bild des Königs zerknüllt, muss mit mehreren Monaten Gefängnis rechnen. Und das ist nur ein harmloses Beispiel. Wichtig ist insbesondere: Gerade im Journalismus Tätige stehen stets unter Spionageverdacht. Fotoarbeiten in Sichtweite von militärischen Anlagen und Recherchen im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sollten daher erst nach gründlicher Prüfung der Rechtslage und am besten nach Information der zuständigen Behörden begonnen werden. Aus gutem Grund wartete ein DJV-Mitglied (in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg) monatelang auf Drehgenehmigungen für Drehs in russischen Kasernen, die er dann tatsächlich auch bekam - alles andere wäre hochriskant gewesen.

Schon bei der Einreise kann umfangreiche Ausrüstung für Misstrauen sorgen. So berichtete ein englischer Bildjournalist, dass sein Beleuchtungsmaterial beinahe von der Flughafensicherheit gesprengt worden wäre, weil die Sicherheitskräfte die Funktion des Gerätes nicht erkannten - eine Beschriftung von Material kann daher sinnvoll sein genauso wie eine beigelegte Gebrauchsanweisung. Auch in der Berichterstattung, insbesondere bei der Verwendung von Material, ist äußerste Sorgfalt geboten.

Der Einsatz von Ortskräften als Fahrer, Dolmetscher und Berater ist in vielen Ländern unumgänglich. Sie können Situationen besser einschätzen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte entschärfen. Zwar sind in manchen Ländern nur solche Mitarbeitenden zu bekommen, die auch mit der Regierung oder deren Geheimdiensten zusammenarbeiten. Exkursionen ohne solche Begleitung können aber im wahrsten Sinne des Wortes tödlich enden.

Warnhinweise sind in Krisen- und Kriegsgebieten unbedingt ernst zu nehmen. Wird militärischer Begleitschutz angeboten, sollte hier nicht darauf verzichtet werden. Helme und Schutzwesten sollten auch jenseits von Frontlinien genutzt werden, auch wenn es nicht angenehm erscheint. Bei Übernachtungen sollten in solchen Regionen ortsübliche, offizielle Unterkünfte genutzt werden.

In manchen Ländern ist bei Besuchen in der Provinz nach wie vor zuerst eine Meldung bei der örtlichen Polizeidienststelle angesagt, wo unter Umständen erst einmal in aller Seelenruhe ein Tee serviert wird und Misstrauen abzubauen ist. Wer schon viel herumgereist ist, dem kann in solchen Situationen auch ein Foto helfen, das ihn mit Persönlichkeiten zeigt, die in der jeweiligen Region hoch geschätzt sind. Der Journalist Peter Scholl-Latour beispielsweise berichtete, dass er auch nach Jahrzehnten auf Auslandsreisen in kritischen Situationen Vertrauen durch Fotos erwecken konnte, die ihn mit dem Ayatollah Khomeni in Paris zeigten. Wer in bestimmten Ländern zunächst einmal als Gast eines lokalen Machthabers bzw. Verantwortlichen willkommen war, wird bei weiteren Reisen und Recherchen erheblich weniger Probleme haben als diejenigen, die einen großen Kreis um alles Offizielle machen.

In Krisengebieten: Mit Selbstschutz und Trainings vorbeugen

Reporter in Krisengebieten haben es spätestens im bosnischen Bürgerkrieg gemerkt: Ohne Stahlhelm und Schutzweste sind die Überlebenschancen häufig gering. Wer in Kriegs- und Krisengebiete reist, sollte daher schon in Deutschland Expertenrat einholen und sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Geklärt werden muss vorher freilich, ob Airline und Zoll des Gastlands bei solch martialischem Reisegepäck mitspielen. Zum Selbstschutz gehören selbstverständlich auch entsprechende Versicherungen – siehe oben.

Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat für Journalisten in Krisengebieten einen umfangreichen „Survival Guide“ (in englischer Sprache, Titel: Live News) verfasst. Er kann bei der IFJ bestellt werden oder kostenlos unter www.ifj.org herunter geladen werden.

Von Seiten verschiedener Institutionen werden auch Sicherheitstrainings angeboten, so beispielsweise vom Rory Peck Trust (London). Die deutschen Rundfunkanstalten bieten für ihre Mitarbeiter interne Ausbildungen an. Wer zu solchen Trainings aufbricht, sollte sich vorher über die Inhalte erkundigen. Viele Seminare sind auf extrem gefährliche Situationen zugeschnitten, bei manchen werden Entführungs- und Erpressungssituationen sowie überraschende Überfälle so realistisch inszeniert, dass empfindsame Naturen unter Umständen mehr durch das Training als durch den anschließenden Auslandsaufenthalt traumatisiert werden können. Da kann es am Ende sinnvoller sein, von vornherein sowohl auf Auftrag als auch auf Training zu verzichten und diese robusteren Naturen zu überlassen.

Auch an Freie und Aushilfen im Ausland denken

In vielen Ländern sind die Berichterstattenden auf die Unterstützung durch einheimische Freie, Kameraleute und Aushilfen angewiesen. Diese Hilfskräfte begeben sich in Kriegs- und Krisengebieten manchmal in größere Gefahr als die offiziell journalistisch Tätigen, haben aber häufig keine versicherungsmäßige Absicherung. Wer sich einen Mitarbeitendenstab aufbaut, sollte sich die prekäre Situation klarmachen und versuchen, sich bei seiner auftraggebenden Stelle für die Übernahme von Kosten für Schutzausrüstung und Versicherung einzusetzen.

Kontakt zu ausländischen Journalistengewerkschaften suchen

Wer im Ausland arbeiten will, sollte sich mit der jeweiligen nationalen Journalistengewerkschaft in Verbindung setzen. Denn manche haben nicht nur sehr aktive Freiengruppen, sondern informieren auch über aktuelle berufsbezogene Probleme und Hilfestellungen. Nur als Beispiel seien genannt die Freienseiten des Niederländischen Journalisten-Verbandes ( https://www.nvj.nl/freelancers , https://www.nvj.nl/nvf-fotografen-en-beeldmakers-nvj ) und der britischen Journalistengewerkschaft (www.nuj.org.uk, Bereich „Freelance members“). Durch den berufsbezogenen kollegialen Kontakt wächst man auch schneller in die politische und soziale Kultur des Gastlands hinein. In vielen Hauptstädten und Metropolen gibt es zudem Vereine der ausländischen Presse, die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und auch erleichterte Kontakte mit offiziellen Stellen bieten. Informationen zu nationalen Gewerkschaften finden sich auf der Website der Internationalen Journalisten-Föderation unter www.ifj.org.

Bei der Botschaft registrieren

In einigen Ländern kann es ratsam sein, sich nach der Einreise bei der deutschen Botschaft registrieren zu lassen und dort Reisen in problematische Landesteile vorher anzuzeigen. Damit ist es der Botschaft möglich, im Falle von Krisen und Katastrophen gezielt zu suchen bzw. zu warnen. Gleichzeitig ist es im Falle von Problemen mit Behörden dann auch regelmäßig einfacher, die Botschaft auf sich aufmerksam zu machen. Bei Reisen in entlegene Gebiete kann es Sinn machen, der Botschaft vorher Route, Zeitplanung und geplante Gesprächspartner mitzuteilen. Auch die Hinterlegung von Kopien wichtiger Ausweise bei der Botschaft kann helfen.

Die deutschsprachige Gemeinde als Ausgangspunkt für ein Netzwerk nutzen

Nicht um im eigenen Saft zu schmoren, sondern um am schwierigen Anfang alles an Kontakten zu nutzen, sollte zu Beginn einer Präsenz im Ausland auch die deutschsprachige Gemeinde genutzt werden. Botschaft, Industrie- und Handelskammer, kirchliche Veranstaltungen, Seminare: alles gute Möglichkeiten, um wirklich „anzukommen“. Selbstverständlich sollten diese in erster Linie als Start- und Rückzugspositionen genutzt werden, nicht als zentraler Bezugspunkt. Dabei gilt es harte Nerven zu behalten: Auch im Ausland ist der (freie) Journalismus mitunter ein Haifischbecken, und der Neuankömmling wird vielleicht eher als (Themen-)Konkurrenz angesehen. Auch deswegen kann es sinnvoll sein, sich gleich ganz klar mit einer klaren thematischen Nische zu positionieren.

Wissen von anderen beherzigen

Warum viel lesen, wenn man ein Telefon hat? Dieser journalistische Arbeitsgrundsatz dürfte auch bei Auslandseinsätzen helfen: In den verschiedenen sozialen Netzwerken, z.B. LinkedIn, sind schnell andere Freie zu finden, die im Gastland arbeiten. Auch wenn sich nicht jeder Kontakt über die neue Konkurrenz freut, gibt es vielleicht doch den einen oder anderen nützlichen Tipp.

Bei Journalisten-Netzwerken vor Ort mitmachen

Netzwerke I: weltreporter.net

Zusammen geht es besser, dachte sich eine Reihe von Freien, die im Ausland arbeiten. Sie gründeten das Netzwerk weltreporter.net, in dem sich derzeit über 45 Freie präsentieren. Es handelt sich dabei weder um eine Partnerschaft oder eine andere Gesellschaftsform, sondern um ein loses Miteinander zur besseren Vermarktung und Information.

Journalisten-Netzwerke II: n-ost.org

Das Redaktionsbüro https://n-ost.org/ in Berlin koordiniert etwa 250 Freie, die aus Osteuropa berichten. Etwa zwei bis drei Beiträge werden vom Büro am Tag entgegengenommen, redigiert und weiter an deutsche Zeitungen verschickt.


Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2024-06-30 22:45:56
Inhalt der Änderung

Hier findest Du einige Tipps zu nützlichen Tools, Herangehensweisen und Netzwerken für die Arbeit im Ausland.

Presseausweis und Bestätigungen von Redaktionen mitnehmen

Wenn du im Ausland journalistisch tätig bist, solltest du immer Nachweise dabei haben, mit denen du deine Berufstätigkeit nachweisen kannst. Der beste Nachweis ist der vom Deutschen Presserat herausgegebene Presseausweis, den du über deinen DJV-Landesverband beantragen kannst. Sinnvoll sind auch Bestätigungen von Redaktionen (am besten natürlich in englischer Sprache), mit denen deine Beauftragung oder regelmäßige Zusammenarbeit bestätigt wird. Ebenso können Kopien eigener Beiträge helfen. Eine eigene Internetseite oder gut gemachte LinkedIn-Präsenz sowie Profile auf Seiten wie journoportfolio.com oder muckrack.com sollten auch vorhanden sein. Der Internationale Presseausweis, der von der Internationalen Journalisten-Föderation (IJF) für ihre Mitgliedsorganisationen und deren Mitglieder herausgegeben wird, wird vom DJV-Landesverband nicht mehr ausgestellt, da der DJV den IJF zum Ende 2023 verlassen hat. Allerdings dürfte der deutsche Presseausweis auf internationaler Ebene in der Regel ausreichen. Helfen kann auch, wenn du länger in einem Land bist, die Anmeldung/Akkreditierung beim jeweiligen Informationsministerium oder Presseamt der Regierung bzw. in einem anerkannten ausländischen Presseclub, die du dann bei Reisen durch das Land gut gegenüber Polizei und Behörden vorweisen kannst. Natürlich ist ein offizielles Journalismusvisum, mit dem du einreist, ebenfalls ein guter Nachweis für deine Berufstätigkeit.

Fremde Rechtssysteme und Kulturen beachten

Beachtet werden sollte generell die gesamte Rechtskultur eines Landes: Wer beispielsweise in Thailand einen Geldschein mit dem Bild des Königs zerknüllt, muss mit mehreren Monaten Gefängnis rechnen. Und das ist nur ein harmloses Beispiel. Wichtig ist insbesondere: Gerade im Journalismus Tätige stehen stets unter Spionageverdacht. Fotoarbeiten in Sichtweite von militärischen Anlagen und Recherchen im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sollten daher erst nach gründlicher Prüfung der Rechtslage und am besten nach Information der zuständigen Behörden begonnen werden. Aus gutem Grund wartete ein DJV-Mitglied (in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg) monatelang auf Drehgenehmigungen für Drehs in russischen Kasernen, die er dann tatsächlich auch bekam - alles andere wäre hochriskant gewesen.

Schon bei der Einreise kann umfangreiche Ausrüstung für Misstrauen sorgen. So berichtete ein englischer Bildjournalist, dass sein Beleuchtungsmaterial beinahe von der Flughafensicherheit gesprengt worden wäre, weil die Sicherheitskräfte die Funktion des Gerätes nicht erkannten - eine Beschriftung von Material kann daher sinnvoll sein genauso wie eine beigelegte Gebrauchsanweisung. Auch in der Berichterstattung, insbesondere bei der Verwendung von Material, ist äußerste Sorgfalt geboten.

Der Einsatz von Ortskräften als Fahrer, Dolmetscher und Berater ist in vielen Ländern unumgänglich. Sie können Situationen besser einschätzen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte entschärfen. Zwar sind in manchen Ländern nur solche Mitarbeitenden zu bekommen, die auch mit der Regierung oder deren Geheimdiensten zusammenarbeiten. Exkursionen ohne solche Begleitung können aber im wahrsten Sinne des Wortes tödlich enden.

Warnhinweise sind in Krisen- und Kriegsgebieten unbedingt ernst zu nehmen. Wird militärischer Begleitschutz angeboten, sollte hier nicht darauf verzichtet werden. Helme und Schutzwesten sollten auch jenseits von Frontlinien genutzt werden, auch wenn es nicht angenehm erscheint. Bei Übernachtungen sollten in solchen Regionen ortsübliche, offizielle Unterkünfte genutzt werden.

In manchen Ländern ist bei Besuchen in der Provinz nach wie vor zuerst eine Meldung bei der örtlichen Polizeidienststelle angesagt, wo unter Umständen erst einmal in aller Seelenruhe ein Tee serviert wird und Misstrauen abzubauen ist. Wer schon viel herumgereist ist, dem kann in solchen Situationen auch ein Foto helfen, das ihn mit Persönlichkeiten zeigt, die in der jeweiligen Region hoch geschätzt sind. Der Journalist Peter Scholl-Latour beispielsweise berichtete, dass er auch nach Jahrzehnten auf Auslandsreisen in kritischen Situationen Vertrauen durch Fotos erwecken konnte, die ihn mit dem Ayatollah Khomeni in Paris zeigten. Wer in bestimmten Ländern zunächst einmal als Gast eines lokalen Machthabers bzw. Verantwortlichen willkommen war, wird bei weiteren Reisen und Recherchen erheblich weniger Probleme haben als diejenigen, die einen großen Kreis um alles Offizielle machen.

In Krisengebieten: Mit Selbstschutz und Trainings vorbeugen

Reporter in Krisengebieten haben es spätestens im bosnischen Bürgerkrieg gemerkt: Ohne Stahlhelm und Schutzweste sind die Überlebenschancen häufig gering. Wer in Kriegs- und Krisengebiete reist, sollte daher schon in Deutschland Expertenrat einholen und sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Geklärt werden muss vorher freilich, ob Airline und Zoll des Gastlands bei solch martialischem Reisegepäck mitspielen. Zum Selbstschutz gehören selbstverständlich auch entsprechende Versicherungen – siehe oben.

Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat für Journalisten in Krisengebieten einen umfangreichen „Survival Guide“ (in englischer Sprache, Titel: Live News) verfasst. Er kann bei der IFJ bestellt werden oder kostenlos unter www.ifj.org herunter geladen werden.

Von Seiten verschiedener Institutionen werden auch Sicherheitstrainings angeboten, so beispielsweise vom Rory Peck Trust (London). Die deutschen Rundfunkanstalten bieten für ihre Mitarbeiter interne Ausbildungen an. Wer zu solchen Trainings aufbricht, sollte sich vorher über die Inhalte erkundigen. Viele Seminare sind auf extrem gefährliche Situationen zugeschnitten, bei manchen werden Entführungs- und Erpressungssituationen sowie überraschende Überfälle so realistisch inszeniert, dass empfindsame Naturen unter Umständen mehr durch das Training als durch den anschließenden Auslandsaufenthalt traumatisiert werden können. Da kann es am Ende sinnvoller sein, von vornherein sowohl auf Auftrag als auch auf Training zu verzichten und diese robusteren Naturen zu überlassen.

Auch an Freie und Aushilfen im Ausland denken

In vielen Ländern sind die Berichterstattenden auf die Unterstützung durch einheimische Freie, Kameraleute und Aushilfen angewiesen. Diese Hilfskräfte begeben sich in Kriegs- und Krisengebieten manchmal in größere Gefahr als die offiziell journalistisch Tätigen, haben aber häufig keine versicherungsmäßige Absicherung. Wer sich einen Mitarbeitendenstab aufbaut, sollte sich die prekäre Situation klarmachen und versuchen, sich bei seiner auftraggebenden Stelle für die Übernahme von Kosten für Schutzausrüstung und Versicherung einzusetzen.

Kontakt zu ausländischen Journalistengewerkschaften suchen

Wer im Ausland arbeiten will, sollte sich mit der jeweiligen nationalen Journalistengewerkschaft in Verbindung setzen. Denn manche haben nicht nur sehr aktive Freiengruppen, sondern informieren auch über aktuelle berufsbezogene Probleme und Hilfestellungen. Nur als Beispiel seien genannt die Freienseiten des Niederländischen Journalisten-Verbandes ( https://www.nvj.nl/freelancers , https://www.nvj.nl/nvf-fotografen-en-beeldmakers-nvj ) und der britischen Journalistengewerkschaft (www.nuj.org.uk, Bereich „Freelance members“). Durch den berufsbezogenen kollegialen Kontakt wächst man auch schneller in die politische und soziale Kultur des Gastlands hinein. In vielen Hauptstädten und Metropolen gibt es zudem Vereine der ausländischen Presse, die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und auch erleichterte Kontakte mit offiziellen Stellen bieten. Informationen zu nationalen Gewerkschaften finden sich auf der Website der Internationalen Journalisten-Föderation unter www.ifj.org.

Bei der Botschaft registrieren

In einigen Ländern kann es ratsam sein, sich nach der Einreise bei der deutschen Botschaft registrieren zu lassen und dort Reisen in problematische Landesteile vorher anzuzeigen. Damit ist es der Botschaft möglich, im Falle von Krisen und Katastrophen gezielt zu suchen bzw. zu warnen. Gleichzeitig ist es im Falle von Problemen mit Behörden dann auch regelmäßig einfacher, die Botschaft auf sich aufmerksam zu machen. Bei Reisen in entlegene Gebiete kann es Sinn machen, der Botschaft vorher Route, Zeitplanung und geplante Gesprächspartner mitzuteilen. Auch die Hinterlegung von Kopien wichtiger Ausweise bei der Botschaft kann helfen.

Die deutschsprachige Gemeinde als Ausgangspunkt für ein Netzwerk nutzen

Nicht um im eigenen Saft zu schmoren, sondern um am schwierigen Anfang alles an Kontakten zu nutzen, sollte zu Beginn einer Präsenz im Ausland auch die deutschsprachige Gemeinde genutzt werden. Botschaft, Industrie- und Handelskammer, kirchliche Veranstaltungen, Seminare: alles gute Möglichkeiten, um wirklich „anzukommen“. Selbstverständlich sollten diese in erster Linie als Start- und Rückzugspositionen genutzt werden, nicht als zentraler Bezugspunkt. Dabei gilt es harte Nerven zu behalten: Auch im Ausland ist der (freie) Journalismus mitunter ein Haifischbecken, und der Neuankömmling wird vielleicht eher als (Themen-)Konkurrenz angesehen. Auch deswegen kann es sinnvoll sein, sich gleich ganz klar mit einer klaren thematischen Nische zu positionieren.

Wissen von anderen beherzigen

Warum viel lesen, wenn man ein Telefon hat? Dieser journalistische Arbeitsgrundsatz dürfte auch bei Auslandseinsätzen helfen: In den verschiedenen sozialen Netzwerken, z.B. LinkedIn, sind schnell andere Freie zu finden, die im Gastland arbeiten. Auch wenn sich nicht jeder Kontakt über die neue Konkurrenz freut, gibt es vielleicht doch den einen oder anderen nützlichen Tipp.

Bei Journalisten-Netzwerken vor Ort mitmachen

Netzwerke I: weltreporter.net

Zusammen geht es besser, dachte sich eine Reihe von Freien, die im Ausland arbeiten. Sie gründeten das Netzwerk weltreporter.net, in dem sich derzeit über 45 Freie präsentieren. Es handelt sich dabei weder um eine Partnerschaft oder eine andere Gesellschaftsform, sondern um ein loses Miteinander zur besseren Vermarktung und Information.

Journalisten-Netzwerke II: n-ost.de

Das Redaktionsbüro n-ost in Berlin koordiniert etwa 250 Freie, die aus Osteuropa berichten. Etwa zwei bis drei Beiträge werden vom Büro am Tag entgegengenommen, redigiert und weiter an deutsche Zeitungen verschickt.


Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2024-06-30 22:38:01
Inhalt der Änderung

Hier findest Du einige Tipps zu nützlichen Tools, Herangehensweisen und Netzwerken für die Arbeit im Ausland.

Presseausweis und Bestätigungen von Redaktionen mitnehmen

Wenn du im Ausland journalistisch tätig bist, solltest du immer Nachweise dabei haben, mit denen du deine Berufstätigkeit nachweisen kannst. Der beste Nachweis ist der vom Deutschen Presserat herausgegebene Presseausweis, den du über deinen DJV-Landesverband beantragen kannst. Sinnvoll sind auch Bestätigungen von Redaktionen (am besten natürlich in englischer Sprache), mit denen deine Beauftragung oder regelmäßige Zusammenarbeit bestätigt wird. Ebenso können Kopien eigener Beiträge helfen. Eine eigene Internetseite oder gut gemachte LinkedIn-Präsenz sowie Profile auf Seiten wie journoportfolio.com oder muckrack.com sollten auch vorhanden sein. Der Internationale Presseausweis, der von der Internationalen Journalisten-Föderation (IJF) für ihre Mitgliedsorganisationen und deren Mitglieder herausgegeben wird, wird vom DJV-Landesverband nicht mehr ausgestellt, da der DJV den IJF zum Ende 2023 verlassen hat. Allerdings dürfte der deutsche Presseausweis auf internationaler Ebene in der Regel ausreichen. Helfen kann auch, wenn du länger in einem Land bist, die Anmeldung/Akkreditierung beim jeweiligen Informationsministerium oder Presseamt der Regierung bzw. in einem anerkannten ausländischen Presseclub, die du dann bei Reisen durch das Land gut gegenüber Polizei und Behörden vorweisen kannst. Natürlich ist ein offizielles Journalismusvisum, mit dem du einreist, ebenfalls ein guter Nachweis für deine Berufstätigkeit.

Fremde Rechtssysteme und Kulturen beachten

Beachtet werden sollte generell die gesamte Rechtskultur eines Landes: Wer beispielsweise in Thailand einen Geldschein mit dem Bild des Königs zerknüllt, muss mit mehreren Monaten Gefängnis rechnen. Und das ist nur ein harmloses Beispiel. Wichtig ist insbesondere: Gerade im Journalismus Tätige stehen stets unter Spionageverdacht. Fotoarbeiten in Sichtweite von militärischen Anlagen und Recherchen im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sollten daher erst nach gründlicher Prüfung der Rechtslage und am besten nach Information der zuständigen Behörden begonnen werden. Aus gutem Grund wartete ein DJV-Mitglied (in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg) monatelang auf Drehgenehmigungen für Drehs in russischen Kasernen, die er dann tatsächlich auch bekam - alles andere wäre hochriskant gewesen.

Schon bei der Einreise kann umfangreiche Ausrüstung für Misstrauen sorgen. So berichtete ein englischer Bildjournalist, dass sein Beleuchtungsmaterial beinahe von der Flughafensicherheit gesprengt worden wäre, weil die Sicherheitskräfte die Funktion des Gerätes nicht erkannten - eine Beschriftung von Material kann daher sinnvoll sein genauso wie eine beigelegte Gebrauchsanweisung. Auch in der Berichterstattung, insbesondere bei der Verwendung von Material, ist äußerste Sorgfalt geboten.

Der Einsatz von Ortskräften als Fahrer, Dolmetscher und Berater ist in vielen Ländern unumgänglich. Sie können Situationen besser einschätzen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte entschärfen. Zwar sind in manchen Ländern nur solche Mitarbeitenden zu bekommen, die auch mit der Regierung oder deren Geheimdiensten zusammenarbeiten. Exkursionen ohne solche Begleitung können aber im wahrsten Sinne des Wortes tödlich enden.

Warnhinweise sind in Krisen- und Kriegsgebieten unbedingt ernst zu nehmen. Wird militärischer Begleitschutz angeboten, sollte hier nicht darauf verzichtet werden. Helme und Schutzwesten sollten auch jenseits von Frontlinien genutzt werden, auch wenn es nicht angenehm erscheint. Bei Übernachtungen sollten in solchen Regionen ortsübliche, offizielle Unterkünfte genutzt werden.

In manchen Ländern ist bei Besuchen in der Provinz nach wie vor zuerst eine Meldung bei der örtlichen Polizeidienststelle angesagt, wo unter Umständen erst einmal in aller Seelenruhe ein Tee serviert wird und Misstrauen abzubauen ist. Wer schon viel herumgereist ist, dem kann in solchen Situationen auch ein Foto helfen, das ihn mit Persönlichkeiten zeigt, die in der jeweiligen Region hoch geschätzt sind. Der Journalist Peter Scholl-Latour beispielsweise berichtete, dass er auch nach Jahrzehnten auf Auslandsreisen in kritischen Situationen Vertrauen durch Fotos erwecken konnte, die ihn mit dem Ayatollah Khomeni in Paris zeigten. Wer in bestimmten Ländern zunächst einmal als Gast eines lokalen Machthabers bzw. Verantwortlichen willkommen war, wird bei weiteren Reisen und Recherchen erheblich weniger Probleme haben als diejenigen, die einen großen Kreis um alles Offizielle machen.

In Krisengebieten: Mit Selbstschutz und Trainings vorbeugen

Reporter in Krisengebieten haben es spätestens im bosnischen Bürgerkrieg gemerkt: Ohne Stahlhelm und Schutzweste sind die Überlebenschancen häufig gering. Wer in Kriegs- und Krisengebiete reist, sollte daher schon in Deutschland Expertenrat einholen und sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Geklärt werden muss vorher freilich, ob Airline und Zoll des Gastlands bei solch martialischem Reisegepäck mitspielen. Zum Selbstschutz gehören selbstverständlich auch entsprechende Versicherungen – siehe oben.

Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat für Journalisten in Krisengebieten einen umfangreichen „Survival Guide“ (in englischer Sprache, Titel: Live News) verfasst. Er kann bei der IFJ bestellt werden oder kostenlos unter www.ifj.org herunter geladen werden.

Von Seiten verschiedener Institutionen werden auch Sicherheitstrainings angeboten, so beispielsweise vom Rory Peck Trust (London). Die deutschen Rundfunkanstalten bieten für ihre Mitarbeiter interne Ausbildungen an. Wer zu solchen Trainings aufbricht, sollte sich vorher über die Inhalte erkundigen. Viele Seminare sind auf extrem gefährliche Situationen zugeschnitten, bei manchen werden Entführungs- und Erpressungssituationen sowie überraschende Überfälle so realistisch inszeniert, dass empfindsame Naturen unter Umständen mehr durch das Training als durch den anschließenden Auslandsaufenthalt traumatisiert werden können. Da kann es am Ende sinnvoller sein, von vornherein sowohl auf Auftrag als auch auf Training zu verzichten und diese robusteren Naturen zu überlassen.

Auch an Freie und Aushilfen im Ausland denken

In vielen Ländern sind die Berichterstattenden auf die Unterstützung durch einheimische Freie, Kameraleute und Aushilfen angewiesen. Diese Hilfskräfte begeben sich in Kriegs- und Krisengebieten manchmal in größere Gefahr als die offiziell journalistisch Tätigen, haben aber häufig keine versicherungsmäßige Absicherung. Wer sich einen Mitarbeitendenstab aufbaut, sollte sich die prekäre Situation klarmachen und versuchen, sich bei seiner auftraggebenden Stelle für die Übernahme von Kosten für Schutzausrüstung und Versicherung einzusetzen.

Kontakt zu ausländischen Journalistengewerkschaften suchen

Wer im Ausland arbeiten will, sollte sich mit der jeweiligen nationalen Journalistengewerkschaft in Verbindung setzen. Denn manche haben nicht nur sehr aktive Freiengruppen, sondern informieren auch über aktuelle berufsbezogene Probleme und Hilfestellungen. Nur als Beispiel seien genannt die Freienseiten des Niederländischen Journalisten-Verbandes ( https://www.nvj.nl/freelancers , https://www.nvj.nl/nvf-fotografen-en-beeldmakers-nvj ) und der britischen Journalistengewerkschaft (www.nuj.org.uk, Bereich „Freelance members“). Durch den berufsbezogenen kollegialen Kontakt wächst man auch schneller in die politische und soziale Kultur des Gastlands hinein. In vielen Hauptstädten und Metropolen gibt es zudem Vereine der ausländischen Presse, die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und auch erleichterte Kontakte mit offiziellen Stellen bieten. Informationen zu nationalen Gewerkschaften finden sich auf der Website der Internationalen Journalisten-Föderation unter www.ifj.org. In Brüssel gibt es sogar eine eigene Anlaufstelle für Reporter, die in und um die EU-Institutionen arbeiten: www.brusselsreporter.org

Bei der Botschaft registrieren

In einigen Ländern kann es ratsam sein, sich nach der Einreise bei der deutschen Botschaft registrieren zu lassen und dort Reisen in problematische Landesteile vorher anzuzeigen. Damit ist es der Botschaft möglich, im Falle von Krisen und Katastrophen gezielt zu suchen bzw. zu warnen. Gleichzeitig ist es im Falle von Problemen mit Behörden dann auch regelmäßig einfacher, die Botschaft auf sich aufmerksam zu machen. Bei Reisen in entlegene Gebiete kann es Sinn machen, der Botschaft vorher Route, Zeitplanung und geplante Gesprächspartner mitzuteilen. Auch die Hinterlegung von Kopien wichtiger Ausweise bei der Botschaft kann helfen.

Die deutschsprachige Gemeinde als Ausgangspunkt für ein Netzwerk nutzen

Nicht um im eigenen Saft zu schmoren, sondern um am schwierigen Anfang alles an Kontakten zu nutzen, sollte zu Beginn einer Präsenz im Ausland auch die deutschsprachige Gemeinde genutzt werden. Botschaft, Industrie- und Handelskammer, kirchliche Veranstaltungen, Seminare: alles gute Möglichkeiten, um wirklich „anzukommen“. Selbstverständlich sollten diese in erster Linie als Start- und Rückzugspositionen genutzt werden, nicht als zentraler Bezugspunkt. Dabei gilt es harte Nerven zu behalten: Auch im Ausland ist der (freie) Journalismus mitunter ein Haifischbecken, und der Neuankömmling wird vielleicht eher als (Themen-)Konkurrenz angesehen. Auch deswegen kann es sinnvoll sein, sich gleich ganz klar mit einer klaren thematischen Nische zu positionieren.

Wissen von anderen beherzigen

Warum viel lesen, wenn man ein Telefon hat? Dieser journalistische Arbeitsgrundsatz dürfte auch bei Auslandseinsätzen helfen: In den verschiedenen sozialen Netzwerken, z.B. LinkedIn, sind schnell andere Freie zu finden, die im Gastland arbeiten. Auch wenn sich nicht jeder Kontakt über die neue Konkurrenz freut, gibt es vielleicht doch den einen oder anderen nützlichen Tipp.

Bei Journalisten-Netzwerken vor Ort mitmachen

Netzwerke I: weltreporter.net

Zusammen geht es besser, dachte sich eine Reihe von Freien, die im Ausland arbeiten. Sie gründeten das Netzwerk weltreporter.net, in dem sich derzeit über 45 Freie präsentieren. Es handelt sich dabei weder um eine Partnerschaft oder eine andere Gesellschaftsform, sondern um ein loses Miteinander zur besseren Vermarktung und Information.

Journalisten-Netzwerke II: n-ost.de

Das Redaktionsbüro n-ost in Berlin koordiniert etwa 250 Freie, die aus Osteuropa berichten. Etwa zwei bis drei Beiträge werden vom Büro am Tag entgegengenommen, redigiert und weiter an deutsche Zeitungen verschickt.


Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2024-06-30 22:37:14
Inhalt der Änderung

Hier findest Du einige Tipps zu nützlichen Tools, Herangehensweisen und Netzwerken für die Arbeit im Ausland.

Presseausweis und Bestätigungen von Redaktionen mitnehmen

Wenn du im Ausland journalistisch tätig bist, solltest du immer Nachweise dabei haben, mit denen du deine Berufstätigkeit nachweisen kannst. Der beste Nachweis ist der vom Deutschen Presserat herausgegebene Presseausweis, den du über deinen DJV-Landesverband beantragen kannst. Sinnvoll sind auch Bestätigungen von Redaktionen (am besten natürlich in englischer Sprache), mit denen deine Beauftragung oder regelmäßige Zusammenarbeit bestätigt wird. Ebenso können Kopien eigener Beiträge helfen. Eine eigene Internetseite oder gut gemachte LinkedIn-Präsenz sowie Profile auf Seiten wie journoportfolio.com oder muckrack.com sollten auch vorhanden sein. Der Internationale Presseausweis, der von der Internationalen Journalisten-Föderation (IJF) für ihre Mitgliedsorganisationen und deren Mitglieder herausgegeben wird, wird vom DJV-Landesverband nicht mehr ausgestellt, da der DJV den IJF zum Ende 2023 verlassen hat. Allerdings dürfte der deutsche Presseausweis auf internationaler Ebene in der Regel ausreichen. Helfen kann auch, wenn du länger in einem Land bist, die Anmeldung/Akkreditierung beim jeweiligen Informationsministerium oder Presseamt der Regierung bzw. in einem anerkannten ausländischen Presseclub, die du dann bei Reisen durch das Land gut gegenüber Polizei und Behörden vorweisen kannst. Natürlich ist ein offizielles Journalismusvisum, mit dem du einreist, ebenfalls ein guter Nachweis für deine Berufstätigkeit.

Fremde Rechtssysteme und Kulturen beachten

Beachtet werden sollte generell die gesamte Rechtskultur eines Landes: Wer beispielsweise in Thailand einen Geldschein mit dem Bild des Königs zerknüllt, muss mit mehreren Monaten Gefängnis rechnen. Und das ist nur ein harmloses Beispiel. Wichtig ist insbesondere: Gerade im Journalismus Tätige stehen stets unter Spionageverdacht. Fotoarbeiten in Sichtweite von militärischen Anlagen und Recherchen im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sollten daher erst nach gründlicher Prüfung der Rechtslage und am besten nach Information der zuständigen Behörden begonnen werden. Aus gutem Grund wartete ein DJV-Mitglied (in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg) monatelang auf Drehgenehmigungen für Drehs in russischen Kasernen, die er dann tatsächlich auch bekam - alles andere wäre hochriskant gewesen.

Schon bei der Einreise kann umfangreiche Ausrüstung für Misstrauen sorgen. So berichtete ein englischer Bildjournalist, dass sein Beleuchtungsmaterial beinahe von der Flughafensicherheit gesprengt worden wäre, weil die Sicherheitskräfte die Funktion des Gerätes nicht erkannten - eine Beschriftung von Material kann daher sinnvoll sein genauso wie eine beigelegte Gebrauchsanweisung. Auch in der Berichterstattung, insbesondere bei der Verwendung von Material, ist äußerste Sorgfalt geboten.

Der Einsatz von Ortskräften als Fahrer, Dolmetscher und Berater ist in vielen Ländern unumgänglich. Sie können Situationen besser einschätzen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte entschärfen. Zwar sind in manchen Ländern nur solche Mitarbeitenden zu bekommen, die auch mit der Regierung oder deren Geheimdiensten zusammenarbeiten. Exkursionen ohne solche Begleitung können aber im wahrsten Sinne des Wortes tödlich enden.

Warnhinweise sind in Krisen- und Kriegsgebieten unbedingt ernst zu nehmen. Wird militärischer Begleitschutz angeboten, sollte hier nicht darauf verzichtet werden. Helme und Schutzwesten sollten auch jenseits von Frontlinien genutzt werden, auch wenn es nicht angenehm erscheint. Bei Übernachtungen sollten in solchen Regionen ortsübliche, offizielle Unterkünfte genutzt werden.

In manchen Ländern ist bei Besuchen in der Provinz nach wie vor zuerst eine Meldung bei der örtlichen Polizeidienststelle angesagt, wo unter Umständen erst einmal in aller Seelenruhe ein Tee serviert wird und Misstrauen abzubauen ist. Wer schon viel herumgereist ist, dem kann in solchen Situationen auch ein Foto helfen, das ihn mit Persönlichkeiten zeigt, die in der jeweiligen Region hoch geschätzt sind. Der Journalist Peter Scholl-Latour beispielsweise berichtete, dass er auch nach Jahrzehnten auf Auslandsreisen in kritischen Situationen Vertrauen durch Fotos erwecken konnte, die ihn mit dem Ayatollah Khomeni in Paris zeigten. Wer in bestimmten Ländern zunächst einmal als Gast eines lokalen Machthabers bzw. Verantwortlichen willkommen war, wird bei weiteren Reisen und Recherchen erheblich weniger Probleme haben als diejenigen, die einen großen Kreis um alles Offizielle machen.

In Krisengebieten: Mit Selbstschutz und Trainings vorbeugen

Reporter in Krisengebieten haben es spätestens im bosnischen Bürgerkrieg gemerkt: Ohne Stahlhelm und Schutzweste sind die Überlebenschancen häufig gering. Wer in Kriegs- und Krisengebiete reist, sollte daher schon in Deutschland Expertenrat einholen und sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Geklärt werden muss vorher freilich, ob Airline und Zoll des Gastlands bei solch martialischem Reisegepäck mitspielen. Zum Selbstschutz gehören selbstverständlich auch entsprechende Versicherungen – siehe oben.

Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat für Journalisten in Krisengebieten einen umfangreichen „Survival Guide“ (in englischer Sprache, Titel: Live News) verfasst. Er kann bei der IFJ bestellt werden oder kostenlos unter www.ifj.org herunter geladen werden.

Von Seiten verschiedener Institutionen werden auch Sicherheitstrainings angeboten, so beispielsweise vom Rory Peck Trust (London). Die deutschen Rundfunkanstalten bieten für ihre Mitarbeiter interne Ausbildungen an. Wer zu solchen Trainings aufbricht, sollte sich vorher über die Inhalte erkundigen. Viele Seminare sind auf extrem gefährliche Situationen zugeschnitten, bei manchen werden Entführungs- und Erpressungssituationen sowie überraschende Überfälle so realistisch inszeniert, dass empfindsame Naturen unter Umständen mehr durch das Training als durch den anschließenden Auslandsaufenthalt traumatisiert werden können. Da kann es am Ende sinnvoller sein, von vornherein sowohl auf Auftrag als auch auf Training zu verzichten und diese robusteren Naturen zu überlassen.

Auch an Freie und Aushilfen im Ausland denken

In vielen Ländern sind die Berichterstattenden auf die Unterstützung durch einheimische Freie, Kameraleute und Aushilfen angewiesen. Diese Hilfskräfte begeben sich in Kriegs- und Krisengebieten manchmal in größere Gefahr als die offiziell journalistisch Tätigen, haben aber häufig keine versicherungsmäßige Absicherung. Wer sich einen Mitarbeitendenstab aufbaut, sollte sich die prekäre Situation klarmachen und versuchen, sich bei seiner auftraggebenden Stelle für die Übernahme von Kosten für Schutzausrüstung und Versicherung einzusetzen.

Kontakt zu ausländischen Journalistengewerkschaften suchen

Wer im Ausland arbeiten will, sollte sich mit der jeweiligen nationalen Journalistengewerkschaft in Verbindung setzen. Denn manche haben nicht nur sehr aktive Freiengruppen, sondern informieren auch über aktuelle berufsbezogene Probleme und Hilfestellungen. Nur als Beispiel seien genannt die Freienseiten des Niederländischen Journalisten-Verbandes ( , https://www.nvj.nl/nvf-fotografen-en-beeldmakers-nvj ) und der britischen Journalistengewerkschaft (www.nuj.org.uk, Bereich „Freelance members“). Durch den berufsbezogenen kollegialen Kontakt wächst man auch schneller in die politische und soziale Kultur des Gastlands hinein. In vielen Hauptstädten und Metropolen gibt es zudem Vereine der ausländischen Presse, die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und auch erleichterte Kontakte mit offiziellen Stellen bieten. Informationen zu nationalen Gewerkschaften finden sich auf der Website der Internationalen Journalisten-Föderation unter www.ifj.org. In Brüssel gibt es sogar eine eigene Anlaufstelle für Reporter, die in und um die EU-Institutionen arbeiten: www.brusselsreporter.org

Bei der Botschaft registrieren

In einigen Ländern kann es ratsam sein, sich nach der Einreise bei der deutschen Botschaft registrieren zu lassen und dort Reisen in problematische Landesteile vorher anzuzeigen. Damit ist es der Botschaft möglich, im Falle von Krisen und Katastrophen gezielt zu suchen bzw. zu warnen. Gleichzeitig ist es im Falle von Problemen mit Behörden dann auch regelmäßig einfacher, die Botschaft auf sich aufmerksam zu machen. Bei Reisen in entlegene Gebiete kann es Sinn machen, der Botschaft vorher Route, Zeitplanung und geplante Gesprächspartner mitzuteilen. Auch die Hinterlegung von Kopien wichtiger Ausweise bei der Botschaft kann helfen.

Die deutschsprachige Gemeinde als Ausgangspunkt für ein Netzwerk nutzen

Nicht um im eigenen Saft zu schmoren, sondern um am schwierigen Anfang alles an Kontakten zu nutzen, sollte zu Beginn einer Präsenz im Ausland auch die deutschsprachige Gemeinde genutzt werden. Botschaft, Industrie- und Handelskammer, kirchliche Veranstaltungen, Seminare: alles gute Möglichkeiten, um wirklich „anzukommen“. Selbstverständlich sollten diese in erster Linie als Start- und Rückzugspositionen genutzt werden, nicht als zentraler Bezugspunkt. Dabei gilt es harte Nerven zu behalten: Auch im Ausland ist der (freie) Journalismus mitunter ein Haifischbecken, und der Neuankömmling wird vielleicht eher als (Themen-)Konkurrenz angesehen. Auch deswegen kann es sinnvoll sein, sich gleich ganz klar mit einer klaren thematischen Nische zu positionieren.

Wissen von anderen beherzigen

Warum viel lesen, wenn man ein Telefon hat? Dieser journalistische Arbeitsgrundsatz dürfte auch bei Auslandseinsätzen helfen: In den verschiedenen sozialen Netzwerken, z.B. LinkedIn, sind schnell andere Freie zu finden, die im Gastland arbeiten. Auch wenn sich nicht jeder Kontakt über die neue Konkurrenz freut, gibt es vielleicht doch den einen oder anderen nützlichen Tipp.

Bei Journalisten-Netzwerken vor Ort mitmachen

Netzwerke I: weltreporter.net

Zusammen geht es besser, dachte sich eine Reihe von Freien, die im Ausland arbeiten. Sie gründeten das Netzwerk weltreporter.net, in dem sich derzeit über 45 Freie präsentieren. Es handelt sich dabei weder um eine Partnerschaft oder eine andere Gesellschaftsform, sondern um ein loses Miteinander zur besseren Vermarktung und Information.

Journalisten-Netzwerke II: n-ost.de

Das Redaktionsbüro n-ost in Berlin koordiniert etwa 250 Freie, die aus Osteuropa berichten. Etwa zwei bis drei Beiträge werden vom Büro am Tag entgegengenommen, redigiert und weiter an deutsche Zeitungen verschickt.


Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2024-06-30 22:31:39
Inhalt der Änderung

Hier findest Du einige Tipps zu nützlichen Tools, Herangehensweisen und Netzwerken für die Arbeit im Ausland.

Presseausweis und Bestätigungen von Redaktionen mitnehmen

Wenn du im Ausland journalistisch tätig bist, solltest du immer Nachweise dabei haben, mit denen du deine Berufstätigkeit nachweisen kannst. Der beste Nachweis ist der vom Deutschen Presserat herausgegebene Presseausweis, den du über deinen DJV-Landesverband beantragen kannst. Sinnvoll sind auch Bestätigungen von Redaktionen (am besten natürlich in englischer Sprache), mit denen deine Beauftragung oder regelmäßige Zusammenarbeit bestätigt wird. Ebenso können Kopien eigener Beiträge helfen. Eine eigene Internetseite oder gut gemachte LinkedIn-Präsenz sowie Profile auf Seiten wie journoportfolio.com oder muckrack.com sollten auch vorhanden sein. Der Internationale Presseausweis, der von der Internationalen Journalisten-Föderation (IJF) für ihre Mitgliedsorganisationen und deren Mitglieder herausgegeben wird, wird vom DJV-Landesverband nicht mehr ausgestellt, da der DJV den IJF zum Ende 2023 verlassen hat. Allerdings dürfte der deutsche Presseausweis auf internationaler Ebene in der Regel ausreichen. Helfen kann auch, wenn du länger in einem Land bist, die Anmeldung/Akkreditierung beim jeweiligen Informationsministerium oder Presseamt der Regierung bzw. in einem anerkannten ausländischen Presseclub, die du dann bei Reisen durch das Land gut gegenüber Polizei und Behörden vorweisen kannst. Natürlich ist ein offizielles Journalismusvisum, mit dem du einreist, ebenfalls ein guter Nachweis für deine Berufstätigkeit.

Fremde Rechtssysteme und Kulturen beachten

Beachtet werden sollte generell die gesamte Rechtskultur eines Landes: Wer beispielsweise in Thailand einen Geldschein mit dem Bild des Königs zerknüllt, muss mit mehreren Monaten Gefängnis rechnen. Und das ist nur ein harmloses Beispiel. Wichtig ist insbesondere: Gerade im Journalismus Tätige stehen stets unter Spionageverdacht. Fotoarbeiten in Sichtweite von militärischen Anlagen und Recherchen im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sollten daher erst nach gründlicher Prüfung der Rechtslage und am besten nach Information der zuständigen Behörden begonnen werden. Aus gutem Grund wartete ein DJV-Mitglied (in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg) monatelang auf Drehgenehmigungen für Drehs in russischen Kasernen, die er dann tatsächlich auch bekam - alles andere wäre hochriskant gewesen.

Schon bei der Einreise kann umfangreiche Ausrüstung für Misstrauen sorgen. So berichtete ein englischer Bildjournalist, dass sein Beleuchtungsmaterial beinahe von der Flughafensicherheit gesprengt worden wäre, weil die Sicherheitskräfte die Funktion des Gerätes nicht erkannten - eine Beschriftung von Material kann daher sinnvoll sein genauso wie eine beigelegte Gebrauchsanweisung. Auch in der Berichterstattung, insbesondere bei der Verwendung von Material, ist äußerste Sorgfalt geboten.

Der Einsatz von Ortskräften als Fahrer, Dolmetscher und Berater ist in vielen Ländern unumgänglich. Sie können Situationen besser einschätzen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte entschärfen. Zwar sind in manchen Ländern nur solche Mitarbeitenden zu bekommen, die auch mit der Regierung oder deren Geheimdiensten zusammenarbeiten. Exkursionen ohne solche Begleitung können aber im wahrsten Sinne des Wortes tödlich enden.

Warnhinweise sind in Krisen- und Kriegsgebieten unbedingt ernst zu nehmen. Wird militärischer Begleitschutz angeboten, sollte hier nicht darauf verzichtet werden. Helme und Schutzwesten sollten auch jenseits von Frontlinien genutzt werden, auch wenn es nicht angenehm erscheint. Bei Übernachtungen sollten in solchen Regionen ortsübliche, offizielle Unterkünfte genutzt werden.

In manchen Ländern ist bei Besuchen in der Provinz nach wie vor zuerst eine Meldung bei der örtlichen Polizeidienststelle angesagt, wo unter Umständen erst einmal in aller Seelenruhe ein Tee serviert wird und Misstrauen abzubauen ist. Wer schon viel herumgereist ist, dem kann in solchen Situationen auch ein Foto helfen, das ihn mit Persönlichkeiten zeigt, die in der jeweiligen Region hoch geschätzt sind. Der Journalist Peter Scholl-Latour beispielsweise berichtete, dass er auch nach Jahrzehnten auf Auslandsreisen in kritischen Situationen Vertrauen durch Fotos erwecken konnte, die ihn mit dem Ayatollah Khomeni in Paris zeigten. Wer in bestimmten Ländern zunächst einmal als Gast eines lokalen Machthabers bzw. Verantwortlichen willkommen war, wird bei weiteren Reisen und Recherchen erheblich weniger Probleme haben als diejenigen, die einen großen Kreis um alles Offizielle machen.

In Krisengebieten: Mit Selbstschutz und Trainings vorbeugen

Reporter in Krisengebieten haben es spätestens im bosnischen Bürgerkrieg gemerkt: Ohne Stahlhelm und Schutzweste sind die Überlebenschancen häufig gering. Wer in Kriegs- und Krisengebiete reist, sollte daher schon in Deutschland Expertenrat einholen und sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Geklärt werden muss vorher freilich, ob Airline und Zoll des Gastlands bei solch martialischem Reisegepäck mitspielen. Zum Selbstschutz gehören selbstverständlich auch entsprechende Versicherungen – siehe oben.

Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat für Journalisten in Krisengebieten einen umfangreichen „Survival Guide“ (in englischer Sprache, Titel: Live News) verfasst. Er kann bei der IFJ bestellt werden oder kostenlos unter www.ifj.org herunter geladen werden.

Von Seiten verschiedener Institutionen werden auch Sicherheitstrainings angeboten, so beispielsweise vom Rory Peck Trust (London). Die deutschen Rundfunkanstalten bieten für ihre Mitarbeiter interne Ausbildungen an. Wer zu solchen Trainings aufbricht, sollte sich vorher über die Inhalte erkundigen. Viele Seminare sind auf extrem gefährliche Situationen zugeschnitten, bei manchen werden Entführungs- und Erpressungssituationen sowie überraschende Überfälle so realistisch inszeniert, dass empfindsame Naturen unter Umständen mehr durch das Training als durch den anschließenden Auslandsaufenthalt traumatisiert werden können. Da kann es am Ende sinnvoller sein, von vornherein sowohl auf Auftrag als auch auf Training zu verzichten und diese robusteren Naturen zu überlassen.

Auch an Freie und Aushilfen im Ausland denken

In vielen Ländern sind die Berichterstattenden auf die Unterstützung durch einheimische Freie, Kameraleute und Aushilfen angewiesen. Diese Hilfskräfte begeben sich in Kriegs- und Krisengebieten manchmal in größere Gefahr als die offiziell journalistisch Tätigen, haben aber häufig keine versicherungsmäßige Absicherung. Wer sich einen Mitarbeitendenstab aufbaut, sollte sich die prekäre Situation klarmachen und versuchen, sich bei seiner auftraggebenden Stelle für die Übernahme von Kosten für Schutzausrüstung und Versicherung einzusetzen.

Kontakt zu ausländischen Journalistengewerkschaften suchen

Wer im Ausland arbeiten will, sollte sich mit der jeweiligen nationalen Journalistengewerkschaft in Verbindung setzen. Denn manche haben nicht nur sehr aktive Freiengruppen, sondern informieren auch über aktuelle berufsbezogene Probleme und Hilfestellungen. Nur als Beispiel seien genannt die Freienseiten des Niederländischen Journalisten-Verbandes (www.defreelancejournalist.nl , www.defotojournalist.nl) und der britischen Journalistengewerkschaft (www.nuj.org.uk, Bereich „Freelance members“). Durch den berufsbezogenen kollegialen Kontakt wächst man auch schneller in die politische und soziale Kultur des Gastlands hinein. In vielen Hauptstädten und Metropolen gibt es zudem Vereine der ausländischen Presse, die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und auch erleichterte Kontakte mit offiziellen Stellen bieten. Informationen zu nationalen Gewerkschaften finden sich auf der Website der Internationalen Journalisten-Föderation unter www.ifj.org. In Brüssel gibt es sogar eine eigene Anlaufstelle für Reporter, die in und um die EU-Institutionen arbeiten: www.brusselsreporter.org

Bei der Botschaft registrieren

In einigen Ländern kann es ratsam sein, sich nach der Einreise bei der deutschen Botschaft registrieren zu lassen und dort Reisen in problematische Landesteile vorher anzuzeigen. Damit ist es der Botschaft möglich, im Falle von Krisen und Katastrophen gezielt zu suchen bzw. zu warnen. Gleichzeitig ist es im Falle von Problemen mit Behörden dann auch regelmäßig einfacher, die Botschaft auf sich aufmerksam zu machen. Bei Reisen in entlegene Gebiete kann es Sinn machen, der Botschaft vorher Route, Zeitplanung und geplante Gesprächspartner mitzuteilen. Auch die Hinterlegung von Kopien wichtiger Ausweise bei der Botschaft kann helfen.

Die deutschsprachige Gemeinde als Ausgangspunkt für ein Netzwerk nutzen

Nicht um im eigenen Saft zu schmoren, sondern um am schwierigen Anfang alles an Kontakten zu nutzen, sollte zu Beginn einer Präsenz im Ausland auch die deutschsprachige Gemeinde genutzt werden. Botschaft, Industrie- und Handelskammer, kirchliche Veranstaltungen, Seminare: alles gute Möglichkeiten, um wirklich „anzukommen“. Selbstverständlich sollten diese in erster Linie als Start- und Rückzugspositionen genutzt werden, nicht als zentraler Bezugspunkt. Dabei gilt es harte Nerven zu behalten: Auch im Ausland ist der (freie) Journalismus mitunter ein Haifischbecken, und der Neuankömmling wird vielleicht eher als (Themen-)Konkurrenz angesehen. Auch deswegen kann es sinnvoll sein, sich gleich ganz klar mit einer klaren thematischen Nische zu positionieren.

Wissen von anderen beherzigen

Warum viel lesen, wenn man ein Telefon hat? Dieser journalistische Arbeitsgrundsatz dürfte auch bei Auslandseinsätzen helfen: In den verschiedenen sozialen Netzwerken, z.B. LinkedIn, sind schnell andere Freie zu finden, die im Gastland arbeiten. Auch wenn sich nicht jeder Kontakt über die neue Konkurrenz freut, gibt es vielleicht doch den einen oder anderen nützlichen Tipp.

Bei Journalisten-Netzwerken vor Ort mitmachen

Netzwerke I: weltreporter.net

Zusammen geht es besser, dachte sich eine Reihe von Freien, die im Ausland arbeiten. Sie gründeten das Netzwerk weltreporter.net, in dem sich derzeit über 45 Freie präsentieren. Es handelt sich dabei weder um eine Partnerschaft oder eine andere Gesellschaftsform, sondern um ein loses Miteinander zur besseren Vermarktung und Information.

Journalisten-Netzwerke II: n-ost.de

Das Redaktionsbüro n-ost in Berlin koordiniert etwa 250 Freie, die aus Osteuropa berichten. Etwa zwei bis drei Beiträge werden vom Büro am Tag entgegengenommen, redigiert und weiter an deutsche Zeitungen verschickt.


Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2024-03-18 17:51:48
Inhalt der Änderung

Hier findest Du einige Tipps zu nützlichen Tools, Herangehensweisen und Netzwerken für die Arbeit im Ausland.

Presseausweis und Bestätigungen von Redaktionen mitnehmen

Wenn du im Ausland journalistisch tätig bist, solltest du immer Nachweise dabei haben, mit denen du deine Berufstätigkeit nachweisen kannst. Der beste Nachweis ist der vom Deutschen Presserat herausgegebene Presseausweis, den du über deinen DJV-Landesverband beantragen kannst. Sinnvoll sind auch Bestätigungen von Redaktionen (am besten natürlich in englischer Sprache), mit denen deine Beauftragung oder regelmäßige Zusammenarbeit bestätigt wird. Ebenso können Kopien eigener Beiträge helfen. Eine eigene Internetseite oder gut gemachte LinkedIn-Präsenz sowie Profile auf Seiten wie journoportfolio.com oder muckrack.com sollten auch vorhanden sein. Der Internationale Presseausweis, der von der Internationalen Journalisten-Föderation (IJF) für ihre Mitgliedsorganisationen und deren Mitglieder herausgegeben wird, wird vom DJV-Landesverband nicht mehr ausgestellt, da der DJV den IJF zum Ende 2023 verlassen hat. Allerdings dürfte der deutsche Presseausweis auf internationaler Ebene in der Regel ausreichen. Helfen kann auch, wenn du länger in einem Land bist, die Anmeldung/Akkreditierung beim jeweiligen Informationsministerium oder Presseamt der Regierung bzw. in einem anerkannten ausländischen Presseclub, die du dann bei Reisen durch das Land gut gegenüber Polizei und Behörden vorweisen kannst. Natürlich ist ein offizielles Journalismusvisum, mit dem du einreist, ebenfalls ein guter Nachweis für deine Berufstätigkeit.

Fremde Rechtssysteme und Kulturen beachten

Beachtet werden sollte generell die gesamte Rechtskultur eines Landes: Wer beispielsweise in Thailand einen Geldschein mit dem Bild des Königs zerknüllt, muss mit mehreren Monaten Gefängnis rechnen. Und das ist nur ein harmloses Beispiel. Wichtig ist insbesondere: Gerade im Journalismus Tätige stehen stets unter Spionageverdacht. Fotoarbeiten in Sichtweite von militärischen Anlagen und Recherchen im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sollten daher erst nach gründlicher Prüfung der Rechtslage und am besten nach Information der zuständigen Behörden begonnen werden. Aus gutem Grund wartete ein DJV-Mitglied (in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg) monatelang auf Drehgenehmigungen für Drehs in russischen Kasernen, die er dann tatsächlich auch bekam - alles andere wäre hochriskant gewesen.

Schon bei der Einreise kann umfangreiche Ausrüstung für Misstrauen sorgen. So berichtete ein englischer Bildjournalist, dass sein Beleuchtungsmaterial beinahe von der Flughafensicherheit gesprengt worden wäre, weil die Sicherheitskräfte die Funktion des Gerätes nicht erkannten - eine Beschriftung von Material kann daher sinnvoll sein genauso wie eine beigelegte Gebrauchsanweisung. Auch in der Berichterstattung, insbesondere bei der Verwendung von Material, ist äußerste Sorgfalt geboten.

Der Einsatz von Ortskräften als Fahrer, Dolmetscher und Berater ist in vielen Ländern unumgänglich. Sie können Situationen besser einschätzen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte entschärfen. Zwar sind in manchen Ländern nur solche Mitarbeitenden zu bekommen, die auch mit der Regierung oder deren Geheimdiensten zusammenarbeiten. Exkursionen ohne solche Begleitung können aber im wahrsten Sinne des Wortes tödlich enden.

Warnhinweise sind in Krisen- und Kriegsgebieten unbedingt ernst zu nehmen. Wird militärischer Begleitschutz angeboten, sollte hier nicht darauf verzichtet werden. Helme und Schutzwesten sollten auch jenseits von Frontlinien genutzt werden, auch wenn es nicht angenehm erscheint. Bei Übernachtungen sollten in solchen Regionen ortsübliche, offizielle Unterkünfte genutzt werden.

In manchen Ländern ist bei Besuchen in der Provinz nach wie vor zuerst eine Meldung bei der örtlichen Polizeidienststelle angesagt, wo unter Umständen erst einmal in aller Seelenruhe ein Tee serviert wird und Misstrauen abzubauen ist. Wer schon viel herumgereist ist, dem kann in solchen Situationen auch ein Foto helfen, das ihn mit Persönlichkeiten zeigt, die in der jeweiligen Region hoch geschätzt sind. Der Journalist Peter Scholl-Latour beispielsweise berichtete, dass er auch nach Jahrzehnten auf Auslandsreisen in kritischen Situationen Vertrauen durch Fotos erwecken konnte, die ihn mit dem Ayatollah Khomeni in Paris zeigten. Wer in bestimmten Ländern zunächst einmal als Gast eines lokalen Machthabers bzw. Verantwortlichen willkommen war, wird bei weiteren Reisen und Recherchen erheblich weniger Probleme haben als diejenigen, die einen großen Kreis um alles Offizielle machen.

In Krisengebieten: Mit Selbstschutz und Trainings vorbeugen

Reporter in Krisengebieten haben es spätestens im bosnischen Bürgerkrieg gemerkt: Ohne Stahlhelm und Schutzweste sind die Überlebenschancen häufig gering. Wer in Kriegs- und Krisengebiete reist, sollte daher schon in Deutschland Expertenrat einholen und sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Geklärt werden muss vorher freilich, ob Airline und Zoll des Gastlands bei solch martialischem Reisegepäck mitspielen. Zum Selbstschutz gehören selbstverständlich auch entsprechende Versicherungen – siehe oben.

Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat für Journalisten in Krisengebieten einen umfangreichen „Survival Guide“ (in englischer Sprache, Titel: Live News) verfasst. Er kann bei der IFJ bestellt werden oder kostenlos unter www.ifj.org herunter geladen werden.

Von Seiten verschiedener Institutionen werden auch Sicherheitstrainings angeboten, so beispielsweise vom Rory Peck Trust (London). Die deutschen Rundfunkanstalten bieten für ihre Mitarbeiter interne Ausbildungen an. Wer zu solchen Trainings aufbricht, sollte sich vorher über die Inhalte erkundigen. Viele Seminare sind auf extrem gefährliche Situationen zugeschnitten, bei manchen werden Entführungs- und Erpressungssituationen sowie überraschende Überfälle so realistisch inszeniert, dass empfindsame Naturen unter Umständen mehr durch das Training als durch den anschließenden Auslandsaufenthalt traumatisiert werden können. Da kann es am Ende sinnvoller sein, von vornherein sowohl auf Auftrag als auch auf Training zu verzichten und diese robusteren Naturen zu überlassen.

Auch an Freie und Aushilfen im Ausland denken

In vielen Ländern sind die Berichterstattenden auf die Unterstützung durch einheimische Freie, Kameraleute und Aushilfen angewiesen. Diese Hilfskräfte begeben sich in Kriegs- und Krisengebieten manchmal in größere Gefahr als die offiziell journalistisch Tätigen, haben aber häufig keine versicherungsmäßige Absicherung. Wer sich einen Mitarbeitendenstab aufbaut, sollte sich die prekäre Situation klarmachen und versuchen, sich bei seiner auftraggebenden Stelle für die Übernahme von Kosten für Schutzausrüstung und Versicherung einzusetzen.

Kontakt zu ausländischen Journalistengewerkschaften suchen

Wer im Ausland arbeiten will, sollte sich mit der jeweiligen nationalen Journalistengewerkschaft in Verbindung setzen. Denn manche haben nicht nur sehr aktive Freiengruppen, sondern informieren auch über aktuelle berufsbezogene Probleme und Hilfestellungen. Nur als Beispiel seien genannt die Freienseiten des Niederländischen Journalisten-Verbandes (www.defreelancejournalist.nl/www.defotojournalist.nl) und der britischen Journalistengewerkschaft (www.nuj.org.uk, Bereich „Freelance members“). Durch den berufsbezogenen kollegialen Kontakt wächst man auch schneller in die politische und soziale Kultur des Gastlands hinein. In vielen Hauptstädten und Metropolen gibt es zudem Vereine der ausländischen Presse, die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und auch erleichterte Kontakte mit offiziellen Stellen bieten. Informationen zu nationalen Gewerkschaften finden sich auf der Website der Internationalen Journalisten-Föderation unter www.ifj.org. In Brüssel gibt es sogar eine eigene Anlaufstelle für Reporter, die in und um die EU-Institutionen arbeiten: www.brusselsreporter.org

Bei der Botschaft registrieren

In einigen Ländern kann es ratsam sein, sich nach der Einreise bei der deutschen Botschaft registrieren zu lassen und dort Reisen in problematische Landesteile vorher anzuzeigen. Damit ist es der Botschaft möglich, im Falle von Krisen und Katastrophen gezielt zu suchen bzw. zu warnen. Gleichzeitig ist es im Falle von Problemen mit Behörden dann auch regelmäßig einfacher, die Botschaft auf sich aufmerksam zu machen. Bei Reisen in entlegene Gebiete kann es Sinn machen, der Botschaft vorher Route, Zeitplanung und geplante Gesprächspartner mitzuteilen. Auch die Hinterlegung von Kopien wichtiger Ausweise bei der Botschaft kann helfen.

Die deutschsprachige Gemeinde als Ausgangspunkt für ein Netzwerk nutzen

Nicht um im eigenen Saft zu schmoren, sondern um am schwierigen Anfang alles an Kontakten zu nutzen, sollte zu Beginn einer Präsenz im Ausland auch die deutschsprachige Gemeinde genutzt werden. Botschaft, Industrie- und Handelskammer, kirchliche Veranstaltungen, Seminare: alles gute Möglichkeiten, um wirklich „anzukommen“. Selbstverständlich sollten diese in erster Linie als Start- und Rückzugspositionen genutzt werden, nicht als zentraler Bezugspunkt. Dabei gilt es harte Nerven zu behalten: Auch im Ausland ist der (freie) Journalismus mitunter ein Haifischbecken, und der Neuankömmling wird vielleicht eher als (Themen-)Konkurrenz angesehen. Auch deswegen kann es sinnvoll sein, sich gleich ganz klar mit einer klaren thematischen Nische zu positionieren.

Wissen von anderen beherzigen

Warum viel lesen, wenn man ein Telefon hat? Dieser journalistische Arbeitsgrundsatz dürfte auch bei Auslandseinsätzen helfen: In den verschiedenen sozialen Netzwerken, z.B. LinkedIn, sind schnell andere Freie zu finden, die im Gastland arbeiten. Auch wenn sich nicht jeder Kontakt über die neue Konkurrenz freut, gibt es vielleicht doch den einen oder anderen nützlichen Tipp.

Bei Journalisten-Netzwerken vor Ort mitmachen

Netzwerke I: weltreporter.net

Zusammen geht es besser, dachte sich eine Reihe von Freien, die im Ausland arbeiten. Sie gründeten das Netzwerk weltreporter.net, in dem sich derzeit über 45 Freie präsentieren. Es handelt sich dabei weder um eine Partnerschaft oder eine andere Gesellschaftsform, sondern um ein loses Miteinander zur besseren Vermarktung und Information.

Journalisten-Netzwerke II: n-ost.de

Das Redaktionsbüro n-ost in Berlin koordiniert etwa 250 Freie, die aus Osteuropa berichten. Etwa zwei bis drei Beiträge werden vom Büro am Tag entgegengenommen, redigiert und weiter an deutsche Zeitungen verschickt.


Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2024-03-18 17:51:01
Inhalt der Änderung

Hier findest Du einige Tipps zu nützlichen Tools, Herangehensweisen und Netzwerken für die Arbeit im Ausland.

Presseausweis und Bestätigungen von Redaktionen mitnehmen

Wenn du im Ausland journalistisch tätig bist, solltest du immer Nachweise dabei haben, mit denen du deine Berufstätigkeit nachweisen kannst. Der beste Nachweis ist der vom Deutschen Presserat herausgegebene Presseausweis, den du über deinen DJV-Landesverband beantragen kannst. Sinnvoll sind auch Bestätigungen von Redaktionen (am besten natürlich in englischer Sprache), mit denen deine Beauftragung oder regelmäßige Zusammenarbeit bestätigt wird. Ebenso können Kopien eigener Beiträge helfen. Eine eigene Internetseite oder gut gemachte LinkedIn-Präsenz sowie Profile auf Seiten wie journoportfolio.com oder muckrack.com sollten auch vorhanden sein. Der Internationale Presseausweis, der von der Internationalen Journalisten-Föderation (IJF) für ihre Mitgliedsorganisationen und deren Mitglieder herausgegeben wird, wird vom DJV-Landesverband nicht mehr ausgestellt, da der DJV den IJF zum Ende 2023 verlassen hat. Allerdings dürfte der deutsche Presseausweis auf internationaler Ebene in der Regel ausreichen. Helfen kann auch, wenn du länger in einem Land bist, die Anmeldung/Akkreditierung beim jeweiligen Informationsministerium oder Presseamt der Regierung bzw. in einem anerkannten ausländischen Presseclub, die du dann bei Reisen durch das Land gut gegenüber Polizei und Behörden vorweisen kannst. Natürlich ist ein offizielles Journalismusvisum, mit dem du einreist, ebenfalls ein guter Nachweis für deine Berufstätigkeit.

Fremde Rechtssysteme und Kulturen beachten

Beachtet werden sollte generell die gesamte Rechtskultur eines Landes: Wer beispielsweise in Thailand einen Geldschein mit dem Bild des Königs zerknüllt, muss mit mehreren Monaten Gefängnis rechnen. Und das ist nur ein harmloses Beispiel. Wichtig ist insbesondere: Gerade im Journalismus Tätige stehen stets unter Spionageverdacht. Fotoarbeiten in Sichtweite von militärischen Anlagen und Recherchen im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sollten daher erst nach gründlicher Prüfung der Rechtslage und am besten nach Information der zuständigen Behörden begonnen werden. Aus gutem Grund wartete ein DJV-Mitglied (in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg) monatelang auf Drehgenehmigungen für Drehs in russischen Kasernen, die er dann tatsächlich auch bekam - alles andere wäre hochriskant gewesen.

Schon bei der Einreise kann umfangreiche Ausrüstung für Misstrauen sorgen. So berichtete ein englischer Bildjournalist, dass sein Beleuchtungsmaterial beinahe von der Flughafensicherheit gesprengt worden wäre, weil die Sicherheitskräfte die Funktion des Gerätes nicht erkannten - eine Beschriftung von Material kann daher sinnvoll sein genauso wie eine beigelegte Gebrauchsanweisung. Auch in der Berichterstattung, insbesondere bei der Verwendung von Material, ist äußerste Sorgfalt geboten.

Der Einsatz von Ortskräften als Fahrer, Dolmetscher und Berater ist in vielen Ländern unumgänglich. Sie können Situationen besser einschätzen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte entschärfen. Zwar sind in manchen Ländern nur solche Mitarbeitenden zu bekommen, die auch mit der Regierung oder deren Geheimdiensten zusammenarbeiten. Exkursionen ohne solche Begleitung können aber im wahrsten Sinne des Wortes tödlich enden.

Warnhinweise sind in Krisen- und Kriegsgebieten unbedingt ernst zu nehmen. Wird militärischer Begleitschutz angeboten, sollte hier nicht darauf verzichtet werden. Helme und Schutzwesten sollten auch jenseits von Frontlinien genutzt werden, auch wenn es nicht angenehm erscheint. Bei Übernachtungen sollten in solchen Regionen ortsübliche, offizielle Unterkünfte genutzt werden.

In manchen Ländern ist bei Besuchen in der Provinz nach wie vor zuerst eine Meldung bei der örtlichen Polizeidienststelle angesagt, wo unter Umständen erst einmal in aller Seelenruhe ein Tee serviert wird und Misstrauen abzubauen ist. Wer schon viel herumgereist ist, dem kann in solchen Situationen auch ein Foto helfen, das ihn mit Persönlichkeiten zeigt, die in der jeweiligen Region hoch geschätzt sind. Der Journalist Peter Scholl-Latour beispielsweise berichtete, dass er auch nach Jahrzehnten auf Auslandsreisen in kritischen Situationen Vertrauen durch Fotos erwecken konnte, die ihn mit dem Ayatollah Khomeni in Paris zeigten. Wer in bestimmten Ländern zunächst einmal als Gast eines lokalen Machthabers bzw. Verantwortlichen willkommen war, wird bei weiteren Reisen und Recherchen erheblich weniger Probleme haben als diejenigen, die einen großen Kreis um alles Offizielle machen.

In Krisengebieten: Mit Selbstschutz und Trainings vorbeugen

Reporter in Krisengebieten haben es spätestens im bosnischen Bürgerkrieg gemerkt: Ohne Stahlhelm und Schutzweste sind die Überlebenschancen häufig gering. Wer in Kriegs- und Krisengebiete reist, sollte daher schon in Deutschland Expertenrat einholen und sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Geklärt werden muss vorher freilich, ob Airline und Zoll des Gastlands bei solch martialischem Reisegepäck mitspielen. Zum Selbstschutz gehören selbstverständlich auch entsprechende Versicherungen – siehe oben.

Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat für Journalisten in Krisengebieten einen umfangreichen „Survival Guide“ (in englischer Sprache, Titel: Live News) verfasst. Er kann bei der IFJ bestellt werden oder kostenlos unter www.ifj.org herunter geladen werden.

Von Seiten verschiedener Institutionen werden auch Sicherheitstrainings angeboten, so beispielsweise vom Rory Peck Trust (London). Die deutschen Rundfunkanstalten bieten für ihre Mitarbeiter interne Ausbildungen an. Wer zu solchen Trainings aufbricht, sollte sich vorher über die Inhalte erkundigen. Viele Seminare sind auf extrem gefährliche Situationen zugeschnitten, bei manchen werden Entführungs- und Erpressungssituationen sowie überraschende Überfälle so realistisch inszeniert, dass empfindsame Naturen unter Umständen mehr durch das Training als durch den anschließenden Auslandsaufenthalt traumatisiert werden können. Da kann es am Ende sinnvoller sein, von vornherein sowohl auf Auftrag als auch auf Training zu verzichten und diese robusteren Naturen zu überlassen.

Auch an Freie und Aushilfen im Ausland denken

In vielen Ländern sind die Berichterstattenden auf die Unterstützung durch einheimische Freie, Kameraleute und Aushilfen angewiesen. Diese Hilfskräfte begeben sich in Kriegs- und Krisengebieten manchmal in größere Gefahr als die offiziell journalistisch Tätigen, haben aber häufig keine versicherungsmäßige Absicherung. Wer sich einen Mitarbeitendenstab aufbaut, sollte sich die prekäre Situation klarmachen und versuchen, sich bei seiner auftraggebenden Stelle für die Übernahme von Kosten für Schutzausrüstung und Versicherung einzusetzen.

Kontakt zu ausländischen Journalistengewerkschaften suchen

Wer im Ausland arbeiten will, sollte sich mit der jeweiligen nationalen Journalistengewerkschaft in Verbindung setzen. Denn manche haben nicht nur sehr aktive Freiengruppen, sondern informieren auch über aktuelle berufsbezogene Probleme und Hilfestellungen. Nur als Beispiel seien genannt die Freienseiten des Niederländischen Journalisten-Verbandes (www.defreelancejournalist.nl/www.defotojournalist.nl) und der britischen Journalistengewerkschaft (www.nuj.org.uk, Bereich „Freelance members“). Durch den berufsbezogenen kollegialen Kontakt wächst man auch schneller in die politische und soziale Kultur des Gastlands hinein. In vielen Hauptstädten und Metropolen gibt es zudem Vereine der ausländischen Presse, die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und auch erleichterte Kontakte mit offiziellen Stellen bieten. Informationen zu nationalen Gewerkschaften finden sich auf der Website der Internationalen Journalisten-Föderation unter www.ifj.org. In Brüssel gibt es sogar eine eigene Anlaufstelle für Reporter, die in und um die EU-Institutionen arbeiten: www.brusselsreporter.org

Bei der Botschaft registrieren

In einigen Ländern kann es ratsam sein, sich nach der Einreise bei der deutschen Botschaft registrieren zu lassen und dort Reisen in problematische Landesteile vorher anzuzeigen. Damit ist es der Botschaft möglich, im Falle von Krisen und Katastrophen gezielt zu suchen bzw. zu warnen. Gleichzeitig ist es im Falle von Problemen mit Behörden dann auch regelmäßig einfacher, die Botschaft auf sich aufmerksam zu machen. Bei Reisen in entlegene Gebiete kann es Sinn machen, der Botschaft vorher Route, Zeitplanung und geplante Gesprächspartner mitzuteilen. Auch die Hinterlegung von Kopien wichtiger Ausweise bei der Botschaft kann helfen.

Die deutschsprachige Gemeinde als Ausgangspunkt für ein Netzwerk nutzen

Nicht um im eigenen Saft zu schmoren, sondern um am schwierigen Anfang alles an Kontakten zu nutzen, sollte zu Beginn einer Präsenz im Ausland auch die deutschsprachige Gemeinde genutzt werden. Botschaft, Industrie- und Handelskammer, kirchliche Veranstaltungen, Seminare: alles gute Möglichkeiten, um wirklich „anzukommen“. Selbstverständlich sollten diese in erster Linie als Start- und Rückzugspositionen genutzt werden, nicht als zentraler Bezugspunkt. Dabei gilt es harte Nerven zu behalten: Auch im Ausland ist der (freie) Journalismus mitunter ein Haifischbecken, und der Neuankömmling wird vielleicht eher als (Themen-)Konkurrenz angesehen. Auch deswegen kann es sinnvoll sein, sich gleich ganz klar mit einer klaren thematischen Nische zu positionieren.

Wissen von anderen beherzigen

Warum viel lesen, wenn man ein Telefon hat? Dieser journalistische Arbeitsgrundsatz dürfte auch bei Auslandseinsätzen helfen: In den verschiedenen sozialen Netzwerken, z.B. LinkedIn, sind schnell andere Freie zu finden, die im Gastland arbeiten. Auch wenn sich nicht jeder Kontakt über die neue Konkurrenz freut, gibt es vielleicht doch den einen oder anderen nützlichen Tipp.

Bei Journalisten-Netzwerken vor Ort mitmachen

Netzwerke I: weltreporter.net

Zusammen geht es besser, dachte sich eine Reihe von Freien, die im Ausland arbeiten. Sie gründeten das Netzwerk weltreporter.net, in dem sich derzeit über 45 Freie präsentieren. Es handelt sich dabei weder um eine Partnerschaft oder eine andere Gesellschaftsform, sondern um ein loses Miteinander zur besseren Vermarktung und Information.

Journalisten-Netzwerke II: n-ost.de

Das Redaktionsbüro n-ost in Berlin koordiniert etwa 250 Freie, die aus Osteuropa berichten. Etwa zwei bis drei Beiträge werden vom Büro am Tag entgegengenommen, redigiert und weiter an deutsche Zeitungen verschickt.


Bearbeitung: Michael Hirschler
Datum und Uhrzeit: 2023-10-10 12:05:20
Inhalt der Änderung

Hier findest Du einige Tipps zu nützlichen Tools, Herangehensweisen und Netzwerken für die Arbeit im Ausland.

Presseausweis und Bestätigungen von Redaktionen mitnehmen

Wenn du im Ausland journalistisch tätig bist, solltest du immer Nachweise dabei haben, mit denen du deine Berufstätigkeit nachweisen kannst. Der beste Nachweis ist der vom Deutschen Presserat herausgegebene Presseausweis, den du über deinen DJV-Landesverband beantragen kannst. Sinnvoll sind auch Bestätigungen von Redaktionen (am besten natürlich in englischer Sprache), mit denen deine Beauftragung oder regelmäßige Zusammenarbeit bestätigt wird. Ebenso können Kopien eigener Beiträge helfen. Eine eigene Internetseite oder gut gemachte LinkedIn-Präsenz sowie Profile auf Seiten wie journoportfolio.com oder muckrack.com sollten auch vorhanden sein. Der Internationale Presseausweis, der von der Internationalen Journalisten-Föderation (IJF) für ihre Mitgliedsorganisationen und deren Mitglieder herausgegeben wird, wird vom DJV-Landesverband nicht mehr ausgestellt, da der DJV den IJF zum Ende 2023 verlässt. Allerdings dürfte der deutsche Presseausweis auf internationaler Ebene in der Regel ausreichen. Helfen kann auch, wenn du länger in einem Land bist, die Anmeldung/Akkreditierung beim jeweiligen Informationsministerium oder Presseamt der Regierung bzw. in einem anerkannten ausländischen Presseclub, die du dann bei Reisen durch das Land gut gegenüber Polizei und Behörden vorweisen kannst. Natürlich ist ein offizielles Journalismusvisum, mit dem du einreist, ebenfalls ein guter Nachweis für deine Berufstätigkeit.

Fremde Rechtssysteme und Kulturen beachten

Beachtet werden sollte generell die gesamte Rechtskultur eines Landes: Wer beispielsweise in Thailand einen Geldschein mit dem Bild des Königs zerknüllt, muss mit mehreren Monaten Gefängnis rechnen. Und das ist nur ein harmloses Beispiel. Wichtig ist insbesondere: Gerade im Journalismus Tätige stehen stets unter Spionageverdacht. Fotoarbeiten in Sichtweite von militärischen Anlagen und Recherchen im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sollten daher erst nach gründlicher Prüfung der Rechtslage und am besten nach Information der zuständigen Behörden begonnen werden. Aus gutem Grund wartete ein DJV-Mitglied (in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg) monatelang auf Drehgenehmigungen für Drehs in russischen Kasernen, die er dann tatsächlich auch bekam - alles andere wäre hochriskant gewesen.

Schon bei der Einreise kann umfangreiche Ausrüstung für Misstrauen sorgen. So berichtete ein englischer Bildjournalist, dass sein Beleuchtungsmaterial beinahe von der Flughafensicherheit gesprengt worden wäre, weil die Sicherheitskräfte die Funktion des Gerätes nicht erkannten - eine Beschriftung von Material kann daher sinnvoll sein genauso wie eine beigelegte Gebrauchsanweisung. Auch in der Berichterstattung, insbesondere bei der Verwendung von Material, ist äußerste Sorgfalt geboten.

Der Einsatz von Ortskräften als Fahrer, Dolmetscher und Berater ist in vielen Ländern unumgänglich. Sie können Situationen besser einschätzen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte entschärfen. Zwar sind in manchen Ländern nur solche Mitarbeitenden zu bekommen, die auch mit der Regierung oder deren Geheimdiensten zusammenarbeiten. Exkursionen ohne solche Begleitung können aber im wahrsten Sinne des Wortes tödlich enden.

Warnhinweise sind in Krisen- und Kriegsgebieten unbedingt ernst zu nehmen. Wird militärischer Begleitschutz angeboten, sollte hier nicht darauf verzichtet werden. Helme und Schutzwesten sollten auch jenseits von Frontlinien genutzt werden, auch wenn es nicht angenehm erscheint. Bei Übernachtungen sollten in solchen Regionen ortsübliche, offizielle Unterkünfte genutzt werden.

In manchen Ländern ist bei Besuchen in der Provinz nach wie vor zuerst eine Meldung bei der örtlichen Polizeidienststelle angesagt, wo unter Umständen erst einmal in aller Seelenruhe ein Tee serviert wird und Misstrauen abzubauen ist. Wer schon viel herumgereist ist, dem kann in solchen Situationen auch ein Foto helfen, das ihn mit Persönlichkeiten zeigt, die in der jeweiligen Region hoch geschätzt sind. Der Journalist Peter Scholl-Latour beispielsweise berichtete, dass er auch nach Jahrzehnten auf Auslandsreisen in kritischen Situationen Vertrauen durch Fotos erwecken konnte, die ihn mit dem Ayatollah Khomeni in Paris zeigten. Wer in bestimmten Ländern zunächst einmal als Gast eines lokalen Machthabers bzw. Verantwortlichen willkommen war, wird bei weiteren Reisen und Recherchen erheblich weniger Probleme haben als diejenigen, die einen großen Kreis um alles Offizielle machen.

In Krisengebieten: Mit Selbstschutz und Trainings vorbeugen

Reporter in Krisengebieten haben es spätestens im bosnischen Bürgerkrieg gemerkt: Ohne Stahlhelm und Schutzweste sind die Überlebenschancen häufig gering. Wer in Kriegs- und Krisengebiete reist, sollte daher schon in Deutschland Expertenrat einholen und sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Geklärt werden muss vorher freilich, ob Airline und Zoll des Gastlands bei solch martialischem Reisegepäck mitspielen. Zum Selbstschutz gehören selbstverständlich auch entsprechende Versicherungen – siehe oben.

Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat für Journalisten in Krisengebieten einen umfangreichen „Survival Guide“ (in englischer Sprache, Titel: Live News) verfasst. Er kann bei der IFJ bestellt werden oder kostenlos unter www.ifj.org herunter geladen werden.

Von Seiten verschiedener Institutionen werden auch Sicherheitstrainings angeboten, so beispielsweise vom Rory Peck Trust (London). Die deutschen Rundfunkanstalten bieten für ihre Mitarbeiter interne Ausbildungen an. Wer zu solchen Trainings aufbricht, sollte sich vorher über die Inhalte erkundigen. Viele Seminare sind auf extrem gefährliche Situationen zugeschnitten, bei manchen werden Entführungs- und Erpressungssituationen sowie überraschende Überfälle so realistisch inszeniert, dass empfindsame Naturen unter Umständen mehr durch das Training als durch den anschließenden Auslandsaufenthalt traumatisiert werden können. Da kann es am Ende sinnvoller sein, von vornherein sowohl auf Auftrag als auch auf Training zu verzichten und diese robusteren Naturen zu überlassen.

Auch an Freie und Aushilfen im Ausland denken

In vielen Ländern sind die Berichterstattenden auf die Unterstützung durch einheimische Freie, Kameraleute und Aushilfen angewiesen. Diese Hilfskräfte begeben sich in Kriegs- und Krisengebieten manchmal in größere Gefahr als die offiziell journalistisch Tätigen, haben aber häufig keine versicherungsmäßige Absicherung. Wer sich einen Mitarbeitendenstab aufbaut, sollte sich die prekäre Situation klarmachen und versuchen, sich bei seiner auftraggebenden Stelle für die Übernahme von Kosten für Schutzausrüstung und Versicherung einzusetzen.

Kontakt zu ausländischen Journalistengewerkschaften suchen

Wer im Ausland arbeiten will, sollte sich mit der jeweiligen nationalen Journalistengewerkschaft in Verbindung setzen. Denn manche haben nicht nur sehr aktive Freiengruppen, sondern informieren auch über aktuelle berufsbezogene Probleme und Hilfestellungen. Nur als Beispiel seien genannt die Freienseiten des Niederländischen Journalisten-Verbandes (www.defreelancejournalist.nl/www.defotojournalist.nl) und der britischen Journalistengewerkschaft (www.nuj.org.uk, Bereich „Freelance members“). Durch den berufsbezogenen kollegialen Kontakt wächst man auch schneller in die politische und soziale Kultur des Gastlands hinein. In vielen Hauptstädten und Metropolen gibt es zudem Vereine der ausländischen Presse, die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und auch erleichterte Kontakte mit offiziellen Stellen bieten. Informationen zu nationalen Gewerkschaften finden sich auf der Website der Internationalen Journalisten-Föderation unter www.ifj.org. In Brüssel gibt es sogar eine eigene Anlaufstelle für Reporter, die in und um die EU-Institutionen arbeiten: www.brusselsreporter.org

Bei der Botschaft registrieren

In einigen Ländern kann es ratsam sein, sich nach der Einreise bei der deutschen Botschaft registrieren zu lassen und dort Reisen in problematische Landesteile vorher anzuzeigen. Damit ist es der Botschaft möglich, im Falle von Krisen und Katastrophen gezielt zu suchen bzw. zu warnen. Gleichzeitig ist es im Falle von Problemen mit Behörden dann auch regelmäßig einfacher, die Botschaft auf sich aufmerksam zu machen. Bei Reisen in entlegene Gebiete kann es Sinn machen, der Botschaft vorher Route, Zeitplanung und geplante Gesprächspartner mitzuteilen. Auch die Hinterlegung von Kopien wichtiger Ausweise bei der Botschaft kann helfen.

Die deutschsprachige Gemeinde als Ausgangspunkt für ein Netzwerk nutzen

Nicht um im eigenen Saft zu schmoren, sondern um am schwierigen Anfang alles an Kontakten zu nutzen, sollte zu Beginn einer Präsenz im Ausland auch die deutschsprachige Gemeinde genutzt werden. Botschaft, Industrie- und Handelskammer, kirchliche Veranstaltungen, Seminare: alles gute Möglichkeiten, um wirklich „anzukommen“. Selbstverständlich sollten diese in erster Linie als Start- und Rückzugspositionen genutzt werden, nicht als zentraler Bezugspunkt. Dabei gilt es harte Nerven zu behalten: Auch im Ausland ist der (freie) Journalismus mitunter ein Haifischbecken, und der Neuankömmling wird vielleicht eher als (Themen-)Konkurrenz angesehen. Auch deswegen kann es sinnvoll sein, sich gleich ganz klar mit einer klaren thematischen Nische zu positionieren.

Wissen von anderen beherzigen

Warum viel lesen, wenn man ein Telefon hat? Dieser journalistische Arbeitsgrundsatz dürfte auch bei Auslandseinsätzen helfen: In den verschiedenen sozialen Netzwerken, z.B. LinkedIn, sind schnell andere Freie zu finden, die im Gastland arbeiten. Auch wenn sich nicht jeder Kontakt über die neue Konkurrenz freut, gibt es vielleicht doch den einen oder anderen nützlichen Tipp.

Bei Journalisten-Netzwerken vor Ort mitmachen

Netzwerke I: weltreporter.net

Zusammen geht es besser, dachte sich eine Reihe von Freien, die im Ausland arbeiten. Sie gründeten das Netzwerk weltreporter.net, in dem sich derzeit über 45 Freie präsentieren. Es handelt sich dabei weder um eine Partnerschaft oder eine andere Gesellschaftsform, sondern um ein loses Miteinander zur besseren Vermarktung und Information.

Journalisten-Netzwerke II: n-ost.de

Das Redaktionsbüro n-ost in Berlin koordiniert etwa 250 Freie, die aus Osteuropa berichten. Etwa zwei bis drei Beiträge werden vom Büro am Tag entgegengenommen, redigiert und weiter an deutsche Zeitungen verschickt.


Bearbeitung: Michael Hirschler
Datum und Uhrzeit: 2023-10-10 11:34:48
Inhalt der Änderung

Hier findest Du einige Tipps zu nützlichen Tools, Herangehensweisen und Netzwerken für die Arbeit im Ausland.

Presseausweis und Bestätigungen von Redaktionen mitnehmen

Wenn du im Ausland journalistisch tätig bist, solltest du immer Nachweise dabei haben, mit denen du deine Berufstätigkeit nachweisen kannst. Der beste Nachweis ist der vom Deutschen Presserat herausgegebene Presseausweis, den du über deinen DJV-Landesverband beantragen kannst. Sinnvoll sind auch Bestätigungen von Redaktionen (am besten natürlich in englischer Sprache), mit denen deine Beauftragung oder regelmäßige Zusammenarbeit bestätigt wird. Ebenso können Kopien eigener Beiträge helfen. Eine eigene Internetseite oder gut gemachte LinkedIn-Präsenz sowie Profile auf Seiten wie journoportfolio.com oder muckrack.com sollten auch vorhanden sein. Der Internationale Presseausweis, der von der Internationalen Journalisten-Föderation (IJF) für ihre Mitgliedsorganisationen und deren Mitglieder herausgegeben wird, wird vom DJV-Landesverband nicht mehr ausgestellt, da der DJV den IJF zum Ende 2023 verlässt. Allerdings dürfte der deutsche Presseausweis auf internationaler Ebene in der Regel ausreichen. Helfen kann auch, wenn du länger in einem Land bist, die Anmeldung beim jeweiligen Informationsministerium oder Presseamt der Regierung bzw. in einem anerkannten ausländischen Presseclub, die du dann bei Reisen durch das Land gut gegenüber Polizei und Behörden vorweisen kannst.

Fremde Rechtssysteme und Kulturen beachten

Beachtet werden sollte generell die gesamte Rechtskultur eines Landes: Wer beispielsweise in Thailand einen Geldschein mit dem Bild des Königs zerknüllt, muss mit mehreren Monaten Gefängnis rechnen. Und das ist nur ein harmloses Beispiel. Wichtig ist insbesondere: Gerade im Journalismus Tätige stehen stets unter Spionageverdacht. Fotoarbeiten in Sichtweite von militärischen Anlagen und Recherchen im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sollten daher erst nach gründlicher Prüfung der Rechtslage und am besten nach Information der zuständigen Behörden begonnen werden. Aus gutem Grund wartete ein DJV-Mitglied (in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg) monatelang auf Drehgenehmigungen für Drehs in russischen Kasernen, die er dann tatsächlich auch bekam - alles andere wäre hochriskant gewesen.

Schon bei der Einreise kann umfangreiche Ausrüstung für Misstrauen sorgen. So berichtete ein englischer Bildjournalist, dass sein Beleuchtungsmaterial beinahe von der Flughafensicherheit gesprengt worden wäre, weil die Sicherheitskräfte die Funktion des Gerätes nicht erkannten - eine Beschriftung von Material kann daher sinnvoll sein genauso wie eine beigelegte Gebrauchsanweisung. Auch in der Berichterstattung, insbesondere bei der Verwendung von Material, ist äußerste Sorgfalt geboten.

Der Einsatz von Ortskräften als Fahrer, Dolmetscher und Berater ist in vielen Ländern unumgänglich. Sie können Situationen besser einschätzen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte entschärfen. Zwar sind in manchen Ländern nur solche Mitarbeitenden zu bekommen, die auch mit der Regierung oder deren Geheimdiensten zusammenarbeiten. Exkursionen ohne solche Begleitung können aber im wahrsten Sinne des Wortes tödlich enden.

Warnhinweise sind in Krisen- und Kriegsgebieten unbedingt ernst zu nehmen. Wird militärischer Begleitschutz angeboten, sollte hier nicht darauf verzichtet werden. Helme und Schutzwesten sollten auch jenseits von Frontlinien genutzt werden, auch wenn es nicht angenehm erscheint. Bei Übernachtungen sollten in solchen Regionen ortsübliche, offizielle Unterkünfte genutzt werden.

In manchen Ländern ist bei Besuchen in der Provinz nach wie vor zuerst eine Meldung bei der örtlichen Polizeidienststelle angesagt, wo unter Umständen erst einmal in aller Seelenruhe ein Tee serviert wird und Misstrauen abzubauen ist. Wer schon viel herumgereist ist, dem kann in solchen Situationen auch ein Foto helfen, das ihn mit Persönlichkeiten zeigt, die in der jeweiligen Region hoch geschätzt sind. Der Journalist Peter Scholl-Latour beispielsweise berichtete, dass er auch nach Jahrzehnten auf Auslandsreisen in kritischen Situationen Vertrauen durch Fotos erwecken konnte, die ihn mit dem Ayatollah Khomeni in Paris zeigten. Wer in bestimmten Ländern zunächst einmal als Gast eines lokalen Machthabers bzw. Verantwortlichen willkommen war, wird bei weiteren Reisen und Recherchen erheblich weniger Probleme haben als diejenigen, die einen großen Kreis um alles Offizielle machen.

In Krisengebieten: Mit Selbstschutz und Trainings vorbeugen

Reporter in Krisengebieten haben es spätestens im bosnischen Bürgerkrieg gemerkt: Ohne Stahlhelm und Schutzweste sind die Überlebenschancen häufig gering. Wer in Kriegs- und Krisengebiete reist, sollte daher schon in Deutschland Expertenrat einholen und sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Geklärt werden muss vorher freilich, ob Airline und Zoll des Gastlands bei solch martialischem Reisegepäck mitspielen. Zum Selbstschutz gehören selbstverständlich auch entsprechende Versicherungen – siehe oben.

Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat für Journalisten in Krisengebieten einen umfangreichen „Survival Guide“ (in englischer Sprache, Titel: Live News) verfasst. Er kann bei der IFJ bestellt werden oder kostenlos unter www.ifj.org herunter geladen werden.

Von Seiten verschiedener Institutionen werden auch Sicherheitstrainings angeboten, so beispielsweise vom Rory Peck Trust (London). Die deutschen Rundfunkanstalten bieten für ihre Mitarbeiter interne Ausbildungen an. Wer zu solchen Trainings aufbricht, sollte sich vorher über die Inhalte erkundigen. Viele Seminare sind auf extrem gefährliche Situationen zugeschnitten, bei manchen werden Entführungs- und Erpressungssituationen sowie überraschende Überfälle so realistisch inszeniert, dass empfindsame Naturen unter Umständen mehr durch das Training als durch den anschließenden Auslandsaufenthalt traumatisiert werden können. Da kann es am Ende sinnvoller sein, von vornherein sowohl auf Auftrag als auch auf Training zu verzichten und diese robusteren Naturen zu überlassen.

Auch an Freie und Aushilfen im Ausland denken

In vielen Ländern sind die Berichterstattenden auf die Unterstützung durch einheimische Freie, Kameraleute und Aushilfen angewiesen. Diese Hilfskräfte begeben sich in Kriegs- und Krisengebieten manchmal in größere Gefahr als die offiziell journalistisch Tätigen, haben aber häufig keine versicherungsmäßige Absicherung. Wer sich einen Mitarbeitendenstab aufbaut, sollte sich die prekäre Situation klarmachen und versuchen, sich bei seiner auftraggebenden Stelle für die Übernahme von Kosten für Schutzausrüstung und Versicherung einzusetzen.

Kontakt zu ausländischen Journalistengewerkschaften suchen

Wer im Ausland arbeiten will, sollte sich mit der jeweiligen nationalen Journalistengewerkschaft in Verbindung setzen. Denn manche haben nicht nur sehr aktive Freiengruppen, sondern informieren auch über aktuelle berufsbezogene Probleme und Hilfestellungen. Nur als Beispiel seien genannt die Freienseiten des Niederländischen Journalisten-Verbandes (www.defreelancejournalist.nl/www.defotojournalist.nl) und der britischen Journalistengewerkschaft (www.nuj.org.uk, Bereich „Freelance members“). Durch den berufsbezogenen kollegialen Kontakt wächst man auch schneller in die politische und soziale Kultur des Gastlands hinein. In vielen Hauptstädten und Metropolen gibt es zudem Vereine der ausländischen Presse, die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und auch erleichterte Kontakte mit offiziellen Stellen bieten. Informationen zu nationalen Gewerkschaften finden sich auf der Website der Internationalen Journalisten-Föderation unter www.ifj.org. In Brüssel gibt es sogar eine eigene Anlaufstelle für Reporter, die in und um die EU-Institutionen arbeiten: www.brusselsreporter.org

Bei der Botschaft registrieren

In einigen Ländern kann es ratsam sein, sich nach der Einreise bei der deutschen Botschaft registrieren zu lassen und dort Reisen in problematische Landesteile vorher anzuzeigen. Damit ist es der Botschaft möglich, im Falle von Krisen und Katastrophen gezielt zu suchen bzw. zu warnen. Gleichzeitig ist es im Falle von Problemen mit Behörden dann auch regelmäßig einfacher, die Botschaft auf sich aufmerksam zu machen. Bei Reisen in entlegene Gebiete kann es Sinn machen, der Botschaft vorher Route, Zeitplanung und geplante Gesprächspartner mitzuteilen. Auch die Hinterlegung von Kopien wichtiger Ausweise bei der Botschaft kann helfen.

Die deutschsprachige Gemeinde als Ausgangspunkt für ein Netzwerk nutzen

Nicht um im eigenen Saft zu schmoren, sondern um am schwierigen Anfang alles an Kontakten zu nutzen, sollte zu Beginn einer Präsenz im Ausland auch die deutschsprachige Gemeinde genutzt werden. Botschaft, Industrie- und Handelskammer, kirchliche Veranstaltungen, Seminare: alles gute Möglichkeiten, um wirklich „anzukommen“. Selbstverständlich sollten diese in erster Linie als Start- und Rückzugspositionen genutzt werden, nicht als zentraler Bezugspunkt. Dabei gilt es harte Nerven zu behalten: Auch im Ausland ist der (freie) Journalismus mitunter ein Haifischbecken, und der Neuankömmling wird vielleicht eher als (Themen-)Konkurrenz angesehen. Auch deswegen kann es sinnvoll sein, sich gleich ganz klar mit einer klaren thematischen Nische zu positionieren.

Wissen von anderen beherzigen

Warum viel lesen, wenn man ein Telefon hat? Dieser journalistische Arbeitsgrundsatz dürfte auch bei Auslandseinsätzen helfen: In den verschiedenen sozialen Netzwerken, z.B. LinkedIn, sind schnell andere Freie zu finden, die im Gastland arbeiten. Auch wenn sich nicht jeder Kontakt über die neue Konkurrenz freut, gibt es vielleicht doch den einen oder anderen nützlichen Tipp.

Bei Journalisten-Netzwerken vor Ort mitmachen

Netzwerke I: weltreporter.net

Zusammen geht es besser, dachte sich eine Reihe von Freien, die im Ausland arbeiten. Sie gründeten das Netzwerk weltreporter.net, in dem sich derzeit über 45 Freie präsentieren. Es handelt sich dabei weder um eine Partnerschaft oder eine andere Gesellschaftsform, sondern um ein loses Miteinander zur besseren Vermarktung und Information.

Journalisten-Netzwerke II: n-ost.de

Das Redaktionsbüro n-ost in Berlin koordiniert etwa 250 Freie, die aus Osteuropa berichten. Etwa zwei bis drei Beiträge werden vom Büro am Tag entgegengenommen, redigiert und weiter an deutsche Zeitungen verschickt.


Bearbeitung: Michael Hirschler
Datum und Uhrzeit: 2023-10-10 11:13:25
Inhalt der Änderung

Hier findest Du einige Tipps zu nützlichen Tools, Herangehensweisen und Netzwerken für die Arbeit im Ausland.

Fremde Rechtssysteme und Kulturen beachten

Beachtet werden sollte generell die gesamte Rechtskultur eines Landes: Wer in Thailand einen Geldschein mit dem Bild des Königs zerknüllt oder in der Türkei Fotomontagen mit Atatürk bastelt, muss mit mehreren Monaten Gefängnis rechnen. Und das sind noch harmlose Beispiele. Wichtig ist insbesondere: Gerade im Journalismus Tätige stehen stets unter Spionageverdacht. Fotoarbeiten in Sichtweite von militärischen Anlagen und Recherchen im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sollten daher erst nach gründlicher Prüfung der Rechtslage und am besten nach Information der zuständigen Behörden begonnen werden. Aus gutem Grund wartete ein DJV-Mitglied (in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg) monatelang auf Drehgenehmigungen auf russischen Kasernen, die er dann tatsächlich auch bekam - alles andere wäre hochriskant gewesen.

Schon bei der Einreise kann umfangreiche Ausrüstung für Misstrauen sorgen. So berichtete ein englischer Bildjournalist, dass sein Beleuchtungsmaterial beinahe von der Flughafensicherheit gesprengt worden wäre, weil die Sicherheitskräfte die Funktion des Gerätes nicht erkannten - eine Beschriftung von Material kann daher sinnvoll sein genauso wie eine beigelegte Gebrauchsanweisung. Auch in der Berichterstattung, insbesondere bei der Verwendung von Material, ist äußerste Sorgfalt geboten.

Der Einsatz von Ortskräften als Fahrer, Dolmetscher und Berater ist in vielen Ländern unumgänglich. Sie können Situationen besser einschätzen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte entschärfen. Zwar sind in manchen Ländern nur solche Mitarbeitenden zu bekommen, die auch mit der Regierung oder deren Geheimdiensten zusammenarbeiten. Exkursionen ohne solche Begleitung können aber im wahrsten Sinne des Wortes tödlich enden.

Warnhinweise sind in Krisen- und Kriegsgebieten unbedingt ernst zu nehmen. Wird militärischer Begleitschutz angeboten, sollte hier nicht darauf verzichtet werden. Helme und Schutzwesten sollten auch jenseits von Frontlinien genutzt werden, auch wenn es nicht angenehm erscheint. Bei Übernachtungen sollten in solchen Regionen ortsübliche, offizielle Unterkünfte genutzt werden.

In manchen Ländern ist bei Besuchen in der Provinz nach wie vor zuerst eine Meldung bei der örtlichen Polizeidienststelle angesagt, wo unter Umständen erst einmal in aller Seelenruhe ein Tee serviert wird und Misstrauen abzubauen ist. Wer schon viel herumgereist ist, dem kann in solchen Situationen auch ein Foto helfen, das ihn mit Persönlichkeiten zeigt, die in der jeweiligen Region hoch geschätzt sind. Der Journalist Peter Scholl-Latour beispielsweise berichtete, dass er auch nach Jahrzehnten auf Auslandsreisen in kritischen Situationen Vertrauen durch Fotos erwecken konnte, die ihn mit dem Ayatollah Khomeni in Paris zeigten. Wer in bestimmten Ländern zunächst einmal als Gast eines lokalen Machthabers bzw. Verantwortlichen willkommen war, wird bei weiteren Reisen und Recherchen erheblich weniger Probleme haben als diejenigen, die einen großen Kreis um alles Offizielle machen.

In Krisengebieten: Mit Selbstschutz und Trainings vorbeugen

Reporter in Krisengebieten haben es spätestens im bosnischen Bürgerkrieg gemerkt: Ohne Stahlhelm und Schutzweste sind die Überlebenschancen häufig gering. Wer in Kriegs- und Krisengebiete reist, sollte daher schon in Deutschland Expertenrat einholen und sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Geklärt werden muss vorher freilich, ob Airline und Zoll des Gastlands bei solch martialischem Reisegepäck mitspielen. Zum Selbstschutz gehören selbstverständlich auch entsprechende Versicherungen – siehe oben.

Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat für Journalisten in Krisengebieten einen umfangreichen „Survival Guide“ (in englischer Sprache, Titel: Live News) verfasst. Er kann bei der IFJ bestellt werden oder kostenlos unter www.ifj.org herunter geladen werden.

Von Seiten verschiedener Institutionen werden auch Sicherheitstrainings angeboten, so beispielsweise vom Rory Peck Trust (London). Die deutschen Rundfunkanstalten bieten für ihre Mitarbeiter interne Ausbildungen an. Wer zu solchen Trainings aufbricht, sollte sich vorher über die Inhalte erkundigen. Viele Seminare sind auf extrem gefährliche Situationen zugeschnitten, bei manchen werden Entführungs- und Erpressungssituationen sowie überraschende Überfälle so realistisch inszeniert, dass empfindsame Naturen unter Umständen mehr durch das Training als durch den anschließenden Auslandsaufenthalt traumatisiert werden können. Da kann es am Ende sinnvoller sein, von vornherein sowohl auf Auftrag als auch auf Training zu verzichten und diese robusteren Naturen zu überlassen.

Auch an Freie und Aushilfen im Ausland denken

In vielen Ländern sind die Berichterstattenden auf die Unterstützung durch einheimische Freie, Kameraleute und Aushilfen angewiesen. Diese Hilfskräfte begeben sich in Kriegs- und Krisengebieten manchmal in größere Gefahr als die offiziell journalistisch Tätigen, haben aber häufig keine versicherungsmäßige Absicherung. Wer sich einen Mitarbeitendenstab aufbaut, sollte sich die prekäre Situation klarmachen und versuchen, sich bei seiner auftraggebenden Stelle für die Übernahme von Kosten für Schutzausrüstung und Versicherung einzusetzen.

Kontakt zu ausländischen Journalistengewerkschaften suchen

Wer im Ausland arbeiten will, sollte sich mit der jeweiligen nationalen Journalistengewerkschaft in Verbindung setzen. Denn manche haben nicht nur sehr aktive Freiengruppen, sondern informieren auch über aktuelle berufsbezogene Probleme und Hilfestellungen. Nur als Beispiel seien genannt die Freienseiten des Niederländischen Journalisten-Verbandes (www.defreelancejournalist.nl/www.defotojournalist.nl) und der britischen Journalistengewerkschaft (www.nuj.org.uk, Bereich „Freelance members“). Durch den berufsbezogenen kollegialen Kontakt wächst man auch schneller in die politische und soziale Kultur des Gastlands hinein. In vielen Hauptstädten und Metropolen gibt es zudem Vereine der ausländischen Presse, die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und auch erleichterte Kontakte mit offiziellen Stellen bieten. Informationen zu nationalen Gewerkschaften finden sich auf der Website der Internationalen Journalisten-Föderation unter www.ifj.org. In Brüssel gibt es sogar eine eigene Anlaufstelle für Reporter, die in und um die EU-Institutionen arbeiten: www.brusselsreporter.org

Bei der Botschaft registrieren

In einigen Ländern kann es ratsam sein, sich nach der Einreise bei der deutschen Botschaft registrieren zu lassen und dort Reisen in problematische Landesteile vorher anzuzeigen. Damit ist es der Botschaft möglich, im Falle von Krisen und Katastrophen gezielt zu suchen bzw. zu warnen. Gleichzeitig ist es im Falle von Problemen mit Behörden dann auch regelmäßig einfacher, die Botschaft auf sich aufmerksam zu machen. Bei Reisen in entlegene Gebiete kann es Sinn machen, der Botschaft vorher Route, Zeitplanung und geplante Gesprächspartner mitzuteilen. Auch die Hinterlegung von Kopien wichtiger Ausweise bei der Botschaft kann helfen.

Die deutschsprachige Gemeinde als Ausgangspunkt für ein Netzwerk nutzen

Nicht um im eigenen Saft zu schmoren, sondern um am schwierigen Anfang alles an Kontakten zu nutzen, sollte zu Beginn einer Präsenz im Ausland auch die deutschsprachige Gemeinde genutzt werden. Botschaft, Industrie- und Handelskammer, kirchliche Veranstaltungen, Seminare: alles gute Möglichkeiten, um wirklich „anzukommen“. Selbstverständlich sollten diese in erster Linie als Start- und Rückzugspositionen genutzt werden, nicht als zentraler Bezugspunkt. Dabei gilt es harte Nerven zu behalten: Auch im Ausland ist der (freie) Journalismus mitunter ein Haifischbecken, und der Neuankömmling wird vielleicht eher als (Themen-)Konkurrenz angesehen. Auch deswegen kann es sinnvoll sein, sich gleich ganz klar mit einer klaren thematischen Nische zu positionieren.

Wissen von anderen beherzigen

Warum viel lesen, wenn man ein Telefon hat? Dieser journalistische Arbeitsgrundsatz dürfte auch bei Auslandseinsätzen helfen: In den verschiedenen sozialen Netzwerken, z.B. LinkedIn, sind schnell andere Freie zu finden, die im Gastland arbeiten. Auch wenn sich nicht jeder Kontakt über die neue Konkurrenz freut, gibt es vielleicht doch den einen oder anderen nützlichen Tipp.

Bei Journalisten-Netzwerken vor Ort mitmachen

Netzwerke I: weltreporter.net

Zusammen geht es besser, dachte sich eine Reihe von Freien, die im Ausland arbeiten. Sie gründeten das Netzwerk weltreporter.net, in dem sich derzeit über 45 Freie präsentieren. Es handelt sich dabei weder um eine Partnerschaft oder eine andere Gesellschaftsform, sondern um ein loses Miteinander zur besseren Vermarktung und Information.

Journalisten-Netzwerke II: n-ost.de

Das Redaktionsbüro n-ost in Berlin koordiniert etwa 250 Freie, die aus Osteuropa berichten. Etwa zwei bis drei Beiträge werden vom Büro am Tag entgegengenommen, redigiert und weiter an deutsche Zeitungen verschickt.


Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-09-23 22:24:27
Inhalt der Änderung

Hier findest Du einige Tipps zu nützlichen Tools, Herangehensweisen und Netzwerken für die Arbeit im Ausland.

Den internationalen Presseausweis beantragen

Der internationale Presseausweis wird von der Internationalen Journalisten-Föderation und ihren Mitgliedsgewerkschaften herausgegeben. In Deutschland sind unter anderem die DJV-Landesverbände für die Ausgabe des internationalen Presseausweises zuständig. Vorteil des internationalen Presseausweises ist in vielen Fällen eine erleichterte Akkreditierung bei internationalen Organisationen und auch bei manchen ausländischen Behörden.

Fremde Rechtssysteme und Kulturen beachten

Beachtet werden sollte generell die gesamte Rechtskultur eines Landes: Wer in Thailand einen Geldschein mit dem Bild des Königs zerknüllt oder in der Türkei Fotomontagen mit Atatürk bastelt, muss mit mehreren Monaten Gefängnis rechnen. Und das sind noch harmlose Beispiele. Wichtig ist insbesondere: Gerade im Journalismus Tätige stehen stets unter Spionageverdacht. Fotoarbeiten in Sichtweite von militärischen Anlagen und Recherchen im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sollten daher erst nach gründlicher Prüfung der Rechtslage und am besten nach Information der zuständigen Behörden begonnen werden. Aus gutem Grund wartete ein DJV-Mitglied (in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg) monatelang auf Drehgenehmigungen auf russischen Kasernen, die er dann tatsächlich auch bekam - alles andere wäre hochriskant gewesen.

Schon bei der Einreise kann umfangreiche Ausrüstung für Misstrauen sorgen. So berichtete ein englischer Bildjournalist, dass sein Beleuchtungsmaterial beinahe von der Flughafensicherheit gesprengt worden wäre, weil die Sicherheitskräfte die Funktion des Gerätes nicht erkannten - eine Beschriftung von Material kann daher sinnvoll sein genauso wie eine beigelegte Gebrauchsanweisung. Auch in der Berichterstattung, insbesondere bei der Verwendung von Material, ist äußerste Sorgfalt geboten.

Der Einsatz von Ortskräften als Fahrer, Dolmetscher und Berater ist in vielen Ländern unumgänglich. Sie können Situationen besser einschätzen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte entschärfen. Zwar sind in manchen Ländern nur solche Mitarbeitenden zu bekommen, die auch mit der Regierung oder deren Geheimdiensten zusammenarbeiten. Exkursionen ohne solche Begleitung können aber im wahrsten Sinne des Wortes tödlich enden.

Warnhinweise sind in Krisen- und Kriegsgebieten unbedingt ernst zu nehmen. Wird militärischer Begleitschutz angeboten, sollte hier nicht darauf verzichtet werden. Helme und Schutzwesten sollten auch jenseits von Frontlinien genutzt werden, auch wenn es nicht angenehm erscheint. Bei Übernachtungen sollten in solchen Regionen ortsübliche, offizielle Unterkünfte genutzt werden.

In manchen Ländern ist bei Besuchen in der Provinz nach wie vor zuerst eine Meldung bei der örtlichen Polizeidienststelle angesagt, wo unter Umständen erst einmal in aller Seelenruhe ein Tee serviert wird und Misstrauen abzubauen ist. Wer schon viel herumgereist ist, dem kann in solchen Situationen auch ein Foto helfen, das ihn mit Persönlichkeiten zeigt, die in der jeweiligen Region hoch geschätzt sind. Der Journalist Peter Scholl-Latour beispielsweise berichtete, dass er auch nach Jahrzehnten auf Auslandsreisen in kritischen Situationen Vertrauen durch Fotos erwecken konnte, die ihn mit dem Ayatollah Khomeni in Paris zeigten. Wer in bestimmten Ländern zunächst einmal als Gast eines lokalen Machthabers bzw. Verantwortlichen willkommen war, wird bei weiteren Reisen und Recherchen erheblich weniger Probleme haben als diejenigen, die einen großen Kreis um alles Offizielle machen.

In Krisengebieten: Mit Selbstschutz und Trainings vorbeugen

Reporter in Krisengebieten haben es spätestens im bosnischen Bürgerkrieg gemerkt: Ohne Stahlhelm und Schutzweste sind die Überlebenschancen häufig gering. Wer in Kriegs- und Krisengebiete reist, sollte daher schon in Deutschland Expertenrat einholen und sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Geklärt werden muss vorher freilich, ob Airline und Zoll des Gastlands bei solch martialischem Reisegepäck mitspielen. Zum Selbstschutz gehören selbstverständlich auch entsprechende Versicherungen – siehe oben.

Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat für Journalisten in Krisengebieten einen umfangreichen „Survival Guide“ (in englischer Sprache, Titel: Live News) verfasst. Er kann bei der IFJ bestellt werden oder kostenlos unter www.ifj.org herunter geladen werden.

Von Seiten verschiedener Institutionen werden auch Sicherheitstrainings angeboten, so beispielsweise vom Rory Peck Trust (London). Die deutschen Rundfunkanstalten bieten für ihre Mitarbeiter interne Ausbildungen an. Wer zu solchen Trainings aufbricht, sollte sich vorher über die Inhalte erkundigen. Viele Seminare sind auf extrem gefährliche Situationen zugeschnitten, bei manchen werden Entführungs- und Erpressungssituationen sowie überraschende Überfälle so realistisch inszeniert, dass empfindsame Naturen unter Umständen mehr durch das Training als durch den anschließenden Auslandsaufenthalt traumatisiert werden können. Da kann es am Ende sinnvoller sein, von vornherein sowohl auf Auftrag als auch auf Training zu verzichten und diese robusteren Naturen zu überlassen.

Auch an Freie und Aushilfen im Ausland denken

In vielen Ländern sind die Berichterstattenden auf die Unterstützung durch einheimische Freie, Kameraleute und Aushilfen angewiesen. Diese Hilfskräfte begeben sich in Kriegs- und Krisengebieten manchmal in größere Gefahr als die offiziell journalistisch Tätigen, haben aber häufig keine versicherungsmäßige Absicherung. Wer sich einen Mitarbeitendenstab aufbaut, sollte sich die prekäre Situation klarmachen und versuchen, sich bei seiner auftraggebenden Stelle für die Übernahme von Kosten für Schutzausrüstung und Versicherung einzusetzen.

Kontakt zu ausländischen Journalistengewerkschaften suchen

Wer im Ausland arbeiten will, sollte sich mit der jeweiligen nationalen Journalistengewerkschaft in Verbindung setzen. Denn manche haben nicht nur sehr aktive Freiengruppen, sondern informieren auch über aktuelle berufsbezogene Probleme und Hilfestellungen. Nur als Beispiel seien genannt die Freienseiten des Niederländischen Journalisten-Verbandes (www.defreelancejournalist.nl/www.defotojournalist.nl) und der britischen Journalistengewerkschaft (www.nuj.org.uk, Bereich „Freelance members“). Durch den berufsbezogenen kollegialen Kontakt wächst man auch schneller in die politische und soziale Kultur des Gastlands hinein. In vielen Hauptstädten und Metropolen gibt es zudem Vereine der ausländischen Presse, die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und auch erleichterte Kontakte mit offiziellen Stellen bieten. Informationen zu nationalen Gewerkschaften finden sich auf der Website der Internationalen Journalisten-Föderation unter www.ifj.org. In Brüssel gibt es sogar eine eigene Anlaufstelle für Reporter, die in und um die EU-Institutionen arbeiten: www.brusselsreporter.org

Bei der Botschaft registrieren

In einigen Ländern kann es ratsam sein, sich nach der Einreise bei der deutschen Botschaft registrieren zu lassen und dort Reisen in problematische Landesteile vorher anzuzeigen. Damit ist es der Botschaft möglich, im Falle von Krisen und Katastrophen gezielt zu suchen bzw. zu warnen. Gleichzeitig ist es im Falle von Problemen mit Behörden dann auch regelmäßig einfacher, die Botschaft auf sich aufmerksam zu machen. Bei Reisen in entlegene Gebiete kann es Sinn machen, der Botschaft vorher Route, Zeitplanung und geplante Gesprächspartner mitzuteilen. Auch die Hinterlegung von Kopien wichtiger Ausweise bei der Botschaft kann helfen.

Die deutschsprachige Gemeinde als Ausgangspunkt für ein Netzwerk nutzen

Nicht um im eigenen Saft zu schmoren, sondern um am schwierigen Anfang alles an Kontakten zu nutzen, sollte zu Beginn einer Präsenz im Ausland auch die deutschsprachige Gemeinde genutzt werden. Botschaft, Industrie- und Handelskammer, kirchliche Veranstaltungen, Seminare: alles gute Möglichkeiten, um wirklich „anzukommen“. Selbstverständlich sollten diese in erster Linie als Start- und Rückzugspositionen genutzt werden, nicht als zentraler Bezugspunkt. Dabei gilt es harte Nerven zu behalten: Auch im Ausland ist der (freie) Journalismus mitunter ein Haifischbecken, und der Neuankömmling wird vielleicht eher als (Themen-)Konkurrenz angesehen. Auch deswegen kann es sinnvoll sein, sich gleich ganz klar mit einer klaren thematischen Nische zu positionieren.

Wissen von anderen beherzigen

Warum viel lesen, wenn man ein Telefon hat? Dieser journalistische Arbeitsgrundsatz dürfte auch bei Auslandseinsätzen helfen: In den verschiedenen sozialen Netzwerken, z.B. LinkedIn, sind schnell andere Freie zu finden, die im Gastland arbeiten. Auch wenn sich nicht jeder Kontakt über die neue Konkurrenz freut, gibt es vielleicht doch den einen oder anderen nützlichen Tipp.

Bei Journalisten-Netzwerken vor Ort mitmachen

Netzwerke I: weltreporter.net

Zusammen geht es besser, dachte sich eine Reihe von Freien, die im Ausland arbeiten. Sie gründeten das Netzwerk weltreporter.net, in dem sich derzeit über 45 Freie präsentieren. Es handelt sich dabei weder um eine Partnerschaft oder eine andere Gesellschaftsform, sondern um ein loses Miteinander zur besseren Vermarktung und Information.

Journalisten-Netzwerke II: n-ost.de

Das Redaktionsbüro n-ost in Berlin koordiniert etwa 250 Freie, die aus Osteuropa berichten. Etwa zwei bis drei Beiträge werden vom Büro am Tag entgegengenommen, redigiert und weiter an deutsche Zeitungen verschickt.


Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-09-23 22:18:16
Inhalt der Änderung

Hier findest Du einige Tipps zu nützlichen Tools, Herangehensweisen und Netzwerken für die Arbeit im Ausland.

Der internationale Presseausweis

Der internationale Presseausweis wird von der Internationalen Journalisten-Föderation und ihren Mitgliedsgewerkschaften herausgegeben. In Deutschland sind unter anderem die DJV-Landesverbände für die Ausgabe des internationalen Presseausweises zuständig. Vorteil des internationalen Presseausweises ist in vielen Fällen eine erleichterte Akkreditierung bei internationalen Organisationen und auch bei manchen ausländischen Behörden.

Im Ausland ist alles anders: Fremde Rechtssysteme und Kulturen

Beachtet werden sollte generell die gesamte Rechtskultur eines Landes: Wer in Thailand einen Geldschein mit dem Bild des Königs zerknüllt oder in der Türkei Fotomontagen mit Atatürk bastelt, muss mit mehreren Monaten Gefängnis rechnen. Und das sind noch harmlose Beispiele. Wichtig ist insbesondere: Gerade im Journalismus Tätige stehen stets unter Spionageverdacht. Fotoarbeiten in Sichtweite von militärischen Anlagen und Recherchen im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sollten daher erst nach gründlicher Prüfung der Rechtslage und am besten nach Information der zuständigen Behörden begonnen werden. Aus gutem Grund wartete ein DJV-Mitglied (in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg) monatelang auf Drehgenehmigungen auf russischen Kasernen, die er dann tatsächlich auch bekam - alles andere wäre hochriskant gewesen.

Schon bei der Einreise kann umfangreiche Ausrüstung für Misstrauen sorgen. So berichtete ein englischer Bildjournalist, dass sein Beleuchtungsmaterial beinahe von der Flughafensicherheit gesprengt worden wäre, weil die Sicherheitskräfte die Funktion des Gerätes nicht erkannten - eine Beschriftung von Material kann daher sinnvoll sein genauso wie eine beigelegte Gebrauchsanweisung. Auch in der Berichterstattung, insbesondere bei der Verwendung von Material, ist äußerste Sorgfalt geboten.

Der Einsatz von Ortskräften als Fahrer, Dolmetscher und Berater ist in vielen Ländern unumgänglich. Sie können Situationen besser einschätzen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte entschärfen. Zwar sind in manchen Ländern nur solche Mitarbeitenden zu bekommen, die auch mit der Regierung oder deren Geheimdiensten zusammenarbeiten. Exkursionen ohne solche Begleitung können aber im wahrsten Sinne des Wortes tödlich enden.

Warnhinweise sind in Krisen- und Kriegsgebieten unbedingt ernst zu nehmen. Wird militärischer Begleitschutz angeboten, sollte hier nicht darauf verzichtet werden. Helme und Schutzwesten sollten auch jenseits von Frontlinien genutzt werden, auch wenn es nicht angenehm erscheint. Bei Übernachtungen sollten in solchen Regionen ortsübliche, offizielle Unterkünfte genutzt werden.

In manchen Ländern ist bei Besuchen in der Provinz nach wie vor zuerst eine Meldung bei der örtlichen Polizeidienststelle angesagt, wo unter Umständen erst einmal in aller Seelenruhe ein Tee serviert wird und Misstrauen abzubauen ist. Wer schon viel herumgereist ist, dem kann in solchen Situationen auch ein Foto helfen, das ihn mit Persönlichkeiten zeigt, die in der jeweiligen Region hoch geschätzt sind. Der Journalist Peter Scholl-Latour beispielsweise berichtete, dass er auch nach Jahrzehnten auf Auslandsreisen in kritischen Situationen Vertrauen durch Fotos erwecken konnte, die ihn mit dem Ayatollah Khomeni in Paris zeigten. Wer in bestimmten Ländern zunächst einmal als Gast eines lokalen Machthabers bzw. Verantwortlichen willkommen war, wird bei weiteren Reisen und Recherchen erheblich weniger Probleme haben als diejenigen, die einen großen Kreis um alles Offizielle machen.

Nicht nur mit Charme und Melone: Selbstschutz und Training

Reporter in Krisengebieten haben es spätestens im bosnischen Bürgerkrieg gemerkt: Ohne Stahlhelm und Schutzweste sind die Überlebenschancen häufig gering. Wer in Kriegs- und Krisengebiete reist, sollte daher schon in Deutschland Expertenrat einholen und sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Geklärt werden muss vorher freilich, ob Airline und Zoll des Gastlands bei solch martialischem Reisegepäck mitspielen. Zum Selbstschutz gehören selbstverständlich auch entsprechende Versicherungen – siehe oben. Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat für Journalisten in Krisengebieten einen umfangreichen „Survival Guide“ (in englischer Sprache, Titel: Live News) verfasst. Er kann bei der IFJ bestellt werden oder kostenlos unter www.ifj.org herunter geladen werden.
Von Seiten verschiedener Institutionen werden auch Sicherheitstrainings angeboten, so beispielsweise vom Rory Peck Trust (London). Die deutschen Rundfunkanstalten bieten für ihre Mitarbeiter interne Ausbildungen an.
Wer zu solchen Trainings aufbricht, sollte sich vorher über die Inhalte erkundigen. Viele Seminare sind auf extrem gefährliche Situationen zugeschnitten, bei manchen werden Entführungs- und Erpressungssituationen sowie überraschende Überfälle so realistisch inszeniert, dass empfindsame Naturen unter Umständen mehr durch das Training als durch den anschließenden Auslandsaufenthalt traumatisiert werden können. Da kann es am Ende sinnvoller sein, von vornherein sowohl auf Auftrag als auch auf Training zu verzichten und diese robusteren Naturen zu überlassen.

Auch an Freie und Aushilfen im Ausland denken

In vielen Ländern sind die Berichterstattenden auf die Unterstützung durch einheimische Freie, Kameraleute und Aushilfen angewiesen. Diese Hilfskräfte begeben sich in Kriegs- und Krisengebieten manchmal in größere Gefahr als die offiziell journalistisch Tätigen, haben aber häufig keine versicherungsmäßige Absicherung. Wer sich einen Mitarbeitendenstab aufbaut, sollte sich die prekäre Situation klarmachen und versuchen, sich bei seiner auftraggebenden Stelle für die Übernahme von Kosten für Schutzausrüstung und Versicherung einzusetzen.

Wichtige Anlaufpunkte: Ausländische Journalistengewerkschaften

Wer im Ausland arbeiten will, sollte sich mit der jeweiligen nationalen Journalistengewerkschaft in Verbindung setzen. Denn manche haben nicht nur sehr aktive Freiengruppen, sondern informieren auch über aktuelle berufsbezogene Probleme und Hilfestellungen. Nur als Beispiel seien genannt die Freienseiten des Niederländischen Journalisten-Verbandes (www.defreelancejournalist.nl/www.defotojournalist.nl) und der britischen Journalistengewerkschaft (www.nuj.org.uk, Bereich „Freelance members“). Durch den berufsbezogenen kollegialen Kontakt wächst man auch schneller in die politische und soziale Kultur des Gastlands hinein. In vielen Hauptstädten und Metropolen gibt es zudem Vereine der ausländischen Presse, die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und auch erleichterte Kontakte mit offiziellen Stellen bieten. Informationen zu nationalen Gewerkschaften finden sich auf der Website der Internationalen Journalisten-Föderation unter www.ifj.org. In Brüssel gibt es sogar eine eigene Anlaufstelle für Reporter, die in und um die EU-Institutionen arbeiten: www.brusselsreporter.org

Bei der Botschaft registrieren

In einigen Ländern kann es ratsam sein, sich nach der Einreise bei der deutschen Botschaft registrieren zu lassen und dort Reisen in problematische Landesteile vorher anzuzeigen. Damit ist es der Botschaft möglich, im Falle von Krisen und Katastrophen gezielt zu suchen bzw. zu warnen. Gleichzeitig ist es im Falle von Problemen mit Behörden dann auch regelmäßig einfacher, die Botschaft auf sich aufmerksam zu machen. Bei Reisen in entlegene Gebiete kann es Sinn machen, der Botschaft vorher Route, Zeitplanung und geplante Gesprächspartner mitzuteilen. Auch die Hinterlegung von Kopien wichtiger Ausweise bei der Botschaft kann helfen.

Netzwerk im Ausland: Die deutschsprachige Gemeinde als Ausgangspunkt

Nicht um im eigenen Saft zu schmoren, sondern um am schwierigen Anfang alles an Kontakten zu nutzen, sollte zu Beginn einer Präsenz im Ausland auch die deutschsprachige Gemeinde genutzt werden. Botschaft, Industrie- und Handelskammer, kirchliche Veranstaltungen, Seminare: alles gute Möglichkeiten, um wirklich „anzukommen“. Selbstverständlich sollten diese in erster Linie als Start- und Rückzugspositionen genutzt werden, nicht als zentraler Bezugspunkt. Dabei gilt es harte Nerven zu behalten: Auch im Ausland ist der (freie) Journalismus mitunter ein Haifischbecken, und der Neuankömmling wird vielleicht eher als (Themen-)Konkurrenz angesehen. Auch deswegen kann es sinnvoll sein, sich gleich ganz klar mit einer klaren thematischen Nische zu positionieren.

Wissen von anderen nutzen

Warum viel lesen, wenn man ein Telefon hat? Dieser journalistische Arbeitsgrundsatz dürfte auch bei Auslandseinsätzen helfen: In den verschiedenen sozialen Netzwerken, z.B. LinkedIn, sind schnell andere Freie zu finden, die im Gastland arbeiten. Auch wenn sich nicht jeder Kontakt über die neue Konkurrenz freut, gibt es vielleicht doch den einen oder anderen nützlichen Tipp.

Journalisten-Netzwerke I: weltreporter.net

Zusammen geht es besser, dachte sich eine Reihe von Freien, die im Ausland arbeiten. Sie gründeten das Netzwerk weltreporter.net, in dem sich derzeit über 45 Freie präsentieren. Es handelt sich dabei weder um eine Partnerschaft oder eine andere Gesellschaftsform, sondern um ein loses Miteinander zur besseren Vermarktung und Information.

Journalisten-Netzwerke II: n-ost.de

Das Redaktionsbüro n-ost in Berlin koordiniert etwa 250 Freie, die aus Osteuropa berichten. Etwa zwei bis drei Beiträge werden vom Büro am Tag entgegengenommen, redigiert und weiter an deutsche Zeitungen verschickt.


Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-09-23 22:16:49
Inhalt der Änderung

Hier findest Du einige Tipps zu nützlichen Tools, Herangehensweisen und Netzwerken für die Arbeit im Ausland.

Der internationale Presseausweis

Der internationale Presseausweis wird von der Internationalen Journalisten-Föderation und ihren Mitgliedsgewerkschaften herausgegeben. In Deutschland sind unter anderem die DJV-Landesverbände für die Ausgabe des internationalen Presseausweises zuständig. Vorteil des internationalen Presseausweises ist in vielen Fällen eine erleichterte Akkreditierung bei internationalen Organisationen und auch bei manchen ausländischen Behörden.

Im Ausland ist alles anders: Fremde Rechtssysteme und Kulturen

Beachtet werden sollte generell die gesamte Rechtskultur eines Landes: Wer in Thailand einen Geldschein mit dem Bild des Königs zerknüllt oder in der Türkei Fotomontagen mit Atatürk bastelt, muss mit mehreren Monaten Gefängnis rechnen. Und das sind noch harmlose Beispiele. Wichtig ist insbesondere: Gerade im Journalismus Tätige stehen stets unter Spionageverdacht. Fotoarbeiten in Sichtweite von militärischen Anlagen und Recherchen im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sollten daher erst nach gründlicher Prüfung der Rechtslage und am besten nach Information der zuständigen Behörden begonnen werden. Aus gutem Grund wartete ein DJV-Mitglied (in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg) monatelang auf Drehgenehmigungen auf russischen Kasernen, die er dann tatsächlich auch bekam - alles andere wäre hochriskant gewesen.

Schon bei der Einreise kann umfangreiche Ausrüstung für Misstrauen sorgen. So berichtete ein englischer Bildjournalist, dass sein Beleuchtungsmaterial beinahe von der Flughafensicherheit gesprengt worden wäre, weil die Sicherheitskräfte die Funktion des Gerätes nicht erkannten - eine Beschriftung von Material kann daher sinnvoll sein genauso wie eine beigelegte Gebrauchsanweisung. Auch in der Berichterstattung, insbesondere bei der Verwendung von Material, ist äußerste Sorgfalt geboten.

Der Einsatz von Ortskräften als Fahrer, Dolmetscher und Berater ist in vielen Ländern unumgänglich. Sie können Situationen besser einschätzen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte entschärfen. Zwar sind in manchen Ländern nur solche Mitarbeitenden zu bekommen, die auch mit der Regierung oder deren Geheimdiensten zusammenarbeiten. Exkursionen ohne solche Begleitung können aber im wahrsten Sinne des Wortes tödlich enden.

Warnhinweise sind in Krisen- und Kriegsgebieten unbedingt ernst zu nehmen. Wird militärischer Begleitschutz angeboten, sollte hier nicht darauf verzichtet werden. Helme und Schutzwesten sollten auch jenseits von Frontlinien genutzt werden, auch wenn es nicht angenehm erscheint. Bei Übernachtungen sollten in solchen Regionen ortsübliche, offizielle Unterkünfte genutzt werden.

In manchen Ländern ist bei Besuchen in der Provinz nach wie vor zuerst eine Meldung bei der örtlichen Polizeidienststelle angesagt, wo unter Umständen erst einmal in aller Seelenruhe ein Tee serviert wird und Misstrauen abzubauen ist. Wer schon viel herumgereist ist, dem kann in solchen Situationen auch ein Foto helfen, das ihn mit Persönlichkeiten zeigt, die in der jeweiligen Region hoch geschätzt sind. Der Journalist Peter Scholl-Latour beispielsweise berichtete, dass er auch nach Jahrzehnten auf Auslandsreisen in kritischen Situationen Vertrauen durch Fotos erwecken konnte, die ihn mit dem Ayatollah Khomeni in Paris zeigten. Wer in bestimmten Ländern zunächst einmal als Gast eines lokalen Machthabers bzw. Verantwortlichen willkommen war, wird bei weiteren Reisen und Recherchen erheblich weniger Probleme haben als diejenigen, die einen großen Kreis um alles Offizielle machen.

Nicht nur mit Charme und Melone: Selbstschutz und Training

Reporter in Krisengebieten haben es spätestens im bosnischen Bürgerkrieg gemerkt: Ohne Stahlhelm und Schutzweste sind die Überlebenschancen häufig gering. Wer in Kriegs- und Krisengebiete reist, sollte daher schon in Deutschland Expertenrat einholen und sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Geklärt werden muss vorher freilich, ob Airline und Zoll des Gastlands bei solch martialischem Reisegepäck mitspielen. Zum Selbstschutz gehören selbstverständlich auch entsprechende Versicherungen – siehe oben. Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat für Journalisten in Krisengebieten einen umfangreichen „Survival Guide“ (in englischer Sprache, Titel: Live News) verfasst. Er kann bei der IFJ bestellt werden oder kostenlos unter www.ifj.org herunter geladen werden.
Von Seiten verschiedener Institutionen werden auch Sicherheitstrainings angeboten, so beispielsweise vom Rory Peck Trust (London). Die deutschen Rundfunkanstalten bieten für ihre Mitarbeiter interne Ausbildungen an.
Wer zu solchen Trainings aufbricht, sollte sich vorher über die Inhalte erkundigen. Viele Seminare sind auf extrem gefährliche Situationen zugeschnitten, bei manchen werden Entführungs- und Erpressungssituationen sowie überraschende Überfälle so realistisch inszeniert, dass empfindsame Naturen unter Umständen mehr durch das Training als durch den anschließenden Auslandsaufenthalt traumatisiert werden können. Da kann es am Ende sinnvoller sein, von vornherein sowohl auf Auftrag als auch auf Training zu verzichten und diese robusteren Naturen zu überlassen.

Auch an Freie und Aushilfen im Ausland denken

In vielen Ländern sind die Berichterstattenden auf die Unterstützung durch einheimische Freie, Kameraleute und Aushilfen angewiesen. Diese Hilfskräfte begeben sich in Kriegs- und Krisengebieten manchmal in größere Gefahr als die offiziell journalistisch Tätigen, haben aber häufig keine versicherungsmäßige Absicherung. Wer sich einen Mitarbeitendenstab aufbaut, sollte sich die prekäre Situation klarmachen und versuchen, sich bei seiner auftraggebenden Stelle für die Übernahme von Kosten für Schutzausrüstung und Versicherung einzusetzen.

Wichtige Anlaufpunkte: Ausländische Journalistengewerkschaften

Wer im Ausland arbeiten will, sollte sich mit der jeweiligen nationalen Journalistengewerkschaft in Verbindung setzen. Denn manche haben nicht nur sehr aktive Freiengruppen, sondern informieren auch über aktuelle berufsbezogene Probleme und Hilfestellungen. Nur als Beispiel seien genannt die Freienseiten des Niederländischen Journalisten-Verbandes (www.defreelancejournalist.nl/www.defotojournalist.nl) und der britischen Journalistengewerkschaft (www.nuj.org.uk, Bereich „Freelance members“). Durch den berufsbezogenen kollegialen Kontakt wächst man auch schneller in die politische und soziale Kultur des Gastlands hinein. In vielen Hauptstädten und Metropolen gibt es zudem Vereine der ausländischen Presse, die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und auch erleichterte Kontakte mit offiziellen Stellen bieten. Informationen zu nationalen Gewerkschaften finden sich auf der Website der Internationalen Journalisten-Föderation unter www.ifj.org. In Brüssel gibt es sogar eine eigene Anlaufstelle für Reporter, die in und um die EU-Institutionen arbeiten: www.brusselsreporter.org

Bei der Botschaft registrieren

In einigen Ländern kann es ratsam sein, sich nach der Einreise bei der deutschen Botschaft registrieren zu lassen und dort Reisen in problematische Landesteile vorher anzuzeigen. Damit ist es der Botschaft möglich, im Falle von Krisen und Katastrophen gezielt zu suchen bzw. zu warnen. Gleichzeitig ist es im Falle von Problemen mit Behörden dann auch regelmäßig einfacher, die Botschaft auf sich aufmerksam zu machen. Bei Reisen in entlegene Gebiete kann es Sinn machen, der Botschaft vorher Route, Zeitplanung und geplante Gesprächspartner mitzuteilen. Auch die Hinterlegung von Kopien wichtiger Ausweise bei der Botschaft kann helfen.

Netzwerk im Ausland: Die deutschsprachige Gemeinde als Ausgangspunkt

Nicht um im eigenen Saft zu schmoren, sondern um am schwierigen Anfang alles an Kontakten zu nutzen, sollte zu Beginn einer Präsenz im Ausland auch die deutschsprachige Gemeinde genutzt werden. Botschaft, Industrie- und Handelskammer, kirchliche Veranstaltungen, Seminare: alles gute Möglichkeiten, um wirklich „anzukommen“. Selbstverständlich sollten diese in erster Linie als Start- und Rückzugspositionen genutzt werden, nicht als zentraler Bezugspunkt. Dabei gilt es harte Nerven zu behalten: Auch im Ausland ist der (freie) Journalismus mitunter ein Haifischbecken, und der Neuankömmling wird vielleicht eher als (Themen-)Konkurrenz angesehen. Auch deswegen kann es sinnvoll sein, sich gleich ganz klar mit einer klaren thematischen Nische zu positionieren.

Wissen von anderen nutzen

Warum viel lesen, wenn man ein Telefon hat? Dieser journalistische Arbeitsgrundsatz dürfte auch bei Auslandseinsätzen helfen: In den verschiedenen sozialen Netzwerken, z.B. LinkedIn, sind schnell andere Freie zu finden, die im Gastland arbeiten. Auch wenn sich nicht jeder Kontakt über die neue Konkurrenz freut, gibt es vielleicht doch den einen oder anderen nützlichen Tipp.

Journalisten-Netzwerke I: weltreporter.net

Zusammen geht es besser, dachte sich eine Reihe von Freien, die im Ausland arbeiten. Sie gründeten das Netzwerk weltreporter.net, in dem sich derzeit über 45 Freie präsentieren. Es handelt sich dabei weder um eine Partnerschaft oder eine andere Gesellschaftsform, sondern um ein loses Miteinander zur besseren Vermarktung und Information.

Journalisten-Netzwerke II: n-ost.de

Das Redaktionsbüro n-ost in Berlin koordiniert etwa 250 Freie, die aus Osteuropa berichten. Etwa zwei bis drei Beiträge werden vom Büro am Tag entgegengenommen, redigiert und weiter an deutsche Zeitungen verschickt.


Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-09-23 22:04:58
Inhalt der Änderung

Hier findest Du einige Tipps zu nützlichen Tools, Herangehensweisen und Netzwerken für die Arbeit im Ausland.

Der internationale Presseausweis

Der internationale Presseausweis wird von der Internationalen Journalisten-Föderation und ihren Mitgliedsgewerkschaften herausgegeben. In Deutschland sind unter anderem die DJV-Landesverbände für die Ausgabe des internationalen Presseausweises zuständig. Vorteil des internationalen Presseausweises ist in vielen Fällen eine erleichterte Akkreditierung bei internationalen Organisationen und auch bei manchen ausländischen Behörden.

Im Ausland ist alles anders: Fremde Rechtssysteme und Kulturen

Beachtet werden sollte generell die gesamte Rechtskultur eines Landes: Wer in Thailand einen Geldschein mit dem Bild des Königs zerknüllt oder in der Türkei Fotomontagen mit Atatürk bastelt, muss mit mehreren Monaten Gefängnis rechnen. Und das sind noch harmlose Beispiele. Wichtig ist insbesondere: Gerade im Journalismus Tätige stehen stets unter Spionageverdacht. Fotoarbeiten in Sichtweite von militärischen Anlagen und Recherchen im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sollten daher erst nach gründlicher Prüfung der Rechtslage und am besten nach Information der zuständigen Behörden begonnen werden. Aus gutem Grund wartete ein DJV-Mitglied (in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg) monatelang auf Drehgenehmigungen auf russischen Kasernen, die er dann tatsächlich auch bekam - alles andere wäre hochriskant gewesen.

Schon bei der Einreise kann umfangreiche Ausrüstung für Misstrauen sorgen. So berichtete ein englischer Bildjournalist, dass sein Beleuchtungsmaterial beinahe von der Flughafensicherheit gesprengt worden wäre, weil die Sicherheitskräfte die Funktion des Gerätes nicht erkannten - eine Beschriftung von Material kann daher sinnvoll sein genauso wie eine beigelegte Gebrauchsanweisung. Auch in der Berichterstattung, insbesondere bei der Verwendung von Material, ist äußerste Sorgfalt geboten.

Der Einsatz von Ortskräften als Fahrer, Dolmetscher und Berater ist in vielen Ländern unumgänglich. Sie können Situationen besser einschätzen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte entschärfen. Zwar sind in manchen Ländern nur solche Mitarbeitenden zu bekommen, die auch mit der Regierung oder deren Geheimdiensten zusammenarbeiten. Exkursionen ohne solche Begleitung können aber im wahrsten Sinne des Wortes tödlich enden.

Warnhinweise sind in Krisen- und Kriegsgebieten unbedingt ernst zu nehmen. Wird militärischer Begleitschutz angeboten, sollte hier nicht darauf verzichtet werden. Helme und Schutzwesten sollten auch jenseits von Frontlinien genutzt werden, auch wenn es nicht angenehm erscheint. Bei Übernachtungen sollten in solchen Regionen ortsübliche, offizielle Unterkünfte genutzt werden.

In manchen Ländern ist bei Besuchen in der Provinz nach wie vor zuerst eine Meldung bei der örtlichen Polizeidienststelle angesagt, wo unter Umständen erst einmal in aller Seelenruhe ein Tee serviert wird und Misstrauen abzubauen ist. Wer schon viel herumgereist ist, dem kann in solchen Situationen auch ein Foto helfen, das ihn mit Persönlichkeiten zeigt, die in der jeweiligen Region hoch geschätzt sind. Der Journalist Peter Scholl-Latour beispielsweise berichtete, dass er auch nach Jahrzehnten auf Auslandsreisen in kritischen Situationen Vertrauen durch Fotos erwecken konnte, die ihn mit dem Ayatollah Khomeni in Paris zeigten. Wer in bestimmten Ländern zunächst einmal als Gast eines lokalen Machthabers bzw. Verantwortlichen willkommen war, wird bei weiteren Reisen und Recherchen erheblich weniger Probleme haben als diejenigen, die einen großen Kreis um alles Offizielle machen.

Nicht nur mit Charme und Melone: Selbstschutz und Training

Reporter in Krisengebieten haben es spätestens im bosnischen Bürgerkrieg gemerkt: Ohne Stahlhelm und Schutzweste sind die Überlebenschancen häufig gering. Wer in Kriegs- und Krisengebiete reist, sollte daher schon in Deutschland Expertenrat einholen und sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Geklärt werden muss vorher freilich, ob Airline und Zoll des Gastlands bei solch martialischem Reisegepäck mitspielen. Zum Selbstschutz gehören selbstverständlich auch entsprechende Versicherungen – siehe oben. Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat für Journalisten in Krisengebieten einen umfangreichen „Survival Guide“ (in englischer Sprache, Titel: Live News) verfasst. Er kann bei der IFJ bestellt werden oder kostenlos unter www.ifj.org herunter geladen werden.
Von Seiten verschiedener Institutionen werden auch Sicherheitstrainings angeboten, so beispielsweise vom Rory Peck Trust (London). Die deutschen Rundfunkanstalten bieten für ihre Mitarbeiter interne Ausbildungen an.
Wer zu solchen Trainings aufbricht, sollte sich vorher über die Inhalte erkundigen. Viele Seminare sind auf extrem gefährliche Situationen zugeschnitten, bei manchen werden Entführungs- und Erpressungssituationen sowie überraschende Überfälle so realistisch inszeniert, dass empfindsame Naturen unter Umständen mehr durch das Training als durch den anschließenden Auslandsaufenthalt traumatisiert werden können. Da kann es am Ende sinnvoller sein, von vornherein sowohl auf Auftrag als auch auf Training zu verzichten und diese robusteren Naturen zu überlassen.

Auch an Freie und Aushilfen im Ausland denken

In vielen Ländern sind die Berichterstattenden auf die Unterstützung durch einheimische Freie, Kameraleute und Aushilfen angewiesen. Diese Hilfskräfte begeben sich in Kriegs- und Krisengebieten manchmal in größere Gefahr als die offiziell journalistisch Tätigen, haben aber häufig keine versicherungsmäßige Absicherung. Wer sich einen Mitarbeitendenstab aufbaut, sollte sich die prekäre Situation klarmachen und versuchen, sich bei seiner auftraggebenden Stelle für die Übernahme von Kosten für Schutzausrüstung und Versicherung einzusetzen.

Wichtige Anlaufpunkte: Ausländische Journalistengewerkschaften

Wer im Ausland arbeiten will, sollte sich mit der jeweiligen nationalen Journalistengewerkschaft in Verbindung setzen. Denn manche haben nicht nur sehr aktive Freiengruppen, sondern informieren auch über aktuelle berufsbezogene Probleme und Hilfestellungen. Nur als Beispiel seien genannt die Freienseiten des Niederländischen Journalisten-Verbandes (www.defreelancejournalist.nl/www.defotojournalist.nl) und der britischen Journalistengewerkschaft (www.nuj.org.uk, Bereich „Freelance members“). Durch den berufsbezogenen kollegialen Kontakt wächst man auch schneller in die politische und soziale Kultur des Gastlands hinein. In vielen Hauptstädten und Metropolen gibt es zudem Vereine der ausländischen Presse, die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und auch erleichterte Kontakte mit offiziellen Stellen bieten. Informationen zu nationalen Gewerkschaften finden sich auf der Website der Internationalen Journalisten-Föderation unter www.ifj.org. In Brüssel gibt es sogar eine eigene Anlaufstelle für Reporter, die in und um die EU-Institutionen arbeiten: www.brusselsreporter.org

Bei der Botschaft registrieren

In einigen Ländern kann es ratsam sein, sich nach der Einreise bei der deutschen Botschaft registrieren zu lassen und dort Reisen in problematische Landesteile vorher anzuzeigen. Damit ist es der Botschaft möglich, im Falle von Krisen und Katastrophen gezielt zu suchen bzw. zu warnen. Gleichzeitig ist es im Falle von Problemen mit Behörden dann auch regelmäßig einfacher, die Botschaft auf sich aufmerksam zu machen. Bei Reisen in entlegene Gebiete kann es Sinn machen, der Botschaft vorher Route, Zeitplanung und geplante Gesprächspartner mitzuteilen. Auch die Hinterlegung von Kopien wichtiger Ausweise bei der Botschaft kann helfen.

Netzwerk im Ausland: Die deutschsprachige Gemeinde als Ausgangspunkt

Nicht um im eigenen Saft zu schmoren, sondern um am schwierigen Anfang alles an Kontakten zu nutzen, sollte zu Beginn einer Präsenz im Ausland auch die deutschsprachige Gemeinde genutzt werden. Botschaft, Industrie- und Handelskammer, kirchliche Veranstaltungen, Seminare: alles gute Möglichkeiten, um wirklich „anzukommen“. Selbstverständlich sollten diese in erster Linie als Start- und Rückzugspositionen genutzt werden, nicht als zentraler Bezugspunkt. Dabei gilt es harte Nerven zu behalten: Auch im Ausland ist der (freie) Journalismus mitunter ein Haifischbecken, und der Neuankömmling wird vielleicht eher als (Themen-)Konkurrenz angesehen. Auch deswegen kann es sinnvoll sein, sich gleich ganz klar mit einer klaren thematischen Nische zu positionieren.

Wissen von anderen nutzen

Warum viel lesen, wenn man ein Telefon hat? Dieser journalistische Arbeitsgrundsatz dürfte auch bei Auslandseinsätzen helfen: In den verschiedenen sozialen Netzwerken, z.B. LinkedIn, sind schnell andere Freie zu finden, die im Gastland arbeiten. Auch wenn sich nicht jeder Kontakt über die neue Konkurrenz freut, gibt es vielleicht doch den einen oder anderen nützlichen Tipp.

Journalisten-Netzwerke I: weltreporter.net

Zusammen geht es besser, dachte sich eine Reihe von Freien, die im Ausland arbeiten. Sie gründeten das Netzwerk weltreporter.net, in dem sich derzeit über 45 Freie präsentieren. Es handelt sich dabei weder um eine Partnerschaft oder eine andere Gesellschaftsform, sondern um ein loses Miteinander zur besseren Vermarktung und Information.

Journalisten-Netzwerke II: n-ost.de

Das Redaktionsbüro n-ost in Berlin koordiniert etwa 250 Freie, die aus Osteuropa berichten. Etwa zwei bis drei Beiträge werden vom Büro am Tag entgegengenommen, redigiert und weiter an deutsche Zeitungen verschickt.


Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-09-23 22:04:27
Inhalt der Änderung

Hier findest Du einige Tipps zu nützlichen Tools, Herangehensweisen und Netzwerken für die Arbeit im Ausland.

Der internationale Presseausweis

Der internationale Presseausweis wird von der Internationalen Journalisten-Föderation und ihren Mitgliedsgewerkschaften herausgegeben. In Deutschland sind unter anderem die DJV-Landesverbände für die Ausgabe des internationalen Presseausweises zuständig. Vorteil des internationalen Presseausweises ist in vielen Fällen eine erleichterte Akkreditierung bei internationalen Organisationen und auch bei manchen ausländischen Behörden.

Im Ausland ist alles anders: Fremde Rechtssysteme und Kulturen

Beachtet werden sollte generell die gesamte Rechtskultur eines Landes: Wer in Thailand einen Geldschein mit dem Bild des Königs zerknüllt oder in der Türkei Fotomontagen mit Atatürk bastelt, muss mit mehreren Monaten Gefängnis rechnen. Und das sind noch harmlose Beispiele. Wichtig ist insbesondere: Gerade im Journalismus Tätige stehen stets unter Spionageverdacht. Fotoarbeiten in Sichtweite von militärischen Anlagen und Recherchen im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sollten daher erst nach gründlicher Prüfung der Rechtslage und am besten nach Information der zuständigen Behörden begonnen werden. Aus gutem Grund wartete ein DJV-Mitglied (in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg) monatelang auf Drehgenehmigungen auf russischen Kasernen, die er dann tatsächlich auch bekam - alles andere wäre hochriskant gewesen.

Schon bei der Einreise kann umfangreiche Ausrüstung für Misstrauen sorgen. So berichtete ein englischer Bildjournalist, dass sein Beleuchtungsmaterial beinahe von der Flughafensicherheit gesprengt worden wäre, weil die Sicherheitskräfte die Funktion des Gerätes nicht erkannten - eine Beschriftung von Material kann daher sinnvoll sein genauso wie eine beigelegte Gebrauchsanweisung. Auch in der Berichterstattung, insbesondere bei der Verwendung von Material, ist äußerste Sorgfalt geboten.

Der Einsatz von Ortskräften als Fahrer, Dolmetscher und Berater ist in vielen Ländern unumgänglich. Sie können Situationen besser einschätzen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte entschärfen. Zwar sind in manchen Ländern nur solche Mitarbeitenden zu bekommen, die auch mit der Regierung oder deren Geheimdiensten zusammenarbeiten. Exkursionen ohne solche Begleitung können aber im wahrsten Sinne des Wortes tödlich enden.

Warnhinweise sind in Krisen- und Kriegsgebieten unbedingt ernst zu nehmen. Wird militärischer Begleitschutz angeboten, sollte hier nicht darauf verzichtet werden. Helme und Schutzwesten sollten auch jenseits von Frontlinien genutzt werden, auch wenn es nicht angenehm erscheint. Bei Übernachtungen sollten in solchen Regionen ortsübliche, offizielle Unterkünfte genutzt werden.

In manchen Ländern ist bei Besuchen in der Provinz nach wie vor zuerst eine Meldung bei der örtlichen Polizeidienststelle angesagt, wo unter Umständen erst einmal in aller Seelenruhe ein Tee serviert wird und Misstrauen abzubauen ist. Wer schon viel herumgereist ist, dem kann in solchen Situationen auch ein Foto helfen, das ihn mit Persönlichkeiten zeigt, die in der jeweiligen Region hoch geschätzt sind. Der Journalist Peter Scholl-Latour beispielsweise berichtete, dass er auch nach Jahrzehnten auf Auslandsreisen in kritischen Situationen Vertrauen durch Fotos erwecken konnte, die ihn mit dem Ayatollah Khomeni in Paris zeigten. Wer in bestimmten Ländern zunächst einmal als Gast eines lokalen Machthabers bzw. Verantwortlichen willkommen war, wird bei weiteren Reisen und Recherchen erheblich weniger Probleme haben als diejenigen, die einen großen Kreis um alles Offizielle machen.

Nicht nur mit Charme und Melone: Selbstschutz und Training

Reporter in Krisengebieten haben es spätestens im bosnischen Bürgerkrieg gemerkt: Ohne Stahlhelm und Schutzweste sind die Überlebenschancen häufig gering. Wer in Kriegs- und Krisengebiete reist, sollte daher schon in Deutschland Expertenrat einholen und sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Geklärt werden muss vorher freilich, ob Airline und Zoll des Gastlands bei solch martialischem Reisegepäck mitspielen. Zum Selbstschutz gehören selbstverständlich auch entsprechende Versicherungen – siehe oben. Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat für Journalisten in Krisengebieten einen umfangreichen „Survival Guide“ (in englischer Sprache, Titel: Live News) verfasst. Er kann bei der IFJ bestellt werden oder kostenlos unter www.ifj.org herunter geladen werden.
Von Seiten verschiedener Institutionen werden auch Sicherheitstrainings angeboten, so beispielsweise vom Rory Peck Trust (London). Die deutschen Rundfunkanstalten bieten für ihre Mitarbeiter interne Ausbildungen an.
Wer zu solchen Trainings aufbricht, sollte sich vorher über die Inhalte erkundigen. Viele Seminare sind auf extrem gefährliche Situationen zugeschnitten, bei manchen werden Entführungs- und Erpressungssituationen sowie überraschende Überfälle so realistisch inszeniert, dass empfindsame Naturen unter Umständen mehr durch das Training als durch den anschließenden Auslandsaufenthalt traumatisiert werden können. Da kann es am Ende sinnvoller sein, von vornherein sowohl auf Auftrag als auch auf Training zu verzichten und diese robusteren Naturen zu überlassen.

Auch an Freie und Aushilfen im Ausland denken

In vielen Ländern sind die Berichterstattenden auf die Unterstützung durch einheimische Freie, Kameraleute und Aushilfen angewiesen. Diese Hilfskräfte begeben sich in Kriegs- und Krisengebieten manchmal in größere Gefahr als die offiziell journalistisch Tätigen, haben aber häufig keine versicherungsmäßige Absicherung. Wer sich einen Mitarbeitendenstab aufbaut, sollte sich die prekäre Situation klarmachen und versuchen, sich bei seiner auftraggebenden Stelle für die Übernahme von Kosten für Schutzausrüstung und Versicherung einzusetzen.

Wichtige Anlaufpunkte: Ausländische Journalistengewerkschaften

Wer im Ausland arbeiten will, sollte sich mit der jeweiligen nationalen Journalistengewerkschaft in Verbindung setzen. Denn manche haben nicht nur sehr aktive Freiengruppen, sondern informieren auch über aktuelle berufsbezogene Probleme und Hilfestellungen. Nur als Beispiel seien genannt die Freienseiten des Niederländischen Journalisten-Verbandes (www.defreelancejournalist.nl/www.defotojournalist.nl) und der britischen Journalistengewerkschaft (www.nuj.org.uk, Bereich „Freelance members“). Durch den berufsbezogenen kollegialen Kontakt wächst man auch schneller in die politische und soziale Kultur des Gastlands hinein. In vielen Hauptstädten und Metropolen gibt es zudem Vereine der ausländischen Presse, die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und auch erleichterte Kontakte mit offiziellen Stellen bieten. Informationen zu nationalen Gewerkschaften finden sich auf der Website der Internationalen Journalisten-Föderation unter www.ifj.org. In Brüssel gibt es sogar eine eigene Anlaufstelle für Reporter, die in und um die EU-Institutionen arbeiten: www.brusselsreporter.org

Bei der Botschaft registrieren

In einigen Ländern kann es ratsam sein, sich nach der Einreise bei der deutschen Botschaft registrieren zu lassen und dort Reisen in problematische Landesteile vorher anzuzeigen. Damit ist es der Botschaft möglich, im Falle von Krisen und Katastrophen gezielt zu suchen bzw. zu warnen. Gleichzeitig ist es im Falle von Problemen mit Behörden dann auch regelmäßig einfacher, die Botschaft auf sich aufmerksam zu machen. Bei Reisen in entlegene Gebiete kann es Sinn machen, der Botschaft vorher Route, Zeitplanung und geplante Gesprächspartner mitzuteilen. Auch die Hinterlegung von Kopien wichtiger Ausweise bei der Botschaft kann helfen.

Netzwerk im Ausland: Die deutschsprachige Gemeinde als Ausgangspunkt

Nicht um im eigenen Saft zu schmoren, sondern um am schwierigen Anfang alles an Kontakten zu nutzen, sollte zu Beginn einer Präsenz im Ausland auch die deutschsprachige Gemeinde genutzt werden. Botschaft, Industrie- und Handelskammer, kirchliche Veranstaltungen, Seminare: alles gute Möglichkeiten, um wirklich „anzukommen“. Selbstverständlich sollten diese in erster Linie als Start- und Rückzugspositionen genutzt werden, nicht als zentraler Bezugspunkt. Dabei gilt es harte Nerven zu behalten: Auch im Ausland ist der (freie) Journalismus mitunter ein Haifischbecken, und der Neuankömmling wird vielleicht eher als (Themen-)Konkurrenz angesehen. Auch deswegen kann es sinnvoll sein, sich gleich ganz klar mit einer klaren thematischen Nische zu positionieren.

Wissen von anderen nutzen

Warum viel lesen, wenn man ein Telefon hat? Dieser journalistische Arbeitsgrundsatz dürfte auch bei Auslandseinsätzen helfen: In den verschiedenen sozialen Netzwerken, z.B. LinkedIn, sind schnell andere Freie zu finden, die im Gastland arbeiten. Auch wenn sich nicht jeder Kontakt über die neue Konkurrenz freut, gibt es vielleicht doch den einen oder anderen nützlichen Tipp.

Journalisten-Netzwerke I: weltreporter.net

Zusammen geht es besser, dachte sich eine Reihe von Freien, die im Ausland arbeiten. Sie gründeten das Netzwerk weltreporter.net, in dem sich derzeit über 45 Freie präsentieren. Es handelt sich dabei weder um eine Partnerschaft oder eine andere Gesellschaftsform, sondern um ein loses Miteinander zur besseren Vermarktung und Information.

Journalisten-Netzwerke II: n-ost.de

Das Redaktionsbüro n-ost in Berlin koordiniert etwa 250 Freie, die aus Osteuropa berichten. Etwa zwei bis drei Beiträge werden vom Büro am Tag entgegengenommen, redigiert und weiter an deutsche Zeitungen verschickt.


Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-09-23 22:03:27
Inhalt der Änderung

Hier findest Du einige Tipps zu nützlichen Tools, Herangehensweisen und Netzwerken für die Arbeit im Ausland.

Der internationale Presseausweis

Der internationale Presseausweis wird von der Internationalen Journalisten-Föderation und ihren Mitgliedsgewerkschaften herausgegeben. In Deutschland sind unter anderem die DJV-Landesverbände für die Ausgabe des internationalen Presseausweises zuständig. Vorteil des internationalen Presseausweises ist in vielen Fällen eine erleichterte Akkreditierung bei internationalen Organisationen und auch bei manchen ausländischen Behörden.


Im Ausland ist alles anders: Fremde Rechtssysteme und Kulturen


Beachtet werden sollte generell die gesamte Rechtskultur eines Landes: Wer in Thailand einen Geldschein mit dem Bild des Königs zerknüllt oder in der Türkei Fotomontagen mit Atatürk bastelt, muss mit mehreren Monaten Gefängnis rechnen. Und das sind noch harmlose Beispiele. Wichtig ist insbesondere: Gerade im Journalismus Tätige stehen stets unter Spionageverdacht. Fotoarbeiten in Sichtweite von militärischen Anlagen und Recherchen im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sollten daher erst nach gründlicher Prüfung der Rechtslage und am besten nach Information der zuständigen Behörden begonnen werden. Aus gutem Grund wartete ein DJV-Mitglied (in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg) monatelang auf Drehgenehmigungen auf russischen Kasernen, die er dann tatsächlich auch bekam - alles andere wäre hochriskant gewesen.

Schon bei der Einreise kann umfangreiche Ausrüstung für Misstrauen sorgen. So berichtete ein englischer Bildjournalist, dass sein Beleuchtungsmaterial beinahe von der Flughafensicherheit gesprengt worden wäre, weil die Sicherheitskräfte die Funktion des Gerätes nicht erkannten - eine Beschriftung von Material kann daher sinnvoll sein genauso wie eine beigelegte Gebrauchsanweisung. Auch in der Berichterstattung, insbesondere bei der Verwendung von Material, ist äußerste Sorgfalt geboten.

Der Einsatz von Ortskräften als Fahrer, Dolmetscher und Berater ist in vielen Ländern unumgänglich. Sie können Situationen besser einschätzen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte entschärfen. Zwar sind in manchen Ländern nur solche Mitarbeitenden zu bekommen, die auch mit der Regierung oder deren Geheimdiensten zusammenarbeiten. Exkursionen ohne solche Begleitung können aber im wahrsten Sinne des Wortes tödlich enden.

Warnhinweise sind in Krisen- und Kriegsgebieten unbedingt ernst zu nehmen. Wird militärischer Begleitschutz angeboten, sollte hier nicht darauf verzichtet werden. Helme und Schutzwesten sollten auch jenseits von Frontlinien genutzt werden, auch wenn es nicht angenehm erscheint. Bei Übernachtungen sollten in solchen Regionen ortsübliche, offizielle Unterkünfte genutzt werden.

In manchen Ländern ist bei Besuchen in der Provinz nach wie vor zuerst eine Meldung bei der örtlichen Polizeidienststelle angesagt, wo unter Umständen erst einmal in aller Seelenruhe ein Tee serviert wird und Misstrauen abzubauen ist. Wer schon viel herumgereist ist, dem kann in solchen Situationen auch ein Foto helfen, das ihn mit Persönlichkeiten zeigt, die in der jeweiligen Region hoch geschätzt sind. Der Journalist Peter Scholl-Latour beispielsweise berichtete, dass er auch nach Jahrzehnten auf Auslandsreisen in kritischen Situationen Vertrauen durch Fotos erwecken konnte, die ihn mit dem Ayatollah Khomeni in Paris zeigten. Wer in bestimmten Ländern zunächst einmal als Gast eines lokalen Machthabers bzw. Verantwortlichen willkommen war, wird bei weiteren Reisen und Recherchen erheblich weniger Probleme haben als diejenigen, die einen großen Kreis um alles Offizielle machen.

Nicht nur mit Charme und Melone: Selbstschutz und Training

Reporter in Krisengebieten haben es spätestens im bosnischen Bürgerkrieg gemerkt: Ohne Stahlhelm und Schutzweste sind die Überlebenschancen häufig gering. Wer in Kriegs- und Krisengebiete reist, sollte daher schon in Deutschland Expertenrat einholen und sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Geklärt werden muss vorher freilich, ob Airline und Zoll des Gastlands bei solch martialischem Reisegepäck mitspielen. Zum Selbstschutz gehören selbstverständlich auch entsprechende Versicherungen – siehe oben. Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat für Journalisten in Krisengebieten einen umfangreichen „Survival Guide“ (in englischer Sprache, Titel: Live News) verfasst. Er kann bei der IFJ bestellt werden oder kostenlos unter www.ifj.org herunter geladen werden.
Von Seiten verschiedener Institutionen werden auch Sicherheitstrainings angeboten, so beispielsweise vom Rory Peck Trust (London). Die deutschen Rundfunkanstalten bieten für ihre Mitarbeiter interne Ausbildungen an.
Wer zu solchen Trainings aufbricht, sollte sich vorher über die Inhalte erkundigen. Viele Seminare sind auf extrem gefährliche Situationen zugeschnitten, bei manchen werden Entführungs- und Erpressungssituationen sowie überraschende Überfälle so realistisch inszeniert, dass empfindsame Naturen unter Umständen mehr durch das Training als durch den anschließenden Auslandsaufenthalt traumatisiert werden können. Da kann es am Ende sinnvoller sein, von vornherein sowohl auf Auftrag als auch auf Training zu verzichten und diese robusteren Naturen zu überlassen.

Auch an Freie und Aushilfen im Ausland denken

In vielen Ländern sind die Berichterstattenden auf die Unterstützung durch einheimische Freie, Kameraleute und Aushilfen angewiesen. Diese Hilfskräfte begeben sich in Kriegs- und Krisengebieten manchmal in größere Gefahr als die offiziell journalistisch Tätigen, haben aber häufig keine versicherungsmäßige Absicherung. Wer sich einen Mitarbeitendenstab aufbaut, sollte sich die prekäre Situation klarmachen und versuchen, sich bei seiner auftraggebenden Stelle für die Übernahme von Kosten für Schutzausrüstung und Versicherung einzusetzen.

Wichtige Anlaufpunkte: Ausländische Journalistengewerkschaften

Wer im Ausland arbeiten will, sollte sich mit der jeweiligen nationalen Journalistengewerkschaft in Verbindung setzen. Denn manche haben nicht nur sehr aktive Freiengruppen, sondern informieren auch über aktuelle berufsbezogene Probleme und Hilfestellungen. Nur als Beispiel seien genannt die Freienseiten des Niederländischen Journalisten-Verbandes (www.defreelancejournalist.nl/www.defotojournalist.nl) und der britischen Journalistengewerkschaft (www.nuj.org.uk, Bereich „Freelance members“). Durch den berufsbezogenen kollegialen Kontakt wächst man auch schneller in die politische und soziale Kultur des Gastlands hinein. In vielen Hauptstädten und Metropolen gibt es zudem Vereine der ausländischen Presse, die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und auch erleichterte Kontakte mit offiziellen Stellen bieten. Informationen zu nationalen Gewerkschaften finden sich auf der Website der Internationalen Journalisten-Föderation unter www.ifj.org. In Brüssel gibt es sogar eine eigene Anlaufstelle für Reporter, die in und um die EU-Institutionen arbeiten: www.brusselsreporter.org

Bei der Botschaft registrieren

In einigen Ländern kann es ratsam sein, sich nach der Einreise bei der deutschen Botschaft registrieren zu lassen und dort Reisen in problematische Landesteile vorher anzuzeigen. Damit ist es der Botschaft möglich, im Falle von Krisen und Katastrophen gezielt zu suchen bzw. zu warnen. Gleichzeitig ist es im Falle von Problemen mit Behörden dann auch regelmäßig einfacher, die Botschaft auf sich aufmerksam zu machen. Bei Reisen in entlegene Gebiete kann es Sinn machen, der Botschaft vorher Route, Zeitplanung und geplante Gesprächspartner mitzuteilen. Auch die Hinterlegung von Kopien wichtiger Ausweise bei der Botschaft kann helfen.

Netzwerk im Ausland: Die deutschsprachige Gemeinde als Ausgangspunkt

Nicht um im eigenen Saft zu schmoren, sondern um am schwierigen Anfang alles an Kontakten zu nutzen, sollte zu Beginn einer Präsenz im Ausland auch die deutschsprachige Gemeinde genutzt werden. Botschaft, Industrie- und Handelskammer, kirchliche Veranstaltungen, Seminare: alles gute Möglichkeiten, um wirklich „anzukommen“. Selbstverständlich sollten diese in erster Linie als Start- und Rückzugspositionen genutzt werden, nicht als zentraler Bezugspunkt. Dabei gilt es harte Nerven zu behalten: Auch im Ausland ist der (freie) Journalismus mitunter ein Haifischbecken, und der Neuankömmling wird vielleicht eher als (Themen-)Konkurrenz angesehen. Auch deswegen kann es sinnvoll sein, sich gleich ganz klar mit einer klaren thematischen Nische zu positionieren.

Wissen von anderen nutzen

Warum viel lesen, wenn man ein Telefon hat? Dieser journalistische Arbeitsgrundsatz dürfte auch bei Auslandseinsätzen helfen: In den verschiedenen sozialen Netzwerken, z.B. LinkedIn, sind schnell andere Freie zu finden, die im Gastland arbeiten. Auch wenn sich nicht jeder Kontakt über die neue Konkurrenz freut, gibt es vielleicht doch den einen oder anderen nützlichen Tipp.

Journalisten-Netzwerke I: weltreporter.net

Zusammen geht es besser, dachte sich eine Reihe von Freien, die im Ausland arbeiten. Sie gründeten das Netzwerk weltreporter.net, in dem sich derzeit über 45 Freie präsentieren. Es handelt sich dabei weder um eine Partnerschaft oder eine andere Gesellschaftsform, sondern um ein loses Miteinander zur besseren Vermarktung und Information.

Journalisten-Netzwerke II: n-ost.de

Das Redaktionsbüro n-ost in Berlin koordiniert etwa 250 Freie, die aus Osteuropa berichten. Etwa zwei bis drei Beiträge werden vom Büro am Tag entgegengenommen, redigiert und weiter an deutsche Zeitungen verschickt.


Bearbeitung: matthias
Datum und Uhrzeit: 2023-09-22 11:40:57
Inhalt der Änderung

Hier findest Du einige Tipps zu nützlichen Tools, Herangehensweisen und Netzwerken für die Arbeit im Ausland.

Der internationale Presseausweis

Der internationale Presseausweis wird von der Internationalen Journalisten-Föderation und ihren Mitgliedsgewerkschaften herausgegeben. In Deutschland sind unter anderem die DJV-Landesverbände für die Ausgabe des internationalen Presseausweises zuständig. Vorteil des internationalen Presseausweises ist in vielen Fällen eine erleichterte Akkreditierung bei internationalen Organisationen und auch bei manchen ausländischen Behörden.


Im Ausland ist alles anders: Fremde Rechtssysteme und Kulturen


Beachtet werden sollte generell die gesamte Rechtskultur eines Landes: Wer in Thailand einen Geldschein mit dem Bild des Königs zerknüllt oder in der Türkei Fotomontagen mit Atatürk bastelt, muss mit mehreren Monaten Gefängnis rechnen. Und das sind noch harmlose Beispiele. Wichtig ist insbesondere: Gerade im Journalismus Tätige stehen stets unter Spionageverdacht. Fotoarbeiten in Sichtweite von militärischen Anlagen und Recherchen im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sollten daher erst nach gründlicher Prüfung der Rechtslage und am besten nach Information der zuständigen Behörden begonnen werden. Aus gutem Grund wartete ein DJV-Mitglied (in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg) monatelang auf Drehgenehmigungen auf russischen Kasernen, die er dann tatsächlich auch bekam - alles andere wäre hochriskant gewesen.

Schon bei der Einreise kann umfangreiche Ausrüstung für Misstrauen sorgen. So berichtete ein englischer Bildjournalist, dass sein Beleuchtungsmaterial beinahe von der Flughafensicherheit gesprengt worden wäre, weil die Sicherheitskräfte die Funktion des Gerätes nicht erkannten - eine Beschriftung von Material kann daher sinnvoll sein genauso wie eine beigelegte Gebrauchsanweisung. Auch in der Berichterstattung, insbesondere bei der Verwendung von Material, ist äußerste Sorgfalt geboten.

Der Einsatz von Ortskräften als Fahrer, Dolmetscher und Berater ist in vielen Ländern unumgänglich. Sie können Situationen besser einschätzen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte entschärfen. Zwar sind in manchen Ländern nur solche Mitarbeitenden zu bekommen, die auch mit der Regierung oder deren Geheimdiensten zusammenarbeiten. Exkursionen ohne solche Begleitung können aber im wahrsten Sinne des Wortes tödlich enden.

Warnhinweise sind in Krisen- und Kriegsgebieten unbedingt ernst zu nehmen. Wird militärischer Begleitschutz angeboten, sollte hier nicht darauf verzichtet werden. Helme und Schutzwesten sollten auch jenseits von Frontlinien genutzt werden, auch wenn es nicht angenehm erscheint. Bei Übernachtungen sollten in solchen Regionen ortsübliche, offizielle Unterkünfte genutzt werden.

In manchen Ländern ist bei Besuchen in der Provinz nach wie vor zuerst eine Meldung bei der örtlichen Polizeidienststelle angesagt, wo unter Umständen erst einmal in aller Seelenruhe ein Tee serviert wird und Misstrauen abzubauen ist. Wer schon viel herumgereist ist, dem kann in solchen Situationen auch ein Foto helfen, das ihn mit Persönlichkeiten zeigt, die in der jeweiligen Region hoch geschätzt sind. Der Journalist Peter Scholl-Latour beispielsweise berichtete, dass er auch nach Jahrzehnten auf Auslandsreisen in kritischen Situationen Vertrauen durch Fotos erwecken konnte, die ihn mit dem Ayatollah Khomeni in Paris zeigten. Wer in bestimmten Ländern zunächst einmal als Gast eines lokalen Machthabers bzw. Verantwortlichen willkommen war, wird bei weiteren Reisen und Recherchen erheblich weniger Probleme haben als diejenigen, die einen großen Kreis um alles Offizielle machen.

Nicht nur mit Charme und Melone: Selbstschutz und Training
Reporter in Krisengebieten haben es spätestens im bosnischen Bürgerkrieg gemerkt: Ohne Stahlhelm und Schutzweste sind die Überlebenschancen häufig gering. Wer in Kriegs- und Krisengebiete reist, sollte daher schon in Deutschland Expertenrat einholen und sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Geklärt werden muss vorher freilich, ob Airline und Zoll des Gastlands bei solch martialischem Reisegepäck mitspielen. Zum Selbstschutz gehören selbstverständlich auch entsprechende Versicherungen – siehe oben. Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat für Journalisten in Krisengebieten einen umfangreichen „Survival Guide“ (in englischer Sprache, Titel: Live News) verfasst. Er kann bei der IFJ bestellt werden oder kostenlos unter www.ifj.org herunter geladen werden.
Von Seiten verschiedener Institutionen werden auch Sicherheitstrainings angeboten, so beispielsweise vom Rory Peck Trust (London). Die deutschen Rundfunkanstalten bieten für ihre Mitarbeiter interne Ausbildungen an.
Wer zu solchen Trainings aufbricht, sollte sich vorher über die Inhalte erkundigen. Viele Seminare sind auf extrem gefährliche Situationen zugeschnitten, bei manchen werden Entführungs- und Erpressungssituationen sowie überraschende Überfälle so realistisch inszeniert, dass empfindsame Naturen unter Umständen mehr durch das Training als durch den anschließenden Auslandsaufenthalt traumatisiert werden können. Da kann es am Ende sinnvoller sein, von vornherein sowohl auf Auftrag als auch auf Training zu verzichten und diese robusteren Naturen zu überlassen.

Auch an Freie und Aushilfen im Ausland denken
In vielen Ländern sind die Berichterstattenden auf die Unterstützung durch einheimische Freie, Kameraleute und Aushilfen angewiesen. Diese Hilfskräfte begeben sich in Kriegs- und Krisengebieten manchmal in größere Gefahr als die offiziell journalistisch Tätigen, haben aber häufig keine versicherungsmäßige Absicherung. Wer sich einen Mitarbeitendenstab aufbaut, sollte sich die prekäre Situation klarmachen und versuchen, sich bei seiner auftraggebenden Stelle für die Übernahme von Kosten für Schutzausrüstung und Versicherung einzusetzen.

Wichtige Anlaufpunkte: Ausländische Journalistengewerkschaften
Wer im Ausland arbeiten will, sollte sich mit der jeweiligen nationalen Journalistengewerkschaft in Verbindung setzen. Denn manche haben nicht nur sehr aktive Freiengruppen, sondern informieren auch über aktuelle berufsbezogene Probleme und Hilfestellungen. Nur als Beispiel seien genannt die Freienseiten des Niederländischen Journalisten-Verbandes (www.defreelancejournalist.nl/www.defotojournalist.nl) und der britischen Journalistengewerkschaft (www.nuj.org.uk, Bereich „Freelance members“). Durch den berufsbezogenen kollegialen Kontakt wächst man auch schneller in die politische und soziale Kultur des Gastlands hinein. In vielen Hauptstädten und Metropolen gibt es zudem Vereine der ausländischen Presse, die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und auch erleichterte Kontakte mit offiziellen Stellen bieten. Informationen zu nationalen Gewerkschaften finden sich auf der Website der Internationalen Journalisten-Föderation unter www.ifj.org. In Brüssel gibt es sogar eine eigene Anlaufstelle für Reporter, die in und um die EU-Institutionen arbeiten: www.brusselsreporter.org

Bei der Botschaft registrieren
In einigen Ländern kann es ratsam sein, sich nach der Einreise bei der deutschen Botschaft registrieren zu lassen und dort Reisen in problematische Landesteile vorher anzuzeigen. Damit ist es der Botschaft möglich, im Falle von Krisen und Katastrophen gezielt zu suchen bzw. zu warnen. Gleichzeitig ist es im Falle von Problemen mit Behörden dann auch regelmäßig einfacher, die Botschaft auf sich aufmerksam zu machen. Bei Reisen in entlegene Gebiete kann es Sinn machen, der Botschaft vorher Route, Zeitplanung und geplante Gesprächspartner mitzuteilen. Auch die Hinterlegung von Kopien wichtiger Ausweise bei der Botschaft kann helfen.

Netzwerk im Ausland: Die deutschsprachige Gemeinde als Ausgangspunkt
Nicht um im eigenen Saft zu schmoren, sondern um am schwierigen Anfang alles an Kontakten zu nutzen, sollte zu Beginn einer Präsenz im Ausland auch die deutschsprachige Gemeinde genutzt werden. Botschaft, Industrie- und Handelskammer, kirchliche Veranstaltungen, Seminare: alles gute Möglichkeiten, um wirklich „anzukommen“. Selbstverständlich sollten diese in erster Linie als Start- und Rückzugspositionen genutzt werden, nicht als zentraler Bezugspunkt. Dabei gilt es harte Nerven zu behalten: Auch im Ausland ist der (freie) Journalismus mitunter ein Haifischbecken, und der Neuankömmling wird vielleicht eher als (Themen-)Konkurrenz angesehen. Auch deswegen kann es sinnvoll sein, sich gleich ganz klar mit einer klaren thematischen Nische zu positionieren.

Wissen von anderen nutzen
Warum viel lesen, wenn man ein Telefon hat? Dieser journalistische Arbeitsgrundsatz dürfte auch bei Auslandseinsätzen helfen: In den verschiedenen sozialen Netzwerken, z.B. LinkedIn, sind schnell andere Freie zu finden, die im Gastland arbeiten. Auch wenn sich nicht jeder Kontakt über die neue Konkurrenz freut, gibt es vielleicht doch den einen oder anderen nützlichen Tipp.

Journalisten-Netzwerke I: weltreporter.net
Zusammen geht es besser, dachte sich eine Reihe von Freien, die im Ausland arbeiten. Sie gründeten das Netzwerk weltreporter.net, in dem sich derzeit über 45 Freie präsentieren. Es handelt sich dabei weder um eine Partnerschaft oder eine andere Gesellschaftsform, sondern um ein loses Miteinander zur besseren Vermarktung und Information.

Journalisten-Netzwerke II: n-ost.de
Das Redaktionsbüro n-ost in Berlin koordiniert etwa 250 Freie, die aus Osteuropa berichten. Etwa zwei bis drei Beiträge werden vom Büro am Tag entgegengenommen, redigiert und weiter an deutsche Zeitungen verschickt.


Bearbeitung: matthias
Datum und Uhrzeit: 2023-09-22 11:40:39
Inhalt der Änderung

Hier findest Du einige Tipps zu nützlichen Tools, Herangehensweisen und Netzwerken für die Arbeit im Ausland.

Der internationale Presseausweis

Der internationale Presseausweis wird von der Internationalen Journalisten-Föderation und ihren Mitgliedsgewerkschaften herausgegeben. In Deutschland sind unter anderem die DJV-Landesverbände für die Ausgabe des internationalen Presseausweises zuständig. Vorteil des internationalen Presseausweises ist in vielen Fällen eine erleichterte Akkreditierung bei internationalen Organisationen und auch bei manchen ausländischen Behörden.


Im Ausland ist alles anders: Fremde Rechtssysteme und Kulturen


Beachtet werden sollte generell die gesamte Rechtskultur eines Landes: Wer in Thailand einen Geldschein mit dem Bild des Königs zerknüllt oder in der Türkei Fotomontagen mit Atatürk bastelt, muss mit mehreren Monaten Gefängnis rechnen. Und das sind noch harmlose Beispiele. Wichtig ist insbesondere: Gerade im Journalismus Tätige stehen stets unter Spionageverdacht. Fotoarbeiten in Sichtweite von militärischen Anlagen und Recherchen im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sollten daher erst nach gründlicher Prüfung der Rechtslage und am besten nach Information der zuständigen Behörden begonnen werden. Aus gutem Grund wartete ein DJV-Mitglied (in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg) monatelang auf Drehgenehmigungen auf russischen Kasernen, die er dann tatsächlich auch bekam - alles andere wäre hochriskant gewesen.

Schon bei der Einreise kann umfangreiche Ausrüstung für Misstrauen sorgen. So berichtete ein englischer Bildjournalist, dass sein Beleuchtungsmaterial beinahe von der Flughafensicherheit gesprengt worden wäre, weil die Sicherheitskräfte die Funktion des Gerätes nicht erkannten - eine Beschriftung von Material kann daher sinnvoll sein genauso wie eine beigelegte Gebrauchsanweisung. Auch in der Berichterstattung, insbesondere bei der Verwendung von Material, ist äußerste Sorgfalt geboten.

Der Einsatz von Ortskräften als Fahrer, Dolmetscher und Berater ist in vielen Ländern unumgänglich. Sie können Situationen besser einschätzen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte entschärfen. Zwar sind in manchen Ländern nur solche Mitarbeitenden zu bekommen, die auch mit der Regierung oder deren Geheimdiensten zusammenarbeiten. Exkursionen ohne solche Begleitung können aber im wahrsten Sinne des Wortes tödlich enden.

Warnhinweise sind in Krisen- und Kriegsgebieten unbedingt ernst zu nehmen. Wird militärischer Begleitschutz angeboten, sollte hier nicht darauf verzichtet werden. Helme und Schutzwesten sollten auch jenseits von Frontlinien genutzt werden, auch wenn es nicht angenehm erscheint. Bei Übernachtungen sollten in solchen Regionen ortsübliche, offizielle Unterkünfte genutzt werden.

In manchen Ländern ist bei Besuchen in der Provinz nach wie vor zuerst eine Meldung bei der örtlichen Polizeidienststelle angesagt, wo unter Umständen erst einmal in aller Seelenruhe ein Tee serviert wird und Misstrauen abzubauen ist. Wer schon viel herumgereist ist, dem kann in solchen Situationen auch ein Foto helfen, das ihn mit Persönlichkeiten zeigt, die in der jeweiligen Region hoch geschätzt sind. Der Journalist Peter Scholl-Latour beispielsweise berichtete, dass er auch nach Jahrzehnten auf Auslandsreisen in kritischen Situationen Vertrauen durch Fotos erwecken konnte, die ihn mit dem Ayatollah Khomeni in Paris zeigten. Wer in bestimmten Ländern zunächst einmal als Gast eines lokalen Machthabers bzw. Verantwortlichen willkommen war, wird bei weiteren Reisen und Recherchen erheblich weniger Probleme haben als diejenigen, die einen großen Kreis um alles Offizielle machen.

Nicht nur mit Charme und Melone: Selbstschutz und Training
Reporter in Krisengebieten haben es spätestens im bosnischen Bürgerkrieg gemerkt: Ohne Stahlhelm und Schutzweste sind die Überlebenschancen häufig gering. Wer in Kriegs- und Krisengebiete reist, sollte daher schon in Deutschland Expertenrat einholen und sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Geklärt werden muss vorher freilich, ob Airline und Zoll des Gastlands bei solch martialischem Reisegepäck mitspielen. Zum Selbstschutz gehören selbstverständlich auch entsprechende Versicherungen – siehe oben. Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat für Journalisten in Krisengebieten einen umfangreichen „Survival Guide“ (in englischer Sprache, Titel: Live News) verfasst. Er kann bei der IFJ bestellt werden oder kostenlos unter www.ifj.org herunter geladen werden.
Von Seiten verschiedener Institutionen werden auch Sicherheitstrainings angeboten, so beispielsweise vom Rory Peck Trust (London). Die deutschen Rundfunkanstalten bieten für ihre Mitarbeiter interne Ausbildungen an.
Wer zu solchen Trainings aufbricht, sollte sich vorher über die Inhalte erkundigen. Viele Seminare sind auf extrem gefährliche Situationen zugeschnitten, bei manchen werden Entführungs- und Erpressungssituationen sowie überraschende Überfälle so realistisch inszeniert, dass empfindsame Naturen unter Umständen mehr durch das Training als durch den anschließenden Auslandsaufenthalt traumatisiert werden können. Da kann es am Ende sinnvoller sein, von vornherein sowohl auf Auftrag als auch auf Training zu verzichten und diese robusteren Naturen zu überlassen.

Auch an Freie und Aushilfen im Ausland denken
In vielen Ländern sind die Berichterstattenden auf die Unterstützung durch einheimische Freie, Kameraleute und Aushilfen angewiesen. Diese Hilfskräfte begeben sich in Kriegs- und Krisengebieten manchmal in größere Gefahr als die offiziell journalistisch Tätigen, haben aber häufig keine versicherungsmäßige Absicherung. Wer sich einen Mitarbeitendenstab aufbaut, sollte sich die prekäre Situation klarmachen und versuchen, sich bei seiner auftraggebenden Stelle für die Übernahme von Kosten für Schutzausrüstung und Versicherung einzusetzen.

Wichtige Anlaufpunkte: Ausländische Journalistengewerkschaften
Wer im Ausland arbeiten will, sollte sich mit der jeweiligen nationalen Journalistengewerkschaft in Verbindung setzen. Denn manche haben nicht nur sehr aktive Freiengruppen, sondern informieren auch über aktuelle berufsbezogene Probleme und Hilfestellungen. Nur als Beispiel seien genannt die Freienseiten des Niederländischen Journalisten-Verbandes (www.defreelancejournalist.nl/www.defotojournalist.nl) und der britischen Journalistengewerkschaft (www.nuj.org.uk, Bereich „Freelance members“). Durch den berufsbezogenen kollegialen Kontakt wächst man auch schneller in die politische und soziale Kultur des Gastlands hinein. In vielen Hauptstädten und Metropolen gibt es zudem Vereine der ausländischen Presse, die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und auch erleichterte Kontakte mit offiziellen Stellen bieten. Informationen zu nationalen Gewerkschaften finden sich auf der Website der Internationalen Journalisten-Föderation unter www.ifj.org. In Brüssel gibt es sogar eine eigene Anlaufstelle für Reporter, die in und um die EU-Institutionen arbeiten: www.brusselsreporter.org

Bei der Botschaft registrieren
In einigen Ländern kann es ratsam sein, sich nach der Einreise bei der deutschen Botschaft registrieren zu lassen und dort Reisen in problematische Landesteile vorher anzuzeigen. Damit ist es der Botschaft möglich, im Falle von Krisen und Katastrophen gezielt zu suchen bzw. zu warnen. Gleichzeitig ist es im Falle von Problemen mit Behörden dann auch regelmäßig einfacher, die Botschaft auf sich aufmerksam zu machen. Bei Reisen in entlegene Gebiete kann es Sinn machen, der Botschaft vorher Route, Zeitplanung und geplante Gesprächspartner mitzuteilen. Auch die Hinterlegung von Kopien wichtiger Ausweise bei der Botschaft kann helfen.

Netzwerk im Ausland: Die deutschsprachige Gemeinde als Ausgangspunkt
Nicht um im eigenen Saft zu schmoren, sondern um am schwierigen Anfang alles an Kontakten zu nutzen, sollte zu Beginn einer Präsenz im Ausland auch die deutschsprachige Gemeinde genutzt werden. Botschaft, Industrie- und Handelskammer, kirchliche Veranstaltungen, Seminare: alles gute Möglichkeiten, um wirklich „anzukommen“. Selbstverständlich sollten diese in erster Linie als Start- und Rückzugspositionen genutzt werden, nicht als zentraler Bezugspunkt. Dabei gilt es harte Nerven zu behalten: Auch im Ausland ist der (freie) Journalismus mitunter ein Haifischbecken, und der Neuankömmling wird vielleicht eher als (Themen-)Konkurrenz angesehen. Auch deswegen kann es sinnvoll sein, sich gleich ganz klar mit einer klaren thematischen Nische zu positionieren.

Wissen von anderen nutzen
Warum viel lesen, wenn man ein Telefon hat? Dieser journalistische Arbeitsgrundsatz dürfte auch bei Auslandseinsätzen helfen: In den verschiedenen sozialen Netzwerken, z.B. LinkedIn, sind schnell andere Freie zu finden, die im Gastland arbeiten. Auch wenn sich nicht jeder Kontakt über die neue Konkurrenz freut, gibt es vielleicht doch den einen oder anderen nützlichen Tipp.

Journalisten-Netzwerke I: weltreporter.net
Zusammen geht es besser, dachte sich eine Reihe von Freien, die im Ausland arbeiten. Sie gründeten das Netzwerk weltreporter.net, in dem sich derzeit über 45 Freie präsentieren. Es handelt sich dabei weder um eine Partnerschaft oder eine andere Gesellschaftsform, sondern um ein loses Miteinander zur besseren Vermarktung und Information.

Journalisten-Netzwerke II: n-ost.de
Das Redaktionsbüro n-ost in Berlin koordiniert etwa 250 Freie, die aus Osteuropa berichten. Etwa zwei bis drei Beiträge werden vom Büro am Tag entgegengenommen, redigiert und weiter an deutsche Zeitungen verschickt.


Bearbeitung: matthias
Datum und Uhrzeit: 2023-09-22 11:16:14
Inhalt der Änderung

Hier findest Du einige Tipps zu nützlichen Tools, Herangehensweisen und Netzwerken für die Arbeit im Ausland.

Der internationale Presseausweis

Der internationale Presseausweis wird von der Internationalen Journalisten-Föderation und ihren Mitgliedsgewerkschaften herausgegeben. In Deutschland sind unter anderem die DJV-Landesverbände für die Ausgabe des internationalen Presseausweises zuständig. Vorteil des internationalen Presseausweises ist in vielen Fällen eine erleichterte Akkreditierung bei internationalen Organisationen und auch bei manchen ausländischen Behörden.

Im Ausland ist alles anders: Fremde Rechtssysteme und Kulturen
Beachtet werden sollte generell die gesamte Rechtskultur eines Landes: Wer in Thailand einen Geldschein mit dem Bild des Königs zerknüllt oder in der Türkei Fotomontagen mit Atatürk bastelt, muss mit mehreren Monaten Gefängnis rechnen. Und das sind noch harmlose Beispiele. Wichtig ist insbesondere: Gerade im Journalismus Tätige stehen stets unter Spionageverdacht. Fotoarbeiten in Sichtweite von militärischen Anlagen und Recherchen im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sollten daher erst nach gründlicher Prüfung der Rechtslage und am besten nach Information der zuständigen Behörden begonnen werden. Aus gutem Grund wartete ein DJV-Mitglied (in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg) monatelang auf Drehgenehmigungen auf russischen Kasernen, die er dann tatsächlich auch bekam - alles andere wäre hochriskant gewesen.

Schon bei der Einreise kann umfangreiche Ausrüstung für Misstrauen sorgen. So berichtete ein englischer Bildjournalist, dass sein Beleuchtungsmaterial beinahe von der Flughafensicherheit gesprengt worden wäre, weil die Sicherheitskräfte die Funktion des Gerätes nicht erkannten - eine Beschriftung von Material kann daher sinnvoll sein genauso wie eine beigelegte Gebrauchsanweisung. Auch in der Berichterstattung, insbesondere bei der Verwendung von Material, ist äußerste Sorgfalt geboten.

Der Einsatz von Ortskräften als Fahrer, Dolmetscher und Berater ist in vielen Ländern unumgänglich. Sie können Situationen besser einschätzen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte entschärfen. Zwar sind in manchen Ländern nur solche Mitarbeitenden zu bekommen, die auch mit der Regierung oder deren Geheimdiensten zusammenarbeiten. Exkursionen ohne solche Begleitung können aber im wahrsten Sinne des Wortes tödlich enden.

Warnhinweise sind in Krisen- und Kriegsgebieten unbedingt ernst zu nehmen. Wird militärischer Begleitschutz angeboten, sollte hier nicht darauf verzichtet werden. Helme und Schutzwesten sollten auch jenseits von Frontlinien genutzt werden, auch wenn es nicht angenehm erscheint. Bei Übernachtungen sollten in solchen Regionen ortsübliche, offizielle Unterkünfte genutzt werden.

In manchen Ländern ist bei Besuchen in der Provinz nach wie vor zuerst eine Meldung bei der örtlichen Polizeidienststelle angesagt, wo unter Umständen erst einmal in aller Seelenruhe ein Tee serviert wird und Misstrauen abzubauen ist. Wer schon viel herumgereist ist, dem kann in solchen Situationen auch ein Foto helfen, das ihn mit Persönlichkeiten zeigt, die in der jeweiligen Region hoch geschätzt sind. Der Journalist Peter Scholl-Latour beispielsweise berichtete, dass er auch nach Jahrzehnten auf Auslandsreisen in kritischen Situationen Vertrauen durch Fotos erwecken konnte, die ihn mit dem Ayatollah Khomeni in Paris zeigten. Wer in bestimmten Ländern zunächst einmal als Gast eines lokalen Machthabers bzw. Verantwortlichen willkommen war, wird bei weiteren Reisen und Recherchen erheblich weniger Probleme haben als diejenigen, die einen großen Kreis um alles Offizielle machen.

Nicht nur mit Charme und Melone: Selbstschutz und Training
Reporter in Krisengebieten haben es spätestens im bosnischen Bürgerkrieg gemerkt: Ohne Stahlhelm und Schutzweste sind die Überlebenschancen häufig gering. Wer in Kriegs- und Krisengebiete reist, sollte daher schon in Deutschland Expertenrat einholen und sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Geklärt werden muss vorher freilich, ob Airline und Zoll des Gastlands bei solch martialischem Reisegepäck mitspielen. Zum Selbstschutz gehören selbstverständlich auch entsprechende Versicherungen – siehe oben. Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat für Journalisten in Krisengebieten einen umfangreichen „Survival Guide“ (in englischer Sprache, Titel: Live News) verfasst. Er kann bei der IFJ bestellt werden oder kostenlos unter www.ifj.org herunter geladen werden.
Von Seiten verschiedener Institutionen werden auch Sicherheitstrainings angeboten, so beispielsweise vom Rory Peck Trust (London). Die deutschen Rundfunkanstalten bieten für ihre Mitarbeiter interne Ausbildungen an.
Wer zu solchen Trainings aufbricht, sollte sich vorher über die Inhalte erkundigen. Viele Seminare sind auf extrem gefährliche Situationen zugeschnitten, bei manchen werden Entführungs- und Erpressungssituationen sowie überraschende Überfälle so realistisch inszeniert, dass empfindsame Naturen unter Umständen mehr durch das Training als durch den anschließenden Auslandsaufenthalt traumatisiert werden können. Da kann es am Ende sinnvoller sein, von vornherein sowohl auf Auftrag als auch auf Training zu verzichten und diese robusteren Naturen zu überlassen.

Auch an Freie und Aushilfen im Ausland denken
In vielen Ländern sind die Berichterstattenden auf die Unterstützung durch einheimische Freie, Kameraleute und Aushilfen angewiesen. Diese Hilfskräfte begeben sich in Kriegs- und Krisengebieten manchmal in größere Gefahr als die offiziell journalistisch Tätigen, haben aber häufig keine versicherungsmäßige Absicherung. Wer sich einen Mitarbeitendenstab aufbaut, sollte sich die prekäre Situation klarmachen und versuchen, sich bei seiner auftraggebenden Stelle für die Übernahme von Kosten für Schutzausrüstung und Versicherung einzusetzen.

Wichtige Anlaufpunkte: Ausländische Journalistengewerkschaften
Wer im Ausland arbeiten will, sollte sich mit der jeweiligen nationalen Journalistengewerkschaft in Verbindung setzen. Denn manche haben nicht nur sehr aktive Freiengruppen, sondern informieren auch über aktuelle berufsbezogene Probleme und Hilfestellungen. Nur als Beispiel seien genannt die Freienseiten des Niederländischen Journalisten-Verbandes (www.defreelancejournalist.nl/www.defotojournalist.nl) und der britischen Journalistengewerkschaft (www.nuj.org.uk, Bereich „Freelance members“). Durch den berufsbezogenen kollegialen Kontakt wächst man auch schneller in die politische und soziale Kultur des Gastlands hinein. In vielen Hauptstädten und Metropolen gibt es zudem Vereine der ausländischen Presse, die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und auch erleichterte Kontakte mit offiziellen Stellen bieten. Informationen zu nationalen Gewerkschaften finden sich auf der Website der Internationalen Journalisten-Föderation unter www.ifj.org. In Brüssel gibt es sogar eine eigene Anlaufstelle für Reporter, die in und um die EU-Institutionen arbeiten: www.brusselsreporter.org

Bei der Botschaft registrieren
In einigen Ländern kann es ratsam sein, sich nach der Einreise bei der deutschen Botschaft registrieren zu lassen und dort Reisen in problematische Landesteile vorher anzuzeigen. Damit ist es der Botschaft möglich, im Falle von Krisen und Katastrophen gezielt zu suchen bzw. zu warnen. Gleichzeitig ist es im Falle von Problemen mit Behörden dann auch regelmäßig einfacher, die Botschaft auf sich aufmerksam zu machen. Bei Reisen in entlegene Gebiete kann es Sinn machen, der Botschaft vorher Route, Zeitplanung und geplante Gesprächspartner mitzuteilen. Auch die Hinterlegung von Kopien wichtiger Ausweise bei der Botschaft kann helfen.

Netzwerk im Ausland: Die deutschsprachige Gemeinde als Ausgangspunkt
Nicht um im eigenen Saft zu schmoren, sondern um am schwierigen Anfang alles an Kontakten zu nutzen, sollte zu Beginn einer Präsenz im Ausland auch die deutschsprachige Gemeinde genutzt werden. Botschaft, Industrie- und Handelskammer, kirchliche Veranstaltungen, Seminare: alles gute Möglichkeiten, um wirklich „anzukommen“. Selbstverständlich sollten diese in erster Linie als Start- und Rückzugspositionen genutzt werden, nicht als zentraler Bezugspunkt. Dabei gilt es harte Nerven zu behalten: Auch im Ausland ist der (freie) Journalismus mitunter ein Haifischbecken, und der Neuankömmling wird vielleicht eher als (Themen-)Konkurrenz angesehen. Auch deswegen kann es sinnvoll sein, sich gleich ganz klar mit einer klaren thematischen Nische zu positionieren.

Wissen von anderen nutzen
Warum viel lesen, wenn man ein Telefon hat? Dieser journalistische Arbeitsgrundsatz dürfte auch bei Auslandseinsätzen helfen: In den verschiedenen sozialen Netzwerken, z.B. LinkedIn, sind schnell andere Freie zu finden, die im Gastland arbeiten. Auch wenn sich nicht jeder Kontakt über die neue Konkurrenz freut, gibt es vielleicht doch den einen oder anderen nützlichen Tipp.

Journalisten-Netzwerke I: weltreporter.net
Zusammen geht es besser, dachte sich eine Reihe von Freien, die im Ausland arbeiten. Sie gründeten das Netzwerk weltreporter.net, in dem sich derzeit über 45 Freie präsentieren. Es handelt sich dabei weder um eine Partnerschaft oder eine andere Gesellschaftsform, sondern um ein loses Miteinander zur besseren Vermarktung und Information.

Journalisten-Netzwerke II: n-ost.de
Das Redaktionsbüro n-ost in Berlin koordiniert etwa 250 Freie, die aus Osteuropa berichten. Etwa zwei bis drei Beiträge werden vom Büro am Tag entgegengenommen, redigiert und weiter an deutsche Zeitungen verschickt.


Bearbeitung: matthias
Datum und Uhrzeit: 2023-09-22 11:15:53
Inhalt der Änderung

Hier findest Du einige Tipps zu nützlichen Tools, Herangehensweisen und Netzwerken für die Arbeit im Ausland.

Der internationale Presseausweis

Der internationale Presseausweis wird von der Internationalen Journalisten-Föderation und ihren Mitgliedsgewerkschaften herausgegeben. In Deutschland sind unter anderem die DJV-Landesverbände für die Ausgabe des internationalen Presseausweises zuständig. Vorteil des internationalen Presseausweises ist in vielen Fällen eine erleichterte Akkreditierung bei internationalen Organisationen und auch bei manchen ausländischen Behörden.

Im Ausland ist alles anders: Fremde Rechtssysteme und Kulturen
Beachtet werden sollte generell die gesamte Rechtskultur eines Landes: Wer in Thailand einen Geldschein mit dem Bild des Königs zerknüllt oder in der Türkei Fotomontagen mit Atatürk bastelt, muss mit mehreren Monaten Gefängnis rechnen. Und das sind noch harmlose Beispiele. Wichtig ist insbesondere: Gerade im Journalismus Tätige stehen stets unter Spionageverdacht. Fotoarbeiten in Sichtweite von militärischen Anlagen und Recherchen im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sollten daher erst nach gründlicher Prüfung der Rechtslage und am besten nach Information der zuständigen Behörden begonnen werden. Aus gutem Grund wartete ein DJV-Mitglied (in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg) monatelang auf Drehgenehmigungen auf russischen Kasernen, die er dann tatsächlich auch bekam - alles andere wäre hochriskant gewesen.

Schon bei der Einreise kann umfangreiche Ausrüstung für Misstrauen sorgen. So berichtete ein englischer Bildjournalist, dass sein Beleuchtungsmaterial beinahe von der Flughafensicherheit gesprengt worden wäre, weil die Sicherheitskräfte die Funktion des Gerätes nicht erkannten - eine Beschriftung von Material kann daher sinnvoll sein genauso wie eine beigelegte Gebrauchsanweisung. Auch in der Berichterstattung, insbesondere bei der Verwendung von Material, ist äußerste Sorgfalt geboten.

Der Einsatz von Ortskräften als Fahrer, Dolmetscher und Berater ist in vielen Ländern unumgänglich. Sie können Situationen besser einschätzen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte entschärfen. Zwar sind in manchen Ländern nur solche Mitarbeitenden zu bekommen, die auch mit der Regierung oder deren Geheimdiensten zusammenarbeiten. Exkursionen ohne solche Begleitung können aber im wahrsten Sinne des Wortes tödlich enden.

Warnhinweise sind in Krisen- und Kriegsgebieten unbedingt ernst zu nehmen. Wird militärischer Begleitschutz angeboten, sollte hier nicht darauf verzichtet werden. Helme und Schutzwesten sollten auch jenseits von Frontlinien genutzt werden, auch wenn es nicht angenehm erscheint. Bei Übernachtungen sollten in solchen Regionen ortsübliche, offizielle Unterkünfte genutzt werden.

In manchen Ländern ist bei Besuchen in der Provinz nach wie vor zuerst eine Meldung bei der örtlichen Polizeidienststelle angesagt, wo unter Umständen erst einmal in aller Seelenruhe ein Tee serviert wird und Misstrauen abzubauen ist. Wer schon viel herumgereist ist, dem kann in solchen Situationen auch ein Foto helfen, das ihn mit Persönlichkeiten zeigt, die in der jeweiligen Region hoch geschätzt sind. Der Journalist Peter Scholl-Latour beispielsweise berichtete, dass er auch nach Jahrzehnten auf Auslandsreisen in kritischen Situationen Vertrauen durch Fotos erwecken konnte, die ihn mit dem Ayatollah Khomeni in Paris zeigten. Wer in bestimmten Ländern zunächst einmal als Gast eines lokalen Machthabers bzw. Verantwortlichen willkommen war, wird bei weiteren Reisen und Recherchen erheblich weniger Probleme haben als diejenigen, die einen großen Kreis um alles Offizielle machen.

Nicht nur mit Charme und Melone: Selbstschutz und Training
Reporter in Krisengebieten haben es spätestens im bosnischen Bürgerkrieg gemerkt: Ohne Stahlhelm und Schutzweste sind die Überlebenschancen häufig gering. Wer in Kriegs- und Krisengebiete reist, sollte daher schon in Deutschland Expertenrat einholen und sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Geklärt werden muss vorher freilich, ob Airline und Zoll des Gastlands bei solch martialischem Reisegepäck mitspielen. Zum Selbstschutz gehören selbstverständlich auch entsprechende Versicherungen – siehe oben. Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat für Journalisten in Krisengebieten einen umfangreichen „Survival Guide“ (in englischer Sprache, Titel: Live News) verfasst. Er kann bei der IFJ bestellt werden oder kostenlos unter www.ifj.org herunter geladen werden.
Von Seiten verschiedener Institutionen werden auch Sicherheitstrainings angeboten, so beispielsweise vom Rory Peck Trust (London). Die deutschen Rundfunkanstalten bieten für ihre Mitarbeiter interne Ausbildungen an.
Wer zu solchen Trainings aufbricht, sollte sich vorher über die Inhalte erkundigen. Viele Seminare sind auf extrem gefährliche Situationen zugeschnitten, bei manchen werden Entführungs- und Erpressungssituationen sowie überraschende Überfälle so realistisch inszeniert, dass empfindsame Naturen unter Umständen mehr durch das Training als durch den anschließenden Auslandsaufenthalt traumatisiert werden können. Da kann es am Ende sinnvoller sein, von vornherein sowohl auf Auftrag als auch auf Training zu verzichten und diese robusteren Naturen zu überlassen.

Auch an Freie und Aushilfen im Ausland denken
In vielen Ländern sind die Berichterstattenden auf die Unterstützung durch einheimische Freie, Kameraleute und Aushilfen angewiesen. Diese Hilfskräfte begeben sich in Kriegs- und Krisengebieten manchmal in größere Gefahr als die offiziell journalistisch Tätigen, haben aber häufig keine versicherungsmäßige Absicherung. Wer sich einen Mitarbeitendenstab aufbaut, sollte sich die prekäre Situation klarmachen und versuchen, sich bei seiner auftraggebenden Stelle für die Übernahme von Kosten für Schutzausrüstung und Versicherung einzusetzen.

Wichtige Anlaufpunkte: Ausländische Journalistengewerkschaften
Wer im Ausland arbeiten will, sollte sich mit der jeweiligen nationalen Journalistengewerkschaft in Verbindung setzen. Denn manche haben nicht nur sehr aktive Freiengruppen, sondern informieren auch über aktuelle berufsbezogene Probleme und Hilfestellungen. Nur als Beispiel seien genannt die Freienseiten des Niederländischen Journalisten-Verbandes (www.defreelancejournalist.nl/www.defotojournalist.nl) und der britischen Journalistengewerkschaft (www.nuj.org.uk, Bereich „Freelance members“). Durch den berufsbezogenen kollegialen Kontakt wächst man auch schneller in die politische und soziale Kultur des Gastlands hinein. In vielen Hauptstädten und Metropolen gibt es zudem Vereine der ausländischen Presse, die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und auch erleichterte Kontakte mit offiziellen Stellen bieten. Informationen zu nationalen Gewerkschaften finden sich auf der Website der Internationalen Journalisten-Föderation unter www.ifj.org. In Brüssel gibt es sogar eine eigene Anlaufstelle für Reporter, die in und um die EU-Institutionen arbeiten: www.brusselsreporter.org

Bei der Botschaft registrieren
In einigen Ländern kann es ratsam sein, sich nach der Einreise bei der deutschen Botschaft registrieren zu lassen und dort Reisen in problematische Landesteile vorher anzuzeigen. Damit ist es der Botschaft möglich, im Falle von Krisen und Katastrophen gezielt zu suchen bzw. zu warnen. Gleichzeitig ist es im Falle von Problemen mit Behörden dann auch regelmäßig einfacher, die Botschaft auf sich aufmerksam zu machen. Bei Reisen in entlegene Gebiete kann es Sinn machen, der Botschaft vorher Route, Zeitplanung und geplante Gesprächspartner mitzuteilen. Auch die Hinterlegung von Kopien wichtiger Ausweise bei der Botschaft kann helfen.

Netzwerk im Ausland: Die deutschsprachige Gemeinde als Ausgangspunkt
Nicht um im eigenen Saft zu schmoren, sondern um am schwierigen Anfang alles an Kontakten zu nutzen, sollte zu Beginn einer Präsenz im Ausland auch die deutschsprachige Gemeinde genutzt werden. Botschaft, Industrie- und Handelskammer, kirchliche Veranstaltungen, Seminare: alles gute Möglichkeiten, um wirklich „anzukommen“. Selbstverständlich sollten diese in erster Linie als Start- und Rückzugspositionen genutzt werden, nicht als zentraler Bezugspunkt. Dabei gilt es harte Nerven zu behalten: Auch im Ausland ist der (freie) Journalismus mitunter ein Haifischbecken, und der Neuankömmling wird vielleicht eher als (Themen-)Konkurrenz angesehen. Auch deswegen kann es sinnvoll sein, sich gleich ganz klar mit einer klaren thematischen Nische zu positionieren.

Wissen von anderen nutzen
Warum viel lesen, wenn man ein Telefon hat? Dieser journalistische Arbeitsgrundsatz dürfte auch bei Auslandseinsätzen helfen: In den verschiedenen sozialen Netzwerken, z.B. LinkedIn, sind schnell andere Freie zu finden, die im Gastland arbeiten. Auch wenn sich nicht jeder Kontakt über die neue Konkurrenz freut, gibt es vielleicht doch den einen oder anderen nützlichen Tipp.

Journalisten-Netzwerke I: weltreporter.net
Zusammen geht es besser, dachte sich eine Reihe von Freien, die im Ausland arbeiten. Sie gründeten das Netzwerk weltreporter.net, in dem sich derzeit über 45 Freie präsentieren. Es handelt sich dabei weder um eine Partnerschaft oder eine andere Gesellschaftsform, sondern um ein loses Miteinander zur besseren Vermarktung und Information.

Journalisten-Netzwerke II: n-ost.de
Das Redaktionsbüro n-ost in Berlin koordiniert etwa 250 Freie, die aus Osteuropa berichten. Etwa zwei bis drei Beiträge werden vom Büro am Tag entgegengenommen, redigiert und weiter an deutsche Zeitungen verschickt.


Bearbeitung: matthias
Datum und Uhrzeit: 2023-09-22 11:15:43
Inhalt der Änderung

Hier findest Du einige Tipps zu nützlichen Tools, Herangehensweisen und Netzwerken für die Arbeit im Ausland.

Der internationale Presseausweis

Der internationale Presseausweis wird von der Internationalen Journalisten-Föderation und ihren Mitgliedsgewerkschaften herausgegeben. In Deutschland sind unter anderem die DJV-Landesverbände für die Ausgabe des internationalen Presseausweises zuständig. Vorteil des internationalen Presseausweises ist in vielen Fällen eine erleichterte Akkreditierung bei internationalen Organisationen und auch bei manchen ausländischen Behörden.

Im Ausland ist alles anders: Fremde Rechtssysteme und Kulturen
Beachtet werden sollte generell die gesamte Rechtskultur eines Landes: Wer in Thailand einen Geldschein mit dem Bild des Königs zerknüllt oder in der Türkei Fotomontagen mit Atatürk bastelt, muss mit mehreren Monaten Gefängnis rechnen. Und das sind noch harmlose Beispiele. Wichtig ist insbesondere: Gerade im Journalismus Tätige stehen stets unter Spionageverdacht. Fotoarbeiten in Sichtweite von militärischen Anlagen und Recherchen im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sollten daher erst nach gründlicher Prüfung der Rechtslage und am besten nach Information der zuständigen Behörden begonnen werden. Aus gutem Grund wartete ein DJV-Mitglied (in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg) monatelang auf Drehgenehmigungen auf russischen Kasernen, die er dann tatsächlich auch bekam - alles andere wäre hochriskant gewesen.

Schon bei der Einreise kann umfangreiche Ausrüstung für Misstrauen sorgen. So berichtete ein englischer Bildjournalist, dass sein Beleuchtungsmaterial beinahe von der Flughafensicherheit gesprengt worden wäre, weil die Sicherheitskräfte die Funktion des Gerätes nicht erkannten - eine Beschriftung von Material kann daher sinnvoll sein genauso wie eine beigelegte Gebrauchsanweisung. Auch in der Berichterstattung, insbesondere bei der Verwendung von Material, ist äußerste Sorgfalt geboten.

Der Einsatz von Ortskräften als Fahrer, Dolmetscher und Berater ist in vielen Ländern unumgänglich. Sie können Situationen besser einschätzen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte entschärfen. Zwar sind in manchen Ländern nur solche Mitarbeitenden zu bekommen, die auch mit der Regierung oder deren Geheimdiensten zusammenarbeiten. Exkursionen ohne solche Begleitung können aber im wahrsten Sinne des Wortes tödlich enden.

Warnhinweise sind in Krisen- und Kriegsgebieten unbedingt ernst zu nehmen. Wird militärischer Begleitschutz angeboten, sollte hier nicht darauf verzichtet werden. Helme und Schutzwesten sollten auch jenseits von Frontlinien genutzt werden, auch wenn es nicht angenehm erscheint. Bei Übernachtungen sollten in solchen Regionen ortsübliche, offizielle Unterkünfte genutzt werden.

In manchen Ländern ist bei Besuchen in der Provinz nach wie vor zuerst eine Meldung bei der örtlichen Polizeidienststelle angesagt, wo unter Umständen erst einmal in aller Seelenruhe ein Tee serviert wird und Misstrauen abzubauen ist. Wer schon viel herumgereist ist, dem kann in solchen Situationen auch ein Foto helfen, das ihn mit Persönlichkeiten zeigt, die in der jeweiligen Region hoch geschätzt sind. Der Journalist Peter Scholl-Latour beispielsweise berichtete, dass er auch nach Jahrzehnten auf Auslandsreisen in kritischen Situationen Vertrauen durch Fotos erwecken konnte, die ihn mit dem Ayatollah Khomeni in Paris zeigten. Wer in bestimmten Ländern zunächst einmal als Gast eines lokalen Machthabers bzw. Verantwortlichen willkommen war, wird bei weiteren Reisen und Recherchen erheblich weniger Probleme haben als diejenigen, die einen großen Kreis um alles Offizielle machen.

Nicht nur mit Charme und Melone: Selbstschutz und Training
Reporter in Krisengebieten haben es spätestens im bosnischen Bürgerkrieg gemerkt: Ohne Stahlhelm und Schutzweste sind die Überlebenschancen häufig gering. Wer in Kriegs- und Krisengebiete reist, sollte daher schon in Deutschland Expertenrat einholen und sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Geklärt werden muss vorher freilich, ob Airline und Zoll des Gastlands bei solch martialischem Reisegepäck mitspielen. Zum Selbstschutz gehören selbstverständlich auch entsprechende Versicherungen – siehe oben. Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat für Journalisten in Krisengebieten einen umfangreichen „Survival Guide“ (in englischer Sprache, Titel: Live News) verfasst. Er kann bei der IFJ bestellt werden oder kostenlos unter www.ifj.org herunter geladen werden.
Von Seiten verschiedener Institutionen werden auch Sicherheitstrainings angeboten, so beispielsweise vom Rory Peck Trust (London). Die deutschen Rundfunkanstalten bieten für ihre Mitarbeiter interne Ausbildungen an.
Wer zu solchen Trainings aufbricht, sollte sich vorher über die Inhalte erkundigen. Viele Seminare sind auf extrem gefährliche Situationen zugeschnitten, bei manchen werden Entführungs- und Erpressungssituationen sowie überraschende Überfälle so realistisch inszeniert, dass empfindsame Naturen unter Umständen mehr durch das Training als durch den anschließenden Auslandsaufenthalt traumatisiert werden können. Da kann es am Ende sinnvoller sein, von vornherein sowohl auf Auftrag als auch auf Training zu verzichten und diese robusteren Naturen zu überlassen.

Auch an Freie und Aushilfen im Ausland denken
In vielen Ländern sind die Berichterstattenden auf die Unterstützung durch einheimische Freie, Kameraleute und Aushilfen angewiesen. Diese Hilfskräfte begeben sich in Kriegs- und Krisengebieten manchmal in größere Gefahr als die offiziell journalistisch Tätigen, haben aber häufig keine versicherungsmäßige Absicherung. Wer sich einen Mitarbeitendenstab aufbaut, sollte sich die prekäre Situation klarmachen und versuchen, sich bei seiner auftraggebenden Stelle für die Übernahme von Kosten für Schutzausrüstung und Versicherung einzusetzen.

Wichtige Anlaufpunkte: Ausländische Journalistengewerkschaften
Wer im Ausland arbeiten will, sollte sich mit der jeweiligen nationalen Journalistengewerkschaft in Verbindung setzen. Denn manche haben nicht nur sehr aktive Freiengruppen, sondern informieren auch über aktuelle berufsbezogene Probleme und Hilfestellungen. Nur als Beispiel seien genannt die Freienseiten des Niederländischen Journalisten-Verbandes (www.defreelancejournalist.nl/www.defotojournalist.nl) und der britischen Journalistengewerkschaft (www.nuj.org.uk, Bereich „Freelance members“). Durch den berufsbezogenen kollegialen Kontakt wächst man auch schneller in die politische und soziale Kultur des Gastlands hinein. In vielen Hauptstädten und Metropolen gibt es zudem Vereine der ausländischen Presse, die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und auch erleichterte Kontakte mit offiziellen Stellen bieten. Informationen zu nationalen Gewerkschaften finden sich auf der Website der Internationalen Journalisten-Föderation unter www.ifj.org. In Brüssel gibt es sogar eine eigene Anlaufstelle für Reporter, die in und um die EU-Institutionen arbeiten: www.brusselsreporter.org

Bei der Botschaft registrieren
In einigen Ländern kann es ratsam sein, sich nach der Einreise bei der deutschen Botschaft registrieren zu lassen und dort Reisen in problematische Landesteile vorher anzuzeigen. Damit ist es der Botschaft möglich, im Falle von Krisen und Katastrophen gezielt zu suchen bzw. zu warnen. Gleichzeitig ist es im Falle von Problemen mit Behörden dann auch regelmäßig einfacher, die Botschaft auf sich aufmerksam zu machen. Bei Reisen in entlegene Gebiete kann es Sinn machen, der Botschaft vorher Route, Zeitplanung und geplante Gesprächspartner mitzuteilen. Auch die Hinterlegung von Kopien wichtiger Ausweise bei der Botschaft kann helfen.

Netzwerk im Ausland: Die deutschsprachige Gemeinde als Ausgangspunkt
Nicht um im eigenen Saft zu schmoren, sondern um am schwierigen Anfang alles an Kontakten zu nutzen, sollte zu Beginn einer Präsenz im Ausland auch die deutschsprachige Gemeinde genutzt werden. Botschaft, Industrie- und Handelskammer, kirchliche Veranstaltungen, Seminare: alles gute Möglichkeiten, um wirklich „anzukommen“. Selbstverständlich sollten diese in erster Linie als Start- und Rückzugspositionen genutzt werden, nicht als zentraler Bezugspunkt. Dabei gilt es harte Nerven zu behalten: Auch im Ausland ist der (freie) Journalismus mitunter ein Haifischbecken, und der Neuankömmling wird vielleicht eher als (Themen-)Konkurrenz angesehen. Auch deswegen kann es sinnvoll sein, sich gleich ganz klar mit einer klaren thematischen Nische zu positionieren.

Wissen von anderen nutzen
Warum viel lesen, wenn man ein Telefon hat? Dieser journalistische Arbeitsgrundsatz dürfte auch bei Auslandseinsätzen helfen: In den verschiedenen sozialen Netzwerken, z.B. LinkedIn, sind schnell andere Freie zu finden, die im Gastland arbeiten. Auch wenn sich nicht jeder Kontakt über die neue Konkurrenz freut, gibt es vielleicht doch den einen oder anderen nützlichen Tipp.

Journalisten-Netzwerke I: weltreporter.net
Zusammen geht es besser, dachte sich eine Reihe von Freien, die im Ausland arbeiten. Sie gründeten das Netzwerk weltreporter.net, in dem sich derzeit über 45 Freie präsentieren. Es handelt sich dabei weder um eine Partnerschaft oder eine andere Gesellschaftsform, sondern um ein loses Miteinander zur besseren Vermarktung und Information.

Journalisten-Netzwerke II: n-ost.de
Das Redaktionsbüro n-ost in Berlin koordiniert etwa 250 Freie, die aus Osteuropa berichten. Etwa zwei bis drei Beiträge werden vom Büro am Tag entgegengenommen, redigiert und weiter an deutsche Zeitungen verschickt.


Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-09-17 22:52:23
Inhalt der Änderung

Hier findest Du einige Tipps zu nützlichen Tools, Herangehensweisen und Netzwerken für die Arbeit im Ausland.

Der internationale Presseausweis
Der internationale Presseausweis wird von der Internationalen Journalisten-Föderation und ihren Mitgliedsgewerkschaften herausgegeben. In Deutschland sind unter anderem die DJV-Landesverbände für die Ausgabe des internationalen Presseausweises zuständig. Vorteil des internationalen Presseausweises ist in vielen Fällen eine erleichterte Akkreditierung bei internationalen Organisationen und auch bei manchen ausländischen Behörden.

Im Ausland ist alles anders: Fremde Rechtssysteme und Kulturen
Beachtet werden sollte generell die gesamte Rechtskultur eines Landes: Wer in Thailand einen Geldschein mit dem Bild des Königs zerknüllt oder in der Türkei Fotomontagen mit Atatürk bastelt, muss mit mehreren Monaten Gefängnis rechnen. Und das sind noch harmlose Beispiele. Wichtig ist insbesondere: Gerade im Journalismus Tätige stehen stets unter Spionageverdacht. Fotoarbeiten in Sichtweite von militärischen Anlagen und Recherchen im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sollten daher erst nach gründlicher Prüfung der Rechtslage und am besten nach Information der zuständigen Behörden begonnen werden. Aus gutem Grund wartete ein DJV-Mitglied (in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg) monatelang auf Drehgenehmigungen auf russischen Kasernen, die er dann tatsächlich auch bekam - alles andere wäre hochriskant gewesen.

Schon bei der Einreise kann umfangreiche Ausrüstung für Misstrauen sorgen. So berichtete ein englischer Bildjournalist, dass sein Beleuchtungsmaterial beinahe von der Flughafensicherheit gesprengt worden wäre, weil die Sicherheitskräfte die Funktion des Gerätes nicht erkannten - eine Beschriftung von Material kann daher sinnvoll sein genauso wie eine beigelegte Gebrauchsanweisung. Auch in der Berichterstattung, insbesondere bei der Verwendung von Material, ist äußerste Sorgfalt geboten.

Der Einsatz von Ortskräften als Fahrer, Dolmetscher und Berater ist in vielen Ländern unumgänglich. Sie können Situationen besser einschätzen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte entschärfen. Zwar sind in manchen Ländern nur solche Mitarbeitenden zu bekommen, die auch mit der Regierung oder deren Geheimdiensten zusammenarbeiten. Exkursionen ohne solche Begleitung können aber im wahrsten Sinne des Wortes tödlich enden.

Warnhinweise sind in Krisen- und Kriegsgebieten unbedingt ernst zu nehmen. Wird militärischer Begleitschutz angeboten, sollte hier nicht darauf verzichtet werden. Helme und Schutzwesten sollten auch jenseits von Frontlinien genutzt werden, auch wenn es nicht angenehm erscheint. Bei Übernachtungen sollten in solchen Regionen ortsübliche, offizielle Unterkünfte genutzt werden.

In manchen Ländern ist bei Besuchen in der Provinz nach wie vor zuerst eine Meldung bei der örtlichen Polizeidienststelle angesagt, wo unter Umständen erst einmal in aller Seelenruhe ein Tee serviert wird und Misstrauen abzubauen ist. Wer schon viel herumgereist ist, dem kann in solchen Situationen auch ein Foto helfen, das ihn mit Persönlichkeiten zeigt, die in der jeweiligen Region hoch geschätzt sind. Der Journalist Peter Scholl-Latour beispielsweise berichtete, dass er auch nach Jahrzehnten auf Auslandsreisen in kritischen Situationen Vertrauen durch Fotos erwecken konnte, die ihn mit dem Ayatollah Khomeni in Paris zeigten. Wer in bestimmten Ländern zunächst einmal als Gast eines lokalen Machthabers bzw. Verantwortlichen willkommen war, wird bei weiteren Reisen und Recherchen erheblich weniger Probleme haben als diejenigen, die einen großen Kreis um alles Offizielle machen.

Nicht nur mit Charme und Melone: Selbstschutz und Training
Reporter in Krisengebieten haben es spätestens im bosnischen Bürgerkrieg gemerkt: Ohne Stahlhelm und Schutzweste sind die Überlebenschancen häufig gering. Wer in Kriegs- und Krisengebiete reist, sollte daher schon in Deutschland Expertenrat einholen und sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Geklärt werden muss vorher freilich, ob Airline und Zoll des Gastlands bei solch martialischem Reisegepäck mitspielen. Zum Selbstschutz gehören selbstverständlich auch entsprechende Versicherungen – siehe oben. Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat für Journalisten in Krisengebieten einen umfangreichen „Survival Guide“ (in englischer Sprache, Titel: Live News) verfasst. Er kann bei der IFJ bestellt werden oder kostenlos unter www.ifj.org herunter geladen werden.
Von Seiten verschiedener Institutionen werden auch Sicherheitstrainings angeboten, so beispielsweise vom Rory Peck Trust (London). Die deutschen Rundfunkanstalten bieten für ihre Mitarbeiter interne Ausbildungen an.
Wer zu solchen Trainings aufbricht, sollte sich vorher über die Inhalte erkundigen. Viele Seminare sind auf extrem gefährliche Situationen zugeschnitten, bei manchen werden Entführungs- und Erpressungssituationen sowie überraschende Überfälle so realistisch inszeniert, dass empfindsame Naturen unter Umständen mehr durch das Training als durch den anschließenden Auslandsaufenthalt traumatisiert werden können. Da kann es am Ende sinnvoller sein, von vornherein sowohl auf Auftrag als auch auf Training zu verzichten und diese robusteren Naturen zu überlassen.

Auch an Freie und Aushilfen im Ausland denken
In vielen Ländern sind die Berichterstattenden auf die Unterstützung durch einheimische Freie, Kameraleute und Aushilfen angewiesen. Diese Hilfskräfte begeben sich in Kriegs- und Krisengebieten manchmal in größere Gefahr als die offiziell journalistisch Tätigen, haben aber häufig keine versicherungsmäßige Absicherung. Wer sich einen Mitarbeitendenstab aufbaut, sollte sich die prekäre Situation klarmachen und versuchen, sich bei seiner auftraggebenden Stelle für die Übernahme von Kosten für Schutzausrüstung und Versicherung einzusetzen.

Wichtige Anlaufpunkte: Ausländische Journalistengewerkschaften
Wer im Ausland arbeiten will, sollte sich mit der jeweiligen nationalen Journalistengewerkschaft in Verbindung setzen. Denn manche haben nicht nur sehr aktive Freiengruppen, sondern informieren auch über aktuelle berufsbezogene Probleme und Hilfestellungen. Nur als Beispiel seien genannt die Freienseiten des Niederländischen Journalisten-Verbandes (www.defreelancejournalist.nl/www.defotojournalist.nl) und der britischen Journalistengewerkschaft (www.nuj.org.uk, Bereich „Freelance members“). Durch den berufsbezogenen kollegialen Kontakt wächst man auch schneller in die politische und soziale Kultur des Gastlands hinein. In vielen Hauptstädten und Metropolen gibt es zudem Vereine der ausländischen Presse, die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und auch erleichterte Kontakte mit offiziellen Stellen bieten. Informationen zu nationalen Gewerkschaften finden sich auf der Website der Internationalen Journalisten-Föderation unter www.ifj.org. In Brüssel gibt es sogar eine eigene Anlaufstelle für Reporter, die in und um die EU-Institutionen arbeiten: www.brusselsreporter.org

Bei der Botschaft registrieren
In einigen Ländern kann es ratsam sein, sich nach der Einreise bei der deutschen Botschaft registrieren zu lassen und dort Reisen in problematische Landesteile vorher anzuzeigen. Damit ist es der Botschaft möglich, im Falle von Krisen und Katastrophen gezielt zu suchen bzw. zu warnen. Gleichzeitig ist es im Falle von Problemen mit Behörden dann auch regelmäßig einfacher, die Botschaft auf sich aufmerksam zu machen. Bei Reisen in entlegene Gebiete kann es Sinn machen, der Botschaft vorher Route, Zeitplanung und geplante Gesprächspartner mitzuteilen. Auch die Hinterlegung von Kopien wichtiger Ausweise bei der Botschaft kann helfen.

Netzwerk im Ausland: Die deutschsprachige Gemeinde als Ausgangspunkt
Nicht um im eigenen Saft zu schmoren, sondern um am schwierigen Anfang alles an Kontakten zu nutzen, sollte zu Beginn einer Präsenz im Ausland auch die deutschsprachige Gemeinde genutzt werden. Botschaft, Industrie- und Handelskammer, kirchliche Veranstaltungen, Seminare: alles gute Möglichkeiten, um wirklich „anzukommen“. Selbstverständlich sollten diese in erster Linie als Start- und Rückzugspositionen genutzt werden, nicht als zentraler Bezugspunkt. Dabei gilt es harte Nerven zu behalten: Auch im Ausland ist der (freie) Journalismus mitunter ein Haifischbecken, und der Neuankömmling wird vielleicht eher als (Themen-)Konkurrenz angesehen. Auch deswegen kann es sinnvoll sein, sich gleich ganz klar mit einer klaren thematischen Nische zu positionieren.

Wissen von anderen nutzen
Warum viel lesen, wenn man ein Telefon hat? Dieser journalistische Arbeitsgrundsatz dürfte auch bei Auslandseinsätzen helfen: In den verschiedenen sozialen Netzwerken, z.B. LinkedIn, sind schnell andere Freie zu finden, die im Gastland arbeiten. Auch wenn sich nicht jeder Kontakt über die neue Konkurrenz freut, gibt es vielleicht doch den einen oder anderen nützlichen Tipp.

Journalisten-Netzwerke I: weltreporter.net
Zusammen geht es besser, dachte sich eine Reihe von Freien, die im Ausland arbeiten. Sie gründeten das Netzwerk weltreporter.net, in dem sich derzeit über 45 Freie präsentieren. Es handelt sich dabei weder um eine Partnerschaft oder eine andere Gesellschaftsform, sondern um ein loses Miteinander zur besseren Vermarktung und Information.

Journalisten-Netzwerke II: n-ost.de
Das Redaktionsbüro n-ost in Berlin koordiniert etwa 250 Freie, die aus Osteuropa berichten. Etwa zwei bis drei Beiträge werden vom Büro am Tag entgegengenommen, redigiert und weiter an deutsche Zeitungen verschickt.


Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-09-17 22:51:24
Inhalt der Änderung

Hier findest Du einige Tipps zu nützlichen Tools, Herangehensweisen und Netzwerken für die Arbeit im Ausland.

Der internationale Presseausweis
Der internationale Presseausweis wird von der Internationalen Journalisten-Föderation und ihren Mitgliedsgewerkschaften herausgegeben. In Deutschland sind unter anderem die DJV-Landesverbände für die Ausgabe des internationalen Presseausweises zuständig. Vorteil des internationalen Presseausweises ist in vielen Fällen eine erleichterte Akkreditierung bei internationalen Organisationen und auch bei manchen ausländischen Behörden.

Im Ausland ist alles anders: Fremde Rechtssysteme und Kulturen
Beachtet werden sollte generell die gesamte Rechtskultur eines Landes: Wer in Thailand einen Geldschein mit dem Bild des Königs zerknüllt oder in der Türkei Fotomontagen mit Atatürk bastelt, muss mit mehreren Monaten Gefängnis rechnen. Und das sind noch harmlose Beispiele. Wichtig ist insbesondere: Gerade im Journalismus Tätige stehen stets unter Spionageverdacht. Fotoarbeiten in Sichtweite von militärischen Anlagen und Recherchen im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sollten daher erst nach gründlicher Prüfung der Rechtslage und am besten nach Information der zuständigen Behörden begonnen werden. Aus gutem Grund wartete ein DJV-Mitglied (in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg) monatelang auf Drehgenehmigungen auf russischen Kasernen, die er dann tatsächlich auch bekam - alles andere wäre hochriskant gewesen.

Schon bei der Einreise kann umfangreiche Ausrüstung für Misstrauen sorgen. So berichtete ein englischer Bildjournalist, dass sein Beleuchtungsmaterial beinahe von der Flughafensicherheit gesprengt worden wäre, weil die Sicherheitskräfte die Funktion des Gerätes nicht erkannten - eine Beschriftung von Material kann daher sinnvoll sein genauso wie eine beigelegte Gebrauchsanweisung. Auch in der Berichterstattung, insbesondere bei der Verwendung von Material, ist äußerste Sorgfalt geboten.

Der Einsatz von Ortskräften als Fahrer, Dolmetscher und Berater ist in vielen Ländern unumgänglich. Sie können Situationen besser einschätzen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte entschärfen. Zwar sind in manchen Ländern nur solche Mitarbeitenden zu bekommen, die auch mit der Regierung oder deren Geheimdiensten zusammenarbeiten. Exkursionen ohne solche Begleitung können aber im wahrsten Sinne des Wortes tödlich enden.

Warnhinweise sind in Krisen- und Kriegsgebieten unbedingt ernst zu nehmen. Wird militärischer Begleitschutz angeboten, sollte hier nicht darauf verzichtet werden. Helme und Schutzwesten sollten auch jenseits von Frontlinien genutzt werden, auch wenn es nicht angenehm erscheint. Bei Übernachtungen sollten in solchen Regionen ortsübliche, offizielle Unterkünfte genutzt werden.

In manchen Ländern ist bei Besuchen in der Provinz nach wie vor zuerst eine Meldung bei der örtlichen Polizeidienststelle angesagt, wo unter Umständen erst einmal in aller Seelenruhe ein Tee serviert wird und Misstrauen abzubauen ist. Wer schon viel herumgereist ist, dem kann in solchen Situationen auch ein Foto helfen, das ihn mit Persönlichkeiten zeigt, die in der jeweiligen Region hoch geschätzt sind. Der Journalist Peter Scholl-Latour beispielsweise berichtete, dass er auch nach Jahrzehnten auf Auslandsreisen in kritischen Situationen Vertrauen durch Fotos erwecken konnte, die ihn mit dem Ayatollah Khomeni in Paris zeigten. Wer in bestimmten Ländern zunächst einmal als Gast eines lokalen Machthabers bzw. Verantwortlichen willkommen war, wird bei weiteren Reisen und Recherchen erheblich weniger Probleme haben als diejenigen, die einen großen Kreis um alles Offizielle machen.

Nicht nur mit Charme und Melone: Selbstschutz und Training
Reporter in Krisengebieten haben es spätestens im bosnischen Bürgerkrieg gemerkt: Ohne Stahlhelm und Schutzweste sind die Überlebenschancen häufig gering. Wer in Kriegs- und Krisengebiete reist, sollte daher schon in Deutschland Expertenrat einholen und sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Geklärt werden muss vorher freilich, ob Airline und Zoll des Gastlands bei solch martialischem Reisegepäck mitspielen. Zum Selbstschutz gehören selbstverständlich auch entsprechende Versicherungen – siehe oben. Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat für Journalisten in Krisengebieten einen umfangreichen „Survival Guide“ (in englischer Sprache, Titel: Live News) verfasst. Er kann bei der IFJ bestellt werden oder kostenlos unter www.ifj.org herunter geladen werden.
Von Seiten verschiedener Institutionen werden auch Sicherheitstrainings angeboten, so beispielsweise vom Rory Peck Trust (London). Die deutschen Rundfunkanstalten bieten für ihre Mitarbeiter interne Ausbildungen an.
Wer zu solchen Trainings aufbricht, sollte sich vorher über die Inhalte erkundigen. Viele Seminare sind auf extrem gefährliche Situationen zugeschnitten, bei manchen werden Entführungs- und Erpressungssituationen sowie überraschende Überfälle so realistisch inszeniert, dass empfindsame Naturen unter Umständen mehr durch das Training als durch den anschließenden Auslandsaufenthalt traumatisiert werden können. Da kann es am Ende sinnvoller sein, von vornherein sowohl auf Auftrag als auch auf Training zu verzichten und diese robusteren Naturen zu überlassen.

Auch an Freie und Aushilfen im Ausland denken
In vielen Ländern ist sind die Berichterstattenden auf die Unterstützung durch einheimische Freie, Kameraleute und Aushilfen angewiesen. Diese Hilfskräfte begeben sich in Kriegs- und Krisengebieten manchmal in größere Gefahr als die offiziell journalistisch Tätigen, haben aber häufig keine versicherungsmäßige Absicherung. Wer sich einen Mitarbeitendenstab aufbaut, sollte sich die prekäre Situation klarmachen und versuchen, sich bei seiner auftraggebenden Stelle für die Übernahme von Kosten für Schutzausrüstung und Versicherung einzusetzen.

Wichtige Anlaufpunkte: Ausländische Journalistengewerkschaften
Wer im Ausland arbeiten will, sollte sich mit der jeweiligen nationalen Journalistengewerkschaft in Verbindung setzen. Denn manche haben nicht nur sehr aktive Freiengruppen, sondern informieren auch über aktuelle berufsbezogene Probleme und Hilfestellungen. Nur als Beispiel seien genannt die Freienseiten des Niederländischen Journalisten-Verbandes (www.defreelancejournalist.nl/www.defotojournalist.nl) und der britischen Journalistengewerkschaft (www.nuj.org.uk, Bereich „Freelance members“). Durch den berufsbezogenen kollegialen Kontakt wächst man auch schneller in die politische und soziale Kultur des Gastlands hinein. In vielen Hauptstädten und Metropolen gibt es zudem Vereine der ausländischen Presse, die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und auch erleichterte Kontakte mit offiziellen Stellen bieten. Informationen zu nationalen Gewerkschaften finden sich auf der Website der Internationalen Journalisten-Föderation unter www.ifj.org. In Brüssel gibt es sogar eine eigene Anlaufstelle für Reporter, die in und um die EU-Institutionen arbeiten: www.brusselsreporter.org

Bei der Botschaft registrieren
In einigen Ländern kann es ratsam sein, sich nach der Einreise bei der deutschen Botschaft registrieren zu lassen und dort Reisen in problematische Landesteile vorher anzuzeigen. Damit ist es der Botschaft möglich, im Falle von Krisen und Katastrophen gezielt zu suchen bzw. zu warnen. Gleichzeitig ist es im Falle von Problemen mit Behörden dann auch regelmäßig einfacher, die Botschaft auf sich aufmerksam zu machen. Bei Reisen in entlegene Gebiete kann es Sinn machen, der Botschaft vorher Route, Zeitplanung und geplante Gesprächspartner mitzuteilen. Auch die Hinterlegung von Kopien wichtiger Ausweise bei der Botschaft kann helfen.

Netzwerk im Ausland: Die deutschsprachige Gemeinde als Ausgangspunkt
Nicht um im eigenen Saft zu schmoren, sondern um am schwierigen Anfang alles an Kontakten zu nutzen, sollte zu Beginn einer Präsenz im Ausland auch die deutschsprachige Gemeinde genutzt werden. Botschaft, Industrie- und Handelskammer, kirchliche Veranstaltungen, Seminare: alles gute Möglichkeiten, um wirklich „anzukommen“. Selbstverständlich sollten diese in erster Linie als Start- und Rückzugspositionen genutzt werden, nicht als zentraler Bezugspunkt. Dabei gilt es harte Nerven zu behalten: Auch im Ausland ist der (freie) Journalismus mitunter ein Haifischbecken, und der Neuankömmling wird vielleicht eher als (Themen-)Konkurrenz angesehen. Auch deswegen kann es sinnvoll sein, sich gleich ganz klar mit einer klaren thematischen Nische zu positionieren.

Wissen von anderen nutzen
Warum viel lesen, wenn man ein Telefon hat? Dieser journalistische Arbeitsgrundsatz dürfte auch bei Auslandseinsätzen helfen: In den verschiedenen sozialen Netzwerken, z.B. LinkedIn, sind schnell andere Freie zu finden, die im Gastland arbeiten. Auch wenn sich nicht jeder Kontakt über die neue Konkurrenz freut, gibt es vielleicht doch den einen oder anderen nützlichen Tipp.

Journalisten-Netzwerke I: weltreporter.net
Zusammen geht es besser, dachte sich eine Reihe von Freien, die im Ausland arbeiten. Sie gründeten das Netzwerk weltreporter.net, in dem sich derzeit über 45 Freie präsentieren. Es handelt sich dabei weder um eine Partnerschaft oder eine andere Gesellschaftsform, sondern um ein loses Miteinander zur besseren Vermarktung und Information.

Journalisten-Netzwerke II: n-ost.de
Das Redaktionsbüro n-ost in Berlin koordiniert etwa 250 Freie, die aus Osteuropa berichten. Etwa zwei bis drei Beiträge werden vom Büro am Tag entgegengenommen, redigiert und weiter an deutsche Zeitungen verschickt.


Bearbeitung: Michael Hirschler
Datum und Uhrzeit: 2023-07-26 12:37:10
Inhalt der Änderung

Hier findest Du einige Tipps zu nützlichen Tools, Herangehensweisen und Netzwerken für die Arbeit im Ausland.

Der internationale Presseausweis
Der internationale Presseausweis wird von der Internationalen Journalisten-Föderation und ihren Mitgliedsgewerkschaften herausgegeben. In Deutschland sind unter anderem die DJV-Landesverbände für die Ausgabe des internationalen Presseausweises zuständig. Vorteil des internationalen Presseausweises ist in vielen Fällen eine erleichterte Akkreditierung bei internationalen Organisationen und auch bei manchen ausländischen Behörden.

Im Ausland ist alles anders: Fremde Rechtssysteme und Kulturen
Beachtet werden sollte generell die gesamte Rechtskultur eines Landes: Wer in Thailand einen Geldschein mit dem Bild des Königs zerknüllt oder in der Türkei Fotomontagen mit Atatürk bastelt, muss mit mehreren Monaten Gefängnis rechnen. Und das sind noch harmlose Beispiele. Wichtig ist insbesondere: Gerade im Journalismus Tätige stehen stets unter Spionageverdacht. Fotoarbeiten in Sichtweite von militärischen Anlagen und Recherchen im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit sollten daher erst nach gründlicher Prüfung der Rechtslage und am besten nach Information der zuständigen Behörden begonnen werden. Aus gutem Grund wartete ein DJV-Mitglied (in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg) monatelang auf Drehgenehmigungen auf russischen Kasernen, die er dann tatsächlich auch bekam - alles andere wäre hochriskant gewesen.

Schon bei der Einreise kann umfangreiche Ausrüstung für Misstrauen sorgen. So berichtete ein englischer Bildjournalist, dass sein Beleuchtungsmaterial beinahe von der Flughafensicherheit gesprengt worden wäre, weil die Sicherheitskräfte die Funktion des Gerätes nicht erkannten - eine Beschriftung von Material kann daher sinnvoll sein genauso wie eine beigelegte Gebrauchsanweisung. Auch in der Berichterstattung, insbesondere bei der Verwendung von Material, ist äußerste Sorgfalt geboten.

Der Einsatz von Ortskräften als Fahrer, Dolmetscher und Berater ist in vielen Ländern unumgänglich. Sie können Situationen besser einschätzen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte entschärfen. Zwar sind in manchen Ländern nur solche Mitarbeitenden zu bekommen, die auch mit der Regierung oder deren Geheimdiensten zusammenarbeiten. Exkursionen ohne solche Begleitung können aber im wahrsten Sinne des Wortes tödlich enden.

Warnhinweise sind in Krisen- und Kriegsgebieten unbedingt ernst zu nehmen. Wird militärischer Begleitschutz angeboten, sollte hier nicht darauf verzichtet werden. Helme und Schutzwesten sollten auch jenseits von Frontlinien genutzt werden, auch wenn es nicht angenehm erscheint. Bei Übernachtungen sollten in solchen Regionen ortsübliche, offizielle Unterkünfte genutzt werden.

In manchen Ländern ist bei Besuchen in der Provinz nach wie vor zuerst eine Meldung bei der örtlichen Polizeidienststelle angesagt, wo unter Umständen erst einmal in aller Seelenruhe ein Tee serviert wird und Misstrauen abzubauen ist. Wer schon viel herumgereist ist, dem kann in solchen Situationen auch ein Foto helfen, das ihn mit Persönlichkeiten zeigt, die in der jeweiligen Region hoch geschätzt sind. Der Journalist Peter Scholl-Latour beispielsweise berichtete, dass er auch nach Jahrzehnten auf Auslandsreisen in kritischen Situationen Vertrauen durch Fotos erwecken konnte, die ihn mit dem Ayatollah Khomeni in Paris zeigten. Wer in bestimmten Ländern zunächst einmal als Gast eines lokalen Machthabers bzw. Verantwortlichen willkommen war, wird bei weiteren Reisen und Recherchen erheblich weniger Probleme haben als diejenigen, die einen großen Kreis um alles Offizielle machen.

Nicht nur mit Charme und Melone: Selbstschutz und Training
Reporter in Krisengebieten haben es spätestens im bosnischen Bürgerkrieg gemerkt: Ohne Stahlhelm und Schutzweste sind die Überlebenschancen häufig gering. Wer in Kriegs- und Krisengebiete reist, sollte daher schon in Deutschland Expertenrat einholen und sich eine entsprechende Ausrüstung zulegen. Geklärt werden muss vorher freilich, ob Airline und Zoll des Gastlands bei solch martialischem Reisegepäck mitspielen. Zum Selbstschutz gehören selbstverständlich auch entsprechende Versicherungen – siehe oben. Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat für Journalisten in Krisengebieten einen umfangreichen „Survival Guide“ (in englischer Sprache,Titel: Live News) verfasst. Er kann bei der IFJ bestellt werden oder kostenlos unter www.ifj.org herunter geladen werden.
Von Seiten verschiedener Institutionen werden auch Sicherheitstrainings angeboten, so beispielsweise vom Rory Peck Trust (London). Die deutschen Rundfunkanstalten bieten für ihre Mitarbeiter interne Ausbildungen an.
Wer zu solchen Trainings aufbricht, sollte sich vorher über die Inhalte erkundigen. Viele Seminare sind auf extrem gefährliche Situationen zugeschnitten, bei manchen werden Entführungs- und Erpressungssituationen sowie überraschende Überfälle so realistisch inszeniert, dass empfindsame Naturen unter Umständen mehr durch das Training als durch den anschließenden Auslandsaufenthalt traumatisiert werden können. Da kann es am Ende sinnvoller sein, von vornherein sowohl auf Auftrag als auch auf Training zu verzichten und diese robusteren Naturen zu überlassen.

Auch an Freie und Aushilfen im Ausland denken
In vielen Ländern ist sind die Berichterstattenden auf die Unterstützung durch einheimische Freie, Kameraleute und Aushilfen angewiesen. Diese Hilfskräfte begeben sich in Kriegs- und Krisengebieten manchmal in größere Gefahr als die offiziell journalistisch Tätigen, haben aber häufig keine versicherungsmäßige Absicherung. Wer sich einen Mitarbeitendenstab aufbaut, sollte sich die prekäre Situation klarmachen und versuchen, sich bei seiner auftraggebenden Stelle für die Übernahme von Kosten für Schutzausrüstung und Versicherung einzusetzen.

Wichtige Anlaufpunkte: Ausländische Journalistengewerkschaften
Wer im Ausland arbeiten will, sollte sich mit der jeweiligen nationalen Journalistengewerkschaft in Verbindung setzen. Denn manche haben nicht nur sehr aktive Freiengruppen, sondern informieren auch über aktuelle berufsbezogene Probleme und Hilfestellungen. Nur als Beispiel seien genannt die Freienseiten des Niederländischen Journalisten-Verbandes (www.defreelancejournalist.nl/www.defotojournalist.nl) und der britischen Journalistengewerkschaft (www.nuj.org.uk, Bereich „Freelance members“). Durch den berufsbezogenen kollegialen Kontakt wächst man auch schneller in die politische und soziale Kultur des Gastlands hinein. In vielen Hauptstädten und Metropolen gibt es zudem Vereine der ausländischen Presse, die Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und auch erleichterte Kontakte mit offiziellen Stellen bieten. Informationen zu nationalen Gewerkschaften finden sich auf der Website der Internationalen Journalisten-Föderation unter www.ifj.org. In Brüssel gibt es sogar eine eigene Anlaufstelle für Reporter, die in und um die EU-Institutionen arbeiten: www.brusselsreporter.org

Bei der Botschaft registrieren
In einigen Ländern kann es ratsam sein, sich nach der Einreise bei der deutschen Botschaft registrieren zu lassen und dort Reisen in problematische Landesteile vorher anzuzeigen. Damit ist es der Botschaft möglich, im Falle von Krisen und Katastrophen gezielt zu suchen bzw. zu warnen. Gleichzeitig ist es im Falle von Problemen mit Behörden dann auch regelmäßig einfacher, die Botschaft auf sich aufmerksam zu machen. Bei Reisen in entlegene Gebiete kann es Sinn machen, der Botschaft vorher Route, Zeitplanung und geplante Gesprächspartner mitzuteilen. Auch die Hinterlegung von Kopien wichtiger Ausweise bei der Botschaft kann helfen.

Netzwerk im Ausland: Die deutschsprachige Gemeinde als Ausgangspunkt
Nicht um im eigenen Saft zu schmoren, sondern um am schwierigen Anfang alles an Kontakten zu nutzen, sollte zu Beginn einer Präsenz im Ausland auch die deutschsprachige Gemeinde genutzt werden. Botschaft, Industrie- und Handelskammer, kirchliche Veranstaltungen, Seminare: alles gute Möglichkeiten, um wirklich „anzukommen“. Selbstverständlich sollten diese in erster Linie als Start- und Rückzugspositionen genutzt werden, nicht als zentraler Bezugspunkt. Dabei gilt es harte Nerven zu behalten: Auch im Ausland ist der (freie) Journalismus mitunter ein Haifischbecken, und der Neuankömmling wird vielleicht eher als (Themen-)Konkurrenz angesehen. Auch deswegen kann es sinnvoll sein, sich gleich ganz klar mit einer klaren thematischen Nische zu positionieren.

Wissen von anderen nutzen
Warum viel lesen, wenn man ein Telefon hat? Dieser journalistische Arbeitsgrundsatz dürfte auch bei Auslandseinsätzen helfen: In den verschiedenen sozialen Netzwerken, z.B. LinkedIn, sind schnell andere Freie zu finden, die im Gastland arbeiten. Auch wenn sich nicht jeder Kontakt über die neue Konkurrenz freut, gibt es vielleicht doch den einen oder anderen nützlichen Tipp.

Journalisten-Netzwerke I: weltreporter.net
Zusammen geht es besser, dachte sich eine Reihe von Freien, die im Ausland arbeiten. Sie gründeten das Netzwerk weltreporter.net, in dem sich derzeit über 45 Freie präsentieren. Es handelt sich dabei weder um eine Partnerschaft oder eine andere Gesellschaftsform, sondern um ein loses Miteinander zur besseren Vermarktung und Information.

Journalisten-Netzwerke II: n-ost.de
Das Redaktionsbüro n-ost in Berlin koordiniert etwa 250 Freie, die aus Osteuropa berichten. Etwa zwei bis drei Beiträge werden vom Büro am Tag entgegengenommen, redigiert und weiter an deutsche Zeitungen verschickt.