Redaktionelle Bearbeitung
Revisionen
Datum und Uhrzeit: 2023-09-05 17:08:16
Inhalt der Änderung
Das Tätigkeitsfeld der Freien im Onlinebereich ist durch die finanziell meist schwierige Situation der Online-Medien geprägt.
- Online-Redaktionen haben nur sehr begrenzte Honorar-Etats. Oft wurden sie als Ausspiel-Orte für Inhalte aus anderen Redaktionen des Medienhauses konzipiert. Die Erstellung eigener Inhalte wird im Übrigen von der Redaktion selbst erwartet, die sich ihre Inhalte am Computer zusammenrecherchiert, ohne jemals das Büro zu verlassen.
- „Freie“ Schichtarbeit ist verbreitet, weil die Personaldecke für Angestellte in Online-Redaktionen sehr dünn ist.
- Die Honorarstrukturen liegen regelmäßig unterhalb der Strukturen des jeweiligen „Mutterhauses“, auch bei Rundfunkanstalten, selbst bei gleichwertiger Arbeit.
- Nur bei Projektarbeit/Komplettproduktionen und IT-technischen (Teil-)Funktionen existieren „industrienahe“ Vergütungsstrukturen.
Beispiele: Was machen Freie im Online-Journalismus?
Rund die Hälfte der Freien arbeitet (auch) für Online-Medien. Ihr Tätigkeitsfeld umfasst:
- klassische Redaktionstätigkeit (Freie im Schichtdienst) für eine auftraggebende Stelle
- Newletter-Erstellung
- onlinespezifische Aktivitäten wie Social-Media-/Community-Management, Betreuung von Online-Wikis, Forenbetreuung
- Dienstleistungen für Medien, Verbände, Firmen (Komplettproduktion von Inhalten oder Auftritten),
- Beratungstätigkeiten bei der Einführung von Online-/IT-Programmen/KI, Konzeption von Inhalten, Influencer-Management
- Beitragslieferung auf Anfrage/Bestellung, vor allem Textbeiträge, aber auch Bilder und Infografik, oft aber nur als Bundle
- Betrieb eines eigenen Nachrichtenportals, beispielsweise: osthessennews.de, versicherungsjournal.de, strom-kaufen.de
Online-Auftritte als Abnehmer von Beiträgen
„Wir arbeiten nicht mit Freien“, erklärte auf einer DJV-Tagung die Redaktionsleitung eines großen Internetauftritts dem verdutzten Publikum. Zehn Angestellte schmeißen den Laden, die Inhalte kommen über Nachrichtenagenturen oder werden auf Grundlage einer Mischung aus vorgenannten, anderen Internetmedien und eigener Geisteskraft zusammengestellt.
Richtig ist: Manche Online-Medien haben keine, die meisten Online-Auftritte nur begrenzte Honoraretats. Aber es gibt Ausnahmen. Das gilt vor allem in solchen Bereichen, in denen Online-Auftritte nicht als unterausgestattete Digitalversion eines anderen Mediums fungieren, sondern wo ganz bewusst in sie investiert wird, sei es bei Start-Ups oder Online-Plattformen, die bestimmte Industrie- oder Brancheninteressen indirekt promoten wollen.
Anders als im Radio und im Fernsehen gibt es aber nur sehr wenige Freie, die mit Aufträgen für Online-Redaktionen durch die Welt geschickt werden. Entweder arbeiten Freie im Schichtdienst, oder sie erarbeiten ihre Beiträge zunächst auf eigenes Risiko. Für den Beitragsverkauf an solche Online-Medien gilt erst recht die alte Regel, dass der Einzelverkauf von Inhalten aufwändig und mühsam ist, denn hier sind die Honorare besonders niedrig. Daher ist gerade hier zu empfehlen, Beiträge in Paketen oder solchen Formaten zu verkaufen, die auf Grundlage von Rahmenverträgen langfristig bedient werden können. Weiterhin helfen thematische Spezialisierung und der konsequente Ausbau von Nischen.
Strukturell bieten gerade neu gestartete Online-Medien generell bessere Honorarstrukturen, was daran liegen dürfte, dass bei Neustarts die Bereitschaft zur Investition höher ist und Qualitätsansprüche schon aus Konkurrenzgründen die Zahlungsbereitschaft erhöhen. Viele Freie berichten, dass sie im Onlinebereich trotz aller strukturellen Probleme deutlich mehr erzielen können als durch Arbeit für die lokale Tageszeitung. Honorare wie an Zeitschriften oder in den Kernbereichen der Rundfunkanstalten werden aber definitiv nicht erreicht.
Gibt es kaum: Multimedia-Freie vom Dienst auf Reportage
In den Köpfen von manchen Arbeitsvermittlungen und Weiterbildungseinrichtungen spukt nach wie vor die Idee der Multimedia-Freien, die mit Digitalfotokamera, Videocam, Mikro und sonstigem elektronischen Zusatzmaterial als multimediale Aufnahmewesen durch die Gegend laufen. Es wäre doch so praktisch für die Online-Redaktion, komplexe Angebote aus einer Hand zu bekommen. Allerdings: Für die meisten Medien sind die Kosten zu hoch. Außerdem müssen multimediale Produktionen nachbearbeitet werden, geschnitten, redigiert, anmoderiert werden. Eine einzige Person ist hier schnell überfordert – und wertvolle Zeit geht verloren, was beim Einsatz von verschiedenen Teams nicht passiert wäre. Es gibt im Übrigen ausreichend Material von Agenturen, Pressediensten und anderen Internetmedien – und für Tagessätze mit unsicheren Ergebnissen ist zu wenig Luft im Honoraretat.
Wen es gibt: videojournalistisch tätige Freie, kurz "VJ" genannt. Diese arbeiten aber selten für Online-Medien, sondern für Rundfunkanstalten, die Kosten für mehrköpfige Aufnahmeteams sparen wollen. In der „freien Wirtschaft“ dagegen muss der „VJ“ mit einem Angebot von 90 Euro für 2:30 Film rechnen, eine Arbeit, für die bei professioneller Machart zwei Tage erforderlich sind. Macht 45 Euro am Tag oder 4,50 Euro pro Stunde, errechnete die in diesem Fall betroffene Person. Was daraus folgt? Video für Online lohnt sich im Regelfall nicht, jedenfalls nicht im Direktangebot. Wer damit (etwas) Geld verdienen will, muss versuchen, in Lohn und Brot bei einer der großen Agenturen im Videobereich zu kommen, beispielsweise bei der dpa oder bei Agenturen wie nonstopnews.
Typisch: Freie im Schichtdienst
Arbeiten für Online-Medien heißt häufig Arbeit mit dem Redaktionssystem, das bei der auftraggebenden Stelle selbst angesiedelt ist. Während es in der Vergangenheit aus Sicherheits- oder anderen Gründen nicht über das Internet von Zuhause aus bedient werden durfte, haben in der Corona-Pandemie viele Medienhäuser den Zugriff von Zuhause aus freigeschaltet. Für Freie bedeutet das eine gute Chance zur Mitwirkung im Medienbetrieb. Ohnehin bieten Online-Medien gute Beschäftigungsmöglichkeiten für Freie: Da sie zu geringe Etats bzw. zu wenige Planstellen aufweisen, werden Mitarbeitende oft nur auf freier Basis eingestellt. Regelmäßig laufen Früh-, Normal- und Spätschichten zwischen 7 und 22 Uhr. Die 24- Stunden-Schicht ist nach wie vor die Ausnahme. Die Honorierung ist abhängig von der Größe und Bedeutung des Mediums. Sie beginnt für nebenberuflich Tätige und Personen am Berufsanfang häufig knapp über dem Mindestlohn, also etwas oberhalb von 100 Euro, bei journalistisch ausgebildeten Berufseinsteigern pendelt sie zwischen 180 und 300 Euro pro Tag.
Wer innerhalb einer solchen Online-Redaktion arbeiten will, muss vor allem das klassische journalistische Handwerk beherrschen. Da viele Auftritte überwiegend aus Texten bestehen, haben dabei gerade Freie mit einem Hintergrund in den Printmedien einen klaren Vorteil, wenn sie ein Gefühl für Textproportionen haben und die Rechtschreibung beherrschen. Umgekehrt haben manche Radio- und TV-Mitarbeitende mitunter ganz erhebliche Probleme, sich an die Strenge der Textarbeit zu gewöhnen. Fehler in Online-Texten sind 24 Stunden täglich weltweit zu sehen, während ein Rundfunkprogramm schnell versendet und die Tageszeitung schon längst wieder vergessen ist. Da die Aufmerksamkeit von Online-Lesenden begrenzt ist, müssen Freie in Online-Redaktionen zudem kurze, prägnante Überschriften und Kurztexte (Teaser) verfassen können. Lange Texte sind so zu konzipieren, dass die Lesenden sich auch auf die Fortsetzung auf weiteren Seiten durchklicken. Da die Redaktionen personell unterausgestattet sind, bleibt wenig Zeit für die Wahrnehmung von externen Terminen. Wer mehr als nur Texte von Nachrichtenagenturen umschreiben will, hat mit dem Internet und dem Telefon sehr brauchbare Alternativen, muss seine Inhalte aber unter erheblichen Zeitdruck recherchieren. Hinzu kommen notwendige Updates im Laufe des Tages und die Hinzufügung brauchbarer, seriöser Links. Auch bildjournalistisch versierte Freie haben in Online-Redaktionen eine Chance, wenn sie es schaffen, durch die richtige Auswahl der Bilder den Nutzer-Traffic zu erhöhen. Wer sich mit Video auskennt, kann sich um die Besorgung, Auswahl und Anpassung von Videomaterial kümmern - sie selbst komplett von der Aufnahme bis zum fertigen Schnitt für die Online-Redaktion zu erstellen, ist wie bereits erwähnt wirtschaftlich meist in keiner Weise attraktiv. Kleine unterhaltsame Videos aus Material für die Redaktion zusammenbasteln - das wiederum ist eine gerne gesehene Kompetenz, die mit den üblichen Schichtsätzen für freie Mitarbeit bezahlt wird.
Die Einarbeitung in Redaktionssysteme (Content-Management-Systeme, CMS) geht in der Regel leicht vonstatten. Besondere technische Fähigkeiten sind kaum notwendig, allenfalls ein Grundverständnis für die digitale Welt, die aus HTML, JPEG, Social Media, Datenbankprogrammierungen, gelegentlichen Serverausfällen und ständigen Updates und spontanen (Technik-)Ideen von Redaktionsleitungen besteht. Wer heute starten will, sollte auch erste Erfahrung im Umgang mit KI im Journalismus gemacht haben und den festen Willen mitbringen, sich hier auch persönlich bei der Einführung und Fortentwicklung von KI-Programmen in der Redaktion zu engagieren.
In der Redaktion gibt es ganz verschiedene Funktionen von Freien:
- Einarbeitung von Nachrichten und/oder Bildern der großen Presseagenturen
- Beobachtung und Berücksichtigung anderer in- und ausländischer Netzmedien sowie der gängigen TV-Nachrichten
- Auswertung sonstigen Pressematerials
- Aufbau, Ausbau und Kontrolle von Verlinkungen innerhalb und außerhalb des Auftritts
- Betreuung von Social Media, Foren, Mailinglisten, Chats, Leserpost (Mails)
- Chef/in vom Dienst, vorübergehende Leitungsfunktionen
- Konzeption und Umsetzung von Sonderprojekten (z.B. Vorbereitung Sonder-Website zur Bundestagswahl oder Fußballweltmeisterschaft)
- gelegentlicher Außendienst, wenn Reisen finanziert werden, nicht aufwändig sind oder aber ausnahmsweise von der Geschäftsführung genehmigt werden
- Verhandlungen mit Freien, die Material bestellt oder unbestellt zuliefern
- technische Betreuung, Notdienste
- Verhandlung mit Webadminstratoren, Beauftragung von externen Technikern
- Konzeption von Ausbauprojekten, Relaunch, neuen Standards, KI-Programmen
Wer keine Erfahrung im Redaktionsdienst einer Online-Redaktion hat, sollte sich dennoch nicht von einer Bewerbung abschrecken lassen. Zentrale Qualifikation ist die journalistische Kompetenz.
Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-09-05 16:52:14
Inhalt der Änderung
Das Tätigkeitsfeld der Freien im Onlinebereich ist durch die finanziell meist schwierige Situation der Online-Medien geprägt.
- Online-Redaktionen haben nur sehr begrenzte Honorar-Etats. Oft wurden sie als Ausspiel-Orte für Inhalte aus anderen Redaktionen des Medienhauses konzipiert. Die Erstellung eigener Inhalte wird im Übrigen von der Redaktion selbst erwartet, die sich ihre Inhalte am Computer zusammenrecherchiert, ohne jemals das Büro zu verlassen.
- „Freie“ Schichtarbeit ist verbreitet, weil die Personaldecke für Angestellte in Online-Redaktionen sehr dünn ist.
- Die Honorarstrukturen liegen regelmäßig unterhalb der Strukturen des jeweiligen „Mutterhauses“, auch bei Rundfunkanstalten, selbst bei gleichwertiger Arbeit.
- Nur bei Projektarbeit/Komplettproduktionen und IT-technischen (Teil-)Funktionen existieren „industrienahe“ Vergütungsstrukturen.
Beispiele: Was machen Freie im Online-Journalismus?
Rund die Hälfte der Freien arbeitet (auch) für Online-Medien. Ihr Tätigkeitsfeld umfasst:
- klassische Redaktionstätigkeit (Freie im Schichtdienst) für eine auftraggebende Stelle
- Newletter-Erstellung
- onlinespezifische Aktivitäten wie Social-Media-/Community-Management, Betreuung von Online-Wikis, Forenbetreuung
- Dienstleistungen für Medien, Verbände, Firmen (Komplettproduktion von Inhalten oder Auftritten),
- Beratungstätigkeiten bei der Einführung von Online-/IT-Programmen/KI, Konzeption von Inhalten, Influencer-Management
- Beitragslieferung auf Anfrage/Bestellung, vor allem Textbeiträge, aber auch Bilder und Infografik, oft aber nur als Bundle
- Betrieb eines eigenen Nachrichtenportals, beispielsweise: osthessennews.de, versicherungsjournal.de, strom-kaufen.de
Online-Auftritte als Abnehmer von Beiträgen
„Wir arbeiten nicht mit Freien“, erklärte auf einer DJV-Tagung die Redaktionsleitung eines großen Internetauftritts dem verdutzten Publikum. Zehn Angestellte schmeißen den Laden, die Inhalte kommen über Nachrichtenagenturen oder werden auf Grundlage einer Mischung aus vorgenannten, anderen Internetmedien und eigener Geisteskraft zusammengestellt.
Richtig ist: Manche Online-Medien haben keine, die meisten Online-Auftritte nur begrenzte Honoraretats. Aber es gibt Ausnahmen. Das gilt vor allem in solchen Bereichen, in denen Online-Auftritte nicht als unterausgestattete Digitalversion eines anderen Mediums fungieren, sondern wo ganz bewusst in sie investiert wird, sei es bei Start-Ups oder Online-Plattformen, die bestimmte Industrie- oder Brancheninteressen indirekt promoten wollen.
Anders als im Radio und im Fernsehen gibt es aber nur sehr wenige Freie, die mit Aufträgen für Online-Redaktionen durch die Welt geschickt werden. Entweder arbeiten Freie im Schichtdienst, oder sie erarbeiten ihre Beiträge zunächst auf eigenes Risiko. Für den Beitragsverkauf an solche Online-Medien gilt erst recht die alte Regel, dass der Einzelverkauf von Inhalten aufwändig und mühsam ist, denn hier sind die Honorare besonders niedrig. Daher ist gerade hier zu empfehlen, Beiträge in Paketen oder solchen Formaten zu verkaufen, die auf Grundlage von Rahmenverträgen langfristig bedient werden können. Weiterhin helfen thematische Spezialisierung und der konsequente Ausbau von Nischen.
Strukturell bieten gerade neu gestartete Online-Medien generell bessere Honorarstrukturen, was daran liegen dürfte, dass bei Neustarts die Bereitschaft zur Investition höher ist und Qualitätsansprüche schon aus Konkurrenzgründen die Zahlungsbereitschaft erhöhen. Viele Freie berichten, dass sie im Onlinebereich trotz aller strukturellen Probleme deutlich mehr erzielen können als durch Arbeit für die lokale Tageszeitung. Honorare wie an Zeitschriften oder in den Kernbereichen der Rundfunkanstalten werden aber definitiv nicht erreicht.
Gibt es kaum: Multimedia-Freie vom Dienst auf Reportage
In den Köpfen von manchen Arbeitsvermittlungen und Weiterbildungseinrichtungen spukt nach wie vor die Idee der Multimedia-Freien, die mit Digitalfotokamera, Videocam, Mikro und sonstigem elektronischen Zusatzmaterial als multimediale Aufnahmewesen durch die Gegend laufen. Es wäre doch so praktisch für die Online-Redaktion, komplexe Angebote aus einer Hand zu bekommen. Allerdings: Für die meisten Medien sind die Kosten zu hoch. Außerdem müssen multimediale Produktionen nachbearbeitet werden, geschnitten, redigiert, anmoderiert werden. Eine einzige Person ist hier schnell überfordert – und wertvolle Zeit geht verloren, was beim Einsatz von verschiedenen Teams nicht passiert wäre. Es gibt im Übrigen ausreichend Material von Agenturen, Pressediensten und anderen Internetmedien – und für Tagessätze mit unsicheren Ergebnissen ist zu wenig Luft im Honoraretat.
Wen es gibt: videojournalistisch tätige Freie, kurz "VJ" genannt. Diese arbeiten aber selten für Online-Medien, sondern für Rundfunkanstalten, die Kosten für mehrköpfige Aufnahmeteams sparen wollen. In der „freien Wirtschaft“ dagegen muss der „VJ“ mit einem Angebot von 90 Euro für 2:30 Film rechnen, eine Arbeit, für die bei professioneller Machart zwei Tage erforderlich sind. Macht 45 Euro am Tag oder 4,50 Euro pro Stunde, errechnete die in diesem Fall betroffene Person. Was daraus folgt? Video für Online lohnt sich im Regelfall nicht, jedenfalls nicht im Direktangebot. Wer damit (etwas) Geld verdienen will, muss versuchen, in Lohn und Brot bei einer der großen Agenturen im Videobereich zu kommen, beispielsweise bei der dpa oder bei Agenturen wie nonstopnews.
Typisch: Freie im Schichtdienst
Arbeiten für Online-Medien heißt häufig Arbeit mit dem Redaktionssystem, das bei der auftraggebenden Stelle selbst angesiedelt ist. Während es in der Vergangenheit aus Sicherheits- oder anderen Gründen nicht über das Internet von zuhause aus bedient werden konnte, haben inzwischen viele Medienhäuser wegen des durch die Corona-Pandemie ausgelösten Trends zum Home Office über VPN und andere Technik die Arbeit auch von Zuhause aus möglich gemacht - für Freie eine gute Chance zur Mitwirkung im Medienbetrieb. Ohnehin bieten Online-Medien gute Beschäftigungsmöglichkeiten für Freie: Da sie zu geringe Etats bzw. zu wenige Planstellen aufweisen, werden Mitarbeitende oft nur auf freier Basis eingestellt. Regelmäßig laufen Früh-, Normal- und Spätschichten zwischen 7 und 22 Uhr. Die 24- Stunden-Schicht ist nach wie vor die Ausnahme. Die Honorierung ist abhängig von der Größe und Bedeutung des Mediums. Sie beginnt für nebenberuflich Tätige und Personen am Berufsanfang häufig knapp über dem Mindestlohn, also etwas oberhalb von 100 Euro, bei journalistisch ausgebildeten Berufseinsteigern pendelt sie zwischen 180 und 300 Euro pro Tag.
Wer innerhalb einer solchen Online-Redaktion arbeiten will, muss vor allem das klassische journalistische Handwerk beherrschen. Da viele Auftritte überwiegend aus Texten bestehen, haben dabei gerade Freie mit einem Hintergrund in den Printmedien einen klaren Vorteil, wenn sie ein Gefühl für Textproportionen haben und die Rechtschreibung beherrschen. Umgekehrt haben manche Radio- und TV-Mitarbeitende mitunter ganz erhebliche Probleme, sich an die Strenge der Textarbeit zu gewöhnen. Fehler in Online-Texten sind 24 Stunden lang weltweit zu sehen, während ein Rundfunkprogramm schnell versendet und die Tageszeitung schon längst wieder vergessen ist. Da die Aufmerksamkeit von Online-Lesenden begrenzt ist, müssen Freie in Online-Redaktionen zudem kurze, prägnante Überschriften und Kurztexte (Teaser) verfassen können. Lange Texte sind so zu konzipieren, dass die Lesenden sich auch auf die Fortsetzung auf weiteren Seiten durchklicken. Da die Redaktionen personell unterausgestattet sind, bleibt wenig Zeit für die Wahrnehmung von externen Terminen. Wer mehr als nur Texte von Nachrichtenagenturen umschreiben will, hat mit dem Internet und dem Telefon sehr brauchbare Alternative, muss seine Inhalte aber unter erheblichen Zeitdruck recherchieren. Hinzu kommen notwendige Updates im Laufe des Tages und die Hinzufügung brauchbarer, seriöser Links. Auch bildjournalistisch versierte Freie haben in Online-Redaktionen eine Chance, wenn sie es schaffen, durch die richtige Auswahl der Bilder den Nutzertraffic zu erhöhen. Wer sich mit Video auskennt, kann sich um die Besorgung, Auswahl und Anpassung von Videomaterial kümmern - sie selbst komplett von der Aufnahme bis zum fertigen Schnitt für die Online-Redaktion zu erstellen, ist wie bereits erwähnt wirtschaftlich meist in keiner Weise attraktiv. Kleine unterhaltsame Videos aus Material für die Redaktion zusammenbasteln - das wiederum ist eine gerne gesehene Kompetenz, die mit den üblichen Schichtsätzen für freie Mitarbeit bezahlt wird.
Die Einarbeitung in Redaktionssysteme (Content-Management-Systeme, CMS) geht in der Regel leicht vonstatten. Besondere technische Fähigkeiten sind kaum notwendig, allenfalls ein Grundverständnis für die digitale Welt, die aus HTML, JPEG, Social Media, Datenbankprogrammierungen, gelegentlichen Serverausfällen und ständigen Updates und spontanen (Technik-)Ideen von Redaktionsleitungen besteht. Wer heute starten will, sollte auch erste Erfahrung im Umgang mit KI im Journalismus gemacht haben und den festen Willen mitbringen, sich hier auch persönlich bei der Einführung und Fortentwicklung von KI-Programmen in der Redaktion zu engagieren.
In der Redaktion gibt es ganz verschiedene Funktionen von Freien:
- Einarbeitung von Nachrichten und/oder Bildern der großen Presseagenturen
- Beobachtung und Berücksichtigung anderer in- und ausländischer Netzmedien sowie der gängigen TV-Nachrichten
- Auswertung sonstigen Pressematerials
- Aufbau, Ausbau und Kontrolle von Verlinkungen innerhalb und außerhalb des Auftritts
- Betreuung von Social Media, Foren, Mailinglisten, Chats, Leserpost (Mails)
- Chef/in vom Dienst, vorübergehende Leitungsfunktionen
- Konzeption und Umsetzung von Sonderprojekten (z.B. Vorbereitung Sonder-Website zur Bundestagswahl oder Fußballweltmeisterschaft)
- gelegentlicher Außendienst, wenn Reisen finanziert werden, nicht aufwändig sind oder aber ausnahmsweise von der Geschäftsführung genehmigt werden
- Verhandlungen mit Freien, die Material bestellt oder unbestellt zuliefern
- technische Betreuung, Notdienste
- Verhandlung mit Webadminstratoren, Beauftragung von externen Technikern
- Konzeption von Ausbauprojekten, Relaunch, neuen Standards, KI-Programmen
Wer keine Erfahrung im Redaktionsdienst einer Online-Redaktion hat, sollte sich dennoch nicht von einer Bewerbung abschrecken lassen. Zentrale Qualifikation ist die journalistische Kompetenz.
Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-09-05 16:51:21
Inhalt der Änderung
Das Tätigkeitsfeld der Freien im Onlinebereich ist durch die finanziell meist schwierige Situation der Online-Medien geprägt.
- Online-Redaktionen haben nur sehr begrenzte Honorar-Etats. Oft wurden sie als Ausspiel-Orte für Inhalte aus anderen Redaktionen des Medienhauses konzipiert. Die Erstellung eigener Inhalte wird im Übrigen von der Redaktion selbst erwartet, die sich ihre Inhalte am Computer zusammenrecherchiert, ohne jemals das Büro zu verlassen.
- „Freie“ Schichtarbeit ist verbreitet, weil die Personaldecke für Angestellte in Online-Redaktionen sehr dünn ist.
- Die Honorarstrukturen liegen regelmäßig unterhalb der Strukturen des jeweiligen „Mutterhauses“, auch bei Rundfunkanstalten, selbst bei gleichwertiger Arbeit.
- Nur bei Projektarbeit/Komplettproduktionen und IT-technischen (Teil-)Funktionen existieren „industrienahe“ Vergütungsstrukturen.
Beispiele: Was machen Freie im Online-Journalismus?
Rund die Hälfte der Freien arbeitet (auch) für Online-Medien. Ihr Tätigkeitsfeld umfasst:
- klassische Redaktionstätigkeit (Freie im Schichtdienst) für eine auftraggebende Stelle
- Newletter-Erstellung
- Onlinespezifische Aktivitäten wie Social-Media-/Community-Management, Betreuung von Online-Wikis, Forenbetreuung
- Dienstleistungen für Medien, Verbände, Firmen (Komplettproduktion von Inhalten oder Auftritten),
- Beratungstätigkeiten bei der Einführung von Online-/IT-Programmen/KI, Konzeption von Inhalten, Influencer-Management
- Beitragslieferung auf Anfrage/Bestellung, vor allem Textbeiträge, aber auch Bilder und Infografik, oft aber nur als Bundle
- Betrieb eines eigenen Nachrichtenportals, beispielsweise: osthessennews.de, versicherungsjournal.de, strom-kaufen.de
Online-Auftritte als Abnehmer von Beiträgen
„Wir arbeiten nicht mit Freien“, erklärte auf einer DJV-Tagung die Redaktionsleitung eines großen Internetauftritts dem verdutzten Publikum. Zehn Angestellte schmeißen den Laden, die Inhalte kommen über Nachrichtenagenturen oder werden auf Grundlage einer Mischung aus vorgenannten, anderen Internetmedien und eigener Geisteskraft zusammengestellt.
Richtig ist: Manche Online-Medien haben keine, die meisten Online-Auftritte nur begrenzte Honoraretats. Aber es gibt Ausnahmen. Das gilt vor allem in solchen Bereichen, in denen Online-Auftritte nicht als unterausgestattete Digitalversion eines anderen Mediums fungieren, sondern wo ganz bewusst in sie investiert wird, sei es bei Start-Ups oder Online-Plattformen, die bestimmte Industrie- oder Brancheninteressen indirekt promoten wollen.
Anders als im Radio und im Fernsehen gibt es aber nur sehr wenige Freie, die mit Aufträgen für Online-Redaktionen durch die Welt geschickt werden. Entweder arbeiten Freie im Schichtdienst, oder sie erarbeiten ihre Beiträge zunächst auf eigenes Risiko. Für den Beitragsverkauf an solche Online-Medien gilt erst recht die alte Regel, dass der Einzelverkauf von Inhalten aufwändig und mühsam ist, denn hier sind die Honorare besonders niedrig. Daher ist gerade hier zu empfehlen, Beiträge in Paketen oder solchen Formaten zu verkaufen, die auf Grundlage von Rahmenverträgen langfristig bedient werden können. Weiterhin helfen thematische Spezialisierung und der konsequente Ausbau von Nischen.
Strukturell bieten gerade neu gestartete Online-Medien generell bessere Honorarstrukturen, was daran liegen dürfte, dass bei Neustarts die Bereitschaft zur Investition höher ist und Qualitätsansprüche schon aus Konkurrenzgründen die Zahlungsbereitschaft erhöhen. Viele Freie berichten, dass sie im Onlinebereich trotz aller strukturellen Probleme deutlich mehr erzielen können als durch Arbeit für die lokale Tageszeitung. Honorare wie an Zeitschriften oder in den Kernbereichen der Rundfunkanstalten werden aber definitiv nicht erreicht.
Gibt es kaum: Multimedia-Freie vom Dienst auf Reportage
In den Köpfen von manchen Arbeitsvermittlungen und Weiterbildungseinrichtungen spukt nach wie vor die Idee der Multimedia-Freien, die mit Digitalfotokamera, Videocam, Mikro und sonstigem elektronischen Zusatzmaterial als multimediale Aufnahmewesen durch die Gegend laufen. Es wäre doch so praktisch für die Online-Redaktion, komplexe Angebote aus einer Hand zu bekommen. Allerdings: Für die meisten Medien sind die Kosten zu hoch. Außerdem müssen multimediale Produktionen nachbearbeitet werden, geschnitten, redigiert, anmoderiert werden. Eine einzige Person ist hier schnell überfordert – und wertvolle Zeit geht verloren, was beim Einsatz von verschiedenen Teams nicht passiert wäre. Es gibt im Übrigen ausreichend Material von Agenturen, Pressediensten und anderen Internetmedien – und für Tagessätze mit unsicheren Ergebnissen ist zu wenig Luft im Honoraretat.
Wen es gibt: videojournalistisch tätige Freie, kurz "VJ" genannt. Diese arbeiten aber selten für Online-Medien, sondern für Rundfunkanstalten, die Kosten für mehrköpfige Aufnahmeteams sparen wollen. In der „freien Wirtschaft“ dagegen muss der „VJ“ mit einem Angebot von 90 Euro für 2:30 Film rechnen, eine Arbeit, für die bei professioneller Machart zwei Tage erforderlich sind. Macht 45 Euro am Tag oder 4,50 Euro pro Stunde, errechnete die in diesem Fall betroffene Person. Was daraus folgt? Video für Online lohnt sich im Regelfall nicht, jedenfalls nicht im Direktangebot. Wer damit (etwas) Geld verdienen will, muss versuchen, in Lohn und Brot bei einer der großen Agenturen im Videobereich zu kommen, beispielsweise bei der dpa oder bei Agenturen wie nonstopnews.
Typisch: Freie im Schichtdienst
Arbeiten für Online-Medien heißt häufig Arbeit mit dem Redaktionssystem, das bei der auftraggebenden Stelle selbst angesiedelt ist. Während es in der Vergangenheit aus Sicherheits- oder anderen Gründen nicht über das Internet von zuhause aus bedient werden konnte, haben inzwischen viele Medienhäuser wegen des durch die Corona-Pandemie ausgelösten Trends zum Home Office über VPN und andere Technik die Arbeit auch von Zuhause aus möglich gemacht - für Freie eine gute Chance zur Mitwirkung im Medienbetrieb. Ohnehin bieten Online-Medien gute Beschäftigungsmöglichkeiten für Freie: Da sie zu geringe Etats bzw. zu wenige Planstellen aufweisen, werden Mitarbeitende oft nur auf freier Basis eingestellt. Regelmäßig laufen Früh-, Normal- und Spätschichten zwischen 7 und 22 Uhr. Die 24- Stunden-Schicht ist nach wie vor die Ausnahme. Die Honorierung ist abhängig von der Größe und Bedeutung des Mediums. Sie beginnt für nebenberuflich Tätige und Personen am Berufsanfang häufig knapp über dem Mindestlohn, also etwas oberhalb von 100 Euro, bei journalistisch ausgebildeten Berufseinsteigern pendelt sie zwischen 180 und 300 Euro pro Tag.
Wer innerhalb einer solchen Online-Redaktion arbeiten will, muss vor allem das klassische journalistische Handwerk beherrschen. Da viele Auftritte überwiegend aus Texten bestehen, haben dabei gerade Freie mit einem Hintergrund in den Printmedien einen klaren Vorteil, wenn sie ein Gefühl für Textproportionen haben und die Rechtschreibung beherrschen. Umgekehrt haben manche Radio- und TV-Mitarbeitende mitunter ganz erhebliche Probleme, sich an die Strenge der Textarbeit zu gewöhnen. Fehler in Online-Texten sind 24 Stunden lang weltweit zu sehen, während ein Rundfunkprogramm schnell versendet und die Tageszeitung schon längst wieder vergessen ist. Da die Aufmerksamkeit von Online-Lesenden begrenzt ist, müssen Freie in Online-Redaktionen zudem kurze, prägnante Überschriften und Kurztexte (Teaser) verfassen können. Lange Texte sind so zu konzipieren, dass die Lesenden sich auch auf die Fortsetzung auf weiteren Seiten durchklicken. Da die Redaktionen personell unterausgestattet sind, bleibt wenig Zeit für die Wahrnehmung von externen Terminen. Wer mehr als nur Texte von Nachrichtenagenturen umschreiben will, hat mit dem Internet und dem Telefon sehr brauchbare Alternative, muss seine Inhalte aber unter erheblichen Zeitdruck recherchieren. Hinzu kommen notwendige Updates im Laufe des Tages und die Hinzufügung brauchbarer, seriöser Links. Auch bildjournalistisch versierte Freie haben in Online-Redaktionen eine Chance, wenn sie es schaffen, durch die richtige Auswahl der Bilder den Nutzertraffic zu erhöhen. Wer sich mit Video auskennt, kann sich um die Besorgung, Auswahl und Anpassung von Videomaterial kümmern - sie selbst komplett von der Aufnahme bis zum fertigen Schnitt für die Online-Redaktion zu erstellen, ist wie bereits erwähnt wirtschaftlich meist in keiner Weise attraktiv. Kleine unterhaltsame Videos aus Material für die Redaktion zusammenbasteln - das wiederum ist eine gerne gesehene Kompetenz, die mit den üblichen Schichtsätzen für freie Mitarbeit bezahlt wird.
Die Einarbeitung in Redaktionssysteme (Content-Management-Systeme, CMS) geht in der Regel leicht vonstatten. Besondere technische Fähigkeiten sind kaum notwendig, allenfalls ein Grundverständnis für die digitale Welt, die aus HTML, JPEG, Social Media, Datenbankprogrammierungen, gelegentlichen Serverausfällen und ständigen Updates und spontanen (Technik-)Ideen von Redaktionsleitungen besteht. Wer heute starten will, sollte auch erste Erfahrung im Umgang mit KI im Journalismus gemacht haben und den festen Willen mitbringen, sich hier auch persönlich bei der Einführung und Fortentwicklung von KI-Programmen in der Redaktion zu engagieren.
In der Redaktion gibt es ganz verschiedene Funktionen von Freien:
- Einarbeitung von Nachrichten und/oder Bildern der großen Presseagenturen
- Beobachtung und Berücksichtigung anderer in- und ausländischer Netzmedien sowie der gängigen TV-Nachrichten
- Auswertung sonstigen Pressematerials
- Aufbau, Ausbau und Kontrolle von Verlinkungen innerhalb und außerhalb des Auftritts
- Betreuung von Social Media, Foren, Mailinglisten, Chats, Leserpost (Mails)
- Chef/in vom Dienst, vorübergehende Leitungsfunktionen
- Konzeption und Umsetzung von Sonderprojekten (z.B. Vorbereitung Sonder-Website zur Bundestagswahl oder Fußballweltmeisterschaft)
- gelegentlicher Außendienst, wenn Reisen finanziert werden, nicht aufwändig sind oder aber ausnahmsweise von der Geschäftsführung genehmigt werden
- Verhandlungen mit Freien, die Material bestellt oder unbestellt zuliefern
- technische Betreuung, Notdienste
- Verhandlung mit Webadminstratoren, Beauftragung von externen Technikern
- Konzeption von Ausbauprojekten, Relaunch, neuen Standards, KI-Programmen
Wer keine Erfahrung im Redaktionsdienst einer Online-Redaktion hat, sollte sich dennoch nicht von einer Bewerbung abschrecken lassen. Zentrale Qualifikation ist die journalistische Kompetenz.
Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-08-03 22:15:56
Inhalt der Änderung
Das Tätigkeitsfeld der Freien im Onlinebereich ist durch die finanziell meist schwierige Situation der Online-Medien geprägt.
- Online-Redaktionen haben nur sehr begrenzte Honorar-Etats, oft wurden sie als Ausspiel-Orte für Inhalte aus anderen Redaktionen des Medienhauses konzipiert, und die Erstellung eigener Inhalte wird im Übrigen von der Redaktion selbst erwartet, die sich ihre Inhalte am Computer zusammenrecherchiert, ohne jemals das Büro zu verlassen
- „Freie“ Schichtarbeit ist verbreitet, weil die Personaldecke für Angestellte in Online-Redaktionen sehr dünn ist.
- Die Honorarstrukturen liegen regelmäßig unterhalb der Strukturen des jeweiligen „Mutterhauses“, auch bei Rundfunkanstalten, selbst bei gleichwertiger Arbeit.
- Nur bei Projektarbeit/Komplettproduktionen und IT-technischen (Teil-)Funktionen existieren „industrienahe“ Vergütungsstrukturen.
Beispiele: Was machen Freie im Online-Journalismus?
Rund die Hälfte der Freien arbeitet (auch) für Online-Medien. Ihr Tätigkeitsfeld umfasst:
- klassische Redaktionstätigkeit (Freie im Schichtdienst) für eine auftraggebende Stelle
- Newletter-Erstellung
- Onlinespezifische Aktivitäten wie Social-Media-/Community-Management, Betreuung von Online-Wikis, Forenbetreuung
- Dienstleistungen für Medien, Verbände, Firmen (Komplettproduktion von Inhalten oder Auftritten),
- Beratungstätigkeiten bei der Einführung von Online-/IT-Programmen/KI, Konzeption von Inhalten, Influencer-Management
- Beitragslieferung auf Anfrage/Bestellung, vor allem Textbeiträge, aber auch Bilder und Infografik, oft aber nur als Bundle
- Betrieb eines eigenen Nachrichtenportals, beispielsweise: osthessennews.de, versicherungsjournal.de, strom-kaufen.de
Online-Auftritte als Abnehmer von Beiträgen
„Wir arbeiten nicht mit Freien“, erklärte auf einer DJV-Tagung die Redaktionsleitung eines großen Internetauftritts dem verdutzten Publikum. Zehn Angestellte schmeißen den Laden, die Inhalte kommen über Nachrichtenagenturen oder werden auf Grundlage einer Mischung aus vorgenannten, anderen Internetmedien und eigener Geisteskraft zusammengestellt.
Richtig ist: Manche Online-Medien haben keine, die meisten Online-Auftritte nur begrenzte Honoraretats. Aber es gibt Ausnahmen. Das gilt vor allem in solchen Bereichen, in denen Online-Auftritte nicht als unterausgestattete Digitalversion eines anderen Mediums fungieren, sondern wo ganz bewusst in sie investiert wird, sei es bei Start-Ups oder Online-Plattformen, die bestimmte Industrie- oder Brancheninteressen indirekt promoten wollen.
Anders als im Radio und im Fernsehen gibt es aber nur sehr wenige Freie, die mit Aufträgen für Online-Redaktionen durch die Welt geschickt werden. Entweder arbeiten Freie im Schichtdienst, oder sie erarbeiten ihre Beiträge zunächst auf eigenes Risiko. Für den Beitragsverkauf an solche Online-Medien gilt erst recht die alte Regel, dass der Einzelverkauf von Inhalten aufwändig und mühsam ist, denn hier sind die Honorare besonders niedrig. Daher ist gerade hier zu empfehlen, Beiträge in Paketen oder solchen Formaten zu verkaufen, die auf Grundlage von Rahmenverträgen langfristig bedient werden können. Weiterhin helfen thematische Spezialisierung und der konsequente Ausbau von Nischen.
Strukturell bieten gerade neu gestartete Online-Medien generell bessere Honorarstrukturen, was daran liegen dürfte, dass bei Neustarts die Bereitschaft zur Investition höher ist und Qualitätsansprüche schon aus Konkurrenzgründen die Zahlungsbereitschaft erhöhen. Viele Freie berichten, dass sie im Onlinebereich trotz aller strukturellen Probleme deutlich mehr erzielen können als durch Arbeit für die lokale Tageszeitung. Honorare wie an Zeitschriften oder in den Kernbereichen der Rundfunkanstalten werden aber definitiv nicht erreicht.
Gibt es kaum: Multimedia-Freie vom Dienst auf Reportage
In den Köpfen von manchen Arbeitsvermittlungen und Weiterbildungseinrichtungen spukt nach wie vor die Idee der Multimedia-Freien, die mit Digitalfotokamera, Videocam, Mikro und sonstigem elektronischen Zusatzmaterial als multimediale Aufnahmewesen durch die Gegend laufen. Es wäre doch so praktisch für die Online-Redaktion, komplexe Angebote aus einer Hand zu bekommen. Allerdings: Für die meisten Medien sind die Kosten zu hoch. Außerdem müssen multimediale Produktionen nachbearbeitet werden, geschnitten, redigiert, anmoderiert werden. Eine einzige Person ist hier schnell überfordert – und wertvolle Zeit geht verloren, was beim Einsatz von verschiedenen Teams nicht passiert wäre. Es gibt im Übrigen ausreichend Material von Agenturen, Pressediensten und anderen Internetmedien – und für Tagessätze mit unsicheren Ergebnissen ist zu wenig Luft im Honoraretat.
Wen es gibt: videojournalistisch tätige Freie, kurz "VJ" genannt. Diese arbeiten aber selten für Online-Medien, sondern für Rundfunkanstalten, die Kosten für mehrköpfige Aufnahmeteams sparen wollen. In der „freien Wirtschaft“ dagegen muss der „VJ“ mit einem Angebot von 90 Euro für 2:30 Film rechnen, eine Arbeit, für die bei professioneller Machart zwei Tage erforderlich sind. Macht 45 Euro am Tag oder 4,50 Euro pro Stunde, errechnete die in diesem Fall betroffene Person. Was daraus folgt? Video für Online lohnt sich im Regelfall nicht, jedenfalls nicht im Direktangebot. Wer damit (etwas) Geld verdienen will, muss versuchen, in Lohn und Brot bei einer der großen Agenturen im Videobereich zu kommen, beispielsweise bei der dpa oder bei Agenturen wie nonstopnews.
Typisch: Freie im Schichtdienst
Arbeiten für Online-Medien heißt häufig Arbeit mit dem Redaktionssystem, das bei der auftraggebenden Stelle selbst angesiedelt ist. Während es in der Vergangenheit aus Sicherheits- oder anderen Gründen nicht über das Internet von zuhause aus bedient werden konnte, haben inzwischen viele Medienhäuser wegen des durch die Corona-Pandemie ausgelösten Trends zum Home Office über VPN und andere Technik die Arbeit auch von Zuhause aus möglich gemacht - für Freie eine gute Chance zur Mitwirkung im Medienbetrieb. Ohnehin bieten Online-Medien gute Beschäftigungsmöglichkeiten für Freie: Da sie zu geringe Etats bzw. zu wenige Planstellen aufweisen, werden Mitarbeitende oft nur auf freier Basis eingestellt. Regelmäßig laufen Früh-, Normal- und Spätschichten zwischen 7 und 22 Uhr. Die 24- Stunden-Schicht ist nach wie vor die Ausnahme. Die Honorierung ist abhängig von der Größe und Bedeutung des Mediums. Sie beginnt für nebenberuflich Tätige und Personen am Berufsanfang häufig knapp über dem Mindestlohn, also etwas oberhalb von 100 Euro, bei journalistisch ausgebildeten Berufseinsteigern pendelt sie zwischen 180 und 300 Euro pro Tag.
Wer innerhalb einer solchen Online-Redaktion arbeiten will, muss vor allem das klassische journalistische Handwerk beherrschen. Da viele Auftritte überwiegend aus Texten bestehen, haben dabei gerade Freie mit einem Hintergrund in den Printmedien einen klaren Vorteil, wenn sie ein Gefühl für Textproportionen haben und die Rechtschreibung beherrschen. Umgekehrt haben manche Radio- und TV-Mitarbeitende mitunter ganz erhebliche Probleme, sich an die Strenge der Textarbeit zu gewöhnen. Fehler in Online-Texten sind 24 Stunden lang weltweit zu sehen, während ein Rundfunkprogramm schnell versendet und die Tageszeitung schon längst wieder vergessen ist. Da die Aufmerksamkeit von Online-Lesenden begrenzt ist, müssen Freie in Online-Redaktionen zudem kurze, prägnante Überschriften und Kurztexte (Teaser) verfassen können. Lange Texte sind so zu konzipieren, dass die Lesenden sich auch auf die Fortsetzung auf weiteren Seiten durchklicken. Da die Redaktionen personell unterausgestattet sind, bleibt wenig Zeit für die Wahrnehmung von externen Terminen. Wer mehr als nur Texte von Nachrichtenagenturen umschreiben will, hat mit dem Internet und dem Telefon sehr brauchbare Alternative, muss seine Inhalte aber unter erheblichen Zeitdruck recherchieren. Hinzu kommen notwendige Updates im Laufe des Tages und die Hinzufügung brauchbarer, seriöser Links. Auch bildjournalistisch versierte Freie haben in Online-Redaktionen eine Chance, wenn sie es schaffen, durch die richtige Auswahl der Bilder den Nutzertraffic zu erhöhen. Wer sich mit Video auskennt, kann sich um die Besorgung, Auswahl und Anpassung von Videomaterial kümmern - sie selbst komplett von der Aufnahme bis zum fertigen Schnitt für die Online-Redaktion zu erstellen, ist wie bereits erwähnt wirtschaftlich meist in keiner Weise attraktiv. Kleine unterhaltsame Videos aus Material für die Redaktion zusammenbasteln - das wiederum ist eine gerne gesehene Kompetenz, die mit den üblichen Schichtsätzen für freie Mitarbeit bezahlt wird.
Die Einarbeitung in Redaktionssysteme (Content-Management-Systeme, CMS) geht in der Regel leicht vonstatten. Besondere technische Fähigkeiten sind kaum notwendig, allenfalls ein Grundverständnis für die digitale Welt, die aus HTML, JPEG, Social Media, Datenbankprogrammierungen, gelegentlichen Serverausfällen und ständigen Updates und spontanen (Technik-)Ideen von Redaktionsleitungen besteht. Wer heute starten will, sollte auch erste Erfahrung im Umgang mit KI im Journalismus gemacht haben und den festen Willen mitbringen, sich hier auch persönlich bei der Einführung und Fortentwicklung von KI-Programmen in der Redaktion zu engagieren.
In der Redaktion gibt es ganz verschiedene Funktionen von Freien:
- Einarbeitung von Nachrichten und/oder Bildern der großen Presseagenturen
- Beobachtung und Berücksichtigung anderer in- und ausländischer Netzmedien sowie der gängigen TV-Nachrichten
- Auswertung sonstigen Pressematerials
- Aufbau, Ausbau und Kontrolle von Verlinkungen innerhalb und außerhalb des Auftritts
- Betreuung von Social Media, Foren, Mailinglisten, Chats, Leserpost (Mails)
- Chef/in vom Dienst, vorübergehende Leitungsfunktionen
- Konzeption und Umsetzung von Sonderprojekten (z.B. Vorbereitung Sonder-Website zur Bundestagswahl oder Fußballweltmeisterschaft)
- gelegentlicher Außendienst, wenn Reisen finanziert werden, nicht aufwändig sind oder aber ausnahmsweise von der Geschäftsführung genehmigt werden
- Verhandlungen mit Freien, die Material bestellt oder unbestellt zuliefern
- technische Betreuung, Notdienste
- Verhandlung mit Webadminstratoren, Beauftragung von externen Technikern
- Konzeption von Ausbauprojekten, Relaunch, neuen Standards, KI-Programmen
Wer keine Erfahrung im Redaktionsdienst einer Online-Redaktion hat, sollte sich dennoch nicht von einer Bewerbung abschrecken lassen. Zentrale Qualifikation ist die journalistische Kompetenz.
Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-08-03 22:14:22
Inhalt der Änderung
Das Tätigkeitsfeld der Freien im Onlinebereich ist durch die finanziell meist schwierige Situation der Online-Medien geprägt.
- Online-Redaktionen haben nur sehr begrenzte Honorar-Etats, oft wurden sie als Ausspiel-Orte für Inhalte aus anderen Redaktionen des Medienhauses konzipiert, und die Erstellung eigener Inhalte wird im Übrigen von der Redaktion selbst erwartet, die sich ihre Inhalte am Computer zusammenrecherchiert, ohne jemals das Büro zu verlassen
- „Freie“ Schichtarbeit ist verbreitet, weil die Personaldecke für Angestellte in Online-Redaktionen sehr dünn ist.
- Die Honorarstrukturen liegen regelmäßig unterhalb der Strukturen des jeweiligen „Mutterhauses“, auch bei Rundfunkanstalten, selbst bei gleichwertiger Arbeit.
- Nur bei Projektarbeit/Komplettproduktionen und IT-technischen (Teil-)Funktionen existieren „industrienahe“ Vergütungsstrukturen.
Beispiele: Was machen Freie im Online-Journalismus?
Rund die Hälfte der Freien arbeitet (auch) für Online-Medien. Ihr Tätigkeitsfeld umfasst:
- klassische Redaktionstätigkeit (Freie im Schichtdienst) für eine auftraggebende Stelle
- Newletter-Erstellung
- Onlinespezifische Aktivitäten wie Social-Media-/Community-Management, Betreuung von Online-Wikis, Forenbetreuung
- Dienstleistungen für Medien, Verbände, Firmen (Komplettproduktion von Inhalten oder Auftritten),
- Beratungstätigkeiten bei der Einführung von Online-/IT-Programmen/KI, Konzeption von Inhalten, Influencer-Management
- Beitragslieferung auf Anfrage/Bestellung, vor allem Textbeiträge, aber auch Bilder und Infografik, oft aber nur als Bundle
- Betrieb eines eigenen Nachrichtenportals, beispielsweise: osthessennews.de, versicherungsjournal.de, strom-kaufen.de
Online-Auftritte als Abnehmer von Beiträgen
„Wir arbeiten nicht mit Freien“, erklärte auf einer DJV-Tagung die Redaktionsleitung eines großen Internetauftritts dem verdutzten Publikum. Zehn Angestellte schmeißen den Laden, die Inhalte kommen über Nachrichtenagenturen oder werden auf Grundlage einer Mischung aus vorgenannten, anderen Internetmedien und eigener Geisteskraft zusammengestellt.
Richtig ist: Manche Online-Medien haben keine, die meisten Online-Auftritte nur begrenzte Honoraretats. Aber es gibt Ausnahmen. Das gilt vor allem in solchen Bereichen, in denen Online-Auftritte nicht als unterausgestattete Digitalversion eines anderen Mediums fungieren, sondern wo ganz bewusst in sie investiert wird, sei es bei Start-Ups oder Online-Plattformen, die bestimmte Industrie- oder Brancheninteressen indirekt promoten wollen.
Anders als im Radio und im Fernsehen gibt es aber nur sehr wenige Freie, die mit Aufträgen für Online-Redaktionen durch die Welt geschickt werden. Entweder arbeiten Freie im Schichtdienst, oder sie erarbeiten ihre Beiträge zunächst auf eigenes Risiko. Für den Beitragsverkauf an solche Online-Medien gilt erst recht die alte Regel, dass der Einzelverkauf von Inhalten aufwändig und mühsam ist, denn hier sind die Honorare besonders niedrig. Daher ist gerade hier zu empfehlen, Beiträge in Paketen oder solchen Formaten zu verkaufen, die auf Grundlage von Rahmenverträgen langfristig bedient werden können. Weiterhin helfen thematische Spezialisierung und der konsequente Ausbau von Nischen.
Strukturell bieten gerade neu gestartete Online-Medien generell bessere Honorarstrukturen, was daran liegen dürfte, dass bei Neustarts die Bereitschaft zur Investition höher ist und Qualitätsansprüche schon aus Konkurrenzgründen die Zahlungsbereitschaft erhöhen. Viele Freie berichten, dass sie im Onlinebereich trotz aller strukturellen Probleme deutlich mehr erzielen können als durch Arbeit für die lokale Tageszeitung. Honorare wie an Zeitschriften oder in den Kernbereichen der Rundfunkanstalten werden aber definitiv nicht erreicht.
Gibt es kaum: Multimedia-Freie vom Dienst auf Reportage
In den Köpfen von manchen Arbeitsvermittlungen und Weiterbildungseinrichtungen spukt nach wie vor die Idee der Multimedia-Freien, die mit Digitalfotokamera, Videocam, Mikro und sonstigem elektronischen Zusatzmaterial als multimediale Aufnahmewesen durch die Gegend laufen. Es wäre doch so praktisch für die Online-Redaktion, komplexe Angebote aus einer Hand zu bekommen. Allerdings: Für die meisten Medien sind die Kosten zu hoch. Außerdem müssen multimediale Produktionen nachbearbeitet werden, geschnitten, redigiert, anmoderiert werden. Eine einzige Person ist hier schnell überfordert – und wertvolle Zeit geht verloren, was beim Einsatz von verschiedenen Teams nicht passiert wäre. Es gibt im Übrigen ausreichend Material von Agenturen, Pressediensten und anderen Internetmedien – und für Tagessätze mit unsicheren Ergebnissen ist zu wenig Luft im Honoraretat.
Wen es gibt: videojournalistisch tätige Freie, kurz "VJ" genannt. Diese arbeiten aber selten für Online-Medien, sondern für Rundfunkanstalten, die Kosten für mehrköpfige Aufnahmeteams sparen wollen. In der „freien Wirtschaft“ dagegen muss der „VJ“ mit einem Angebot von 90 Euro für 2:30 Film rechnen, eine Arbeit, für die bei professioneller Machart zwei Tage erforderlich sind. Macht 45 Euro am Tag oder 4,50 Euro pro Stunde, errechnete die in diesem Fall betroffene Person. Was daraus folgt? Video für Online lohnt sich im Regelfall nicht, jedenfalls nicht im Direktangebot. Wer damit (etwas) Geld verdienen will, muss versuchen, in Lohn und Brot bei einer der großen Agenturen im Videobereich zu kommen, beispielsweise bei der dpa oder bei Agenturen wie nonstopnews.
Typisch: Freie im Schichtdienst
Arbeiten für Online-Medien heißt häufig Arbeit mit dem Redaktionssystem, das bei der auftraggebenden Stelle selbst angesiedelt ist. Während es in der Vergangenheit aus Sicherheits- oder anderen Gründen nicht über das Internet von zuhause aus bedient werden konnte, haben inzwischen viele Medienhäuser wegen des durch die Corona-Pandemie ausgelösten Trends zum Home Office über VPN und andere Technik die Arbeit auch von Zuhause aus möglich gemacht - für Freie eine gute Chance zur Mitwirkung im Medienbetrieb. Ohnehin bieten Online-Medien gute Beschäftigungsmöglichkeiten für Freie: Da sie zu geringe Etats bzw. zu wenige Planstellen aufweisen, werden Mitarbeitende oft nur auf freier Basis eingestellt. Regelmäßig laufen Früh-, Normal- und Spätschichten zwischen 7 und 22 Uhr. Die 24- Stunden-Schicht ist nach wie vor die Ausnahme. Die Honorierung ist abhängig von der Größe und Bedeutung des Mediums. Sie beginnt für nebenberuflich Tätige und Personen am Berufsanfang häufig knapp über dem Mindestlohn, also etwas oberhalb von 100 Euro, bei journalistisch ausgebildeten Berufseinsteigern pendelt sie zwischen 180 und 300 Euro pro Tag.
Wer innerhalb einer solchen Online-Redaktion arbeiten will, muss vor allem das klassische journalistische Handwerk beherrschen. Da viele Auftritte überwiegend aus Texten bestehen, haben dabei gerade Freie mit einem Hintergrund in den Printmedien einen klaren Vorteil, wenn sie ein Gefühl für Textproportionen haben und die Rechtschreibung beherrschen. Umgekehrt haben manche Radio- und TV-Mitarbeitende mitunter ganz erhebliche Probleme, sich an die Strenge der Textarbeit zu gewöhnen. Fehler in Online-Texten sind 24 Stunden lang weltweit zu sehen, während ein Rundfunkprogramm schnell versendet und die Tageszeitung schon längst wieder vergessen ist. Da die Aufmerksamkeit von Online-Lesenden begrenzt ist, müssen Freie in Online-Redaktionen zudem kurze, prägnante Überschriften und Kurztexte (Teaser) verfassen können. Lange Texte sind so zu konzipieren, dass die Lesenden sich auch auf die Fortsetzung auf weiteren Seiten durchklicken. Da die Redaktionen personell unterausgestattet sind, bleibt wenig Zeit für die Wahrnehmung von externen Terminen. Wer mehr als nur Texte von Nachrichtenagenturen umschreiben will, hat mit dem Internet und dem Telefon sehr brauchbare Alternative, muss seine Inhalte aber unter erheblichen Zeitdruck recherchieren. Hinzu kommen notwendige Updates im Laufe des Tages und die Hinzufügung brauchbarer, seriöser Links. Auch bildjournalistisch versierte Freie haben in Online-Redaktionen eine Chance, wenn sie es schaffen, durch die richtige Auswahl der Bilder den Nutzertraffic zu erhöhen. Wer sich mit Video auskennt, kann sich um die Besorgung, Auswahl und Anpassung von Videomaterial kümmern - sie selbst komplett von der Aufnahme bis zum fertigen Schnitt für die Online-Redaktion zu erstellen, ist wie bereits erwähnt wirtschaftlich meist in keiner Weise attraktiv. Kleine unterhaltsame Videos aus Material für die Redaktion zusammenbasteln - das wiederum ist eine gerne gesehene Kompetenz, die mit den üblichen Schichtsätzen für freie Mitarbeit bezahlt wird.
Die Einarbeitung in Redaktionssysteme (Content-Management-Systeme, CMS) geht in der Regel leicht vonstatten. Besondere technische Fähigkeiten sind kaum notwendig, allenfalls ein Grundverständnis für die digitale Welt, die aus HTML, JPEG, Social Media, Datenbankprogrammierungen, gelegentlichen Serverausfällen und ständigen Updates und spontanen (Technik-)Ideen von Redaktionsleitungen besteht. Wer heute starten will, sollte auch erste Erfahrung im Umgang mit KI im Journalismus gemacht haben und den festen Willen mitbringen, sich hier auch persönlich bei der Einführung und Fortentwicklung von KI-Programmen in der Redaktion zu engagieren.
In der Redaktion gibt es ganz verschiedene Funktionen von Freien:
- Einarbeitung von Nachrichten und/oder Bildern der großen Presseagenturen
- Beobachtung und Berücksichtigung anderer in- und ausländischer Netzmedien sowie der gängigen TV-Nachrichten
- Auswertung sonstigen Pressematerials
- Aufbau, Ausbau und Kontrolle von Verlinkungen innerhalb und außerhalb des Auftritts
- Betreuung von Social Media, Foren, Mailinglisten, Chats, Leserpost (Mails)
- Chef/in vom Dienst, vorübergehende Leitungsfunktionen
- Konzeption und Umsetzung von Sonderprojekten (z.B. Vorbereitung Sonder-Website zur Bundestagswahl oder Fußballweltmeisterschaft)
- gelegentlicher Außendienst, wenn Reisen finanziert werden, nicht aufwändig sind oder aber ausnahmsweise von der Geschäftsführung genehmigt werden
- Verhandlungen mit Freien, die Material bestellt oder unbestellt zuliefern
- technische Betreuung, Notdienste
- Verhandlung mit Webadminstratoren, Beauftragung von externen Technikern
- Konzeption von Ausbauprojekten, Relaunch, neuen Standards, KI-Programmen
Wer keine Erfahrung im Redaktionsdienst einer Online-Redaktion hat, sollte sich dennoch nicht von einer Bewerbung abschrecken lassen. Zentrale Qualifikation ist die journalistische Kompetenz.
Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-08-02 23:25:34
Inhalt der Änderung
Das Tätigkeitsfeld der Freien im Onlinebereich ist durch die finanziell meist schwierige Situation der Online-Medien geprägt.
- Online-Redaktionen haben nur sehr begrenzte Honorar-Etats, oft wurden sie als Ausspiel-Orte für Inhalte aus anderen Redaktionen des Medienhauses konzipiert, und die Erstellung eigener Inhalte wird im Übrigen von der Redaktion selbst erwartet, die sich ihre Inhalte am Computer zusammenrecherchiert, ohne jemals das Büro zu verlassen
- „Freie“ Schichtarbeit ist verbreitet, weil die Personaldecke für Angestellte in Online-Redaktionen sehr dünn ist.
- Die Honorarstrukturen liegen regelmäßig unterhalb der Strukturen des jeweiligen „Mutterhauses“, auch bei Rundfunkanstalten, selbst bei gleichwertiger Arbeit.
- Nur bei Projektarbeit/Komplettproduktionen und IT-technischen (Teil-)Funktionen existieren „industrienahe“ Vergütungsstrukturen.
Beispiele: Was machen Freie im Online-Journalismus?
Rund die Hälfte der Freien arbeitet (auch) für Online-Medien. Ihr Tätigkeitsfeld umfasst:
- klassische Redaktionstätigkeit (Freie im Schichtdienst) für eine auftraggebende Stelle
- Newletter-Erstellung
- Onlinespezifische Aktivitäten wie Social-Media-/Community-Management, Betreuung von Online-Wikis, Forenbetreuung
- Dienstleistungen für Medien, Verbände, Firmen (Komplettproduktion von Inhalten oder Auftritten),
- Beratungstätigkeiten bei der Einführung von Online-/IT-Programmen/KI, Konzeption von Inhalten, Influencer-Management
- Beitragslieferung auf Anfrage/Bestellung, vor allem Textbeiträge, aber auch Bilder und Infografik, oft aber nur als Bundle
- Betrieb eines eigenen Nachrichtenportals, beispielsweise: osthessennews.de, versicherungsjournal.de, strom-kaufen.de
Online-Auftritte als Abnehmer von Beiträgen
„Wir arbeiten nicht mit Freien“, erklärte auf einer DJV-Tagung die Redaktionsleitung eines großen Internetauftritts dem verdutzten Publikum. Zehn Angestellte schmeißen den Laden, die Inhalte kommen über Nachrichtenagenturen oder werden auf Grundlage einer Mischung aus vorgenannten, anderen Internetmedien und eigener Geisteskraft zusammengestellt.
Richtig ist: Manche Online-Medien haben keine, die meisten Online-Auftritte nur begrenzte Honoraretats. Aber es gibt Ausnahmen. Das gilt vor allem in solchen Bereichen, in denen Online-Auftritte nicht als unterausgestattete Digitalversion eines anderen Mediums fungieren, sondern wo ganz bewusst in sie investiert wird, sei es bei Start-Ups oder Online-Plattformen, die bestimmte Industrie- oder Brancheninteressen indirekt promoten wollen.
Anders als im Radio und im Fernsehen gibt es aber nur sehr wenige Freie, die mit Aufträgen für Online-Redaktionen durch die Welt geschickt werden. Entweder arbeiten Freie im Schichtdienst, oder sie erarbeiten ihre Beiträge zunächst auf eigenes Risiko. Für den Beitragsverkauf an solche Online-Medien gilt erst recht die alte Regel, dass der Einzelverkauf von Inhalten aufwändig und mühsam ist, denn hier sind die Honorare besonders niedrig. Daher ist gerade hier zu empfehlen, Beiträge in Paketen oder solchen Formaten zu verkaufen, die auf Grundlage von Rahmenverträgen langfristig bedient werden können. Weiterhin helfen thematische Spezialisierung und der konsequente Ausbau von Nischen.
Strukturell bieten gerade neu gestartete Online-Medien generell bessere Honorarstrukturen, was daran liegen dürfte, dass bei Neustarts die Bereitschaft zur Investition höher ist und Qualitätsansprüche schon aus Konkurrenzgründen die Zahlungsbereitschaft erhöhen. Viele Freie berichten, dass sie im Onlinebereich trotz aller strukturellen Probleme deutlich mehr erzielen können als durch Arbeit für die lokale Tageszeitung. Honorare wie an Zeitschriften oder in den Kernbereichen der Rundfunkanstalten werden aber definitiv nicht erreicht.
Gibt es kaum: Multimedia-Freie vom Dienst auf Reportage
In den Köpfen von manchen Arbeitsvermittlungen und Weiterbildungseinrichtungen spukt nach wie vor die Idee der Multimedia-Freien, die mit Digitalfotokamera, Videocam, Mikro und sonstigem elektronischen Zusatzmaterial als multimediale Aufnahmewesen durch die Gegend laufen. Es wäre doch so praktisch für die Online-Redaktion, komplexe Angebote aus einer Hand zu bekommen. Allerdings: Für die meisten Medien sind die Kosten zu hoch. Außerdem müssen multimediale Produktionen nachbearbeitet werden, geschnitten, redigiert, anmoderiert werden. Eine einzige Person ist hier schnell überfordert – und wertvolle Zeit geht verloren, was beim Einsatz von verschiedenen Teams nicht passiert wäre. Es gibt im Übrigen ausreichend Material von Agenturen, Pressediensten und anderen Internetmedien – und für Tagessätze mit unsicheren Ergebnissen ist zu wenig Luft im Honoraretat.
Wen es gibt: videojournalistisch tätige Freie, kurz "VJ" genannt. Diese arbeiten aber selten für Online-Medien, sondern für Rundfunkanstalten, die Kosten für mehrköpfige Aufnahmeteams sparen wollen. In der „freien Wirtschaft“ dagegen muss der „VJ“ mit einem Angebot von 90 Euro für 2:30 Film rechnen, eine Arbeit, für die bei professioneller Machart zwei Tage erforderlich sind. Macht 45 Euro am Tag oder 4,50 Euro pro Stunde, errechnete die in diesem Fall betroffene Person. Was daraus folgt? Video für Online lohnt sich im Regelfall nicht, jedenfalls nicht im Direktangebot. Wer damit (etwas) Geld verdienen will, muss versuchen, in Lohn und Brot bei einer der großen Agenturen im Videobereich zu kommen, beispielsweise bei der dpa oder bei Agenturen wie nonstopnews.
Typisch: Freie im Schichtdienst
Arbeiten für Online-Medien heißt häufig Arbeit mit dem Redaktionssystem, das bei der auftraggebenden Stelle selbst angesiedelt ist. Während es in der Vergangenheit aus Sicherheits- oder anderen Gründen nicht über das Internet von zuhause aus bedient werden konnte, haben inzwischen viele Medienhäuser wegen des durch die Corona-Pandemie ausgelösten Trends zum Home Office über VPN und andere Technik die Arbeit auch von Zuhause aus möglich gemacht - für Freie eine gute Chance zur Mitwirkung im Medienbetrieb. Ohnehin bieten Online-Medien gute Beschäftigungsmöglichkeiten für Freie: Da sie zu geringe Etats bzw. zu wenige Planstellen aufweisen, werden Mitarbeitende oft nur auf freier Basis eingestellt. Regelmäßig laufen Früh-, Normal- und Spätschichten zwischen 7 und 22 Uhr. Die 24- Stunden-Schicht ist nach wie vor die Ausnahme. Die Honorierung ist abhängig von der Größe und Bedeutung des Mediums. Sie beginnt für nebenberuflich Tätige und Personen am Berufsanfang häufig knapp über dem Mindestlohn, also etwas oberhalb von 100 Euro, bei journalistisch ausgebildeten Berufseinsteigern pendelt sie zwischen 180 und 300 Euro pro Tag.
Wer innerhalb einer solchen Online-Redaktion arbeiten will, muss vor allem das klassische journalistische Handwerk beherrschen. Da viele Auftritte überwiegend aus Texten bestehen, haben dabei gerade Freie mit einem Hintergrund in den Printmedien einen klaren Vorteil, wenn sie ein Gefühl für Textproportionen haben und die Rechtschreibung beherrschen. Umgekehrt haben manche Radio- und TV-Mitarbeitende mitunter ganz erhebliche Probleme, sich an die Strenge der Textarbeit zu gewöhnen. Fehler in Online-Texten sind 24 Stunden lang weltweit zu sehen, während ein Rundfunkprogramm schnell versendet und die Tageszeitung schon längst wieder vergessen ist. Da die Aufmerksamkeit von Online-Lesenden begrenzt ist, müssen Freie in Online-Redaktionen zudem kurze, prägnante Überschriften und Kurztexte (Teaser) verfassen können. Lange Texte sind so zu konzipieren, dass die Lesenden sich auch auf die Fortsetzung auf weiteren Seiten durchklicken. Da die Redaktionen personell unterausgestattet sind, bleibt wenig Zeit für die Wahrnehmung von externen Terminen. Wer mehr als nur Texte von Nachrichtenagenturen umschreiben will, hat mit dem Internet und dem Telefon sehr brauchbare Alternative, muss seine Inhalte aber unter erheblichen Zeitdruck recherchieren. Hinzu kommen notwendige Updates im Laufe des Tages und die Hinzufügung brauchbarer, seriöser Links. Auch bildjournalistisch versierte Freie haben in Online-Redaktionen eine Chance, wenn sie es schaffen, durch die richtige Auswahl der Bilder den Nutzertraffic zu erhöhen. Wer sich mit Video auskennt, kann sich um die Besorgung, Auswahl und Anpassung von Videomaterial kümmern - sie selbst komplett von der Aufnahme bis zum fertigen Schnitt für die Online-Redaktion zu erstellen, ist wie bereits erwähnt wirtschaftlich meist in keiner Weise attraktiv. Kleine unterhaltsame Videos aus Material für die Redaktion zusammenbasteln - das wiederum ist eine gerne gesehene Kompetenz, die mit den üblichen Schichtsätzen für freie Mitarbeit bezahlt wird.
Die Einarbeitung in Redaktionssysteme (Content-Management-Systeme, CMS) geht in der Regel leicht vonstatten. Besondere technische Fähigkeiten sind kaum notwendig, allenfalls ein Grundverständnis für die digitale Welt, die aus HTML, JPEG, Social Media, Datenbankprogrammierungen, gelegentlichen Serverausfällen und ständigen Updates und spontanen (Technik-)Ideen von Redaktionsleitungen besteht. Wer heute starten will, sollte auch erste Erfahrung im Umgang mit KI im Journalismus gemacht haben und den festen Willen mitbringen, sich hier auch persönlich bei der Einführung und Fortentwicklung von KI-Programmen in der Redaktion zu engagieren.
In der Redaktion gibt es ganz verschiedene Funktionen von Freien:
- Einarbeitung von Nachrichten und/oder Bildern der großen Presseagenturen
- Beobachtung und Berücksichtigung anderer in- und ausländischer Netzmedien sowie der gängigen TV-Nachrichten
- Auswertung sonstigen Pressematerials
- Aufbau, Ausbau und Kontrolle von Verlinkungen innerhalb und außerhalb des Auftritts
- Betreuung von Social Media, Foren, Mailinglisten, Chats, Leserpost (Mails)
- Chef/in vom Dienst, vorübergehende Leitungsfunktionen
- Konzeption und Umsetzung von Sonderprojekten (z.B. Vorbereitung Sonder-Website zur Bundestagswahl oder Fußballweltmeisterschaft)
- gelegentlicher Außendienst, wenn Reisen finanziert werden, nicht aufwändig sind oder aber ausnahmsweise von der Geschäftsführung genehmigt werden
- Verhandlungen mit Freien, die Material bestellt oder unbestellt zuliefern
- technische Betreuung, Notdienste
- Verhandlung mit Webadminstratoren, Beauftragung von externen Technikern
- Konzeption von Ausbauprojekten, Relaunch, neuen Standards, KI-Programmen
Wer keine Erfahrung im Redaktionsdienst einer Online-Redaktion hat, sollte sich dennoch nicht von einer Bewerbung abschrecken lassen. Zentrale Qualifikation ist die journalistische Kompetenz.
Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-08-02 23:16:09
Inhalt der Änderung
Das Tätigkeitsfeld der Freien im Onlinebereich ist durch die finanziell meist schwierige Situation der Online-Medien geprägt.
- Online-Redaktionen haben nur sehr begrenzte Honorar-Etats, oft wurden sie als Ausspiel-Orte für Inhalte aus anderen Redaktionen des Medienhauses konzipiert, und die Erstellung eigener Inhalte wird im Übrigen von der Redaktion selbst erwartet, die sich ihre Inhalte am Computer zusammenrecherchiert, ohne jemals das Büro zu verlassen
- „Freie“ Schichtarbeit ist verbreitet, weil die Personaldecke für Angestellte in Online-Redaktionen sehr dünn ist.
- Die Honorarstrukturen liegen regelmäßig unterhalb der Strukturen des jeweiligen „Mutterhauses“, auch bei Rundfunkanstalten, selbst bei gleichwertiger Arbeit.
- Nur bei Projektarbeit/Komplettproduktionen und IT-technischen (Teil-)Funktionen existieren „industrienahe“ Vergütungsstrukturen.
Beispiele: Was machen Freie im Online-Journalismus?
Rund die Hälfte der Freien arbeitet (auch) für Online-Medien. Ihr Tätigkeitsfeld umfasst:
- klassische Redaktionstätigkeit (Freie im Schichtdienst) für eine auftraggebende Stelle
- Newletter-Erstellung
- Onlinespezifische Aktivitäten wie Social-Media-/Community-Management, Betreuung von Online-Wikis, Forenbetreuung
- Dienstleistungen für Medien, Verbände, Firmen (Komplettproduktion von Inhalten oder Auftritten),
- Beratungstätigkeiten bei der Einführung von Online-/IT-Programmen/KI, Konzeption von Inhalten, Influencer-Management
- Beitragslieferung auf Anfrage/Bestellung, vor allem Textbeiträge, aber auch Bilder und Infografik, oft aber nur als Bundle
- Betrieb eines eigenen Nachrichtenportals, beispielsweise: osthessennews.de, versicherungsjournal.de, strom-kaufen.de
Online-Auftritte als Abnehmer von Beiträgen
„Wir arbeiten nicht mit Freien“, erklärte auf einer DJV-Tagung die Redaktionsleitung eines großen Internetauftritts dem verdutzten Publikum. Zehn Angestellte schmeißen den Laden, die Inhalte kommen über Nachrichtenagenturen oder werden auf Grundlage einer Mischung aus vorgenannten, anderen Internetmedien und eigener Geisteskraft zusammengestellt.
Richtig ist: Manche Online-Medien haben keine, die meisten Online-Auftritte nur begrenzte Honoraretats. Aber es gibt Ausnahmen. Das gilt vor allem in solchen Bereichen, in denen Online-Auftritte nicht als unterausgestattete Digitalversion eines anderen Mediums fungieren, sondern wo ganz bewusst in sie investiert wird, sei es bei Start-Ups oder Online-Plattformen, die bestimmte Industrie- oder Brancheninteressen indirekt promoten wollen.
Anders als im Radio und im Fernsehen gibt es aber nur sehr wenige Freie, die mit Aufträgen für Online-Redaktionen durch die Welt geschickt werden. Entweder arbeiten Freie im Schichtdienst, oder sie erarbeiten ihre Beiträge zunächst auf eigenes Risiko. Für den Beitragsverkauf an solche Online-Medien gilt erst recht die alte Regel, dass der Einzelverkauf von Inhalten aufwändig und mühsam ist, denn hier sind die Honorare besonders niedrig. Daher ist gerade hier zu empfehlen, Beiträge in Paketen oder solchen Formaten zu verkaufen, die auf Grundlage von Rahmenverträgen langfristig bedient werden können. Weiterhin helfen thematische Spezialisierung und der konsequente Ausbau von Nischen.
Strukturell bieten gerade neu gestartete Online-Medien generell bessere Honorarstrukturen, was daran liegen dürfte, dass bei Neustarts die Bereitschaft zur Investition höher ist und Qualitätsansprüche schon aus Konkurrenzgründen die Zahlungsbereitschaft erhöhen. Viele Freie berichten, dass sie im Onlinebereich trotz aller strukturellen Probleme deutlich mehr erzielen können als durch Arbeit für die lokale Tageszeitung. Honorare wie an Zeitschriften oder in den Kernbereichen der Rundfunkanstalten werden aber definitiv nicht erreicht
Gibt es kaum: Multimedia-Freie vom Dienst auf Reportage
In den Köpfen von manchen Arbeitsvermittlungen und Weiterbildungseinrichtungen spukt nach wie vor die Idee der Multimedia-Freien, die mit Digitalfotokamera, Videocam, Mikro und sonstigem elektronischen Zusatzmaterial als multimediale Aufnahmewesen durch die Gegend laufen. Es wäre doch so praktisch für die Online-Redaktion, komplexe Angebote aus einer Hand zu bekommen. Allerdings: Für die meisten Medien sind die Kosten zu hoch. Außerdem müssen multimediale Produktionen nachbearbeitet werden, geschnitten, redigiert, anmoderiert werden. Ein einzige Person ist hier schnell überfordert – und wertvolle Zeit geht verloren, was beim Einsatz von verschiedenen Teams nicht passiert wäre. Es gibt im Übrigen ausreichend Material von Agenturen, Pressediensten und anderen Internetmedien – und für Tagessätze mit unsicheren Ergebnissen ist zu wenig Luft im Honoraretat.
Wen es gibt: videojournalistisch tätige Freie, kurz "VJ" genannt. Diese arbeiten aber selten für Online-Medien, sondern für Rundfunkanstalten, die Kosten für mehrköpfige Aufnahmeteams sparen wollen. In der „freien Wirtschaft“ dagegen muss der „VJ“ mit einem Angebot von 90 Euro für 2:30 Film rechnen, eine Arbeit, für die bei professioneller Machart zwei Tage erforderlich sind. Macht 45 Euro am Tag oder 4,50 Euro pro Stunde, errechnete die in diesem Fall betroffene Person. Was daraus folgt? Video für Online lohnt sich im Regelfall nicht, jedenfalls nicht im Direktangebot. Wer damit (etwas) Geld verdienen will, muss versuchen, in Lohn und Brot bei einer der großen Agenturen im Videobereich zu kommen, beispielsweise bei der dpa oder bei Agenturen wie nonstopnews.
Typisch: Freie im Schichtdienst
Arbeiten für Online-Medien heißt häufig Arbeit mit dem Redaktionssystem, das bei der auftraggebenden Stelle selbst angesiedelt ist. Während es in der Vergangenheit aus Sicherheits- oder anderen Gründen nicht über das Internet von zuhause aus bedient werden konnte, haben inzwischen viele Medienhäuser wegen des durch die Corona-Pandemie ausgelösten Trends zum Home Office über VPN und andere Technik die Arbeit auch von Zuhause aus möglich gemacht - für Freie eine gute Chance zur Mitwirkung im Medienbetrieb. Ohnehin bieten Online-Medien gute Beschäftigungsmöglichkeiten für Freie: Da sie zu geringe Etats bzw. zu wenige Planstellen aufweisen, werden Mitarbeitende oft nur auf freier Basis eingestellt. Regelmäßig laufen Früh-, Normal- und Spätschichten zwischen 7 und 22 Uhr. Die 24- Stunden-Schicht ist nach wie vor die Ausnahme. Die Honorierung ist abhängig von der Größe und Bedeutung des Mediums. Sie beginnt für nebenberuflich Tätige und Personen am Berufsanfang häufig knapp über dem Mindestlohn, also etwas oberhalb von 100 Euro, bei journalistisch ausgebildeten Berufseinsteigern pendelt sie zwischen 180 und 300 Euro pro Tag.
Wer innerhalb einer solchen Online-Redaktion arbeiten will, muss vor allem das klassische journalistische Handwerk beherrschen. Da viele Auftritte überwiegend aus Texten bestehen, haben dabei gerade Freie mit einem Hintergrund in den Printmedien einen klaren Vorteil, wenn sie ein Gefühl für Textproportionen haben und die Rechtschreibung beherrschen. Umgekehrt haben manche Radio- und TV-Mitarbeitende mitunter ganz erhebliche Probleme, sich an die Strenge der Textarbeit zu gewöhnen. Fehler in Online-Texten sind 24 Stunden lang weltweit zu sehen, während ein Rundfunkprogramm schnell versendet und die Tageszeitung schon längst wieder vergessen ist. Da die Aufmerksamkeit von Online-Lesenden begrenzt ist, müssen Freie in Online-Redaktionen zudem kurze, prägnante Überschriften und Kurztexte (Teaser) verfassen können. Lange Texte sind so zu konzipieren, dass die Lesenden sich auch auf die Fortsetzung auf weiteren Seiten durchklicken. Da die Redaktionen personell unterausgestattet sind, bleibt wenig Zeit für die Wahrnehmung von externen Terminen. Wer mehr als nur Texte von Nachrichtenagenturen umschreiben will, hat mit dem Internet und dem Telefon sehr brauchbare Alternative, muss seine Inhalte aber unter erheblichen Zeitdruck recherchieren. Hinzu kommen notwendige Updates im Laufe des Tages und die Hinzufügung brauchbarer, seriöser Links. Auch bildjournalistisch versierte Freie haben in Online-Redaktionen eine Chance, wenn sie es schaffen, durch die richtige Auswahl der Bilder den Nutzertraffic zu erhöhen. Wer sich mit Video auskennt, kann sich um die Besorgung, Auswahl und Anpassung von Videomaterial kümmern - sie selbst komplett von der Aufnahme bis zum fertigen schnitt für die Online-Redaktion zu erstellen, ist wie bereits erwähnt wirtschaftlich meist in keiner Weise attraktiv. Kleine unterhaltsame Videos aus Material für die Redaktion zusammenbasteln - das wiederum ist eine gerne gesehen Kompetenz, die mit den üblichen Schichtsätzen für freie Mitarbeit bezahlt wird.
Die Einarbeitung in Redaktionssysteme (Content-Management-Systeme, CMS) geht in der Regel leicht vonstatten. Besondere technische Fähigkeiten sind kaum notwendig, allenfalls ein Grundverständnis für die digitale Welt, die aus HTML, JPEG, Social Media, Datenbankprogrammierungen, gelegentlichen Serverausfällen und ständigen Updates und spontanen (Technik-)Ideen von Redaktionsleitungen besteht. Wer heute starten will, sollte auch erste Erfahrung im Umgang mit KI im Journalismus gemacht haben und den festen Willen mitbringen, sich hier auch persönlich bei der Einführung und Fortentwicklung von KI-Programmen in der Redaktion zu engagieren.
In der Redaktion gibt es ganz verschiedene Funktionen von Freien:
• Einarbeitung von Nachrichten und/oder Bildern der großen Presseagenturen
• Beobachtung und Berücksichtigung anderer in- und ausländischer Netzmedien sowie der gängigen TV-Nachrichten
• Auswertung sonstigen Pressematerials
• Aufbau, Ausbau und Kontrolle von Verlinkungen innerhalb und außerhalb des Auftritts
• Betreuung von Social Media, Foren, Mailinglisten, Chats, Leserpost (Mails)
• Chef/in vom Dienst, vorübergehende Leitungsfunktionen
• Konzeption und Umsetzung von Sonderprojekten (z.B. Vorbereitung Sonder-Website zur Bundestagswahl oder Fußballweltmeisterschaft)
• gelegentlicher Außendienst, wenn Reisen finanziert werden, nicht aufwändig sind oder aber ausnahmsweise von der Geschäftsführung genehmigt werden
• Verhandlungen mit Freien, die Material bestellt oder unbestellt zuliefern
• technische Betreuung, Notdienste
• Verhandlung mit Webadminstratoren, Beauftragung von externen Technikern
• Konzeption von Ausbauprojekten, Relaunch, neuen Standards, KI-Programmen
Wer keine Erfahrung im Redaktionsdienst einer Online-Redaktion hat, sollte sich dennoch nicht von einer Bewerbung abschrecken lassen. Zentrale Qualifikation ist die journalistische Kompetenz.
Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-08-02 23:14:06
Inhalt der Änderung
Das Tätigkeitsfeld der Freien im Onlinebereich ist durch die finanziell meist schwierige Situation der Online-Medien geprägt.
- Online-Redaktionen haben nur sehr begrenzte Honorar-Etats, oft wurden sie als Ausspiel-Orte für Inhalte aus anderen Redaktionen des Medienhauses konzipiert, und die Erstellung eigener Inhalte wird im Übrigen von der Redaktion selbst erwartet, die sich ihre Inhalte am Computer zusammenrecherchiert, ohne jemals das Büro zu verlassen
- „Freie“ Schichtarbeit ist verbreitet, weil die Personaldecke für Angestellte in Online-Redaktionen sehr dünn ist.
- Die Honorarstrukturen liegen regelmäßig unterhalb der Strukturen des jeweiligen „Mutterhauses“, auch bei Rundfunkanstalten, selbst bei gleichwertiger Arbeit.
- Nur bei Projektarbeit/Komplettproduktionen und IT-technischen (Teil-)Funktionen existieren „industrienahe“ Vergütungsstrukturen.
Beispiele: Was machen Freie im Online-Journalismus?
Rund die Hälfte der Freien arbeitet (auch) für Online-Medien. Ihr Tätigkeitsfeld umfasst:
- klassische Redaktionstätigkeit (Freie im Schichtdienst) für einen auftraggebende Stelle
- Newletter-Erstellung
- Onlinespezifische Aktivitäten wie Social-Media-/Community-Management, Betreuung von Online-Wikis, Forenbetreuung
- Dienstleistungen für Medien, Verbände, Firmen (Komplettproduktion von Inhalten
- oder Auftritten), Beratungstätigkeiten bei der Einführung von Online-/IT-Programmen/KI, Konzeption von Inhalten, Influencer-Management
- Beitragslieferung auf Anfrage/Bestellung, vor allem Textbeiträge, aber auch Bilder und Infografik, oft aber nur als Bundle
- Betrieb eines eigenen Nachrichtenportals, beispielsweise: osthessennews.de, versicherungsjournal.de, strom-kaufen.de
Online-Auftritte als Abnehmer von Beiträgen
„Wir arbeiten nicht mit Freien“, erklärte auf einer DJV-Tagung die Redaktionsleitung eines großen Internetauftritts dem verdutzten Publikum. Zehn Angestellte schmeißen den Laden, die Inhalte kommen über Nachrichtenagenturen oder werden auf Grundlage einer Mischung aus vorgenannten, anderen Internetmedien und eigener Geisteskraft zusammengestellt.
Richtig ist: Manche Online-Medien haben keine, die meisten Online-Auftritte nur begrenzte Honoraretats. Aber es gibt Ausnahmen. Das gilt vor allem in solchen Bereichen, in denen Online-Auftritte nicht als unterausgestattete Digitalversion eines anderen Mediums fungieren, sondern wo ganz bewusst in sie investiert wird, sei es bei Start-Ups oder Online-Plattformen, die bestimmte Industrie- oder Brancheninteressen indirekt promoten wollen.
Anders als im Radio und im Fernsehen gibt es aber nur sehr wenige Freie, die mit Aufträgen für Online-Redaktionen durch die Welt geschickt werden. Entweder arbeiten Freie im Schichtdienst, oder sie erarbeiten ihre Beiträge zunächst auf eigenes Risiko. Für den Beitragsverkauf an solche Online-Medien gilt erst recht die alte Regel, dass der Einzelverkauf von Inhalten aufwändig und mühsam ist, denn hier sind die Honorare besonders niedrig. Daher ist gerade hier zu empfehlen, Beiträge in Paketen oder solchen Formaten zu verkaufen, die auf Grundlage von Rahmenverträgen langfristig bedient werden können. Weiterhin helfen thematische Spezialisierung und der konsequente Ausbau von Nischen.
Strukturell bieten gerade neu gestartete Online-Medien generell bessere Honorarstrukturen, was daran liegen dürfte, dass bei Neustarts die Bereitschaft zur Investition höher ist und Qualitätsansprüche schon aus Konkurrenzgründen die Zahlungsbereitschaft erhöhen. Viele Freie berichten, dass sie im Onlinebereich trotz aller strukturellen Probleme deutlich mehr erzielen können als durch Arbeit für die lokale Tageszeitung. Honorare wie an Zeitschriften oder in den Kernbereichen der Rundfunkanstalten werden aber definitiv nicht erreicht
Gibt es kaum: Multimedia-Freie vom Dienst auf Reportage
In den Köpfen von manchen Arbeitsvermittlungen und Weiterbildungseinrichtungen spukt nach wie vor die Idee der Multimedia-Freien, die mit Digitalfotokamera, Videocam, Mikro und sonstigem elektronischen Zusatzmaterial als multimediale Aufnahmewesen durch die Gegend laufen. Es wäre doch so praktisch für die Online-Redaktion, komplexe Angebote aus einer Hand zu bekommen. Allerdings: Für die meisten Medien sind die Kosten zu hoch. Außerdem müssen multimediale Produktionen nachbearbeitet werden, geschnitten, redigiert, anmoderiert werden. Ein einzige Person ist hier schnell überfordert – und wertvolle Zeit geht verloren, was beim Einsatz von verschiedenen Teams nicht passiert wäre. Es gibt im Übrigen ausreichend Material von Agenturen, Pressediensten und anderen Internetmedien – und für Tagessätze mit unsicheren Ergebnissen ist zu wenig Luft im Honoraretat.
Wen es gibt: videojournalistisch tätige Freie, kurz "VJ" genannt. Diese arbeiten aber selten für Online-Medien, sondern für Rundfunkanstalten, die Kosten für mehrköpfige Aufnahmeteams sparen wollen. In der „freien Wirtschaft“ dagegen muss der „VJ“ mit einem Angebot von 90 Euro für 2:30 Film rechnen, eine Arbeit, für die bei professioneller Machart zwei Tage erforderlich sind. Macht 45 Euro am Tag oder 4,50 Euro pro Stunde, errechnete die in diesem Fall betroffene Person. Was daraus folgt? Video für Online lohnt sich im Regelfall nicht, jedenfalls nicht im Direktangebot. Wer damit (etwas) Geld verdienen will, muss versuchen, in Lohn und Brot bei einer der großen Agenturen im Videobereich zu kommen, beispielsweise bei der dpa oder bei Agenturen wie nonstopnews.
Typisch: Freie im Schichtdienst
Arbeiten für Online-Medien heißt häufig Arbeit mit dem Redaktionssystem, das bei der auftraggebenden Stelle selbst angesiedelt ist. Während es in der Vergangenheit aus Sicherheits- oder anderen Gründen nicht über das Internet von zuhause aus bedient werden konnte, haben inzwischen viele Medienhäuser wegen des durch die Corona-Pandemie ausgelösten Trends zum Home Office über VPN und andere Technik die Arbeit auch von Zuhause aus möglich gemacht - für Freie eine gute Chance zur Mitwirkung im Medienbetrieb. Ohnehin bieten Online-Medien gute Beschäftigungsmöglichkeiten für Freie: Da sie zu geringe Etats bzw. zu wenige Planstellen aufweisen, werden Mitarbeitende oft nur auf freier Basis eingestellt. Regelmäßig laufen Früh-, Normal- und Spätschichten zwischen 7 und 22 Uhr. Die 24- Stunden-Schicht ist nach wie vor die Ausnahme. Die Honorierung ist abhängig von der Größe und Bedeutung des Mediums. Sie beginnt für nebenberuflich Tätige und Personen am Berufsanfang häufig knapp über dem Mindestlohn, also etwas oberhalb von 100 Euro, bei journalistisch ausgebildeten Berufseinsteigern pendelt sie zwischen 180 und 300 Euro pro Tag.
Wer innerhalb einer solchen Online-Redaktion arbeiten will, muss vor allem das klassische journalistische Handwerk beherrschen. Da viele Auftritte überwiegend aus Texten bestehen, haben dabei gerade Freie mit einem Hintergrund in den Printmedien einen klaren Vorteil, wenn sie ein Gefühl für Textproportionen haben und die Rechtschreibung beherrschen. Umgekehrt haben manche Radio- und TV-Mitarbeitende mitunter ganz erhebliche Probleme, sich an die Strenge der Textarbeit zu gewöhnen. Fehler in Online-Texten sind 24 Stunden lang weltweit zu sehen, während ein Rundfunkprogramm schnell versendet und die Tageszeitung schon längst wieder vergessen ist. Da die Aufmerksamkeit von Online-Lesenden begrenzt ist, müssen Freie in Online-Redaktionen zudem kurze, prägnante Überschriften und Kurztexte (Teaser) verfassen können. Lange Texte sind so zu konzipieren, dass die Lesenden sich auch auf die Fortsetzung auf weiteren Seiten durchklicken. Da die Redaktionen personell unterausgestattet sind, bleibt wenig Zeit für die Wahrnehmung von externen Terminen. Wer mehr als nur Texte von Nachrichtenagenturen umschreiben will, hat mit dem Internet und dem Telefon sehr brauchbare Alternative, muss seine Inhalte aber unter erheblichen Zeitdruck recherchieren. Hinzu kommen notwendige Updates im Laufe des Tages und die Hinzufügung brauchbarer, seriöser Links. Auch bildjournalistisch versierte Freie haben in Online-Redaktionen eine Chance, wenn sie es schaffen, durch die richtige Auswahl der Bilder den Nutzertraffic zu erhöhen. Wer sich mit Video auskennt, kann sich um die Besorgung, Auswahl und Anpassung von Videomaterial kümmern - sie selbst komplett von der Aufnahme bis zum fertigen schnitt für die Online-Redaktion zu erstellen, ist wie bereits erwähnt wirtschaftlich meist in keiner Weise attraktiv. Kleine unterhaltsame Videos aus Material für die Redaktion zusammenbasteln - das wiederum ist eine gerne gesehen Kompetenz, die mit den üblichen Schichtsätzen für freie Mitarbeit bezahlt wird.
Die Einarbeitung in Redaktionssysteme (Content-Management-Systeme, CMS) geht in der Regel leicht vonstatten. Besondere technische Fähigkeiten sind kaum notwendig, allenfalls ein Grundverständnis für die digitale Welt, die aus HTML, JPEG, Social Media, Datenbankprogrammierungen, gelegentlichen Serverausfällen und ständigen Updates und spontanen (Technik-)Ideen von Redaktionsleitungen besteht. Wer heute starten will, sollte auch erste Erfahrung im Umgang mit KI im Journalismus gemacht haben und den festen Willen mitbringen, sich hier auch persönlich bei der Einführung und Fortentwicklung von KI-Programmen in der Redaktion zu engagieren.
In der Redaktion gibt es ganz verschiedene Funktionen von Freien:
• Einarbeitung von Nachrichten und/oder Bildern der großen Presseagenturen
• Beobachtung und Berücksichtigung anderer in- und ausländischer Netzmedien sowie der gängigen TV-Nachrichten
• Auswertung sonstigen Pressematerials
• Aufbau, Ausbau und Kontrolle von Verlinkungen innerhalb und außerhalb des Auftritts
• Betreuung von Social Media, Foren, Mailinglisten, Chats, Leserpost (Mails)
• Chef/in vom Dienst, vorübergehende Leitungsfunktionen
• Konzeption und Umsetzung von Sonderprojekten (z.B. Vorbereitung Sonder-Website zur Bundestagswahl oder Fußballweltmeisterschaft)
• gelegentlicher Außendienst, wenn Reisen finanziert werden, nicht aufwändig sind oder aber ausnahmsweise von der Geschäftsführung genehmigt werden
• Verhandlungen mit Freien, die Material bestellt oder unbestellt zuliefern
• technische Betreuung, Notdienste
• Verhandlung mit Webadminstratoren, Beauftragung von externen Technikern
• Konzeption von Ausbauprojekten, Relaunch, neuen Standards, KI-Programmen
Wer keine Erfahrung im Redaktionsdienst einer Online-Redaktion hat, sollte sich dennoch nicht von einer Bewerbung abschrecken lassen. Zentrale Qualifikation ist die journalistische Kompetenz.
Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-08-02 23:13:40
Inhalt der Änderung
Das Tätigkeitsfeld der Freien im Onlinebereich ist durch die finanziell meist schwierige Situation der Online-Medien geprägt.
- Online-Redaktionen haben nur sehr begrenzte Honorar-Etats, oft wurden sie als Ausspiel-Orte für Inhalte aus anderen Redaktionen des Medienhauses konzipiert, und die Erstellung eigener Inhalte wird im Übrigen von der Redaktion selbst erwartet, die sich ihre Inhalte am Computer zusammenrecherchiert, ohne jemals das Büro zu verlassen
- „Freie“ Schichtarbeit ist verbreitet, weil die Personaldecke für Angestellte in Online-Redaktionen sehr dünn ist.
- Die Honorarstrukturen liegen regelmäßig unterhalb der Strukturen des jeweiligen „Mutterhauses“, auch bei Rundfunkanstalten, selbst bei gleichwertiger Arbeit.
- Nur bei Projektarbeit/Komplettproduktionen und IT-technischen (Teil-)Funktionen existieren „industrienahe“ Vergütungsstrukturen.
Beispiele: Was machen Freie im Online-Journalismus?
- Rund die Hälfte der Freien arbeitet (auch) für Online-Medien. Ihr Tätigkeitsfeld umfasst:
- klassische Redaktionstätigkeit (Freie im Schichtdienst) für einen auftraggebende Stelle
- Newletter-Erstellung
- Onlinespezifische Aktivitäten wie Social-Media-/Community-Management, Betreuung von Online-Wikis, Forenbetreuung
- Dienstleistungen für Medien, Verbände, Firmen (Komplettproduktion von Inhalten
- oder Auftritten), Beratungstätigkeiten bei der Einführung von Online-/IT-Programmen/KI, Konzeption von Inhalten, Influencer-Management
- Beitragslieferung auf Anfrage/Bestellung, vor allem Textbeiträge, aber auch Bilder und Infografik, oft aber nur als Bundle
- Betrieb eines eigenen Nachrichtenportals, beispielsweise: osthessennews.de, versicherungsjournal.de, strom-kaufen.de
Online-Auftritte als Abnehmer von Beiträgen
„Wir arbeiten nicht mit Freien“, erklärte auf einer DJV-Tagung die Redaktionsleitung eines großen Internetauftritts dem verdutzten Publikum. Zehn Angestellte schmeißen den Laden, die Inhalte kommen über Nachrichtenagenturen oder werden auf Grundlage einer Mischung aus vorgenannten, anderen Internetmedien und eigener Geisteskraft zusammengestellt.
Richtig ist: Manche Online-Medien haben keine, die meisten Online-Auftritte nur begrenzte Honoraretats. Aber es gibt Ausnahmen. Das gilt vor allem in solchen Bereichen, in denen Online-Auftritte nicht als unterausgestattete Digitalversion eines anderen Mediums fungieren, sondern wo ganz bewusst in sie investiert wird, sei es bei Start-Ups oder Online-Plattformen, die bestimmte Industrie- oder Brancheninteressen indirekt promoten wollen.
Anders als im Radio und im Fernsehen gibt es aber nur sehr wenige Freie, die mit Aufträgen für Online-Redaktionen durch die Welt geschickt werden. Entweder arbeiten Freie im Schichtdienst, oder sie erarbeiten ihre Beiträge zunächst auf eigenes Risiko. Für den Beitragsverkauf an solche Online-Medien gilt erst recht die alte Regel, dass der Einzelverkauf von Inhalten aufwändig und mühsam ist, denn hier sind die Honorare besonders niedrig. Daher ist gerade hier zu empfehlen, Beiträge in Paketen oder solchen Formaten zu verkaufen, die auf Grundlage von Rahmenverträgen langfristig bedient werden können. Weiterhin helfen thematische Spezialisierung und der konsequente Ausbau von Nischen.
Strukturell bieten gerade neu gestartete Online-Medien generell bessere Honorarstrukturen, was daran liegen dürfte, dass bei Neustarts die Bereitschaft zur Investition höher ist und Qualitätsansprüche schon aus Konkurrenzgründen die Zahlungsbereitschaft erhöhen. Viele Freie berichten, dass sie im Onlinebereich trotz aller strukturellen Probleme deutlich mehr erzielen können als durch Arbeit für die lokale Tageszeitung. Honorare wie an Zeitschriften oder in den Kernbereichen der Rundfunkanstalten werden aber definitiv nicht erreicht
Gibt es kaum: Multimedia-Freie vom Dienst auf Reportage
In den Köpfen von manchen Arbeitsvermittlungen und Weiterbildungseinrichtungen spukt nach wie vor die Idee der Multimedia-Freien, die mit Digitalfotokamera, Videocam, Mikro und sonstigem elektronischen Zusatzmaterial als multimediale Aufnahmewesen durch die Gegend laufen. Es wäre doch so praktisch für die Online-Redaktion, komplexe Angebote aus einer Hand zu bekommen. Allerdings: Für die meisten Medien sind die Kosten zu hoch. Außerdem müssen multimediale Produktionen nachbearbeitet werden, geschnitten, redigiert, anmoderiert werden. Ein einzige Person ist hier schnell überfordert – und wertvolle Zeit geht verloren, was beim Einsatz von verschiedenen Teams nicht passiert wäre. Es gibt im Übrigen ausreichend Material von Agenturen, Pressediensten und anderen Internetmedien – und für Tagessätze mit unsicheren Ergebnissen ist zu wenig Luft im Honoraretat.
Wen es gibt: videojournalistisch tätige Freie, kurz "VJ" genannt. Diese arbeiten aber selten für Online-Medien, sondern für Rundfunkanstalten, die Kosten für mehrköpfige Aufnahmeteams sparen wollen. In der „freien Wirtschaft“ dagegen muss der „VJ“ mit einem Angebot von 90 Euro für 2:30 Film rechnen, eine Arbeit, für die bei professioneller Machart zwei Tage erforderlich sind. Macht 45 Euro am Tag oder 4,50 Euro pro Stunde, errechnete die in diesem Fall betroffene Person. Was daraus folgt? Video für Online lohnt sich im Regelfall nicht, jedenfalls nicht im Direktangebot. Wer damit (etwas) Geld verdienen will, muss versuchen, in Lohn und Brot bei einer der großen Agenturen im Videobereich zu kommen, beispielsweise bei der dpa oder bei Agenturen wie nonstopnews.
Typisch: Freie im Schichtdienst
Arbeiten für Online-Medien heißt häufig Arbeit mit dem Redaktionssystem, das bei der auftraggebenden Stelle selbst angesiedelt ist. Während es in der Vergangenheit aus Sicherheits- oder anderen Gründen nicht über das Internet von zuhause aus bedient werden konnte, haben inzwischen viele Medienhäuser wegen des durch die Corona-Pandemie ausgelösten Trends zum Home Office über VPN und andere Technik die Arbeit auch von Zuhause aus möglich gemacht - für Freie eine gute Chance zur Mitwirkung im Medienbetrieb. Ohnehin bieten Online-Medien gute Beschäftigungsmöglichkeiten für Freie: Da sie zu geringe Etats bzw. zu wenige Planstellen aufweisen, werden Mitarbeitende oft nur auf freier Basis eingestellt. Regelmäßig laufen Früh-, Normal- und Spätschichten zwischen 7 und 22 Uhr. Die 24- Stunden-Schicht ist nach wie vor die Ausnahme. Die Honorierung ist abhängig von der Größe und Bedeutung des Mediums. Sie beginnt für nebenberuflich Tätige und Personen am Berufsanfang häufig knapp über dem Mindestlohn, also etwas oberhalb von 100 Euro, bei journalistisch ausgebildeten Berufseinsteigern pendelt sie zwischen 180 und 300 Euro pro Tag.
Wer innerhalb einer solchen Online-Redaktion arbeiten will, muss vor allem das klassische journalistische Handwerk beherrschen. Da viele Auftritte überwiegend aus Texten bestehen, haben dabei gerade Freie mit einem Hintergrund in den Printmedien einen klaren Vorteil, wenn sie ein Gefühl für Textproportionen haben und die Rechtschreibung beherrschen. Umgekehrt haben manche Radio- und TV-Mitarbeitende mitunter ganz erhebliche Probleme, sich an die Strenge der Textarbeit zu gewöhnen. Fehler in Online-Texten sind 24 Stunden lang weltweit zu sehen, während ein Rundfunkprogramm schnell versendet und die Tageszeitung schon längst wieder vergessen ist. Da die Aufmerksamkeit von Online-Lesenden begrenzt ist, müssen Freie in Online-Redaktionen zudem kurze, prägnante Überschriften und Kurztexte (Teaser) verfassen können. Lange Texte sind so zu konzipieren, dass die Lesenden sich auch auf die Fortsetzung auf weiteren Seiten durchklicken. Da die Redaktionen personell unterausgestattet sind, bleibt wenig Zeit für die Wahrnehmung von externen Terminen. Wer mehr als nur Texte von Nachrichtenagenturen umschreiben will, hat mit dem Internet und dem Telefon sehr brauchbare Alternative, muss seine Inhalte aber unter erheblichen Zeitdruck recherchieren. Hinzu kommen notwendige Updates im Laufe des Tages und die Hinzufügung brauchbarer, seriöser Links. Auch bildjournalistisch versierte Freie haben in Online-Redaktionen eine Chance, wenn sie es schaffen, durch die richtige Auswahl der Bilder den Nutzertraffic zu erhöhen. Wer sich mit Video auskennt, kann sich um die Besorgung, Auswahl und Anpassung von Videomaterial kümmern - sie selbst komplett von der Aufnahme bis zum fertigen schnitt für die Online-Redaktion zu erstellen, ist wie bereits erwähnt wirtschaftlich meist in keiner Weise attraktiv. Kleine unterhaltsame Videos aus Material für die Redaktion zusammenbasteln - das wiederum ist eine gerne gesehen Kompetenz, die mit den üblichen Schichtsätzen für freie Mitarbeit bezahlt wird.
Die Einarbeitung in Redaktionssysteme (Content-Management-Systeme, CMS) geht in der Regel leicht vonstatten. Besondere technische Fähigkeiten sind kaum notwendig, allenfalls ein Grundverständnis für die digitale Welt, die aus HTML, JPEG, Social Media, Datenbankprogrammierungen, gelegentlichen Serverausfällen und ständigen Updates und spontanen (Technik-)Ideen von Redaktionsleitungen besteht. Wer heute starten will, sollte auch erste Erfahrung im Umgang mit KI im Journalismus gemacht haben und den festen Willen mitbringen, sich hier auch persönlich bei der Einführung und Fortentwicklung von KI-Programmen in der Redaktion zu engagieren.
In der Redaktion gibt es ganz verschiedene Funktionen von Freien:
• Einarbeitung von Nachrichten und/oder Bildern der großen Presseagenturen
• Beobachtung und Berücksichtigung anderer in- und ausländischer Netzmedien sowie der gängigen TV-Nachrichten
• Auswertung sonstigen Pressematerials
• Aufbau, Ausbau und Kontrolle von Verlinkungen innerhalb und außerhalb des Auftritts
• Betreuung von Social Media, Foren, Mailinglisten, Chats, Leserpost (Mails)
• Chef/in vom Dienst, vorübergehende Leitungsfunktionen
• Konzeption und Umsetzung von Sonderprojekten (z.B. Vorbereitung Sonder-Website zur Bundestagswahl oder Fußballweltmeisterschaft)
• gelegentlicher Außendienst, wenn Reisen finanziert werden, nicht aufwändig sind oder aber ausnahmsweise von der Geschäftsführung genehmigt werden
• Verhandlungen mit Freien, die Material bestellt oder unbestellt zuliefern
• technische Betreuung, Notdienste
• Verhandlung mit Webadminstratoren, Beauftragung von externen Technikern
• Konzeption von Ausbauprojekten, Relaunch, neuen Standards, KI-Programmen
Wer keine Erfahrung im Redaktionsdienst einer Online-Redaktion hat, sollte sich dennoch nicht von einer Bewerbung abschrecken lassen. Zentrale Qualifikation ist die journalistische Kompetenz.
Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-08-02 23:11:59
Inhalt der Änderung
Das Tätigkeitsfeld der Freien im Onlinebereich ist durch die finanziell meist schwierige Situation der Online-Medien geprägt.
- Online-Redaktionen haben nur sehr begrenzte Honorar-Etats, oft wurden sie als Ausspiel-Orte für Inhalte aus anderen Redaktionen des Medienhauses konzipiert, und die Erstellung eigener Inhalte wird im Übrigen von der Redaktion selbst erwartet, die sich ihre Inhalte am Computer zusammenrecherchiert, ohne jemals das Büro zu verlassen
- „Freie“ Schichtarbeit ist verbreitet, weil die Personaldecke für Angestellte in Online-Redaktionen sehr dünn ist.
- Die Honorarstrukturen liegen regelmäßig unterhalb der Strukturen des jeweiligen „Mutterhauses“, auch bei Rundfunkanstalten, selbst bei gleichwertiger Arbeit.
- Nur bei Projektarbeit/Komplettproduktionen und IT-technischen (Teil-)Funktionen existieren „industrienahe“ Vergütungsstrukturen.
Beispiele: Was machen Freie im Online-Journalismus?
Rund die Hälfte der Freien arbeitet (auch) für Online-Medien. Ihr Tätigkeitsfeld umfasst:
• klassische Redaktionstätigkeit (Freie im Schichtdienst) für einen auftraggebende Stelle
• Newletter-Erstellung
• Onlinespezifische Aktivitäten wie Social-Media-/Community-Management, Betreuung von Online-Wikis, Forenbetreuung
• Dienstleistungen für Medien, Verbände, Firmen (Komplettproduktion von Inhalten
oder Auftritten), Beratungstätigkeiten bei der Einführung von Online-/IT-Programmen/KI, Konzeption von Inhalten, Influencer-Management
• Beitragslieferung auf Anfrage/Bestellung, vor allem Textbeiträge, aber auch Bilder und Infografik, oft aber nur als Bundle
• Betrieb eines eigenen Nachrichtenportals, beispielsweise: osthessennews.de, versicherungsjournal.de, strom-kaufen.de
Online-Auftritte als Abnehmer von Beiträgen
„Wir arbeiten nicht mit Freien“, erklärte auf einer DJV-Tagung die Redaktionsleitung eines großen Internetauftritts dem verdutzten Publikum. Zehn Angestellte schmeißen den Laden, die Inhalte kommen über Nachrichtenagenturen oder werden auf Grundlage einer Mischung aus vorgenannten, anderen Internetmedien und eigener Geisteskraft zusammengestellt.
Richtig ist: Manche Online-Medien haben keine, die meisten Online-Auftritte nur begrenzte Honoraretats. Aber es gibt Ausnahmen. Das gilt vor allem in solchen Bereichen, in denen Online-Auftritte nicht als unterausgestattete Digitalversion eines anderen Mediums fungieren, sondern wo ganz bewusst in sie investiert wird, sei es bei Start-Ups oder Online-Plattformen, die bestimmte Industrie- oder Brancheninteressen indirekt promoten wollen.
Anders als im Radio und im Fernsehen gibt es aber nur sehr wenige Freie, die mit Aufträgen für Online-Redaktionen durch die Welt geschickt werden. Entweder arbeiten Freie im Schichtdienst, oder sie erarbeiten ihre Beiträge zunächst auf eigenes Risiko. Für den Beitragsverkauf an solche Online-Medien gilt erst recht die alte Regel, dass der Einzelverkauf von Inhalten aufwändig und mühsam ist, denn hier sind die Honorare besonders niedrig. Daher ist gerade hier zu empfehlen, Beiträge in Paketen oder solchen Formaten zu verkaufen, die auf Grundlage von Rahmenverträgen langfristig bedient werden können. Weiterhin helfen thematische Spezialisierung und der konsequente Ausbau von Nischen.
Strukturell bieten gerade neu gestartete Online-Medien generell bessere Honorarstrukturen, was daran liegen dürfte, dass bei Neustarts die Bereitschaft zur Investition höher ist und Qualitätsansprüche schon aus Konkurrenzgründen die Zahlungsbereitschaft erhöhen. Viele Freie berichten, dass sie im Onlinebereich trotz aller strukturellen Probleme deutlich mehr erzielen können als durch Arbeit für die lokale Tageszeitung. Honorare wie an Zeitschriften oder in den Kernbereichen der Rundfunkanstalten werden aber definitiv nicht erreicht
Gibt es kaum: Multimedia-Freie vom Dienst auf Reportage
In den Köpfen von manchen Arbeitsvermittlungen und Weiterbildungseinrichtungen spukt nach wie vor die Idee der Multimedia-Freien, die mit Digitalfotokamera, Videocam, Mikro und sonstigem elektronischen Zusatzmaterial als multimediale Aufnahmewesen durch die Gegend laufen. Es wäre doch so praktisch für die Online-Redaktion, komplexe Angebote aus einer Hand zu bekommen. Allerdings: Für die meisten Medien sind die Kosten zu hoch. Außerdem müssen multimediale Produktionen nachbearbeitet werden, geschnitten, redigiert, anmoderiert werden. Ein einzige Person ist hier schnell überfordert – und wertvolle Zeit geht verloren, was beim Einsatz von verschiedenen Teams nicht passiert wäre. Es gibt im Übrigen ausreichend Material von Agenturen, Pressediensten und anderen Internetmedien – und für Tagessätze mit unsicheren Ergebnissen ist zu wenig Luft im Honoraretat.
Wen es gibt: videojournalistisch tätige Freie, kurz "VJ" genannt. Diese arbeiten aber selten für Online-Medien, sondern für Rundfunkanstalten, die Kosten für mehrköpfige Aufnahmeteams sparen wollen. In der „freien Wirtschaft“ dagegen muss der „VJ“ mit einem Angebot von 90 Euro für 2:30 Film rechnen, eine Arbeit, für die bei professioneller Machart zwei Tage erforderlich sind. Macht 45 Euro am Tag oder 4,50 Euro pro Stunde, errechnete die in diesem Fall betroffene Person. Was daraus folgt? Video für Online lohnt sich im Regelfall nicht, jedenfalls nicht im Direktangebot. Wer damit (etwas) Geld verdienen will, muss versuchen, in Lohn und Brot bei einer der großen Agenturen im Videobereich zu kommen, beispielsweise bei der dpa oder bei Agenturen wie nonstopnews.
Typisch: Freie im Schichtdienst
Arbeiten für Online-Medien heißt häufig Arbeit mit dem Redaktionssystem, das bei der auftraggebenden Stelle selbst angesiedelt ist. Während es in der Vergangenheit aus Sicherheits- oder anderen Gründen nicht über das Internet von zuhause aus bedient werden konnte, haben inzwischen viele Medienhäuser wegen des durch die Corona-Pandemie ausgelösten Trends zum Home Office über VPN und andere Technik die Arbeit auch von Zuhause aus möglich gemacht - für Freie eine gute Chance zur Mitwirkung im Medienbetrieb. Ohnehin bieten Online-Medien gute Beschäftigungsmöglichkeiten für Freie: Da sie zu geringe Etats bzw. zu wenige Planstellen aufweisen, werden Mitarbeitende oft nur auf freier Basis eingestellt. Regelmäßig laufen Früh-, Normal- und Spätschichten zwischen 7 und 22 Uhr. Die 24- Stunden-Schicht ist nach wie vor die Ausnahme. Die Honorierung ist abhängig von der Größe und Bedeutung des Mediums. Sie beginnt für nebenberuflich Tätige und Personen am Berufsanfang häufig knapp über dem Mindestlohn, also etwas oberhalb von 100 Euro, bei journalistisch ausgebildeten Berufseinsteigern pendelt sie zwischen 180 und 300 Euro pro Tag.
Wer innerhalb einer solchen Online-Redaktion arbeiten will, muss vor allem das klassische journalistische Handwerk beherrschen. Da viele Auftritte überwiegend aus Texten bestehen, haben dabei gerade Freie mit einem Hintergrund in den Printmedien einen klaren Vorteil, wenn sie ein Gefühl für Textproportionen haben und die Rechtschreibung beherrschen. Umgekehrt haben manche Radio- und TV-Mitarbeitende mitunter ganz erhebliche Probleme, sich an die Strenge der Textarbeit zu gewöhnen. Fehler in Online-Texten sind 24 Stunden lang weltweit zu sehen, während ein Rundfunkprogramm schnell versendet und die Tageszeitung schon längst wieder vergessen ist. Da die Aufmerksamkeit von Online-Lesenden begrenzt ist, müssen Freie in Online-Redaktionen zudem kurze, prägnante Überschriften und Kurztexte (Teaser) verfassen können. Lange Texte sind so zu konzipieren, dass die Lesenden sich auch auf die Fortsetzung auf weiteren Seiten durchklicken. Da die Redaktionen personell unterausgestattet sind, bleibt wenig Zeit für die Wahrnehmung von externen Terminen. Wer mehr als nur Texte von Nachrichtenagenturen umschreiben will, hat mit dem Internet und dem Telefon sehr brauchbare Alternative, muss seine Inhalte aber unter erheblichen Zeitdruck recherchieren. Hinzu kommen notwendige Updates im Laufe des Tages und die Hinzufügung brauchbarer, seriöser Links. Auch bildjournalistisch versierte Freie haben in Online-Redaktionen eine Chance, wenn sie es schaffen, durch die richtige Auswahl der Bilder den Nutzertraffic zu erhöhen. Wer sich mit Video auskennt, kann sich um die Besorgung, Auswahl und Anpassung von Videomaterial kümmern - sie selbst komplett von der Aufnahme bis zum fertigen schnitt für die Online-Redaktion zu erstellen, ist wie bereits erwähnt wirtschaftlich meist in keiner Weise attraktiv. Kleine unterhaltsame Videos aus Material für die Redaktion zusammenbasteln - das wiederum ist eine gerne gesehen Kompetenz, die mit den üblichen Schichtsätzen für freie Mitarbeit bezahlt wird.
Die Einarbeitung in Redaktionssysteme (Content-Management-Systeme, CMS) geht in der Regel leicht vonstatten. Besondere technische Fähigkeiten sind kaum notwendig, allenfalls ein Grundverständnis für die digitale Welt, die aus HTML, JPEG, Social Media, Datenbankprogrammierungen, gelegentlichen Serverausfällen und ständigen Updates und spontanen (Technik-)Ideen von Redaktionsleitungen besteht. Wer heute starten will, sollte auch erste Erfahrung im Umgang mit KI im Journalismus gemacht haben und den festen Willen mitbringen, sich hier auch persönlich bei der Einführung und Fortentwicklung von KI-Programmen in der Redaktion zu engagieren.
In der Redaktion gibt es ganz verschiedene Funktionen von Freien:
• Einarbeitung von Nachrichten und/oder Bildern der großen Presseagenturen
• Beobachtung und Berücksichtigung anderer in- und ausländischer Netzmedien sowie der gängigen TV-Nachrichten
• Auswertung sonstigen Pressematerials
• Aufbau, Ausbau und Kontrolle von Verlinkungen innerhalb und außerhalb des Auftritts
• Betreuung von Social Media, Foren, Mailinglisten, Chats, Leserpost (Mails)
• Chef/in vom Dienst, vorübergehende Leitungsfunktionen
• Konzeption und Umsetzung von Sonderprojekten (z.B. Vorbereitung Sonder-Website zur Bundestagswahl oder Fußballweltmeisterschaft)
• gelegentlicher Außendienst, wenn Reisen finanziert werden, nicht aufwändig sind oder aber ausnahmsweise von der Geschäftsführung genehmigt werden
• Verhandlungen mit Freien, die Material bestellt oder unbestellt zuliefern
• technische Betreuung, Notdienste
• Verhandlung mit Webadminstratoren, Beauftragung von externen Technikern
• Konzeption von Ausbauprojekten, Relaunch, neuen Standards, KI-Programmen
Wer keine Erfahrung im Redaktionsdienst einer Online-Redaktion hat, sollte sich dennoch nicht von einer Bewerbung abschrecken lassen. Zentrale Qualifikation ist die journalistische Kompetenz.