Redaktionelle Bearbeitung
Revisionen
Datum und Uhrzeit: 2023-09-08 11:59:15
Inhalt der Änderung
Typisch: Auslandskorrespondenz
Wer im Ausland journalistisch arbeitet, wird in den meisten Fällen für Medien in der Heimat tätig. Als Korrespondenz im festem Gastland werden nationale oder regionale Themen betreut und Beiträge an verschiedene Zeitungen, Zeitschriften, Sender, Online-Medien, institutionelle Auftraggeber und Firmen verkauft.
Auslandskorrespondenz: Frei oder fest?
Für eine Tätigkeit im Ausland ist eine freie Mitarbeit aber nicht immer notwendig: Wer von Sendern oder großen Zeitungen ins Ausland geschickt wird, kann durchaus als angestellt anzusehen sein. Das gilt vor allem dann, wenn vorher ein Arbeitsverhältnis im Inland bestanden hat und die zukünftige Zusammenarbeit eng und ausschließlich für die bisherige Firma fortgesetzt wird. So sehen die Tarifverträge für fest Angestellte bei Tageszeitungen, Zeitschriften und Rundfunkanstalten explizit vor, dass auch im Ausland für das Inland tätige Angestellte vom Geltungsbereich erfasst sind. Wer also unter dem Status "Frei" ins Ausland geschickt werden soll, kann deswegen auch einmal nachverhandeln und vielleicht eine Festanstellung erreichen. Denn die aufenthaltsrechtliche Situation von Angestellten ist im Ausland meist einfacher, denn der Status "Selbständig" wirkt auf manche Gaststaaten als wirtschaftlich ungesichert, und Personen mit unsicherer sozialer Situation sind häufig nicht so sehr erwünscht.
Kurzeinsätze
„Wir brauchen dringend eine frei tätige Person, die wir in den Irak schicken können, in Ihrer Datenbank haben wir aber noch keinen gefunden.“ Dieser Anruf eines regionalen Radiosenders erreichte die DJV-Geschäftsstelle wohlgemerkt einen Tag nach Ausbruch des Irak-Kriegs im Jahr 2003. Zu diesem Zeitpunkt war schon lange klar, dass es einen Einsatz geben würde: Spontanität ist aber von jeher in vielen Redaktionen Trumpf. Kritische Menschen würden es natürlich auch einfach Planlosigkeit nennen. Ein plötzlicher Einfall eines Radioredakteurs, der noch Reste im Honoraretat aufgetan hat, ein Angebot einer karitativen Organisation oder eines Wirtschaftsverbands, der noch einige Plätze im Flugzeug frei hat und seine Aktivitäten doch gerne auch in der Presse gewürdigt sehen will. Manch eine Kollegin winkt nur noch ab, wenn solche Angebote im E-Mail-Postfach liegen.
Kurzeinsätze sollten auch bei scheinbar attraktiven Reisezielen mit dem spitzen Bleistift gerechnet werden. Die auftraggebende Stelle sollte klar und deutlich bestätigen,
- in welcher Höhe Flug- und sonstige Reisekosten übernommen werden,
- welche Hotels gebucht werden dürfen,
- dass Impf- und Vorsorgekosten übernommen werden,
- dass eventuelle Kosten für Kurztrainings getragen werden,
- wie die Regelung bei Krankheit und Rücktransport lautet,
- welche Kostenübernahme bei Buchung von Ortskräften besteht (häufig als Stringer bezeichnet).
- In vielen Ländern ist ein eigener Mietwagen eine Unmöglichkeit, weswegen ein Taxi für den ganzen Tag zu mieten ist: Wer trägt diese Kosten?
- Der eigene Tagessatz muss realistisch kalkuliert sein. Wer Kosten selber trägt, muss darauf achten, dass die Reise vom Finanzamt nicht als touristisch und damit privat eingestuft werden kann.
Fallschirm-Korrespondenz
In einer kurzatmigen Mediengesellschaft, die, von Outsourcing und Renditedenken getrieben, keine ständigen Auslandskorrespondenzen mehr finanzieren will, wird der „Fallschirm-Korrespondent“ zunehmend zum Normalfall. Ahnungs-, respekt- und ruhelos fallen diese journalistisch Entsandten von heute auf morgen ohne Ortskenntnis in Krisen- und Kriegsgebieten weltweit ein, keilen vor Ort irgendwelche Freien („Stringer“) als Kamera- oder Organisationsteams, liefern in wenigen Tagen einige O-Töne und vor allem ihr eigenes Bild ab. Mit Authentizität, Recherche und unabhängigem Journalismus hat das oft nur wenig zu tun, weil die kurzfristig gebuchten Kräfte häufig aus dem Personalbestand von Staatsmedien oder vergleichbaren beherrschenden Privatmedien stammen und damit nicht unbedingt die Orte aufsuchen werden, wo die wirklich unangenehmen Themen zu finden sind. Dennoch schaffen die Medien es, mit der immergleichen Person beim Medienkonsumenten Vertrauen zu schaffen, da diese in dem immer wiederkehrenden Gesicht vor wechselnden Länderkulissen Beständigkeit und Struktur sehen, die von fest vor Ort tätigen Personen wegen der fehlenden oder kurzen Sendezeiten schon gar nicht mehr erzeugt werden können. Für den Fallschirm-Korrespondenten selbst können solche Aufträge lukrativ sein. Wer seinen Beruf allerdings ernst nimmt, wird solche Aufträge allerdings eher ablehnen oder sein Nichtwissen durch (dann unbezahlte) Eigenbemühungen beheben, indem in kürzester Zeit erheblicher Stoff nachgeholt werden muss. Besser wäre es freilich, in solchen Fällen gleich darauf zu bestehen, dass eine ortskundige Person aus Deutschland mitgeschickt wird. Ob der Auftrag dann allerdings noch erteilt wird?
Zur Anonymität gezwungen: „Stringer“-Dasein in Kriegs- und Krisengebieten
Zunehmend berichten erfahrene Freie, dass sie zu Einsätzen im Ausland nur noch geschickt werden, wenn sie als namenlose „Stringer“ (englisch für freie Mitarbeiter im Schichtdienst) in Kriegs- und Krisengebieten Material besorgen. Auch wenn das Bild- oder Filmmaterial von ihnen stammt, werden sie mit keinem Wort erwähnt. Kommt es zu gefährlichen Situationen und Zwangslagen, sind sie häufig auf sich allein gestellt, da sich der Sender bis zur Abnahme des Materials gar nicht als auftraggebende Stelle sieht. Botschaften und sonstige Ansprechpartner intervenieren nicht oder nicht rechtzeitig, weil die Betroffenen als unverantwortlich operierende Einzelgänger erscheinen und ihr professioneller Hintergrund mangels offizieller Unterstützung durch das Medienhaus auch nicht erkennbar ist. Trotz dieser unerträglichen Situation bleiben diese Freien am Ball, weil es mitunter die einzige Möglichkeit ist, um aus diesen Gebieten berichten und für Aufmerksamkeit sorgen zu können. Allerdings wird die Anonymität der eigentlichen Berichterstattenden von einigen Redaktionen auch noch dazu genutzt, um die Beiträge völlig umzufrisieren. In solchen Fällen stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit gefährlicher Auslandseinsätze in aller Schärfe – und natürlich die Frage nach Qualität und Wahrhaftigkeit im Mediengeschäft.
Korrespondenz in eigener Mission
Weil die Bürokratien von Sendern und anderen Medienhäusern Dienstreisen ins Ausland zunehmend ungern bewilligen, ziehen Freie immer häufiger auf eigene Faust los. Flugkosten, Unterkunft, Reisekosten vor Ort und Spesen sind hier zunächst einmal Investitionskosten, die wieder erwirtschaftet werden müssen. Während diese Vorgehensweise für Freie in den Printmedien kaum refinanzierbar ist, können Freie an Rundfunksendern damit rechnen, dass die Rechnung mit einigem Glück noch knapp aufgehen kann. Manche Freie berichten allerdings, dass sie inzwischen fast immer draufzahlen.
Andere Freie kombinieren den ohnehin fälligen Urlaub mit einer Reportage, die in der Heimat in Auftrag gegeben wurde, ohne dass Fahrtkosten übernommen wurden. Problematisch an dieser Mischung aus privatem Glück und beruflichem Auftrag kann sein, dass die Versicherungssituation am Ende nicht immer geklärt ist.
Auch nicht unbekannt: Journalist/in für deutschsprachige Auslandsmedien
Weniger verbreitet, aber nicht unbekannt ist die Tätigkeit für deutschsprachige Medien im Ausland. Ob am Strand von Mallorca, auf griechischen Inseln oder im Golf von Thailand – deutsche Urlaubende sind stets dankbare Lesende interessanter Informationen, vorzugsweise natürlich hinsichtlich lokaler Reisemöglichkeiten. Kleine Redaktionsbüros beliefern Urlaubsregionen mit Zeitungen und Informationsblättern, die sie vor allem durch Anzeigen regionaler Hotels und Reiseveranstalter finanzieren. Zwar wird hier im Regelfall nicht umwerfend honoriert, allerdings kann das in Regionen mit geringen Lebenshaltungskosten und hohem Freizeitwert durchaus noch ein Geschäft sein.
Frei für Medien, die im Ausland nach Deutschland senden
In Straßburg für arte im deutschsprachigen Programm arbeiten, in Lyon entsprechend für Euronews - da geht es sind in erster Linie um angestellte Tätigkeiten. Doch arbeiten bei arte auch Freie, obwohl der Sender ihre Mitarbeit in Zukunft auf sechs Jahre limitieren will.
Selten: Frei für fremdsprachige Medien
Wer nicht in zweisprachigen Familien aufgewachsen ist, hat es meist schwer bei der Mitarbeit in fremdsprachigen Medien. Unmöglich ist es freilich nicht, wenn hart an den eigenen Sprachkenntnissen gearbeitet wird: Ob bei CNN in Atlanta oder bei der BBC – auch hier sind schon deutsche Mitarbeiter gesichtet worden.
Home Office total: „Im Ausland im Inland“
Zugenommen hat auch Zahl derjenigen, die „im Ausland im Inland“ arbeiten. Sprich: Online-Freie, deren Arbeitsort völlig unwichtig ist, weil sie ihre Beiträge digital über E-Mail zuliefern oder gleich direkt im Content Management System des Senders arbeiten. Den Abnehmenden ist der Aufenthaltsort ihrer freien Mitarbeiter oft gleichgültig, denn wesentliche Fakten lassen sich online recherchieren: Wer in einer deutschen Datenbank über Wirtschaftsfragen recherchieren will, kann auch in Sydney sitzen. Eine Hürde kann aber die Datenschutz-Grundverordnung sein. Während der Arbeitsplatz in westlich ausgerichteten Demokratien meist kein Problem ist, haben viele Sender Probleme damit, wenn ihre Freien dauerhaft in lupenreinen Diktaturen zuhause sind.
Beiträge aus dem Inland ins Ausland
Spezialisierte Büros in Deutschland verstehen sich explizit als Informationslieferanten für Medien im Ausland. Wichtige Voraussetzung dabei ist die vorzügliche Beherrschung der ausländischen Sprache, so dass hier vor allem Muttersprachliche und Freie profitieren, die längere Auslandsaufenthalte hinter sich haben. Mit der Perfektionierung von Übersetzungssoftware können sich aber auch ambitionierte Nicht-Muttersprachliche in diesen Markt wagen.
Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-09-08 11:58:23
Inhalt der Änderung
Typisch: Auslandskorrespondenz
Wer im Ausland journalistisch arbeitet, wird in den meisten Fällen für Medien in der Heimat tätig. Als Korrespondenz im festem Gastland werden nationale oder regionale Themen betreut und Beiträge an verschiedene Zeitungen, Zeitschriften, Sender, Online-Medien, institutionelle Auftraggeber und Firmen verkauft.
Auslandskorrespondenz: Frei oder fest?
Für eine Tätigkeit im Ausland ist eine freie Mitarbeit aber nicht immer notwendig: Wer von Sendern oder großen Zeitungen ins Ausland geschickt wird, kann durchaus als angestellt anzusehen sein. Das gilt vor allem dann, wenn vorher ein Arbeitsverhältnis im Inland bestanden hat und die zukünftige Zusammenarbeit eng und ausschließlich für die bisherige Firma fortgesetzt wird. So sehen die Tarifverträge für fest Angestellte bei Tageszeitungen, Zeitschriften und Rundfunkanstalten explizit vor, dass auch im Ausland für das Inland tätige Angestellte vom Geltungsbereich erfasst sind. Wer also unter dem Status "Frei" ins Ausland geschickt werden soll, kann deswegen auch einmal nachverhandeln und vielleicht eine Festanstellung erreichen. Denn die aufenthaltsrechtliche Situation von Angestellten ist im Ausland meist einfacher, denn der Status "Selbständig" wirkt auf manche Gaststaaten als wirtschaftlich ungesichert, und Personen mit unsicherer sozialer Situation sind häufig nicht so sehr erwünscht.
Kurzeinsätze
„Wir brauchen dringend eine frei tätige Person, die wir in den Irak schicken können, in Ihrer Datenbank haben wir aber noch keinen gefunden.“ Dieser Anruf eines regionalen Radiosenders erreichte die DJV-Geschäftsstelle wohlgemerkt einen Tag nach Ausbruch des Irak-Kriegs im Jahr 2003. Zu diesem Zeitpunkt war schon lange klar, dass es einen Einsatz geben würde: Spontanität ist aber von jeher in vielen Redaktionen Trumpf. Kritische Menschen würden es natürlich auch einfach Planlosigkeit nennen. Ein plötzlicher Einfall eines Radioredakteurs, der noch Reste im Honoraretat aufgetan hat, ein Angebot einer karitativen Organisation oder eines Wirtschaftsverbands, der noch einige Plätze im Flugzeug frei hat und seine Aktivitäten doch gerne auch in der Presse gewürdigt sehen will. Manch eine Kollegin winkt nur noch ab, wenn solche Angebote im E-Mail-Postfach liegen.
Kurzeinsätze sollten auch bei scheinbar attraktiven Reisezielen mit dem spitzen Bleistift gerechnet werden. Die auftraggebende Stelle sollte klar und deutlich bestätigen,
- in welcher Höhe Flug- und sonstige Reisekosten übernommen werden,
- welche Hotels gebucht werden dürfen,
- dass Impf- und Vorsorgekosten übernommen werden,
- dass eventuelle Kosten für Kurztrainings getragen werden,
- wie die Regelung bei Krankheit und Rücktransport lautet,
- welche Kostenübernahme bei Buchung von Ortskräften besteht (häufig als Stringer bezeichnet).
- In vielen Ländern ist ein eigener Mietwagen eine Unmöglichkeit, weswegen ein Taxi für den ganzen Tag zu mieten ist: Wer trägt diese Kosten?
- Der eigene Tagessatz muss realistisch kalkuliert sein. Wer Kosten selber trägt, muss darauf achten, dass die Reise vom Finanzamt nicht als touristisch und damit privat eingestuft werden kann.
Fallschirm-Korrespondenz
In einer kurzatmigen Mediengesellschaft, die, von Outsourcing und Renditedenken getrieben, keine ständigen Auslandskorrespondenzen mehr finanzieren will, wird der „Fallschirm-Korrespondent“ zunehmend zum Normalfall. Ahnungs-, respekt- und ruhelos fallen diese journalistisch Entsandten von heute auf morgen ohne Ortskenntnis in Krisen- und Kriegsgebieten weltweit ein, keilen vor Ort irgendwelche Freien („Stringer“) als Kamera- oder Organisationsteams, liefern in wenigen Tagen einige O-Töne und vor allem ihr eigenes Bild ab. Mit Authentizität, Recherche und unabhängigem Journalismus hat das oft nur wenig zu tun, weil die kurzfristig gebuchten Kräfte häufig aus dem Personalbestand von Staatsmedien oder vergleichbaren beherrschenden Privatmedien stammen und damit nicht unbedingt die Orte aufsuchen werden, wo die wirklich unangenehmen Themen zu finden sind. Dennoch schaffen die Medien es, mit der immergleichen Person beim Medienkonsumenten Vertrauen zu schaffen, da diese in dem immer wiederkehrenden Gesicht vor wechselnden Länderkulissen Beständigkeit und Struktur sehen, die von fest vor Ort tätigen Personen wegen der fehlenden oder kurzen Sendezeiten schon gar nicht mehr erzeugt werden können. Für den Fallschirm-Korrespondenten selbst können solche Aufträge lukrativ sein. Wer seinen Beruf allerdings ernst nimmt, wird solche Aufträge allerdings eher ablehnen oder sein Nichtwissen durch (dann unbezahlte) Eigenbemühungen beheben, indem in kürzester Zeit erheblicher Stoff nachgeholt werden muss. Besser wäre es freilich, in solchen Fällen gleich darauf zu bestehen, dass eine ortskundige Person aus Deutschland mitgeschickt wird. Ob der Auftrag dann allerdings noch erteilt wird?
Zur Anonymität gezwungen: „Stringer“-Dasein in Kriegs- und Krisengebieten
Zunehmend berichten erfahrene Freie, dass sie zu Einsätzen im Ausland nur noch geschickt werden, wenn sie als namenlose „Stringer“ (englisch für freie Mitarbeiter im Schichtdienst) in Kriegs- und Krisengebieten Material besorgen. Auch wenn das Bild- oder Filmmaterial von ihnen stammt, werden sie mit keinem Wort erwähnt. Kommt es zu gefährlichen Situationen und Zwangslagen, sind sie häufig auf sich allein gestellt, da sich der Sender bis zur Abnahme des Materials gar nicht als auftraggebende Stelle sieht. Botschaften und sonstige Ansprechpartner intervenieren nicht oder nicht rechtzeitig, weil die Betroffenen als unverantwortlich operierende Einzelgänger erscheinen und ihr professioneller Hintergrund mangels offizieller Unterstützung durch das Medienhaus auch nicht erkennbar ist. Trotz dieser unerträglichen Situation bleiben diese Freien am Ball, weil es mitunter die einzige Möglichkeit ist, um aus diesen Gebieten berichten und für Aufmerksamkeit sorgen zu können. Allerdings wird die Anonymität der eigentlichen Berichterstattenden von einigen Redaktionen auch noch dazu genutzt, um die Beiträge völlig umzufrisieren. In solchen Fällen stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit gefährlicher Auslandseinsätze in aller Schärfe – und natürlich die Frage nach Qualität und Wahrhaftigkeit im Mediengeschäft.
Korrespondenz in eigener Mission
Weil die Bürokratien von Sendern und anderen Medienhäusern Dienstreisen ins Ausland zunehmend ungern bewilligen, ziehen Freie immer häufiger auf eigene Faust los. Flugkosten, Unterkunft, Reisekosten vor Ort und Spesen sind hier zunächst einmal Investitionskosten, die wieder erwirtschaftet werden müssen. Während diese Vorgehensweise für Freie in den Printmedien kaum refinanzierbar ist, können Freie an Rundfunksendern damit rechnen, dass die Rechnung mit einigem Glück noch knapp aufgehen kann. Manche Freie berichten allerdings, dass sie inzwischen fast immer draufzahlen.
Andere Freie kombinieren den ohnehin fälligen Urlaub mit einer Reportage, die in der Heimat in Auftrag gegeben wurde, ohne dass Fahrtkosten übernommen wurden. Problematisch an dieser Mischung aus privatem Glück und beruflichem Auftrag kann sein, dass die Versicherungssituation am Ende nicht immer geklärt ist.
Auch nicht unbekannt: Journalist/in für deutschsprachige Auslandsmedien
Weniger verbreitet, aber nicht unbekannt ist die Tätigkeit für deutschsprachige Medien im Ausland. Ob am Strand von Mallorca, auf griechischen Inseln oder im Golf von Thailand – deutsche Urlaubende sind stets dankbare Lesende interessanter Informationen, vorzugsweise natürlich hinsichtlich lokaler Reisemöglichkeiten. Kleine Redaktionsbüros beliefern Urlaubsregionen mit Zeitungen und Informationsblättern, die sie vor allem durch Anzeigen regionaler Hotels und Reiseveranstalter finanzieren. Zwar wird hier im Regelfall nicht umwerfend honoriert, allerdings kann das in Regionen mit geringen Lebenshaltungskosten und hohem Freizeitwert durchaus noch ein Geschäft sein.
Frei für Medien, die im Ausland nach Deutschland senden
In Straßburg für arte im deutschsprachigen Programm arbeiten, in Lyon entsprechend für Euronews - das sind in erster Linie Angestellte. Doch arbeiten bei arte auch Freie, obwohl der Sender ihre Mitarbeit in Zukunft auf sechs Jahre limitieren will.
Selten: Frei für fremdsprachige Medien
Wer nicht in zweisprachigen Familien aufgewachsen ist, hat es meist schwer bei der Mitarbeit in fremdsprachigen Medien. Unmöglich ist es freilich nicht, wenn hart an den eigenen Sprachkenntnissen gearbeitet wird: Ob bei CNN in Atlanta oder bei der BBC – auch hier sind schon deutsche Mitarbeiter gesichtet worden.
Home Office total: „Im Ausland im Inland“
Zugenommen hat auch Zahl derjenigen, die „im Ausland im Inland“ arbeiten. Sprich: Online-Freie, deren Arbeitsort völlig unwichtig ist, weil sie ihre Beiträge digital über E-Mail zuliefern oder gleich direkt im Content Management System des Senders arbeiten. Den Abnehmenden ist der Aufenthaltsort ihrer freien Mitarbeiter oft gleichgültig, denn wesentliche Fakten lassen sich online recherchieren: Wer in einer deutschen Datenbank über Wirtschaftsfragen recherchieren will, kann auch in Sydney sitzen. Eine Hürde kann aber die Datenschutz-Grundverordnung sein. Während der Arbeitsplatz in westlich ausgerichteten Demokratien meist kein Problem ist, haben viele Sender Probleme damit, wenn ihre Freien dauerhaft in lupenreinen Diktaturen zuhause sind.
Beiträge aus dem Inland ins Ausland
Spezialisierte Büros in Deutschland verstehen sich explizit als Informationslieferanten für Medien im Ausland. Wichtige Voraussetzung dabei ist die vorzügliche Beherrschung der ausländischen Sprache, so dass hier vor allem Muttersprachliche und Freie profitieren, die längere Auslandsaufenthalte hinter sich haben. Mit der Perfektionierung von Übersetzungssoftware können sich aber auch ambitionierte Nicht-Muttersprachliche in diesen Markt wagen.
Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-09-08 11:58:06
Inhalt der Änderung
Typisch: Auslandskorrespondenz
Wer im Ausland journalistisch arbeitet, wird in den meisten Fällen für Medien in der Heimat tätig. Als Korrespondenz im festem Gastland werden nationale oder regionale Themen betreut und Beiträge an verschiedene Zeitungen, Zeitschriften, Sender, Online-Medien, institutionelle Auftraggeber und Firmen verkauft.
Auslandskorrespondenz: Frei oder fest?
Für eine Tätigkeit im Ausland ist eine freie Mitarbeit aber nicht immer notwendig: Wer von Sendern oder großen Zeitungen ins Ausland geschickt wird, kann durchaus als angestellt anzusehen sein. Das gilt vor allem dann, wenn vorher ein Arbeitsverhältnis im Inland bestanden hat und die zukünftige Zusammenarbeit eng und ausschließlich für die bisherige Firma fortgesetzt wird. So sehen die Tarifverträge für fest Angestellte bei Tageszeitungen, Zeitschriften und Rundfunkanstalten explizit vor, dass auch im Ausland für das Inland tätige Angestellte vom Geltungsbereich erfasst sind. Wer also unter dem Status "Frei" ins Ausland geschickt werden soll, kann deswegen auch einmal nachverhandeln und vielleicht eine Festanstellung erreichen. Denn die aufenthaltsrechtliche Situation von Angestellten ist im Ausland meist einfacher, denn der Status "Selbständig" wirkt auf manche Gaststaaten als wirtschaftlich ungesichert, und Personen mit unsicherer sozialer Situation sind häufig nicht so sehr erwünscht.
Kurzeinsätze
„Wir brauchen dringend eine frei tätige Person, die wir in den Irak schicken können, in Ihrer Datenbank haben wir aber noch keinen gefunden.“ Dieser Anruf eines regionalen Radiosenders erreichte die DJV-Geschäftsstelle wohlgemerkt einen Tag nach Ausbruch des Irak-Kriegs im Jahr 2003. Zu diesem Zeitpunkt war schon lange klar, dass es einen Einsatz geben würde: Spontanität ist aber von jeher in vielen Redaktionen Trumpf. Kritische Menschen würden es natürlich auch einfach Planlosigkeit nennen. Ein plötzlicher Einfall eines Radioredakteurs, der noch Reste im Honoraretat aufgetan hat, ein Angebot einer karitativen Organisation oder eines Wirtschaftsverbands, der noch einige Plätze im Flugzeug frei hat und seine Aktivitäten doch gerne auch in der Presse gewürdigt sehen will. Manch eine Kollegin winkt nur noch ab, wenn solche Angebote im E-Mail-Postfach liegen.
Kurzeinsätze sollten auch bei scheinbar attraktiven Reisezielen mit dem spitzen Bleistift gerechnet werden. Die auftraggebende Stelle sollte klar und deutlich bestätigen,
- in welcher Höhe Flug- und sonstige Reisekosten übernommen werden,
- welche Hotels gebucht werden dürfen,
- dass Impf- und Vorsorgekosten übernommen werden,
- dass eventuelle Kosten für Kurztrainings getragen werden,
- wie die Regelung bei Krankheit und Rücktransport lautet,
- welche Kostenübernahme bei Buchung von Ortskräften besteht (häufig als Stringer bezeichnet).
- In vielen Ländern ist ein eigener Mietwagen eine Unmöglichkeit, weswegen ein Taxi für den ganzen Tag zu mieten ist: Wer trägt diese Kosten?
- Der eigene Tagessatz muss realistisch kalkuliert sein. Wer Kosten selber trägt, muss darauf achten, dass die Reise vom Finanzamt nicht als touristisch und damit privat eingestuft werden kann.
Fallschirm-Korrespondenz
In einer kurzatmigen Mediengesellschaft, die, von Outsourcing und Renditedenken getrieben, keine ständigen Auslandskorrespondenzen mehr finanzieren will, wird der „Fallschirm-Korrespondent“ zunehmend zum Normalfall. Ahnungs-, respekt- und ruhelos fallen diese journalistisch Entsandten von heute auf morgen ohne Ortskenntnis in Krisen- und Kriegsgebieten weltweit ein, keilen vor Ort irgendwelche Freien („Stringer“) als Kamera- oder Organisationsteams, liefern in wenigen Tagen einige O-Töne und vor allem ihr eigenes Bild ab. Mit Authentizität, Recherche und unabhängigem Journalismus hat das oft nur wenig zu tun, weil die kurzfristig gebuchten Kräfte häufig aus dem Personalbestand von Staatsmedien oder vergleichbaren beherrschenden Privatmedien stammen und damit nicht unbedingt die Orte aufsuchen werden, wo die wirklich unangenehmen Themen zu finden sind. Dennoch schaffen die Medien es, mit der immergleichen Person beim Medienkonsumenten Vertrauen zu schaffen, da diese in dem immer wiederkehrenden Gesicht vor wechselnden Länderkulissen Beständigkeit und Struktur sehen, die von fest vor Ort tätigen Personen wegen der fehlenden oder kurzen Sendezeiten schon gar nicht mehr erzeugt werden können. Für den Fallschirm-Korrespondenten selbst können solche Aufträge lukrativ sein. Wer seinen Beruf allerdings ernst nimmt, wird solche Aufträge allerdings eher ablehnen oder sein Nichtwissen durch (dann unbezahlte) Eigenbemühungen beheben, indem in kürzester Zeit erheblicher Stoff nachgeholt werden muss. Besser wäre es freilich, in solchen Fällen gleich darauf zu bestehen, dass eine ortskundige Person aus Deutschland mitgeschickt wird. Ob der Auftrag dann allerdings noch erteilt wird?
Zur Anonymität gezwungen: „Stringer“-Dasein in Kriegs- und Krisengebieten
Zunehmend berichten erfahrene Freie, dass sie zu Einsätzen im Ausland nur noch geschickt werden, wenn sie als namenlose „Stringer“ (englisch für freie Mitarbeiter im Schichtdienst) in Kriegs- und Krisengebieten Material besorgen. Auch wenn das Bild- oder Filmmaterial von ihnen stammt, werden sie mit keinem Wort erwähnt. Kommt es zu gefährlichen Situationen und Zwangslagen, sind sie häufig auf sich allein gestellt, da sich der Sender bis zur Abnahme des Materials gar nicht als auftraggebende Stelle sieht. Botschaften und sonstige Ansprechpartner intervenieren nicht oder nicht rechtzeitig, weil die Betroffenen als unverantwortlich operierende Einzelgänger erscheinen und ihr professioneller Hintergrund mangels offizieller Unterstützung durch das Medienhaus auch nicht erkennbar ist. Trotz dieser unerträglichen Situation bleiben diese Freien am Ball, weil es mitunter die einzige Möglichkeit ist, um aus diesen Gebieten berichten und für Aufmerksamkeit sorgen zu können. Allerdings wird die Anonymität der eigentlichen Berichterstattenden von einigen Redaktionen auch noch dazu genutzt, um die Beiträge völlig umzufrisieren. In solchen Fällen stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit gefährlicher Auslandseinsätze in aller Schärfe – und natürlich die Frage nach Qualität und Wahrhaftigkeit im Mediengeschäft.
Korrespondenz in eigener Mission
Weil die Bürokratien von Sendern und anderen Medienhäusern Dienstreisen ins Ausland zunehmend ungern bewilligen, ziehen Freie immer häufiger auf eigene Faust los. Flugkosten, Unterkunft, Reisekosten vor Ort und Spesen sind hier zunächst einmal Investitionskosten, die wieder erwirtschaftet werden müssen. Während diese Vorgehensweise für Freie in den Printmedien kaum refinanzierbar ist, können Freie an Rundfunksendern damit rechnen, dass die Rechnung mit einigem Glück noch knapp aufgehen kann. Manche Freie berichten allerdings, dass sie inzwischen fast immer draufzahlen.
Andere Freie kombinieren den ohnehin fälligen Urlaub mit einer Reportage, die in der Heimat in Auftrag gegeben wurde, ohne dass Fahrtkosten übernommen wurden. Problematisch an dieser Mischung aus privatem Glück und beruflichem Auftrag kann sein, dass die Versicherungssituation am Ende nicht immer geklärt ist.
Auch nicht unbekannt: Journalist/in für deutschsprachige Auslandsmedien
Weniger verbreitet, aber nicht unbekannt ist die Tätigkeit für deutschsprachige Medien im Ausland. Ob am Strand von Mallorca, auf griechischen Inseln oder im Golf von Thailand – deutsche Urlaubende sind stets dankbare Lesende interessanter Informationen, vorzugsweise natürlich hinsichtlich lokaler Reisemöglichkeiten. Kleine Redaktionsbüros beliefern Urlaubsregionen mit Zeitungen und Informationsblättern, die sie vor allem durch Anzeigen regionaler Hotels und Reiseveranstalter finanzieren. Zwar wird hier im Regelfall nicht umwerfend honoriert, allerdings kann das in Regionen mit geringen Lebenshaltungskosten und hohem Freizeitwert durchaus noch ein Geschäft sein.
Frei für Medien, die im Ausland nach Deutschland senden
In Straßburg für arte im deutschsprachigen Programm arbeiten, in Lyon entsprechend für Euronews - das sind in erster Linie Angestellte. Doch arbeiten bei arte auch Freie, obwohl der Sender ihre Mitarbeit in Zukunft auf sechs Jahre limitieren will.
Selten: Frei für fremdsprachige Medien
Wer nicht in zweisprachigen Familien aufgewachsen ist, hat es meist schwer bei der Mitarbeit in fremdsprachigen Medien. Unmöglich ist es freilich nicht, wenn hart an den eigenen Sprachkenntnissen gearbeitet wird: Ob bei CNN in Atlanta oder bei der BBC – auch hier sind schon deutsche Mitarbeiter gesichtet worden.
Home Office total: „Im Ausland im Inland“
Zugenommen hat auch Zahl derjenigen, die „im Ausland im Inland“ arbeiten. Sprich: Online-Freie, deren Arbeitsort völlig unwichtig ist, weil sie ihre Beiträge digital über E-Mail zuliefern oder gleich direkt im Content Management System des Senders arbeiten. Den Abnehmenden ist der Aufenthaltsort ihrer freien Mitarbeiter oft gleichgültig, denn wesentliche Fakten lassen sich online recherchieren: Wer in einer deutschen Datenbank über Wirtschaftsfragen recherchieren will, kann auch in Sydney sitzen. Eine Hürde kann aber die Datenschutz-Grundverordnung sein. Während der Arbeitsplatz in westlich ausgerichteten Demokratien meist kein Problem ist, haben viele Sender Probleme damit, wenn ihre Freien dauerhaft in lupenreinen Diktaturen zuhause sind.
Beiträge aus dem Inland ins Ausland
Spezialisierte Büros in Deutschland verstehen sich explizit als Informationslieferanten für Medien im Ausland. Wichtige Voraussetzung dabei ist die vorzügliche Beherrschung der ausländischen Sprache, so dass hier vor allem Muttersprachliche und Freie profitieren, die längere Auslandsaufenthalte hinter sich haben. Mit der Perfektionierung von Übersetzungssoftware können sich aber auch ambitionierte Nicht-Muttersprachliche in diesen Markt wagen.
Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-09-08 11:55:30
Inhalt der Änderung
Typisch: Auslandskorrespondenz
Wer im Ausland journalistisch arbeitet, wird in den meisten Fällen für Medien in der Heimat tätig. Als Korrespondenz im festem Gastland werden nationale oder regionale Themen betreut und Beiträge an verschiedene Zeitungen, Zeitschriften, Sender, Online-Medien, institutionelle Auftraggeber und Firmen verkauft.
Auslandskorrespondenz: Frei oder fest?
Für eine Tätigkeit im Ausland ist eine freie Mitarbeit aber nicht immer notwendig: Wer von Sendern oder großen Zeitungen ins Ausland geschickt wird, kann durchaus als angestellt anzusehen sein. Das gilt vor allem dann, wenn vorher ein Arbeitsverhältnis im Inland bestanden hat und die zukünftige Zusammenarbeit eng und ausschließlich für die bisherige Firma fortgesetzt wird. So sehen die Tarifverträge für fest Angestellte bei Tageszeitungen, Zeitschriften und Rundfunkanstalten explizit vor, dass auch im Ausland für das Inland tätige Angestellte vom Geltungsbereich erfasst sind. Wer also unter dem Status "Frei" ins Ausland geschickt werden soll, kann deswegen auch einmal nachverhandeln und vielleicht eine Festanstellung erreichen. Denn die aufenthaltsrechtliche Situation von Angestellten ist im Ausland meist einfacher, denn der Status "Selbständig" wirkt auf manche Gaststaaten als wirtschaftlich ungesichert, und Personen mit unsicherer sozialer Situation sind häufig nicht so sehr erwünscht.
Kurzeinsätze
„Wir brauchen dringend eine frei tätige Person, die wir in den Irak schicken können, in Ihrer Datenbank haben wir aber noch keinen gefunden.“ Dieser Anruf eines regionalen Radiosenders erreichte die DJV-Geschäftsstelle wohlgemerkt einen Tag nach Ausbruch des Irak-Kriegs im Jahr 2003. Zu diesem Zeitpunkt war schon lange klar, dass es einen Einsatz geben würde: Spontanität ist aber von jeher in vielen Redaktionen Trumpf. Kritische Menschen würden es natürlich auch einfach Planlosigkeit nennen. Ein plötzlicher Einfall eines Radioredakteurs, der noch Reste im Honoraretat aufgetan hat, ein Angebot einer karitativen Organisation oder eines Wirtschaftsverbands, der noch einige Plätze im Flugzeug frei hat und seine Aktivitäten doch gerne auch in der Presse gewürdigt sehen will. Manch eine Kollegin winkt nur noch ab, wenn solche Angebote im E-Mail-Postfach liegen.
Kurzeinsätze sollten auch bei scheinbar attraktiven Reisezielen mit dem spitzen Bleistift gerechnet werden. Die auftraggebende Stelle sollte klar und deutlich bestätigen,
- in welcher Höhe Flug- und sonstige Reisekosten übernommen werden,
- welche Hotels gebucht werden dürfen,
- dass Impf- und Vorsorgekosten übernommen werden,
- dass eventuelle Kosten für Kurztrainings getragen werden,
- wie die Regelung bei Krankheit und Rücktransport lautet,
- welche Kostenübernahme bei Buchung von Ortskräften besteht (häufig als Stringer bezeichnet).
- In vielen Ländern ist ein eigener Mietwagen eine Unmöglichkeit, weswegen ein Taxi für den ganzen Tag zu mieten ist: Wer trägt diese Kosten?
- Der eigene Tagessatz muss realistisch kalkuliert sein. Wer Kosten selber trägt, muss darauf achten, dass die Reise vom Finanzamt nicht als touristisch und damit privat eingestuft werden kann.
Fallschirm-Korrespondenz
In einer kurzatmigen Mediengesellschaft, die, von Outsourcing und Renditedenken getrieben, keine ständigen Auslandskorrespondenzen mehr finanzieren will, wird der „Fallschirm-Korrespondent“ zunehmend zum Normalfall. Ahnungs-, respekt- und ruhelos fallen diese journalistisch Entsandten von heute auf morgen ohne Ortskenntnis in Krisen- und Kriegsgebieten weltweit ein, keilen vor Ort irgendwelche Freien („Stringer“) als Kamera- oder Organisationsteams, liefern in wenigen Tagen einige O-Töne und vor allem ihr eigenes Bild ab. Mit Authentizität, Recherche und unabhängigem Journalismus hat das oft nur wenig zu tun, weil die kurzfristig gebuchten Kräfte häufig aus dem Personalbestand von Staatsmedien oder vergleichbaren beherrschenden Privatmedien stammen und damit nicht unbedingt die Orte aufsuchen werden, wo die wirklich unangenehmen Themen zu finden sind. Dennoch schaffen die Medien es, mit der immergleichen Person beim Medienkonsumenten Vertrauen zu schaffen, da diese in dem immer wiederkehrenden Gesicht vor wechselnden Länderkulissen Beständigkeit und Struktur sehen, die von fest vor Ort tätigen Personen wegen der fehlenden oder kurzen Sendezeiten schon gar nicht mehr erzeugt werden können. Für den Fallschirm-Korrespondenten selbst können solche Aufträge lukrativ sein. Wer seinen Beruf allerdings ernst nimmt, wird solche Aufträge allerdings eher ablehnen oder sein Nichtwissen durch (dann unbezahlte) Eigenbemühungen beheben, indem in kürzester Zeit erheblicher Stoff nachgeholt werden muss. Besser wäre es freilich, in solchen Fällen gleich darauf zu bestehen, dass eine ortskundige Person aus Deutschland mitgeschickt wird. Ob der Auftrag dann allerdings noch erteilt wird?
Zur Anonymität gezwungen: „Stringer“-Dasein in Kriegs- und Krisengebieten
Zunehmend berichten erfahrene Freie, dass sie zu Einsätzen im Ausland nur noch geschickt werden, wenn sie als namenlose „Stringer“ (englisch für freie Mitarbeiter im Schichtdienst) in Kriegs- und Krisengebieten Material besorgen. Auch wenn das Bild- oder Filmmaterial von ihnen stammt, werden sie mit keinem Wort erwähnt. Kommt es zu gefährlichen Situationen und Zwangslagen, sind sie häufig auf sich allein gestellt, da sich der Sender bis zur Abnahme des Materials gar nicht als auftraggebende Stelle sieht. Botschaften und sonstige Ansprechpartner intervenieren nicht oder nicht rechtzeitig, weil die Betroffenen als unverantwortlich operierende Einzelgänger erscheinen und ihr professioneller Hintergrund mangels offizieller Unterstützung durch das Medienhaus auch nicht erkennbar ist. Trotz dieser unerträglichen Situation bleiben diese Freien am Ball, weil es mitunter die einzige Möglichkeit ist, um aus diesen Gebieten berichten und für Aufmerksamkeit sorgen zu können. Allerdings wird die Anonymität der eigentlichen Berichterstattenden von einigen Redaktionen auch noch dazu genutzt, um die Beiträge völlig umzufrisieren. In solchen Fällen stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit gefährlicher Auslandseinsätze in aller Schärfe – und natürlich die Frage nach Qualität und Wahrhaftigkeit im Mediengeschäft.
Korrespondenz in eigener Mission
Weil die Bürokratien von Sendern und anderen Medienhäusern Dienstreisen ins Ausland zunehmend ungern bewilligen, ziehen Freie immer häufiger auf eigene Faust los. Flugkosten, Unterkunft, Reisekosten vor Ort und Spesen sind hier zunächst einmal Investitionskosten, die wieder erwirtschaftet werden müssen. Während diese Vorgehensweise für Freie in den Printmedien kaum refinanzierbar ist, können Freie an Rundfunksendern damit rechnen, dass die Rechnung mit einigem Glück noch knapp aufgehen kann. Manche Freie berichten allerdings, dass sie inzwischen fast immer draufzahlen.
Andere Freie kombinieren den ohnehin fälligen Urlaub mit einer Reportage, die in der Heimat in Auftrag gegeben wurde, ohne dass Fahrtkosten übernommen wurden. Problematisch an dieser Mischung aus privatem Glück und beruflichem Auftrag kann sein, dass die Versicherungssituation am Ende nicht immer geklärt ist.
Auch nicht unbekannt: Journalist/in für deutschsprachige Auslandsmedien
Weniger verbreitet, aber nicht unbekannt ist die Tätigkeit für deutschsprachige Medien im Ausland. Ob am Strand von Mallorca, auf griechischen Inseln oder im Golf von Thailand – deutsche Urlaubende sind stets dankbare Lesende interessanter Informationen, vorzugsweise natürlich hinsichtlich lokaler Reisemöglichkeiten. Kleine Redaktionsbüros beliefern Urlaubsregionen mit Zeitungen und Informationsblättern, die sie vor allem durch Anzeigen regionaler Hotels und Reiseveranstalter finanzieren. Zwar wird hier im Regelfall nicht umwerfend honoriert, allerdings ist das in Regionen mit geringen Lebenshaltungskosten und hohem Freizeitwert durchaus noch ein Geschäft.
Frei für Medien, die im Ausland nach Deutschland senden
In Straßburg für arte im deutschsprachigen Programm arbeiten, in Lyon entsprechend für Euronews - das sind in erster Linie Angestellte. Doch arbeiten bei arte auch Freie, obwohl der Sender ihre Mitarbeit in Zukunft auf sechs Jahre limitieren will.
Selten: Frei für fremdsprachige Medien
Wer nicht in zweisprachigen Familien aufgewachsen ist, hat es meist schwer bei der Mitarbeit in fremdsprachigen Medien. Unmöglich ist es freilich nicht, wenn hart an den eigenen Sprachkenntnissen gearbeitet wird: Ob bei CNN in Atlanta oder bei der BBC – auch hier sind schon deutsche Mitarbeiter gesichtet worden.
Home Office total: „Im Ausland im Inland“
Zugenommen hat auch Zahl derjenigen, die „im Ausland im Inland“ arbeiten. Sprich: Online-Freie, deren Arbeitsort völlig unwichtig ist, weil sie ihre Beiträge digital über E-Mail zuliefern oder gleich direkt im Content Management System des Senders arbeiten. Den Abnehmenden ist der Aufenthaltsort ihrer freien Mitarbeiter oft gleichgültig, denn wesentliche Fakten lassen sich online recherchieren: Wer in einer deutschen Datenbank über Wirtschaftsfragen recherchieren will, kann auch in Sydney sitzen. Eine Hürde kann aber die Datenschutz-Grundverordnung sein. Während der Arbeitsplatz in westlich ausgerichteten Demokratien meist kein Problem ist, haben viele Sender Probleme damit, wenn ihre Freien dauerhaft in lupenreinen Diktaturen zuhause sind.
Beiträge aus dem Inland ins Ausland
Spezialisierte Büros in Deutschland verstehen sich explizit als Informationslieferanten für Medien im Ausland. Wichtige Voraussetzung dabei ist die vorzügliche Beherrschung der ausländischen Sprache, so dass hier vor allem Muttersprachliche und Freie profitieren, die längere Auslandsaufenthalte hinter sich haben. Mit der Perfektionierung von Übersetzungssoftware können sich aber auch ambitionierte Nicht-Muttersprachliche in diesen Markt wagen.
Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-09-08 11:52:21
Inhalt der Änderung
Typisch: Auslandskorrespondenz
Wer im Ausland journalistisch arbeitet, wird in den meisten Fällen für Medien in der Heimat tätig. Als Korrespondenz im festem Gastland werden nationale oder regionale Themen betreut und Beiträge an verschiedene Zeitungen, Zeitschriften, Sender, Online-Medien, institutionelle Auftraggeber und Firmen verkauft.
Auslandskorrespondenz: Frei oder fest?
Für eine Tätigkeit im Ausland ist eine freie Mitarbeit aber nicht immer notwendig: Wer von Sendern oder großen Zeitungen ins Ausland geschickt wird, kann durchaus als angestellt anzusehen sein. Das gilt vor allem dann, wenn vorher ein Arbeitsverhältnis im Inland bestanden hat und die zukünftige Zusammenarbeit eng und ausschließlich für die bisherige Firma fortgesetzt wird. So sehen die Tarifverträge für fest Angestellte bei Tageszeitungen, Zeitschriften und Rundfunkanstalten explizit vor, dass auch im Ausland für das Inland tätige Angestellte vom Geltungsbereich erfasst sind. Wer also unter dem Status "Frei" ins Ausland geschickt werden soll, kann deswegen auch einmal nachverhandeln und vielleicht eine Festanstellung erreichen. Denn die aufenthaltsrechtliche Situation von Angestellten ist im Ausland meist einfacher, denn der Status "Selbständig" wirkt auf manche Gaststaaten als wirtschaftlich ungesichert, und Personen mit unsicherer sozialer Situation sind häufig nicht so sehr erwünscht.
Kurzeinsätze
„Wir brauchen dringend eine frei tätige Person, die wir in den Irak schicken können, in Ihrer Datenbank haben wir aber noch keinen gefunden.“ Dieser Anruf eines regionalen Radiosenders erreichte die DJV-Geschäftsstelle wohlgemerkt einen Tag nach Ausbruch des Irak-Kriegs im Jahr 2003. Zu diesem Zeitpunkt war schon lange klar, dass es einen Einsatz geben würde: Spontanität ist aber von jeher in vielen Redaktionen Trumpf. Kritische Menschen würden es natürlich auch einfach Planlosigkeit nennen. Ein plötzlicher Einfall eines Radioredakteurs, der noch Reste im Honoraretat aufgetan hat, ein Angebot einer karitativen Organisation oder eines Wirtschaftsverbands, der noch einige Plätze im Flugzeug frei hat und seine Aktivitäten doch gerne auch in der Presse gewürdigt sehen will. Manch eine Kollegin winkt nur noch ab, wenn solche Angebote im E-Mail-Postfach liegen.
Kurzeinsätze sollten auch bei scheinbar attraktiven Reisezielen mit dem spitzen Bleistift gerechnet werden. Die auftraggebende Stelle sollte klar und deutlich bestätigen,
- in welcher Höhe Flug- und sonstige Reisekosten übernommen werden,
- welche Hotels gebucht werden dürfen,
- dass Impf- und Vorsorgekosten übernommen werden,
- dass eventuelle Kosten für Kurztrainings getragen werden,
- wie die Regelung bei Krankheit und Rücktransport lautet,
- welche Kostenübernahme bei Buchung von Ortskräften besteht (häufig als Stringer bezeichnet).
- In vielen Ländern ist ein eigener Mietwagen eine Unmöglichkeit, weswegen ein Taxi für den ganzen Tag zu mieten ist: Wer trägt diese Kosten?
- Der eigene Tagessatz muss realistisch kalkuliert sein. Wer Kosten selber trägt, muss darauf achten, dass die Reise vom Finanzamt nicht als touristisch und damit privat eingestuft werden kann.
Fallschirm-Korrespondenz
In einer kurzatmigen Mediengesellschaft, die, von Outsourcing und Renditedenken getrieben, keine ständigen Auslandskorrespondenzen mehr finanzieren will, wird der „Fallschirm-Korrespondent“ zunehmend zum Normalfall. Ahnungs-, respekt- und ruhelos fallen diese journalistisch Entsandten von heute auf morgen ohne Ortskenntnis in Krisen- und Kriegsgebieten weltweit ein, keilen vor Ort irgendwelche Freien („Stringer“) als Kamera- oder Organisationsteams, liefern in wenigen Tagen einige O-Töne und vor allem ihr eigenes Bild ab. Mit Authentizität, Recherche und unabhängigem Journalismus hat das oft nur wenig zu tun, weil die kurzfristig gebuchten Kräfte häufig aus dem Personalbestand von Staatsmedien oder vergleichbaren beherrschenden Privatmedien stammen und damit nicht unbedingt die Orte aufsuchen werden, wo die wirklich unangenehmen Themen zu finden sind. Dennoch schaffen die Medien es, mit der immergleichen Person beim Medienkonsumenten Vertrauen zu schaffen, da diese in dem immer wiederkehrenden Gesicht vor wechselnden Länderkulissen Beständigkeit und Struktur sehen, die von fest vor Ort tätigen Personen wegen der fehlenden oder kurzen Sendezeiten schon gar nicht mehr erzeugt werden können. Für den Fallschirm-Korrespondenten selbst können solche Aufträge lukrativ sein. Wer seinen Beruf allerdings ernst nimmt, wird solche Aufträge allerdings eher ablehnen oder sein Nichtwissen durch (dann unbezahlte) Eigenbemühungen beheben, indem in kürzester Zeit erheblicher Stoff nachgeholt werden muss. Besser wäre es freilich, in solchen Fällen gleich darauf zu bestehen, dass eine ortskundige Person aus Deutschland mitgeschickt wird. Ob der Auftrag dann allerdings noch erteilt wird?
Zur Anonymität gezwungen: „Stringer“-Dasein in Kriegs- und Krisengebieten
Zunehmend berichten erfahrene Freie, dass sie zu Einsätzen im Ausland nur noch geschickt werden, wenn sie als namenlose „Stringer“ (englisch für freie Mitarbeiter im Schichtdienst) in Kriegs- und Krisengebieten Material besorgen. Auch wenn das Bild- oder Filmmaterial von ihnen stammt, werden sie mit keinem Wort erwähnt. Kommt es zu gefährlichen Situationen und Zwangslagen, sind sie häufig auf sich allein gestellt, da sich der Sender bis zur Abnahme des Materials gar nicht als auftraggebende Stelle sieht. Botschaften und sonstige Ansprechpartner intervenieren nicht oder nicht rechtzeitig, weil die Betroffenen als unverantwortlich operierende Einzelgänger erscheinen und ihr professioneller Hintergrund mangels offizieller Unterstützung durch das Medienhaus auch nicht erkennbar ist. Trotz dieser unerträglichen Situation bleiben diese Freien am Ball, weil es mitunter die einzige Möglichkeit ist, um aus diesen Gebieten berichten und für Aufmerksamkeit sorgen zu können. Allerdings wird die Anonymität der eigentlichen Berichterstattenden von einigen Redaktionen auch noch dazu genutzt, um die Beiträge völlig umzufrisieren. In solchen Fällen stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit gefährlicher Auslandseinsätze in aller Schärfe – und natürlich die Frage nach Qualität und Wahrhaftigkeit im Mediengeschäft.
Korrespondenz in eigener Mission
Weil die Bürokratien von Sendern und anderen Medienhäusern Dienstreisen ins Ausland zunehmend ungern bewilligen, ziehen Freie immer häufiger auf eigene Faust los. Flugkosten, Unterkunft, Reisekosten vor Ort und Spesen sind hier zunächst einmal Investitionskosten, die wieder erwirtschaftet werden müssen. Während diese Vorgehensweise für Freie in den Printmedien kaum refinanzierbar ist, können Freie an Rundfunksendern damit rechnen, dass die Rechnung mit einigem Glück noch knapp aufgehen kann. Manche Freie berichten allerdings, dass sie inzwischen fast immer draufzahlen.
Andere Freie kombinieren den ohnehin fälligen Urlaub mit einer Reportage, die in der Heimat in Auftrag gegeben wurde, ohne dass Fahrtkosten übernommen wurden. Problematisch an dieser Mischung aus privatem Glück und beruflichem Auftrag kann sein, dass die Versicherungssituation am Ende nicht immer geklärt ist.
Auch nicht unbekannt: Journalist/in für deutschsprachige Auslandsmedien
Weniger verbreitet, aber nicht unbekannt ist die Tätigkeit für deutschsprachige Medien im Ausland. Ob am Strand von Mallorca, auf griechischen Inseln oder im Golf von Thailand – deutsche Urlaubende sind stets dankbare Lesende interessanter Informationen, vorzugsweise natürlich hinsichtlich lokaler Reisemöglichkeiten. Kleine Redaktionsbüros beliefern Urlaubsregionen mit Zeitungen und Informationsblättern, die sie vor allem durch Anzeigen regionaler Hotels und Reiseveranstalter finanzieren. Zwar wird hier im Regelfall nicht umwerfend honoriert, allerdings ist das in Regionen mit geringen Lebenshaltungskosten und hohem Freizeitwert durchaus noch ein Geschäft.
Frei für Medien, die im Ausland nach Deutschland senden
In Straßburg für arte im deutschsprachigen Programm arbeiten, in Lyon entsprechend für Euronews - das sind in erster Linie Angestellte. Doch arbeiten bei arte auch Freie, obwohl der Sender ihre Mitarbeit in Zukunft auf sechs Jahre limitieren will.
Selten: Frei für fremdsprachige Medien
Wer nicht in zweisprachigen Familien aufgewachsen ist, hat es meist schwer bei der Mitarbeit in fremdsprachigen Medien. Unmöglich ist es freilich nicht, wenn hart an den eigenen Sprachkenntnissen gearbeitet wird: Ob bei CNN in Atlanta oder bei der BBC – auch hier sind schon deutsche Mitarbeiter gesichtet worden.
Home Office total: „Im Ausland im Inland“
Zugenommen hat auch Zahl derjenigen, die „im Ausland im Inland“ arbeiten. Sprich: Online-Freie, deren Arbeitsort völlig unwichtig ist, weil sie ihre Beiträge digital über E-Mail zuliefern oder gleich direkt im Content Management System des Senders arbeiten. Den Abnehmenden ist der Aufenthaltsort ihrer freien Mitarbeiter oft gleichgültig, denn wesentliche Fakten lassen sich online recherchieren: Wer in einer deutschen Datenbank über Wirtschaftsfragen recherchieren will, kann auch in Sydney sitzen. Eine Hürde kann aber die Datenschutz-Grundverordnung sein. Während der Arbeitsplatz in westlich ausgerichteten Demokratien meist kein Problem ist, haben viele Sender Probleme damit, wenn ihre Freien dauerhaft in lupenreinen Diktaturen zuhause sind.
Beiträge aus dem Inland ins Ausland
Spezialisierte Büros in Deutschland verstehen sich explizit als Informationslieferanten für Medien im Ausland. Wichtige Voraussetzung dabei ist die vorzügliche Beherrschung der ausländischen Sprache, so dass hier vor allem Muttersprachliche und Freie profitieren, die längere Auslandsaufenthalte hinter sich haben. Mit der Perfektionierung von Übersetzungssoftware können sich aber auch ambitionierte Nicht-Muttersprachliche in diesen Markt wagen.
Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-09-08 11:49:34
Inhalt der Änderung
Typisch: Auslandskorrespondenz
Wer im Ausland journalistisch arbeitet, wird in den meisten Fällen für Medien in der Heimat tätig. Als Korrespondenz im festem Gastland werden nationale oder regionale Themen betreut und Beiträge an verschiedene Zeitungen, Zeitschriften, Sender, Online-Medien, institutionelle Auftraggeber und Firmen verkauft.
Auslandskorrespondenz: Frei oder fest?
Für eine Tätigkeit im Ausland ist eine freie Mitarbeit aber nicht immer notwendig: Wer von Sendern oder großen Zeitungen ins Ausland geschickt wird, kann durchaus als angestellt anzusehen sein. Das gilt vor allem dann, wenn vorher ein Arbeitsverhältnis im Inland bestanden hat und die zukünftige Zusammenarbeit eng und ausschließlich für die bisherige Firma fortgesetzt wird. So sehen die Tarifverträge für fest Angestellte bei Tageszeitungen, Zeitschriften und Rundfunkanstalten explizit vor, dass auch im Ausland für das Inland tätige Angestellte vom Geltungsbereich erfasst sind. Wer also unter dem Status "Frei" ins Ausland geschickt werden soll, kann deswegen auch einmal nachverhandeln und vielleicht eine Festanstellung erreichen. Denn die aufenthaltsrechtliche Situation von Angestellten ist im Ausland meist einfacher, denn der Status "Selbständig" wirkt auf manche Gaststaaten als wirtschaftlich ungesichert, und Personen mit unsicherer sozialer Situation sind häufig nicht so sehr erwünscht.
Kurzeinsätze
„Wir brauchen dringend eine frei tätige Person, die wir in den Irak schicken können, in Ihrer Datenbank haben wir aber noch keinen gefunden.“ Dieser Anruf eines regionalen Radiosenders erreichte die DJV-Geschäftsstelle wohlgemerkt einen Tag nach Ausbruch des Irak-Kriegs im Jahr 2003. Zu diesem Zeitpunkt war schon lange klar, dass es einen Einsatz geben würde: Spontanität ist aber von jeher in vielen Redaktionen Trumpf. Kritische Menschen würden es natürlich auch einfach Planlosigkeit nennen. Ein plötzlicher Einfall eines Radioredakteurs, der noch Reste im Honoraretat aufgetan hat, ein Angebot einer karitativen Organisation oder eines Wirtschaftsverbands, der noch einige Plätze im Flugzeug frei hat und seine Aktivitäten doch gerne auch in der Presse gewürdigt sehen will. Manch eine Kollegin winkt nur noch ab, wenn solche Angebote im E-Mail-Postfach liegen.
Kurzeinsätze sollten auch bei scheinbar attraktiven Reisezielen mit dem spitzen Bleistift gerechnet werden. Die auftraggebende Stelle sollte klar und deutlich bestätigen,
- in welcher Höhe Flug- und sonstige Reisekosten übernommen werden,
- welche Hotels gebucht werden dürfen,
- dass Impf- und Vorsorgekosten übernommen werden,
- dass eventuelle Kosten für Kurztrainings getragen werden,
- wie die Regelung bei Krankheit und Rücktransport lautet,
- welche Kostenübernahme bei Buchung von Ortskräften besteht (häufig als Stringer bezeichnet).
- In vielen Ländern ist ein eigener Mietwagen eine Unmöglichkeit, weswegen ein Taxi für den ganzen Tag zu mieten ist: Wer trägt diese Kosten?
- Der eigene Tagessatz muss realistisch kalkuliert sein. Wer Kosten selber trägt, muss darauf achten, dass die Reise vom Finanzamt nicht als touristisch und damit privat eingestuft werden kann.
Fallschirm-Korrespondenz
In einer kurzatmigen Mediengesellschaft, die, von Outsourcing und Renditedenken getrieben, keine ständige Auslandskorrespondenzen mehr finanzieren will, wird der „Fallschirm-Korrespondent“ zunehmend zum Normalfall. Ahnungs-, respekt- und ruhelos fallen diese journalistisch Entsandten von heute auf morgen ohne Ortskenntnis in Krisen- und Kriegsgebieten in einem beliebigen Teil der Erde ein, keilen vor Ort irgendwelche Freien („Stringer“) als Kamera- oder Organisationsteams, liefern in wenigen Tagen einige O-Töne und vor allem ihr eigenes Bild ab. Mit Authentizität, Recherche und unabhängigem Journalismus hat das meist nur wenig zu tun, weil die kurzfristig gebuchten Kräfte häufig aus dem Personalbestand von Staatsmedien oder vergleichbaren beherrschenden Privatmedien stammen und damit nicht unbedingt die Orte aufsuchen werden, wo die wirklich unangenehmen Themen zu finden sind. Dennoch schaffen die Medien es, mit der immergleichen Person beim Medienkonsumenten Vertrauen zu schaffen, da diese in dem immer wiederkehrenden Gesicht vor wechselnden Länderkulissen Beständigkeit und Struktur sehen, die von fest vor Ort tätigen Personen wegen der fehlenden oder kurzen Sendezeiten schon gar nicht mehr erzeugt werden können. Für den Fallschirm-Korrespondenten selbst können solche Aufträge lukrativ sein. Wer seinen Beruf allerdings ernst nimmt, wird solche Aufträge allerdings eher ablehnen oder sein Nichtwissen durch (dann unbezahlte) Eigenbemühungen beheben, indem in kürzester Zeit erheblicher Stoff nachgeholt werden muss. Besser wäre es freilich, in solchen Fällen gleich darauf zu bestehen, dass eine ortskundige Person aus Deutschland mitgeschickt wird. Ob der Auftrag dann allerdings noch erteilt wird?
Zur Anonymität gezwungen: „Stringer“-Dasein in Kriegs- und Krisengebieten
Zunehmend berichten erfahrene Freie, dass sie zu Einsätzen im Ausland nur noch geschickt werden, wenn sie als namenlose „Stringer“ (englisch für freie Mitarbeiter im Schichtdienst) in Kriegs- und Krisengebieten Material besorgen. Auch wenn das Bild- oder Filmmaterial von ihnen stammt, werden sie mit keinem Wort erwähnt. Kommt es zu gefährlichen Situationen und Zwangslagen, sind sie häufig auf sich allein gestellt, da sich der Sender bis zur Abnahme des Materials gar nicht als auftraggebende Stelle sieht. Botschaften und sonstige Ansprechpartner intervenieren nicht oder nicht rechtzeitig, weil die Betroffenen als unverantwortlich operierende Einzelgänger erscheinen und ihr professioneller Hintergrund mangels offizieller Unterstützung durch das Medienhaus auch nicht erkennbar ist. Trotz dieser unerträglichen Situation bleiben diese Freien am Ball, weil es mitunter die einzige Möglichkeit ist, um aus diesen Gebieten berichten und für Aufmerksamkeit sorgen zu können. Allerdings wird die Anonymität der eigentlichen Berichterstattenden von einigen Redaktionen auch noch dazu genutzt, um die Beiträge völlig umzufrisieren. In solchen Fällen stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit gefährlicher Auslandseinsätze in aller Schärfe – und natürlich die Frage nach Qualität und Wahrhaftigkeit im Mediengeschäft.
Korrespondenz in eigener Mission
Weil die Bürokratien von Sendern und anderen Medienhäusern Dienstreisen ins Ausland zunehmend ungern bewilligen, ziehen Freie immer häufiger auf eigene Faust los. Flugkosten, Unterkunft, Reisekosten vor Ort und Spesen sind hier zunächst einmal Investitionskosten, die wieder erwirtschaftet werden müssen. Während diese Vorgehensweise für Freie in den Printmedien kaum refinanzierbar ist, können Freie an Rundfunksendern damit rechnen, dass die Rechnung mit einigem Glück noch knapp aufgehen kann. Manche Freie berichten allerdings, dass sie inzwischen fast immer draufzahlen.
Andere Freie kombinieren den ohnehin fälligen Urlaub mit einer Reportage, die in der Heimat in Auftrag gegeben wurde, ohne dass Fahrtkosten übernommen wurden. Problematisch an dieser Mischung aus privatem Glück und beruflichem Auftrag kann sein, dass die Versicherungssituation am Ende nicht immer geklärt ist.
Auch nicht unbekannt: Journalist/in für deutschsprachige Auslandsmedien
Weniger verbreitet, aber nicht unbekannt ist die Tätigkeit für deutschsprachige Medien im Ausland. Ob am Strand von Mallorca, auf griechischen Inseln oder im Golf von Thailand – deutsche Urlaubende sind stets dankbare Lesende interessanter Informationen, vorzugsweise natürlich hinsichtlich lokaler Reisemöglichkeiten. Kleine Redaktionsbüros beliefern Urlaubsregionen mit Zeitungen und Informationsblättern, die sie vor allem durch Anzeigen regionaler Hotels und Reiseveranstalter finanzieren. Zwar wird hier im Regelfall nicht umwerfend honoriert, allerdings ist das in Regionen mit geringen Lebenshaltungskosten und hohem Freizeitwert durchaus noch ein Geschäft.
Frei für Medien, die im Ausland nach Deutschland senden
In Straßburg für arte im deutschsprachigen Programm arbeiten, in Lyon entsprechend für Euronews - das sind in erster Linie Angestellte. Doch arbeiten bei arte auch Freie, obwohl der Sender ihre Mitarbeit in Zukunft auf sechs Jahre limitieren will.
Selten: Frei für fremdsprachige Medien
Wer nicht in zweisprachigen Familien aufgewachsen ist, hat es meist schwer bei der Mitarbeit in fremdsprachigen Medien. Unmöglich ist es freilich nicht, wenn hart an den eigenen Sprachkenntnissen gearbeitet wird: Ob bei CNN in Atlanta oder bei der BBC – auch hier sind schon deutsche Mitarbeiter gesichtet worden.
Home Office total: „Im Ausland im Inland“
Zugenommen hat auch Zahl derjenigen, die „im Ausland im Inland“ arbeiten. Sprich: Online-Freie, deren Arbeitsort völlig unwichtig ist, weil sie ihre Beiträge digital über E-Mail zuliefern oder gleich direkt im Content Management System des Senders arbeiten. Den Abnehmenden ist der Aufenthaltsort ihrer freien Mitarbeiter oft gleichgültig, denn wesentliche Fakten lassen sich online recherchieren: Wer in einer deutschen Datenbank über Wirtschaftsfragen recherchieren will, kann auch in Sydney sitzen. Eine Hürde kann aber die Datenschutz-Grundverordnung sein. Während der Arbeitsplatz in westlich ausgerichteten Demokratien meist kein Problem ist, haben viele Sender Probleme damit, wenn ihre Freien dauerhaft in lupenreinen Diktaturen zuhause sind.
Beiträge aus dem Inland ins Ausland
Spezialisierte Büros in Deutschland verstehen sich explizit als Informationslieferanten für Medien im Ausland. Wichtige Voraussetzung dabei ist die vorzügliche Beherrschung der ausländischen Sprache, so dass hier vor allem Muttersprachliche und Freie profitieren, die längere Auslandsaufenthalte hinter sich haben. Mit der Perfektionierung von Übersetzungssoftware können sich aber auch ambitionierte Nicht-Muttersprachliche in diesen Markt wagen.
Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-09-08 11:48:45
Inhalt der Änderung
Typisch: Auslandskorrespondenz
Wer im Ausland journalistisch arbeitet, wird in den meisten Fällen für Medien in der Heimat tätig. Als Korrespondenz im festem Gastland werden nationale oder regionale Themen betreut und Beiträge an verschiedene Zeitungen, Zeitschriften, Sender, Online-Medien, institutionelle Auftraggeber und Firmen verkauft.
Auslandskorrespondenz: Frei oder fest?
Für eine Tätigkeit im Ausland ist eine freie Mitarbeit aber nicht immer notwendig: Wer von Sendern oder großen Zeitungen ins Ausland geschickt wird, kann durchaus als angestellt anzusehen sein. Das gilt vor allem dann, wenn vorher ein Arbeitsverhältnis im Inland bestanden hat und die zukünftige Zusammenarbeit eng und ausschließlich für die bisherige Firma fortgesetzt wird. So sehen die Tarifverträge für fest Angestellte bei Tageszeitungen, Zeitschriften und Rundfunkanstalten explizit vor, dass auch im Ausland für das Inland tätige Angestellte vom Geltungsbereich erfasst sind. Wer also unter dem Status "Frei" ins Ausland geschickt werden soll, kann deswegen auch einmal nachverhandeln und vielleicht eine Festanstellung erreichen. Denn die aufenthaltsrechtliche Situation von Angestellten ist im Ausland meist einfacher, denn der Status "Selbständig" wirkt auf manche Gaststaaten als wirtschaftlich ungesichert, und Personen mit unsicherer sozialer Situation sind häufig nicht so sehr erwünscht.
Kurzeinsätze
„Wir brauchen dringend eine frei tätige Person, die wir in den Irak schicken können, in Ihrer Datenbank haben wir aber noch keinen gefunden.“ Dieser Anruf eines regionalen Radiosenders erreichte die DJV-Geschäftsstelle wohlgemerkt einen Tag nach Ausbruch des Irak-Kriegs im Jahr 2003. Zu diesem Zeitpunkt war schon lange klar, dass es einen Einsatz geben würde: Spontanität ist aber von jeher in vielen Redaktionen Trumpf. Kritische Menschen würden es natürlich auch einfach Planlosigkeit nennen. Ein plötzlicher Einfall eines Radioredakteurs, der noch Reste im Honoraretat aufgetan hat, ein Angebot einer karitativen Organisation oder eines Wirtschaftsverbands, der noch einige Plätze im Flugzeug frei hat und seine Aktivitäten doch gerne auch in der Presse gewürdigt sehen will. Manch eine Kollegin winkt nur noch ab, wenn solche Angebote im E-Mail-Postfach liegen.
Kurzeinsätze sollten auch bei scheinbar attraktiven Reisezielen mit dem spitzen Bleistift gerechnet werden. Die auftraggebende Stelle sollte klar und deutlich bestätigen,
- in welcher Höhe und Klasse Flug- und sonstige Reisekosten übernommen werden,
- welche Hotels gebucht werden dürfen,
- dass Impf- und Vorsorgekosten übernommen werden,
- dass eventuelle Kosten für Kurztrainings getragen werden,
- wie die Regelung bei Krankheit und Rücktransport lautet,
- welche Kostenübernahme bei Buchung von Ortskräften besteht (häufig als Stringer bezeichnet).
- In vielen Ländern ist ein eigener Mietwagen eine Unmöglichkeit, weswegen ein Taxi für den ganzen Tag zu mieten ist: Wer trägt diese Kosten?
- Der eigene Tagessatz muss realistisch kalkuliert sein. Wer Kosten selber trägt, muss darauf achten, dass die Reise vom Finanzamt nicht als touristisch und damit privat eingestuft werden kann.
Fallschirm-Korrespondenz
In einer kurzatmigen Mediengesellschaft, die, von Outsourcing und Renditedenken getrieben, keine ständige Auslandskorrespondenzen mehr finanzieren will, wird der „Fallschirm-Korrespondent“ zunehmend zum Normalfall. Ahnungs-, respekt- und ruhelos fallen diese journalistisch Entsandten von heute auf morgen ohne Ortskenntnis in Krisen- und Kriegsgebieten in einem beliebigen Teil der Erde ein, keilen vor Ort irgendwelche Freien („Stringer“) als Kamera- oder Organisationsteams, liefern in wenigen Tagen einige O-Töne und vor allem ihr eigenes Bild ab. Mit Authentizität, Recherche und unabhängigem Journalismus hat das meist nur wenig zu tun, weil die kurzfristig gebuchten Kräfte häufig aus dem Personalbestand von Staatsmedien oder vergleichbaren beherrschenden Privatmedien stammen und damit nicht unbedingt die Orte aufsuchen werden, wo die wirklich unangenehmen Themen zu finden sind. Dennoch schaffen die Medien es, mit der immergleichen Person beim Medienkonsumenten Vertrauen zu schaffen, da diese in dem immer wiederkehrenden Gesicht vor wechselnden Länderkulissen Beständigkeit und Struktur sehen, die von fest vor Ort tätigen Personen wegen der fehlenden oder kurzen Sendezeiten schon gar nicht mehr erzeugt werden können. Für den Fallschirm-Korrespondenten selbst können solche Aufträge lukrativ sein. Wer seinen Beruf allerdings ernst nimmt, wird solche Aufträge allerdings eher ablehnen oder sein Nichtwissen durch (dann unbezahlte) Eigenbemühungen beheben, indem in kürzester Zeit erheblicher Stoff nachgeholt werden muss. Besser wäre es freilich, in solchen Fällen gleich darauf zu bestehen, dass eine ortskundige Person aus Deutschland mitgeschickt wird. Ob der Auftrag dann allerdings noch erteilt wird?
Zur Anonymität gezwungen: „Stringer“-Dasein in Kriegs- und Krisengebieten
Zunehmend berichten erfahrene Freie, dass sie zu Einsätzen im Ausland nur noch geschickt werden, wenn sie als namenlose „Stringer“ (englisch für freie Mitarbeiter im Schichtdienst) in Kriegs- und Krisengebieten Material besorgen. Auch wenn das Bild- oder Filmmaterial von ihnen stammt, werden sie mit keinem Wort erwähnt. Kommt es zu gefährlichen Situationen und Zwangslagen, sind sie häufig auf sich allein gestellt, da sich der Sender bis zur Abnahme des Materials gar nicht als auftraggebende Stelle sieht. Botschaften und sonstige Ansprechpartner intervenieren nicht oder nicht rechtzeitig, weil die Betroffenen als unverantwortlich operierende Einzelgänger erscheinen und ihr professioneller Hintergrund mangels offizieller Unterstützung durch das Medienhaus auch nicht erkennbar ist. Trotz dieser unerträglichen Situation bleiben diese Freien am Ball, weil es mitunter die einzige Möglichkeit ist, um aus diesen Gebieten berichten und für Aufmerksamkeit sorgen zu können. Allerdings wird die Anonymität der eigentlichen Berichterstattenden von einigen Redaktionen auch noch dazu genutzt, um die Beiträge völlig umzufrisieren. In solchen Fällen stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit gefährlicher Auslandseinsätze in aller Schärfe – und natürlich die Frage nach Qualität und Wahrhaftigkeit im Mediengeschäft.
Korrespondenz in eigener Mission
Weil die Bürokratien von Sendern und anderen Medienhäusern Dienstreisen ins Ausland zunehmend ungern bewilligen, ziehen Freie immer häufiger auf eigene Faust los. Flugkosten, Unterkunft, Reisekosten vor Ort und Spesen sind hier zunächst einmal Investitionskosten, die wieder erwirtschaftet werden müssen. Während diese Vorgehensweise für Freie in den Printmedien kaum refinanzierbar ist, können Freie an Rundfunksendern damit rechnen, dass die Rechnung mit einigem Glück noch knapp aufgehen kann. Manche Freie berichten allerdings, dass sie inzwischen fast immer draufzahlen.
Andere Freie kombinieren den ohnehin fälligen Urlaub mit einer Reportage, die in der Heimat in Auftrag gegeben wurde, ohne dass Fahrtkosten übernommen wurden. Problematisch an dieser Mischung aus privatem Glück und beruflichem Auftrag kann sein, dass die Versicherungssituation am Ende nicht immer geklärt ist.
Auch nicht unbekannt: Journalist/in für deutschsprachige Auslandsmedien
Weniger verbreitet, aber nicht unbekannt ist die Tätigkeit für deutschsprachige Medien im Ausland. Ob am Strand von Mallorca, auf griechischen Inseln oder im Golf von Thailand – deutsche Urlaubende sind stets dankbare Lesende interessanter Informationen, vorzugsweise natürlich hinsichtlich lokaler Reisemöglichkeiten. Kleine Redaktionsbüros beliefern Urlaubsregionen mit Zeitungen und Informationsblättern, die sie vor allem durch Anzeigen regionaler Hotels und Reiseveranstalter finanzieren. Zwar wird hier im Regelfall nicht umwerfend honoriert, allerdings ist das in Regionen mit geringen Lebenshaltungskosten und hohem Freizeitwert durchaus noch ein Geschäft.
Frei für Medien, die im Ausland nach Deutschland senden
In Straßburg für arte im deutschsprachigen Programm arbeiten, in Lyon entsprechend für Euronews - das sind in erster Linie Angestellte. Doch arbeiten bei arte auch Freie, obwohl der Sender ihre Mitarbeit in Zukunft auf sechs Jahre limitieren will.
Selten: Frei für fremdsprachige Medien
Wer nicht in zweisprachigen Familien aufgewachsen ist, hat es meist schwer bei der Mitarbeit in fremdsprachigen Medien. Unmöglich ist es freilich nicht, wenn hart an den eigenen Sprachkenntnissen gearbeitet wird: Ob bei CNN in Atlanta oder bei der BBC – auch hier sind schon deutsche Mitarbeiter gesichtet worden.
Home Office total: „Im Ausland im Inland“
Zugenommen hat auch Zahl derjenigen, die „im Ausland im Inland“ arbeiten. Sprich: Online-Freie, deren Arbeitsort völlig unwichtig ist, weil sie ihre Beiträge digital über E-Mail zuliefern oder gleich direkt im Content Management System des Senders arbeiten. Den Abnehmenden ist der Aufenthaltsort ihrer freien Mitarbeiter oft gleichgültig, denn wesentliche Fakten lassen sich online recherchieren: Wer in einer deutschen Datenbank über Wirtschaftsfragen recherchieren will, kann auch in Sydney sitzen. Eine Hürde kann aber die Datenschutz-Grundverordnung sein. Während der Arbeitsplatz in westlich ausgerichteten Demokratien meist kein Problem ist, haben viele Sender Probleme damit, wenn ihre Freien dauerhaft in lupenreinen Diktaturen zuhause sind.
Beiträge aus dem Inland ins Ausland
Spezialisierte Büros in Deutschland verstehen sich explizit als Informationslieferanten für Medien im Ausland. Wichtige Voraussetzung dabei ist die vorzügliche Beherrschung der ausländischen Sprache, so dass hier vor allem Muttersprachliche und Freie profitieren, die längere Auslandsaufenthalte hinter sich haben. Mit der Perfektionierung von Übersetzungssoftware können sich aber auch ambitionierte Nicht-Muttersprachliche in diesen Markt wagen.
Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-08-09 22:30:12
Inhalt der Änderung
Typisch: Auslandskorrespondenz
Wer im Ausland journalistisch arbeitet, wird in den meisten Fällen für Medien in der Heimat tätig. Als Korrespondenz im festem Gastland werden nationale oder regionale Themen betreut und Beiträge an verschiedene Zeitungen, Zeitschriften, Sender, Online-Medien, institutionelle Auftraggeber und Firmen verkauft.
Auslandskorrespondenz: Frei oder fest?
Für eine Tätigkeit im Ausland ist eine freie Mitarbeit aber nicht immer notwendig: Wer von Sendern oder großen Zeitungen ins Ausland geschickt wird, kann durchaus als angestellt anzusehen sein. Das gilt vor allem dann, wenn vorher ein Arbeitsverhältnis im Inland bestanden hat und die zukünftige Zusammenarbeit eng und ausschließlich für die bisherige Firma fortgesetzt wird. So sehen die Tarifverträge für fest Angestellte bei Tageszeitungen, Zeitschriften und Rundfunkanstalten explizit vor, dass auch im Ausland für das Inland tätige Angestellte vom Geltungsbereich erfasst sind. Wer also unter dem Status "Frei" ins Ausland geschickt werden soll, kann deswegen auch einmal nachverhandeln und vielleicht eine Festanstellung erreichen. Denn die aufenthaltsrechtliche Situation von Angestellten ist im Ausland meist einfacher, denn der Status "Selbständig" wirkt auf manche Gaststaaten als wirtschaftlich ungesichert, und Personen mit unsicherer sozialer Situation sind häufig nicht so sehr erwünscht.
Kurzeinsätze
„Wir brauchen dringend eine frei tätige Person, die wir in den Irak schicken können, in Ihrer Datenbank haben wir aber noch keinen gefunden.“ Dieser Anruf eines regionalen Radiosenders erreichte die DJV-Geschäftsstelle wohlgemerkt einen Tag nach Ausbruch des Irak-Kriegs im Jahr 2003. Zu diesem Zeitpunkt war schon lange klar, dass es einen Einsatz geben würde: Spontanität ist aber von jeher in vielen Redaktionen Trumpf. Kritische Menschen würden es natürlich auch einfach Planlosigkeit nennen. Ein plötzlicher Einfall eines Radioredakteurs, der noch Reste im Honoraretat aufgetan hat, ein Angebot einer karitativen Organisation oder eines Wirtschaftsverbands, der noch einige Plätze im Flugzeug frei hat und seine Aktivitäten doch gerne auch in der Presse gewürdigt sehen will. Manch eine Kollegin winkt nur noch ab, wenn solche Angebote im Pressekorb liegen.
Kurzeinsätze sollten auch bei scheinbar attraktiven Reisezielen mit dem spitzen Bleistift gerechnet werden. Die auftraggebende Stelle sollte klar und deutlich bestätigen,
- in welcher Höhe und Klasse Flug- und sonstige Reisekosten übernommen werden,
- welche Hotels gebucht werden dürfen,
- dass Impf- und Vorsorgekosten übernommen werden,
- dass eventuelle Kosten für Kurztrainings getragen werden,
- wie die Regelung bei Krankheit und Rücktransport lautet,
- welche Kostenübernahme bei Buchung von Ortskräften besteht (häufig als Stringer bezeichnet).
- In vielen Ländern ist ein eigener Mietwagen eine Unmöglichkeit, weswegen ein Taxi für den ganzen Tag zu mieten ist: Wer trägt diese Kosten?
- Der eigene Tagessatz muss realistisch kalkuliert sein. Wer Kosten selber trägt, muss darauf achten, dass die Reise vom Finanzamt nicht als touristisch und damit privat eingestuft werden kann.
Fallschirm-Korrespondenz
In einer kurzatmigen Mediengesellschaft, die, von Outsourcing und Renditedenken getrieben, keine ständige Auslandskorrespondenzen mehr finanzieren will, wird der „Fallschirm-Korrespondent“ zunehmend zum Normalfall. Ahnungs-, respekt- und ruhelos fallen diese journalistisch Entsandten von heute auf morgen ohne Ortskenntnis in Krisen- und Kriegsgebieten in einem beliebigen Teil der Erde ein, keilen vor Ort irgendwelche Freien („Stringer“) als Kamera- oder Organisationsteams, liefern in wenigen Tagen einige O-Töne und vor allem ihr eigenes Bild ab. Mit Authentizität, Recherche und unabhängigem Journalismus hat das meist nur wenig zu tun, weil die kurzfristig gebuchten Kräfte häufig aus dem Personalbestand von Staatsmedien oder vergleichbaren beherrschenden Privatmedien stammen und damit nicht unbedingt die Orte aufsuchen werden, wo die wirklich unangenehmen Themen zu finden sind. Dennoch schaffen die Medien es, mit der immergleichen Person beim Medienkonsumenten Vertrauen zu schaffen, da diese in dem immer wiederkehrenden Gesicht vor wechselnden Länderkulissen Beständigkeit und Struktur sehen, die von fest vor Ort tätigen Personen wegen der fehlenden oder kurzen Sendezeiten schon gar nicht mehr erzeugt werden können. Für den Fallschirm-Korrespondenten selbst können solche Aufträge lukrativ sein. Wer seinen Beruf allerdings ernst nimmt, wird solche Aufträge allerdings eher ablehnen oder sein Nichtwissen durch (dann unbezahlte) Eigenbemühungen beheben, indem in kürzester Zeit erheblicher Stoff nachgeholt werden muss. Besser wäre es freilich, in solchen Fällen gleich darauf zu bestehen, dass eine ortskundige Person aus Deutschland mitgeschickt wird. Ob der Auftrag dann allerdings noch erteilt wird?
Zur Anonymität gezwungen: „Stringer“-Dasein in Kriegs- und Krisengebieten
Zunehmend berichten erfahrene Freie, dass sie zu Einsätzen im Ausland nur noch geschickt werden, wenn sie als namenlose „Stringer“ (englisch für freie Mitarbeiter im Schichtdienst) in Kriegs- und Krisengebieten Material besorgen. Auch wenn das Bild- oder Filmmaterial von ihnen stammt, werden sie mit keinem Wort erwähnt. Kommt es zu gefährlichen Situationen und Zwangslagen, sind sie häufig auf sich allein gestellt, da sich der Sender bis zur Abnahme des Materials gar nicht als auftraggebende Stelle sieht. Botschaften und sonstige Ansprechpartner intervenieren nicht oder nicht rechtzeitig, weil die Betroffenen als unverantwortlich operierende Einzelgänger erscheinen und ihr professioneller Hintergrund mangels offizieller Unterstützung durch das Medienhaus auch nicht erkennbar ist. Trotz dieser unerträglichen Situation bleiben diese Freien am Ball, weil es mitunter die einzige Möglichkeit ist, um aus diesen Gebieten berichten und für Aufmerksamkeit sorgen zu können. Allerdings wird die Anonymität der eigentlichen Berichterstattenden von einigen Redaktionen auch noch dazu genutzt, um die Beiträge völlig umzufrisieren. In solchen Fällen stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit gefährlicher Auslandseinsätze in aller Schärfe – und natürlich die Frage nach Qualität und Wahrhaftigkeit im Mediengeschäft.
Korrespondenz in eigener Mission
Weil die Bürokratien von Sendern und anderen Medienhäusern Dienstreisen ins Ausland zunehmend ungern bewilligen, ziehen Freie immer häufiger auf eigene Faust los. Flugkosten, Unterkunft, Reisekosten vor Ort und Spesen sind hier zunächst einmal Investitionskosten, die wieder erwirtschaftet werden müssen. Während diese Vorgehensweise für Freie in den Printmedien kaum refinanzierbar ist, können Freie an Rundfunksendern damit rechnen, dass die Rechnung mit einigem Glück noch knapp aufgehen kann. Manche Freie berichten allerdings, dass sie inzwischen fast immer draufzahlen.
Andere Freie kombinieren den ohnehin fälligen Urlaub mit einer Reportage, die in der Heimat in Auftrag gegeben wurde, ohne dass Fahrtkosten übernommen wurden. Problematisch an dieser Mischung aus privatem Glück und beruflichem Auftrag kann sein, dass die Versicherungssituation am Ende nicht immer geklärt ist.
Auch nicht unbekannt: Journalist/in für deutschsprachige Auslandsmedien
Weniger verbreitet, aber nicht unbekannt ist die Tätigkeit für deutschsprachige Medien im Ausland. Ob am Strand von Mallorca, auf griechischen Inseln oder im Golf von Thailand – deutsche Urlaubende sind stets dankbare Lesende interessanter Informationen, vorzugsweise natürlich hinsichtlich lokaler Reisemöglichkeiten. Kleine Redaktionsbüros beliefern Urlaubsregionen mit Zeitungen und Informationsblättern, die sie vor allem durch Anzeigen regionaler Hotels und Reiseveranstalter finanzieren. Zwar wird hier im Regelfall nicht umwerfend honoriert, allerdings ist das in Regionen mit geringen Lebenshaltungskosten und hohem Freizeitwert durchaus noch ein Geschäft.
Frei für Medien, die im Ausland nach Deutschland senden
In Straßburg für arte im deutschsprachigen Programm arbeiten, in Lyon entsprechend für Euronews - das sind in erster Linie Angestellte. Doch arbeiten bei arte auch Freie, obwohl der Sender ihre Mitarbeit in Zukunft auf sechs Jahre limitieren will.
Selten: Frei für fremdsprachige Medien
Wer nicht in zweisprachigen Familien aufgewachsen ist, hat es meist schwer bei der Mitarbeit in fremdsprachigen Medien. Unmöglich ist es freilich nicht, wenn hart an den eigenen Sprachkenntnissen gearbeitet wird: Ob bei CNN in Atlanta oder bei der BBC – auch hier sind schon deutsche Mitarbeiter gesichtet worden.
Home Office total: „Im Ausland im Inland“
Zugenommen hat auch Zahl derjenigen, die „im Ausland im Inland“ arbeiten. Sprich: Online-Freie, deren Arbeitsort völlig unwichtig ist, weil sie ihre Beiträge digital über E-Mail zuliefern oder gleich direkt im Content Management System des Senders arbeiten. Den Abnehmenden ist der Aufenthaltsort ihrer freien Mitarbeiter oft gleichgültig, denn wesentliche Fakten lassen sich online recherchieren: Wer in einer deutschen Datenbank über Wirtschaftsfragen recherchieren will, kann auch in Sydney sitzen. Eine Hürde kann aber die Datenschutz-Grundverordnung sein. Während der Arbeitsplatz in westlich ausgerichteten Demokratien meist kein Problem ist, haben viele Sender Probleme damit, wenn ihre Freien dauerhaft in lupenreinen Diktaturen zuhause sind.
Beiträge aus dem Inland ins Ausland
Spezialisierte Büros in Deutschland verstehen sich explizit als Informationslieferanten für Medien im Ausland. Wichtige Voraussetzung dabei ist die vorzügliche Beherrschung der ausländischen Sprache, so dass hier vor allem Muttersprachliche und Freie profitieren, die längere Auslandsaufenthalte hinter sich haben. Mit der Perfektionierung von Übersetzungssoftware können sich aber auch ambitionierte Nicht-Muttersprachliche in diesen Markt wagen.
Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-08-09 22:24:21
Inhalt der Änderung
Typisch: Auslandskorrespondenz
Wer im Ausland journalistisch arbeitet, wird in den meisten Fällen für Medien in der Heimat tätig. Als Korrespondenz im festem Gastland werden nationale oder regionale Themen betreut und Beiträge an verschiedene Zeitungen, Zeitschriften, Sender, Online-Medien, institutionelle Auftraggeber und Firmen verkauft.
Auslandskorrespondenz: Frei oder fest?
Für eine Tätigkeit im Ausland ist eine freie Mitarbeit aber nicht immer notwendig: Wer von Sendern oder großen Zeitungen ins Ausland geschickt wird, kann durchaus als angestellt anzusehen sein. Das gilt vor allem dann, wenn vorher ein Arbeitsverhältnis im Inland bestanden hat und die zukünftige Zusammenarbeit eng und ausschließlich für die bisherige Firma fortgesetzt wird. So sehen die Tarifverträge für fest Angestellte bei Tageszeitungen, Zeitschriften und Rundfunkanstalten explizit vor, dass auch im Ausland für das Inland tätige Angestellte vom Geltungsbereich erfasst sind. Wer also unter dem Status "Frei" ins Ausland geschickt werden soll, kann deswegen auch einmal nachverhandeln und vielleicht eine Festanstellung erreichen. Denn die aufenthaltsrechtliche Situation von Angestellten ist im Ausland meist einfacher, denn der Status "Selbständig" wirkt auf manche Gaststaaten als wirtschaftlich ungesichert, und Personen mit unsicherer sozialer Situation sind häufig nicht so sehr erwünscht.
Kurzeinsätze
„Wir brauchen dringend eine frei tätige Person, die wir in den Irak schicken können, in Ihrer Datenbank haben wir aber noch keinen gefunden.“ Dieser Anruf eines regionalen Radiosenders erreichte die DJV-Geschäftsstelle wohlgemerkt einen Tag nach Ausbruch des Irak-Kriegs im Jahr 2003. Zu diesem Zeitpunkt war schon lange klar, dass es einen Einsatz geben würde: Spontanität ist aber von jeher in vielen Redaktionen Trumpf. Kritische Menschen würden es natürlich auch einfach Planlosigkeit nennen. Ein plötzlicher Einfall eines Radioredakteurs, der noch Reste im Honoraretat aufgetan hat, ein Angebot einer karitativen Organisation oder eines Wirtschaftsverbands, der noch einige Plätze im Flugzeug frei hat und seine Aktivitäten doch gerne auch in der Presse gewürdigt sehen will. Manch eine Kollegin winkt nur noch ab, wenn solche Angebote im Pressekorb liegen.
Kurzeinsätze sollten auch bei scheinbar attraktiven Reisezielen mit dem spitzen Bleistift gerechnet werden. Die auftraggebende Stelle sollte klar und deutlich bestätigen,
- in welcher Höhe und Klasse Flug- und sonstige Reisekosten übernommen werden,
- welche Hotels gebucht werden dürfen,
- dass Impf- und Vorsorgekosten übernommen werden,
- dass eventuelle Kosten für Kurztrainings getragen werden,
- wie die Regelung bei Krankheit und Rücktransport lautet,
- welche Kostenübernahme bei Buchung von Ortskräften besteht (häufig als Stringer bezeichnet).
- In vielen Ländern ist ein eigener Mietwagen eine Unmöglichkeit, weswegen ein Taxi für den ganzen Tag zu mieten ist: Wer trägt diese Kosten?
- Der eigene Tagessatz muss realistisch kalkuliert sein. Wer Kosten selber trägt, muss darauf achten, dass die Reise vom Finanzamt nicht als touristisch und damit privat eingestuft werden kann.
Fallschirm-Korrespondenz
In einer kurzatmigen Mediengesellschaft, die, von Outsourcing und Renditedenken getrieben, keine ständige Auslandskorrespondenzen mehr finanzieren will, wird der „Fallschirm-Korrespondent“ zunehmend zum Normalfall. Ahnungs-, respekt- und ruhelos fallen diese journalistisch Entsandten von heute auf morgen ohne Ortskenntnis in Krisen- und Kriegsgebieten in einem beliebigen Teil der Erde ein, keilen vor Ort irgendwelche Freien („Stringer“) als Kamera- oder Organisationsteams, liefern in wenigen Tagen einige O-Töne und vor allem ihr eigenes Bild ab. Mit Authentizität, Recherche und unabhängigem Journalismus hat das meist nur wenig zu tun, weil die kurzfristig gebuchten Kräfte häufig aus dem Personalbestand von Staatsmedien oder vergleichbaren beherrschenden Privatmedien stammen und damit nicht unbedingt die Orte aufsuchen werden, wo die wirklich unangenehmen Themen zu finden sind. Dennoch schaffen die Medien es, mit der immergleichen Person beim Medienkonsumenten Vertrauen zu schaffen, da diese in dem immer wiederkehrenden Gesicht vor wechselnden Länderkulissen Beständigkeit und Struktur sehen, die von fest vor Ort tätigen Personen wegen der fehlenden oder kurzen Sendezeiten schon gar nicht mehr erzeugt werden können. Für den Fallschirm-Korrespondenten selbst können solche Aufträge lukrativ sein. Wer seinen Beruf allerdings ernst nimmt, wird solche Aufträge allerdings eher ablehnen oder sein Nichtwissen durch (dann unbezahlte) Eigenbemühungen beheben, indem in kürzester Zeit erheblicher Stoff nachgeholt werden muss. Besser wäre es freilich, in solchen Fällen gleich darauf zu bestehen, dass eine ortskundige Person aus Deutschland mitgeschickt wird. Ob der Auftrag dann allerdings noch erteilt wird?
Zur Anonymität gezwungen: „Stringer“-Dasein in Kriegs- und Krisengebieten
Zunehmend berichten erfahrene Freie, dass sie zu Einsätzen im Ausland nur noch geschickt werden, wenn sie als namenlose „Stringer“ (englisch für freie Mitarbeiter im Schichtdienst) in Kriegs- und Krisengebieten Material besorgen. Auch wenn das Bild- oder Filmmaterial von ihnen stammt, werden sie mit keinem Wort erwähnt. Kommt es zu gefährlichen Situationen und Zwangslagen, sind sie häufig auf sich allein gestellt, da sich der Sender bis zur Abnahme des Materials gar nicht als auftraggebende Stelle sieht. Botschaften und sonstige Ansprechpartner intervenieren nicht oder nicht rechtzeitig, weil die Betroffenen als unverantwortlich operierende Einzelgänger erscheinen und ihr professioneller Hintergrund mangels offizieller Unterstützung durch das Medienhaus auch nicht erkennbar ist. Trotz dieser unerträglichen Situation bleiben diese Freien am Ball, weil es mitunter die einzige Möglichkeit ist, um aus diesen Gebieten berichten und für Aufmerksamkeit sorgen zu können. Allerdings wird die Anonymität der eigentlichen Berichterstattenden von einigen Redaktionen auch noch dazu genutzt, um die Beiträge völlig umzufrisieren. In solchen Fällen stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit gefährlicher Auslandseinsätze in aller Schärfe – und natürlich die Frage nach Qualität und Wahrhaftigkeit im Mediengeschäft.
Korrespondenz in eigener Mission
Weil die Bürokratien von Sendern und anderen Medienhäusern Dienstreisen ins Ausland zunehmend ungern bewilligen, ziehen Freie immer häufiger auf eigene Faust los. Flugkosten, Unterkunft, Reisekosten vor Ort und Spesen sind hier zunächst einmal Investitionskosten, die wieder erwirtschaftet werden müssen. Während diese Vorgehensweise für Freie in den Printmedien kaum refinanzierbar ist, können Freie an Rundfunksendern damit rechnen, dass die Rechnung mit einigem Glück noch knapp aufgehen kann. Manche Freie berichten allerdings, dass sie inzwischen fast immer draufzahlen.
Andere Freie kombinieren den ohnehin fälligen Urlaub mit einer Reportage, die in der Heimat in Auftrag gegeben wurde, ohne dass Fahrtkosten übernommen wurden. Problematisch an dieser Mischung aus privatem Glück und beruflichem Auftrag kann sein, dass die Versicherungssituation am Ende nicht immer geklärt ist.
Auch nicht unbekannt: Journalist/in für deutschsprachige Auslandsmedien
Weniger verbreitet, aber nicht unbekannt ist die Tätigkeit für deutschsprachige Medien im Ausland. Ob am Strand von Mallorca, auf griechischen Inseln oder im Golf von Thailand – deutsche Urlaubende sind stets dankbare Lesende interessanter Informationen, vorzugsweise natürlich hinsichtlich lokaler Reisemöglichkeiten. Kleine Redaktionsbüros beliefern Urlaubsregionen mit Zeitungen und Informationsblättern, die sie vor allem durch Anzeigen regionaler Hotels und Reiseveranstalter finanzieren. Zwar wird hier im Regelfall nicht umwerfend honoriert, allerdings ist das in Regionen mit geringen Lebenshaltungskosten und hohem Freizeitwert durchaus immer noch ein Geschäft.
Frei für Medien, die im Ausland nach Deutschland senden
In Straßburg für arte im deutschsprachigen Programm arbeiten, in Lyon entsprechend für Euro-News - das sind in erster Linie Angestellte. Doch arbeiten bei arte auch Freie, obwohl der Sender ihre Mitarbeit in Zukunft auf sechs Jahre limitieren will.
Selten: Frei für fremdsprachige Medien
Wer nicht in zweisprachigen Familien aufgewachsen ist, hat es meist schwer bei der Mitarbeit in fremdsprachigen Medien. Unmöglich ist es freilich nicht, wenn hart an den eigenen Sprachkenntnissen gearbeitet wird: Ob bei CNN in Atlanta oder bei der BBC – auch hier sind schon deutsche Mitarbeiter gesichtet worden.
Home Office total: „Im Ausland im Inland“
Zugenommen hat auch Zahl derjenigen, die „im Ausland im Inland“ arbeiten. Sprich: Online-Freie, deren Arbeitsort völlig unwichtig ist, weil sie ihre Beiträge digital über E-Mail zuliefern oder gleich direkt im Content Management System des Senders arbeiten. Den Abnehmenden ist der Aufenthaltsort ihrer freien Mitarbeiter oft gleichgültig, denn wesentliche Fakten lassen sich online recherchieren: Wer in einer deutschen Datenbank über Wirtschaftsfragen recherchieren will, kann auch in Sydney sitzen. Eine Hürde kann aber die Datenschutz-Grundverordnung sein. Während der Arbeitsplatz in westlich ausgerichteten Demokratien meist kein Problem ist, haben viele Sender Probleme damit, wenn ihre Freien dauerhaft in lupenreinen Diktaturen zuhause sind.
Beiträge aus dem Inland ins Ausland
Spezialisierte Büros in Deutschland verstehen sich explizit als Informationslieferanten für Medien im Ausland. Wichtige Voraussetzung dabei ist die vorzügliche Beherrschung der ausländischen Sprache, so dass hier vor allem Muttersprachliche und Freie profitieren, die längere Auslandsaufenthalte hinter sich haben. Mit der Perfektionierung von Übersetzungssoftware können sich aber auch ambitionierte Nicht-Muttersprachliche in diesen Markt wagen.
Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-08-09 22:20:58
Inhalt der Änderung
Typisch: Auslandskorrespondenz
Wer im Ausland journalistisch arbeitet, wird in den meisten Fällen für Medien in der Heimat tätig. Als Korrespondenz im festem Gastland werden nationale oder regionale Themen betreut und Beiträge an verschiedene Zeitungen, Zeitschriften, Sender, Online-Medien, institutionelle Auftraggeber und Firmen verkauft.
Auslandskorrespondenz: Frei oder fest?
Für eine Tätigkeit im Ausland ist eine freie Mitarbeit aber nicht immer notwendig: Wer von Sendern oder großen Zeitungen ins Ausland geschickt wird, kann durchaus als angestellt anzusehen sein. Das gilt vor allem dann, wenn vorher ein Arbeitsverhältnis im Inland bestanden hat und die zukünftige Zusammenarbeit eng und ausschließlich für die bisherige Firma fortgesetzt wird. So sehen die Tarifverträge für fest Angestellte bei Tageszeitungen, Zeitschriften und Rundfunkanstalten explizit vor, dass auch im Ausland für das Inland tätige Angestellte vom Geltungsbereich erfasst sind. Wer also unter dem Status "Frei" ins Ausland geschickt werden soll, kann deswegen auch einmal nachverhandeln und vielleicht eine Festanstellung erreichen. Denn die aufenthaltsrechtliche Situation von Angestellten ist im Ausland meist einfacher, denn der Status "Selbständig" wirkt auf manche Gaststaaten als wirtschaftlich ungesichert, und Personen mit unsicherer sozialer Situation sind häufig nicht so sehr erwünscht.
Kurzeinsätze
„Wir brauchen dringend eine frei tätige Person, die wir in den Irak schicken können, in Ihrer Datenbank haben wir aber noch keinen gefunden.“ Dieser Anruf eines regionalen Radiosenders erreichte die DJV-Geschäftsstelle wohlgemerkt einen Tag nach Ausbruch des Irak-Kriegs im Jahr 2003. Zu diesem Zeitpunkt war schon lange klar, dass es einen Einsatz geben würde: Spontanität ist aber von jeher in vielen Redaktionen Trumpf. Kritische Menschen würden es natürlich auch einfach Planlosigkeit nennen. Ein plötzlicher Einfall eines Radioredakteurs, der noch Reste im Honoraretat aufgetan hat, ein Angebot einer karitativen Organisation oder eines Wirtschaftsverbands, der noch einige Plätze im Flugzeug frei hat und seine Aktivitäten doch gerne auch in der Presse gewürdigt sehen will. Manch eine Kollegin winkt nur noch ab, wenn solche Angebote im Pressekorb liegen.
Kurzeinsätze sollten auch bei scheinbar attraktiven Reisezielen mit dem spitzen Bleistift gerechnet werden. Die auftraggebende Stelle sollte klar und deutlich bestätigen,
- in welcher Höhe und Klasse Flug- und sonstige Reisekosten übernommen werden,
- welche Hotels gebucht werden dürfen,
- dass Impf- und Vorsorgekosten übernommen werden,
- dass eventuelle Kosten für Kurztrainings getragen werden,
- wie die Regelung bei Krankheit und Rücktransport lautet,
- welche Kostenübernahme bei Buchung von Ortskräften besteht (häufig als Stringer bezeichnet).
- In vielen Ländern ist ein eigener Mietwagen eine Unmöglichkeit, weswegen ein Taxi für den ganzen Tag zu mieten ist: Wer trägt diese Kosten?
- Der eigene Tagessatz muss realistisch kalkuliert sein. Wer Kosten selber trägt, muss darauf achten, dass die Reise vom Finanzamt nicht als touristisch und damit privat eingestuft werden kann.
Fallschirm-Korrespondenz
In einer kurzatmigen Mediengesellschaft, die, von Outsourcing und Renditedenken getrieben, keine ständige Auslandskorrespondenzen mehr finanzieren will, wird der „Fallschirm-Korrespondent“ zunehmend zum Normalfall. Ahnungs-, respekt- und ruhelos fallen diese journalistisch Entsandten von heute auf morgen ohne Ortskenntnis in Krisen- und Kriegsgebieten in einem beliebigen Teil der Erde ein, keilen vor Ort irgendwelche Freien („Stringer“) als Kamera- oder Organisationsteams, liefern in wenigen Tagen einige O-Töne und vor allem ihr eigenes Bild ab. Mit Authentizität, Recherche und unabhängigem Journalismus hat das meist nur wenig zu tun, weil die kurzfristig gebuchten Kräfte häufig aus dem Personalbestand von Staatsmedien oder vergleichbaren beherrschenden Privatmedien stammen und damit nicht unbedingt die Orte aufsuchen werden, wo die wirklich unangenehmen Themen zu finden sind. Dennoch schaffen die Medien es, mit der immergleichen Person beim Medienkonsumenten Vertrauen zu schaffen, da diese in dem immer wiederkehrenden Gesicht vor wechselnden Länderkulissen Beständigkeit und Struktur sehen, die von fest vor Ort tätigen Personen wegen der fehlenden oder kurzen Sendezeiten schon gar nicht mehr erzeugt werden können. Für den Fallschirm-Korrespondenten selbst können solche Aufträge lukrativ sein. Wer seinen Beruf allerdings ernst nimmt, wird solche Aufträge allerdings eher ablehnen oder sein Nichtwissen durch (dann unbezahlte) Eigenbemühungen beheben, indem in kürzester Zeit erheblicher Stoff nachgeholt werden muss. Besser wäre es freilich, in solchen Fällen gleich darauf zu bestehen, dass eine ortskundige Person aus Deutschland mitgeschickt wird. Ob der Auftrag dann allerdings noch erteilt wird?
Zur Anonymität gezwungen: „Stringer“-Dasein in Kriegs- und Krisengebieten
Zunehmend berichten erfahrene Freie, dass sie zu Einsätzen im Ausland nur noch geschickt werden, wenn sie als namenlose „Stringer“ (englisch für freie Mitarbeiter im Schichtdienst) in Kriegs- und Krisengebieten Material besorgen. Auch wenn das Bild- oder Filmmaterial von ihnen stammt, werden sie mit keinem Wort erwähnt. Kommt es zu gefährlichen Situationen und Zwangslagen, sind sie häufig auf sich allein gestellt, da sich der Sender bis zur Abnahme des Materials gar nicht als auftraggebende Stelle sieht. Botschaften und sonstige Ansprechpartner intervenieren nicht oder nicht rechtzeitig, weil die Betroffenen als unverantwortlich operierende Einzelgänger erscheint und ihr professioneller Hintergrund mangels offizieller Unterstützung durch das Medienhaus auch nicht erkennbar ist. Trotz dieser unerträglichen Situation bleiben diese Freien am Ball, weil es mitunter die einzige Möglichkeit ist, um aus diesen Gebieten berichten und für Aufmerksamkeit sorgen zu können. Allerdings wird die Anonymität der eigentlichen Berichterstattenden von einigen Redaktionen auch noch dazu genutzt, um die Beiträge völlig umzufrisieren. In solchen Fällen stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit gefährlicher Auslandseinsätze in aller Schärfe – und natürlich die Frage nach Qualität und Wahrhaftigkeit im Mediengeschäft.
Korrespondenz in eigener Mission
Weil die Bürokratien von Sendern und anderen Medienhäusern Dienstreisen ins Ausland zunehmend ungern bewilligen, ziehen Freie immer häufiger auf eigene Faust los. Flugkosten, Unterkunft, Reisekosten vor Ort und Spesen sind hier zunächst einmal Investitionskosten, die wieder erwirtschaftet werden müssen. Während diese Vorgehensweise für Freie in den Printmedien kaum refinanzierbar ist, können Freie an Rundfunksendern damit rechnen, dass die Rechnung mit einigem Glück noch knapp aufgehen kann. Manche Freie berichten allerdings, dass sie inzwischen fast immer draufzahlen.
Andere Freie kombinieren den ohnehin fälligen Urlaub mit einer Reportage, die in der Heimat in Auftrag gegeben wurde, ohne dass Fahrtkosten übernommen wurden. Problematisch an dieser Mischung aus privatem Glück und beruflichem Auftrag kann sein, dass die Versicherungssituation am Ende nicht immer geklärt ist.
Auch nicht unbekannt: Journalist/in für deutschsprachige Auslandsmedien
Weniger verbreitet, aber nicht unbekannt ist die Tätigkeit für deutschsprachige Medien im Ausland. Ob am Strand von Mallorca, auf griechischen Inseln oder im Golf von Thailand – deutsche Urlaubende sind stets dankbare Lesende interessanter Informationen, vorzugsweise natürlich hinsichtlich lokaler Reisemöglichkeiten. Kleine Redaktionsbüros beliefern Urlaubsregionen mit Zeitungen und Informationsblättern, die sie vor allem durch Anzeigen regionaler Hotels und Reiseveranstalter finanzieren. Zwar wird hier im Regelfall nicht umwerfend honoriert, allerdings ist das in Regionen mit geringen Lebenshaltungskosten und hohem Freizeitwert durchaus immer noch ein Geschäft.
Frei für Medien, die im Ausland nach Deutschland senden
In Straßburg für arte im deutschsprachigen Programm arbeiten, in Lyon entsprechend für Euro-News - das sind in erster Linie Angestellte. Doch arbeiten bei arte auch Freie, obwohl der Sender ihre Mitarbeit in Zukunft auf sechs Jahre limitieren will.
Selten: Frei für fremdsprachige Medien
Wer nicht in zweisprachigen Familien aufgewachsen ist, hat es meist schwer bei der Mitarbeit in fremdsprachigen Medien. Unmöglich ist es freilich nicht, wenn hart an den eigenen Sprachkenntnissen gearbeitet wird: Ob bei CNN in Atlanta oder bei der BBC – auch hier sind schon deutsche Mitarbeiter gesichtet worden.
Home Office total: „Im Ausland im Inland“
Zugenommen hat auch Zahl derjenigen, die „im Ausland im Inland“ arbeiten. Sprich: Online-Freie, deren Arbeitsort völlig unwichtig ist, weil sie ihre Beiträge digital über E-Mail zuliefern oder gleich direkt im Content Management System des Senders arbeiten. Den Abnehmenden ist der Aufenthaltsort ihrer freien Mitarbeiter oft gleichgültig, denn wesentliche Fakten lassen sich online recherchieren: Wer in einer deutschen Datenbank über Wirtschaftsfragen recherchieren will, kann auch in Sydney sitzen. Eine Hürde kann aber die Datenschutz-Grundverordnung sein. Während der Arbeitsplatz in westlich ausgerichteten Demokratien meist kein Problem ist, haben viele Sender Probleme damit, wenn ihre Freien dauerhaft in lupenreinen Diktaturen zuhause sind.
Beiträge aus dem Inland ins Ausland
Spezialisierte Büros in Deutschland verstehen sich explizit als Informationslieferanten für Medien im Ausland. Wichtige Voraussetzung dabei ist die vorzügliche Beherrschung der ausländischen Sprache, so dass hier vor allem Muttersprachliche und Freie profitieren, die längere Auslandsaufenthalte hinter sich haben. Mit der Perfektionierung von Übersetzungssoftware können sich aber auch ambitionierte Nicht-Muttersprachliche in diesen Markt wagen.
Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-08-09 22:18:58
Inhalt der Änderung
Typisch: Auslandskorrespondenz
Wer im Ausland journalistisch arbeitet, wird in den meisten Fällen für Medien in der Heimat tätig. Als Korrespondenz im festem Gastland werden nationale oder regionale Themen betreut und Beiträge an verschiedene Zeitungen, Zeitschriften, Sender, Online-Medien, institutionelle Auftraggeber und Firmen verkauft.
Auslandskorrespondenz: Frei oder fest?
Für eine Tätigkeit im Ausland ist eine freie Mitarbeit aber nicht immer notwendig: Wer von Sendern oder großen Zeitungen ins Ausland geschickt wird, kann durchaus als angestellt anzusehen sein. Das gilt vor allem dann, wenn vorher ein Arbeitsverhältnis im Inland bestanden hat und die zukünftige Zusammenarbeit eng und ausschließlich für die bisherige Firma fortgesetzt wird. So sehen die Tarifverträge für fest Angestellte bei Tageszeitungen, Zeitschriften und Rundfunkanstalten explizit vor, dass auch im Ausland für das Inland tätige Angestellte vom Geltungsbereich erfasst sind. Wer also unter dem Status "Frei" ins Ausland geschickt werden soll, kann deswegen auch einmal nachverhandeln und vielleicht eine Festanstellung erreichen. Denn die aufenthaltsrechtliche Situation von Angestellten ist im Ausland meist einfacher, denn der Status "Selbständig" wirkt auf manche Gaststaaten als wirtschaftlich ungesichert, und Personen mit unsicherer sozialer Situation sind häufig nicht so sehr erwünscht.
Kurzeinsätze
„Wir brauchen dringend einen frei tätige Person, die wir in den Irak schicken können, in Ihrer Datenbank haben wir aber noch keinen gefunden.“ Dieser Anruf eines regionalen Radiosenders erreichte die DJV-Geschäftsstelle wohlgemerkt einen Tag nach Ausbruch des Irak-Kriegs im Jahr 2003. Zu diesem Zeitpunkt war schon lange klar, dass es einen Einsatz geben würde: Spontanität ist aber von jeher in vielen Redaktionen Trumpf. Kritische Menschen würden es natürlich auch einfach Planlosigkeit nennen. Ein plötzlicher Einfall eines Radioredakteurs, der noch Reste im Honoraretat aufgetan hat, ein Angebot einer karitativen Organisation oder eines Wirtschaftsverbands, der noch einige Plätze im Flugzeug frei hat und seine Aktivitäten doch gerne auch in der Presse gewürdigt sehen will. Manch eine Kollegin winkt nur noch ab, wenn solche Angebote im Pressekorb liegen.
Kurzeinsätze sollten auch bei scheinbar attraktiven Reisezielen mit dem spitzen Bleistift gerechnet werden. Die auftraggebende Stelle sollte klar und deutlich bestätigen,
- in welcher Höhe und Klasse Flug- und sonstige Reisekosten übernommen werden,
- welche Hotels gebucht werden dürfen,
- dass Impf- und Vorsorgekosten übernommen werden,
- sowie eventuelle Kosten für Kurztrainings getragen werden,
- wie die Regelung bei Krankheit und Rücktransport lautet,
- welche Kostenübernahme bei Buchung von Ortskräften besteht (häufig als Stringer bezeichnet).
- In vielen Ländern ist ein eigener Mietwagen eine Unmöglichkeit, weswegen ein Taxi für den ganzen Tag zu mieten ist: Wer trägt diese Kosten?
- Der eigene Tagessatz muss realistisch kalkuliert sein. Wer Kosten selber trägt, muss darauf achten, dass die Reise vom Finanzamt nicht als touristisch und damit privat eingestuft werden kann.
Fallschirm-Korrespondenz
In einer kurzatmigen Mediengesellschaft, die, von Outsourcing und Renditedenken getrieben, keine ständige Auslandskorrespondenzen mehr finanzieren will, wird der „Fallschirm-Korrespondent“ zunehmend zum Normalfall. Ahnungs-, respekt- und ruhelos fallen diese journalistisch Entsandten von heute auf morgen ohne Ortskenntnis in Krisen- und Kriegsgebieten in einem beliebigen Teil der Erde ein, keilen vor Ort irgendwelche Freien („Stringer“) als Kamera- oder Organisationsteams, liefern in wenigen Tagen einige O-Töne und vor allem ihr eigenes Bild ab. Mit Authentizität, Recherche und unabhängigem Journalismus hat das meist nur wenig zu tun, weil die kurzfristig gebuchten Kräfte häufig aus dem Personalbestand von Staatsmedien oder vergleichbaren beherrschenden Privatmedien stammen und damit nicht unbedingt die Orte aufsuchen werden, wo die wirklich unangenehmen Themen zu finden sind. Dennoch schaffen die Medien es, mit der immergleichen Person beim Medienkonsumenten Vertrauen zu schaffen, da diese in dem immer wiederkehrenden Gesicht vor wechselnden Länderkulissen Beständigkeit und Struktur sehen, die von fest vor Ort tätigen Personen wegen der fehlenden oder kurzen Sendezeiten schon gar nicht mehr erzeugt werden können. Für den Fallschirm-Korrespondenten selbst können solche Aufträge lukrativ sein. Wer seinen Beruf allerdings ernst nimmt, wird solche Aufträge allerdings eher ablehnen oder sein Nichtwissen durch (dann unbezahlte) Eigenbemühungen beheben, indem in kürzester Zeit erheblicher Stoff nachgeholt werden muss. Besser wäre es freilich, in solchen Fällen gleich darauf zu bestehen, dass eine ortskundige Person aus Deutschland mitgeschickt wird. Ob der Auftrag dann allerdings noch erteilt wird?
Zur Anonymität gezwungen: „Stringer“-Dasein in Kriegs- und Krisengebieten
Zunehmend berichten erfahrene Freie, dass sie zu Einsätzen im Ausland nur noch geschickt werden, wenn sie als namenlose „Stringer“ (englisch für freie Mitarbeiter im Schichtdienst) in Kriegs- und Krisengebieten Material besorgen. Auch wenn das Bild- oder Filmmaterial von ihnen stammt, werden sie mit keinem Wort erwähnt. Kommt es zu gefährlichen Situationen und Zwangslagen, sind sie häufig auf sich allein gestellt, da sich der Sender bis zur Abnahme des Materials gar nicht als auftraggebende Stelle sieht. Botschaften und sonstige Ansprechpartner intervenieren nicht oder nicht rechtzeitig, weil die Betroffenen als unverantwortlich operierende Einzelgänger erscheint und ihr professioneller Hintergrund mangels offizieller Unterstützung durch das Medienhaus auch nicht erkennbar ist. Trotz dieser unerträglichen Situation bleiben diese Freien am Ball, weil es mitunter die einzige Möglichkeit ist, um aus diesen Gebieten berichten und für Aufmerksamkeit sorgen zu können. Allerdings wird die Anonymität der eigentlichen Berichterstattenden von einigen Redaktionen auch noch dazu genutzt, um die Beiträge völlig umzufrisieren. In solchen Fällen stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit gefährlicher Auslandseinsätze in aller Schärfe – und natürlich die Frage nach Qualität und Wahrhaftigkeit im Mediengeschäft.
Korrespondenz in eigener Mission
Weil die Bürokratien von Sendern und anderen Medienhäusern Dienstreisen ins Ausland zunehmend ungern bewilligen, ziehen Freie immer häufiger auf eigene Faust los. Flugkosten, Unterkunft, Reisekosten vor Ort und Spesen sind hier zunächst einmal Investitionskosten, die wieder erwirtschaftet werden müssen. Während diese Vorgehensweise für Freie in den Printmedien kaum refinanzierbar ist, können Freie an Rundfunksendern damit rechnen, dass die Rechnung mit einigem Glück noch knapp aufgehen kann. Manche Freie berichten allerdings, dass sie inzwischen fast immer draufzahlen.
Andere Freie kombinieren den ohnehin fälligen Urlaub mit einer Reportage, die in der Heimat in Auftrag gegeben wurde, ohne dass Fahrtkosten übernommen wurden. Problematisch an dieser Mischung aus privatem Glück und beruflichem Auftrag kann sein, dass die Versicherungssituation am Ende nicht immer geklärt ist.
Auch nicht unbekannt: Journalist/in für deutschsprachige Auslandsmedien
Weniger verbreitet, aber nicht unbekannt ist die Tätigkeit für deutschsprachige Medien im Ausland. Ob am Strand von Mallorca, auf griechischen Inseln oder im Golf von Thailand – deutsche Urlaubende sind stets dankbare Lesende interessanter Informationen, vorzugsweise natürlich hinsichtlich lokaler Reisemöglichkeiten. Kleine Redaktionsbüros beliefern Urlaubsregionen mit Zeitungen und Informationsblättern, die sie vor allem durch Anzeigen regionaler Hotels und Reiseveranstalter finanzieren. Zwar wird hier im Regelfall nicht umwerfend honoriert, allerdings ist das in Regionen mit geringen Lebenshaltungskosten und hohem Freizeitwert durchaus immer noch ein Geschäft.
Frei für Medien, die im Ausland nach Deutschland senden
In Straßburg für arte im deutschsprachigen Programm arbeiten, in Lyon entsprechend für Euro-News - das sind in erster Linie Angestellte. Doch arbeiten bei arte auch Freie, obwohl der Sender ihre Mitarbeit in Zukunft auf sechs Jahre limitieren will.
Selten: Frei für fremdsprachige Medien
Wer nicht in zweisprachigen Familien aufgewachsen ist, hat es meist schwer bei der Mitarbeit in fremdsprachigen Medien. Unmöglich ist es freilich nicht, wenn hart an den eigenen Sprachkenntnissen gearbeitet wird: Ob bei CNN in Atlanta oder bei der BBC – auch hier sind schon deutsche Mitarbeiter gesichtet worden.
Home Office total: „Im Ausland im Inland“
Zugenommen hat auch Zahl derjenigen, die „im Ausland im Inland“ arbeiten. Sprich: Online-Freie, deren Arbeitsort völlig unwichtig ist, weil sie ihre Beiträge digital über E-Mail zuliefern oder gleich direkt im Content Management System des Senders arbeiten. Den Abnehmenden ist der Aufenthaltsort ihrer freien Mitarbeiter oft gleichgültig, denn wesentliche Fakten lassen sich online recherchieren: Wer in einer deutschen Datenbank über Wirtschaftsfragen recherchieren will, kann auch in Sydney sitzen. Eine Hürde kann aber die Datenschutz-Grundverordnung sein. Während der Arbeitsplatz in westlich ausgerichteten Demokratien meist kein Problem ist, haben viele Sender Probleme damit, wenn ihre Freien dauerhaft in lupenreinen Diktaturen zuhause sind.
Beiträge aus dem Inland ins Ausland
Spezialisierte Büros in Deutschland verstehen sich explizit als Informationslieferanten für Medien im Ausland. Wichtige Voraussetzung dabei ist die vorzügliche Beherrschung der ausländischen Sprache, so dass hier vor allem Muttersprachliche und Freie profitieren, die längere Auslandsaufenthalte hinter sich haben. Mit der Perfektionierung von Übersetzungssoftware können sich aber auch ambitionierte Nicht-Muttersprachliche in diesen Markt wagen.
Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-08-09 22:17:04
Inhalt der Änderung
Typisch: Auslandskorrespondenz
Wer im Ausland journalistisch arbeitet, wird in den meisten Fällen für Medien in der Heimat tätig. Als Korrespondenz im festem Gastland werden nationale oder regionale Themen betreut und Beiträge an verschiedene Zeitungen, Zeitschriften, Sender, Online-Medien, institutionelle Auftraggeber und Firmen verkauft.
Auslandskorrespondenz: Frei oder fest?
Für eine Tätigkeit im Ausland ist eine freie Mitarbeit aber nicht immer notwendig: Wer von Sendern oder großen Zeitungen ins Ausland geschickt wird, kann durchaus als angestellt anzusehen sein. Das gilt vor allem dann, wenn vorher ein Arbeitsverhältnis im Inland bestanden hat und die zukünftige Zusammenarbeit eng und ausschließlich für die bisherige Firma fortgesetzt wird. So sehen die Tarifverträge für fest Angestellte bei Tageszeitungen, Zeitschriften und Rundfunkanstalten explizit vor, dass auch im Ausland für das Inland tätige Angestellte vom Geltungsbereich erfasst sind. Wer als unter dem Status "Frei" ins Ausland geschickt werden soll, kann deswegen auch einmal nach verhandeln und vielleicht eine Festanstellung erreichen. Denn die aufenthaltsrechtliche Situation von Angestellten ist im Ausland meist einfacher, denn der Status "Selbständig" wirkt auf manche Gaststaaten als wirtschaftlich ungesichert, und Personen mit unsicherer sozialer Situation sind häufig nicht so sehr erwünscht.
Kurzeinsätze
„Wir brauchen dringend einen frei tätige Person, die wir in den Irak schicken können, in Ihrer Datenbank haben wir aber noch keinen gefunden.“ Dieser Anruf eines regionalen Radiosenders erreichte die DJV-Geschäftsstelle wohlgemerkt einen Tag nach Ausbruch des Irak-Kriegs im Jahr 2003. Zu diesem Zeitpunkt war schon lange klar, dass es einen Einsatz geben würde: Spontanität ist aber von jeher in vielen Redaktionen Trumpf. Kritische Menschen würden es natürlich auch einfach Planlosigkeit nennen. Ein plötzlicher Einfall eines Radioredakteurs, der noch Reste im Honoraretat aufgetan hat, ein Angebot einer karitativen Organisation oder eines Wirtschaftsverbands, der noch einige Plätze im Flugzeug frei hat und seine Aktivitäten doch gerne auch in der Presse gewürdigt sehen will. Manch eine Kollegin winkt nur noch ab, wenn solche Angebote im Pressekorb liegen.
Kurzeinsätze sollten auch bei scheinbar attraktiven Reisezielen mit dem spitzen Bleistift gerechnet werden. Die auftraggebende Stelle sollte klar und deutlich bestätigen,
- in welcher Höhe und Klasse Flug- und sonstige Reisekosten übernommen werden,
- welche Hotels gebucht werden dürfen,
- dass Impf- und Vorsorgekosten übernommen werden,
- sowie eventuelle Kosten für Kurztrainings getragen werden,
- wie die Regelung bei Krankheit und Rücktransport lautet,
- welche Kostenübernahme bei Buchung von Ortskräften besteht (häufig als Stringer bezeichnet).
- In vielen Ländern ist ein eigener Mietwagen eine Unmöglichkeit, weswegen ein Taxi für den ganzen Tag zu mieten ist: Wer trägt diese Kosten?
- Der eigene Tagessatz muss realistisch kalkuliert sein. Wer Kosten selber trägt, muss darauf achten, dass die Reise vom Finanzamt nicht als touristisch und damit privat eingestuft werden kann.
Fallschirm-Korrespondenz
In einer kurzatmigen Mediengesellschaft, die, von Outsourcing und Renditedenken getrieben, keine ständige Auslandskorrespondenzen mehr finanzieren will, wird der „Fallschirm-Korrespondent“ zunehmend zum Normalfall. Ahnungs-, respekt- und ruhelos fallen diese journalistisch Entsandten von heute auf morgen ohne Ortskenntnis in Krisen- und Kriegsgebieten in einem beliebigen Teil der Erde ein, keilen vor Ort irgendwelche Freien („Stringer“) als Kamera- oder Organisationsteams, liefern in wenigen Tagen einige O-Töne und vor allem ihr eigenes Bild ab. Mit Authentizität, Recherche und unabhängigem Journalismus hat das meist nur wenig zu tun, weil die kurzfristig gebuchten Kräfte häufig aus dem Personalbestand von Staatsmedien oder vergleichbaren beherrschenden Privatmedien stammen und damit nicht unbedingt die Orte aufsuchen werden, wo die wirklich unangenehmen Themen zu finden sind. Dennoch schaffen die Medien es, mit der immergleichen Person beim Medienkonsumenten Vertrauen zu schaffen, da diese in dem immer wiederkehrenden Gesicht vor wechselnden Länderkulissen Beständigkeit und Struktur sehen, die von fest vor Ort tätigen Personen wegen der fehlenden oder kurzen Sendezeiten schon gar nicht mehr erzeugt werden können. Für den Fallschirm-Korrespondenten selbst können solche Aufträge lukrativ sein. Wer seinen Beruf allerdings ernst nimmt, wird solche Aufträge allerdings eher ablehnen oder sein Nichtwissen durch (dann unbezahlte) Eigenbemühungen beheben, indem in kürzester Zeit erheblicher Stoff nachgeholt werden muss. Besser wäre es freilich, in solchen Fällen gleich darauf zu bestehen, dass eine ortskundige Person aus Deutschland mitgeschickt wird. Ob der Auftrag dann allerdings noch erteilt wird?
Zur Anonymität gezwungen: „Stringer“-Dasein in Kriegs- und Krisengebieten
Zunehmend berichten erfahrene Freie, dass sie zu Einsätzen im Ausland nur noch geschickt werden, wenn sie als namenlose „Stringer“ (englisch für freie Mitarbeiter im Schichtdienst) in Kriegs- und Krisengebieten Material besorgen. Auch wenn das Bild- oder Filmmaterial von ihnen stammt, werden sie mit keinem Wort erwähnt. Kommt es zu gefährlichen Situationen und Zwangslagen, sind sie häufig auf sich allein gestellt, da sich der Sender bis zur Abnahme des Materials gar nicht als auftraggebende Stelle sieht. Botschaften und sonstige Ansprechpartner intervenieren nicht oder nicht rechtzeitig, weil die Betroffenen als unverantwortlich operierende Einzelgänger erscheint und ihr professioneller Hintergrund mangels offizieller Unterstützung durch das Medienhaus auch nicht erkennbar ist. Trotz dieser unerträglichen Situation bleiben diese Freien am Ball, weil es mitunter die einzige Möglichkeit ist, um aus diesen Gebieten berichten und für Aufmerksamkeit sorgen zu können. Allerdings wird die Anonymität der eigentlichen Berichterstattenden von einigen Redaktionen auch noch dazu genutzt, um die Beiträge völlig umzufrisieren. In solchen Fällen stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit gefährlicher Auslandseinsätze in aller Schärfe – und natürlich die Frage nach Qualität und Wahrhaftigkeit im Mediengeschäft.
Korrespondenz in eigener Mission
Weil die Bürokratien von Sendern und anderen Medienhäusern Dienstreisen ins Ausland zunehmend ungern bewilligen, ziehen Freie immer häufiger auf eigene Faust los. Flugkosten, Unterkunft, Reisekosten vor Ort und Spesen sind hier zunächst einmal Investitionskosten, die wieder erwirtschaftet werden müssen. Während diese Vorgehensweise für Freie in den Printmedien kaum refinanzierbar ist, können Freie an Rundfunksendern damit rechnen, dass die Rechnung mit einigem Glück noch knapp aufgehen kann. Manche Freie berichten allerdings, dass sie inzwischen fast immer draufzahlen.
Andere Freie kombinieren den ohnehin fälligen Urlaub mit einer Reportage, die in der Heimat in Auftrag gegeben wurde, ohne dass Fahrtkosten übernommen wurden. Problematisch an dieser Mischung aus privatem Glück und beruflichem Auftrag kann sein, dass die Versicherungssituation am Ende nicht immer geklärt ist.
Auch nicht unbekannt: Journalist/in für deutschsprachige Auslandsmedien
Weniger verbreitet, aber nicht unbekannt ist die Tätigkeit für deutschsprachige Medien im Ausland. Ob am Strand von Mallorca, auf griechischen Inseln oder im Golf von Thailand – deutsche Urlaubende sind stets dankbare Lesende interessanter Informationen, vorzugsweise natürlich hinsichtlich lokaler Reisemöglichkeiten. Kleine Redaktionsbüros beliefern Urlaubsregionen mit Zeitungen und Informationsblättern, die sie vor allem durch Anzeigen regionaler Hotels und Reiseveranstalter finanzieren. Zwar wird hier im Regelfall nicht umwerfend honoriert, allerdings ist das in Regionen mit geringen Lebenshaltungskosten und hohem Freizeitwert durchaus immer noch ein Geschäft.
Frei für Medien, die im Ausland nach Deutschland senden
In Straßburg für arte im deutschsprachigen Programm arbeiten, in Lyon entsprechend für Euro-News - das sind in erster Linie Angestellte. Doch arbeiten bei arte auch Freie, obwohl der Sender ihre Mitarbeit in Zukunft auf sechs Jahre limitieren will.
Selten: Frei für fremdsprachige Medien
Wer nicht in zweisprachigen Familien aufgewachsen ist, hat es meist schwer bei der Mitarbeit in fremdsprachigen Medien. Unmöglich ist es freilich nicht, wenn hart an den eigenen Sprachkenntnissen gearbeitet wird: Ob bei CNN in Atlanta oder bei der BBC – auch hier sind schon deutsche Mitarbeiter gesichtet worden.
Home Office total: „Im Ausland im Inland“
Zugenommen hat auch Zahl derjenigen, die „im Ausland im Inland“ arbeiten. Sprich: Online-Freie, deren Arbeitsort völlig unwichtig ist, weil sie ihre Beiträge digital über E-Mail zuliefern oder gleich direkt im Content Management System des Senders arbeiten. Den Abnehmenden ist der Aufenthaltsort ihrer freien Mitarbeiter oft gleichgültig, denn wesentliche Fakten lassen sich online recherchieren: Wer in einer deutschen Datenbank über Wirtschaftsfragen recherchieren will, kann auch in Sydney sitzen. Eine Hürde kann aber die Datenschutz-Grundverordnung sein. Während der Arbeitsplatz in westlich ausgerichteten Demokratien meist kein Problem ist, haben viele Sender Probleme damit, wenn ihre Freien dauerhaft in lupenreinen Diktaturen zuhause sind.
Beiträge aus dem Inland ins Ausland
Spezialisierte Büros in Deutschland verstehen sich explizit als Informationslieferanten für Medien im Ausland. Wichtige Voraussetzung dabei ist die vorzügliche Beherrschung der ausländischen Sprache, so dass hier vor allem Muttersprachliche und Freie profitieren, die längere Auslandsaufenthalte hinter sich haben. Mit der Perfektionierung von Übersetzungssoftware können sich aber auch ambitionierte Nicht-Muttersprachliche in diesen Markt wagen.
Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-08-09 22:16:15
Inhalt der Änderung
Typisch: Auslandskorrespondenz
Wer im Ausland journalistisch arbeitet, wird in den meisten Fällen für Medien in der Heimat tätig. Als Korrespondenz im festem Gastland werden nationale oder regionale Themen betreut und Beiträge an verschiedene Zeitungen, Zeitschriften, Sender, Online-Medien, institutionelle Auftraggeber und Firmen verkauft.
Auslandskorrespondenz: Frei oder fest?
Für eine Tätigkeit im Ausland ist eine freie Mitarbeit aber nicht immer notwendig: Wer von Sendern oder großen Zeitungen ins Ausland geschickt wird, kann durchaus als angestellt anzusehen sein. Das gilt vor allem dann, wenn vorher ein Arbeitsverhältnis im Inland bestanden hat und die zukünftige Zusammenarbeit eng und ausschließlich für die bisherige Firma fortgesetzt wird. So sehen die Tarifverträge für fest Angestellte bei Tageszeitungen, Zeitschriften und Rundfunkanstalten explizit vor, dass auch im Ausland für das Inland tätige Angestellte vom Geltungsbereich erfasst sind. Wer als unter dem Status "Frei" ins Ausland geschickt werden soll, kann deswegen auch einmal nach verhandeln und vielleicht eine Festanstellung erreichen. Denn die aufenthaltsrechtliche Situation von Angestellten ist im Ausland meist einfacher, denn der Status "Selbständig" wirkt auf manche Gaststaaten als wirtschaftlich ungesichert, und Personen mit unsicherer sozialer Situation sind häufig nicht so sehr erwünscht.
Kurzeinsätze
„Wir brauchen dringend einen frei tätige Person, die wir in den Irak schicken können, in Ihrer Datenbank haben wir aber noch keinen gefunden.“ Dieser Anruf eines regionalen Radiosenders erreichte die DJV-Geschäftsstelle wohlgemerkt einen Tag nach Ausbruch des Irak-Kriegs im Jahr 2003. Zu diesem Zeitpunkt war schon lange klar, dass es einen Einsatz geben würde: Spontanität ist aber von jeher in vielen Redaktionen Trumpf. Kritische Menschen würden es natürlich auch einfach Planlosigkeit nennen. Ein plötzlicher Einfall eines Radioredakteurs, der noch Reste im Honoraretat aufgetan hat, ein Angebot einer karitativen Organisation oder eines Wirtschaftsverbands, der noch einige Plätze im Flugzeug frei hat und seine Aktivitäten doch gerne auch in der Presse gewürdigt sehen will. Manch eine Kollegin winkt nur noch ab, wenn solche Angebote im Pressekorb liegen.
Kurzeinsätze sollten auch bei scheinbar attraktiven Reisezielen mit dem spitzen Bleistift gerechnet werden. Die auftraggebende Stelle sollte klar und deutlich bestätigen,
- in welcher Höhe und Klasse Flug- und sonstige Reisekosten übernommen werden,
- welche Hotels gebucht werden dürfen,
- dass Impf- und Vorsorgekosten übernommen werden,
- sowie eventuelle Kosten für Kurztrainings getragen werden,
- wie die Regelung bei Krankheit und Rücktransport lautet,
- welche Kostenübernahme bei Buchung von Ortskräften besteht (häufig als Stringer bezeichnet).
- In vielen Ländern ist ein eigener Mietwagen eine Unmöglichkeit, weswegen ein Taxi für den ganzen Tag zu mieten ist: Wer trägt diese Kosten?
- Der eigene Tagessatz muss realistisch kalkuliert sein. Wer Kosten selber trägt, muss darauf achten, dass die Reise vom Finanzamt nicht als touristisch und damit privat eingestuft werden kann.
Fallschirm-Korrespondenz
In einer kurzatmigen Mediengesellschaft, die, von Outsourcing und Renditedenken getrieben, keine ständige Auslandskorrespondenzen mehr finanzieren will, wird der „Fallschirm-Korrespondent“ zunehmend zum Normalfall. Ahnungs-, respekt- und ruhelos fallen diese journalistisch Entsandten von heute auf morgen ohne Ortskenntnis in Krisen- und Kriegsgebieten in einem beliebigen Teil der Erde ein, keilen vor Ort irgendwelche Freien („Stringer“) als Kamera- oder Organisationsteams, liefern in wenigen Tagen einige O-Töne und vor allem ihr eigenes Bild ab. Mit Authentizität, Recherche und unabhängigem Journalismus hat das meist nur wenig zu tun, weil die kurzfristig gebuchten Kräfte häufig aus dem Personalbestand von Staatsmedien oder vergleichbaren beherrschenden Privatmedien stammen und damit nicht unbedingt die Orte aufsuchen werden, wo die wirklich unangenehmen Themen zu finden sind. Dennoch schaffen die Medien es, mit der immergleichen Person beim Medienkonsumenten Vertrauen zu schaffen, da diese in dem immer wiederkehrenden Gesicht vor wechselnden Länderkulissen Beständigkeit und Struktur sehen, die von fest vor Ort tätigen Personen wegen der fehlenden oder kurzen Sendezeiten schon gar nicht mehr erzeugt werden können. Für den Fallschirm-Korrespondenten selbst können solche Aufträge lukrativ sein. Wer seinen Beruf allerdings ernst nimmt, wird solche Aufträge allerdings eher ablehnen oder sein Nichtwissen durch (dann unbezahlte) Eigenbemühungen beheben, indem in kürzester Zeit erheblicher Stoff nachgeholt werden muss. Besser wäre es freilich, in solchen Fällen gleich darauf zu bestehen, dass eine ortskundige Person aus Deutschland mitgeschickt wird. Ob der Auftrag dann allerdings noch erteilt wird?
Zur Anonymität gezwungen: „Stringer“-Dasein in Kriegs- und Krisengebieten
Zunehmend berichten erfahrene Freie, dass sie zu Einsätzen im Ausland nur noch geschickt werden, wenn sie als namenlose „Stringer“ (englisch für freie Mitarbeiter im Schichtdienst) in Kriegs- und Krisengebieten Material besorgen. Auch wenn das Bild- oder Filmmaterial von ihnen stammt, werden sie mit keinem Wort erwähnt. Kommt es zu gefährlichen Situationen und Zwangslagen, sind sie häufig auf sich allein gestellt, da sich der Sender bis zur Abnahme des Materials gar nicht als auftraggebende Stelle sieht. Botschaften und sonstige Ansprechpartner intervenieren nicht oder nicht rechtzeitig, weil die Betroffenen als unverantwortlich operierende Einzelgänger erscheint und ihr professioneller Hintergrund mangels offizieller Unterstützung durch das Medienhaus auch nicht erkennbar ist. Trotz dieser unerträglichen Situation bleiben diese Freien am Ball, weil es mitunter die einzige Möglichkeit ist, um aus diesen Gebieten berichten und für Aufmerksamkeit sorgen zu können. Allerdings wird die Anonymität der eigentlichen Berichterstattenden von einigen Redaktionen auch noch dazu genutzt, um die Beiträge völlig umzufrisieren. In solchen Fällen stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit gefährlicher Auslandseinsätze in aller Schärfe – und natürlich die Frage nach Qualität und Wahrhaftigkeit im Mediengeschäft.
Korrespondenz in eigener Mission
Weil die Bürokratien von Sendern und anderen Medienhäusern Dienstreisen ins Ausland zunehmend ungern bewilligen, ziehen Freie immer häufiger auf eigene Faust los. Flugkosten, Unterkunft, Reisekosten vor Ort und Spesen sind hier zunächst einmal Investitionskosten, die wieder erwirtschaftet werden müssen. Während diese Vorgehensweise für Freie in den Printmedien kaum refinanzierbar ist, können Freie an Rundfunksendern damit rechnen, dass die Rechnung mit einigem Glück noch knapp aufgehen kann. Manche Freie berichten allerdings, dass sie inzwischen fast immer draufzahlen.
Andere Freie kombinieren den ohnehin fälligen Urlaub mit einer Reportage, die in der Heimat in Auftrag gegeben wurde, ohne dass Fahrtkosten übernommen wurden. Problematisch an dieser Mischung aus privatem Glück und beruflichem Auftrag kann sein, dass die Versicherungssituation am Ende nicht immer geklärt ist.
Auch nicht unbekannt: Journalist/in für deutschsprachige Auslandsmedien
Weniger verbreitet, aber nicht unbekannt ist die Tätigkeit für deutschsprachige Medien im Ausland. Ob am Strand von Mallorca, auf griechischen Inseln oder im Golf von Thailand – deutsche Urlaubende sind stets dankbare Lesende interessanter Informationen, vorzugsweise natürlich hinsichtlich lokaler Reisemöglichkeiten. Kleine Redaktionsbüros beliefern Urlaubsregionen mit Zeitungen und Informationsblättern, die sie vor allem durch Anzeigen regionaler Hotels und Reiseveranstalter finanzieren. Zwar wird hier im Regelfall nicht umwerfend honoriert, allerdings ist das in Regionen mit geringen Lebenshaltungskosten und hohem Freizeitwert durchaus immer noch ein Geschäft.
Frei für Medien, die im Ausland nach Deutschland senden
In Straßburg für arte im deutschsprachigen Programm arbeiten, in Lyon entsprechend für Euro-News - das sind in erster Linie Angestellte. Doch arbeiten bei arte auch Freie, obwohl der Sender ihre Mitarbeit in Zukunft auf sechs Jahre limitieren will.
Selten: Frei für fremdsprachige Medien
Wer nicht in zweisprachigen Familien aufgewachsen ist, hat es meist schwer bei der Mitarbeit in fremdsprachigen Medien. Unmöglich ist es freilich nicht, wenn hart an den eigenen Sprachkenntnissen gearbeitet wird: Ob bei CNN in Atlanta oder bei der BBC – auch hier sind schon deutsche Mitarbeiter gesichtet worden.
Home Office total: „Im Ausland im Inland“
Zugenommen hat auch Zahl derjenigen, die „im Ausland im Inland“ arbeiten. Sprich: Online-Freie, deren Arbeitsort völlig unwichtig ist, weil sie ihre Beiträge digital über E-Mail zuliefern oder gleich direkt im Content Management System des Senders arbeiten. Den Abnehmenden ist der Aufenthaltsort ihrer freien Mitarbeiter oft gleichgültig, denn wesentliche Fakten lassen sich online recherchieren: Wer in einer deutschen Datenbank über Wirtschaftsfragen recherchieren will, kann auch in Sydney sitzen. Eine Hürde kann aber die Datenschutz-Grundverordnung sein. Während der Arbeitsplatz in westlich ausgerichteten Demokratien meist kein Problem ist, haben viele Sender Probleme damit, wenn ihre Freien dauerhaft in lupenreinen Diktaturen zuhause sind.
Beiträge aus dem Inland ins Ausland
Spezialisierte Büros in Deutschland verstehen sich explizit als Informationslieferanten für Medien im Ausland. Wichtige Voraussetzung dabei ist die vorzügliche Beherrschung der ausländischen Sprache, so dass hier vor allem Muttersprachliche und Freie profitieren, die längere Auslandsaufenthalte hinter sich haben. Mit der Perfektionierung von Übersetzungssoftware können sich aber auch ambitionierte Nicht-Muttersprachliche in diesen Markt wagen.
Bearbeitung: Hans Werner Rodrian
Datum und Uhrzeit: 2023-08-09 22:15:55
Inhalt der Änderung
Typisch: Auslandskorrespondenz
Wer im Ausland journalistisch arbeitet, wird in den meisten Fällen für Medien in der Heimat tätig. Als Korrespondenz im festem Gastland werden nationale oder regionale Themen betreut und Beiträge an verschiedene Zeitungen, Zeitschriften, Sender, Online-Medien, institutionelle Auftraggeber und Firmen verkauft.
Auslandskorrespondenz: Frei oder fest?
Für eine Tätigkeit im Ausland ist eine freie Mitarbeit aber nicht immer notwendig: Wer von Sendern oder großen Zeitungen ins Ausland geschickt wird, kann durchaus als angestellt anzusehen sein. Das gilt vor allem dann, wenn vorher ein Arbeitsverhältnis im Inland bestanden hat und die zukünftige Zusammenarbeit eng und ausschließlich für die bisherige Firma fortgesetzt wird. So sehen die Tarifverträge für fest Angestellte bei Tageszeitungen, Zeitschriften und Rundfunkanstalten explizit vor, dass auch im Ausland für das Inland tätige Angestellte vom Geltungsbereich erfasst sind. Wer als unter dem Status "Frei" ins Ausland geschickt werden soll, kann deswegen auch einmal nach verhandeln und vielleicht eine Festanstellung erreichen. Denn die aufenthaltsrechtliche Situation von Angestellten ist im Ausland meist einfacher, denn der Status "Selbständig" wirkt auf manche Gaststaaten als wirtschaftlich ungesichert, und Personen mit unsicherer sozialer Situation sind häufig nicht so sehr erwünscht.
Kurzeinsätze
„Wir brauchen dringend einen frei tätige Person, die wir in den Irak schicken können, in Ihrer Datenbank haben wir aber noch keinen gefunden.“ Dieser Anruf eines regionalen Radiosenders erreichte die DJV-Geschäftsstelle wohlgemerkt einen Tag nach Ausbruch des Irak-Kriegs im Jahr 2003. Zu diesem Zeitpunkt war schon lange klar, dass es einen Einsatz geben würde: Spontanität ist aber von jeher in vielen Redaktionen Trumpf. Kritische Menschen würden es natürlich auch einfach Planlosigkeit nennen. Ein plötzlicher Einfall eines Radioredakteurs, der noch Reste im Honoraretat aufgetan hat, ein Angebot einer karitativen Organisation oder eines Wirtschaftsverbands, der noch einige Plätze im Flugzeug frei hat und seine Aktivitäten doch gerne auch in der Presse gewürdigt sehen will. Manch eine Kollegin winkt nur noch ab, wenn solche Angebote im Pressekorb liegen.
Kurzeinsätze sollten auch bei scheinbar attraktiven Reisezielen mit dem spitzen Bleistift gerechnet werden. Die auftraggebende Stelle sollte klar und deutlich bestätigen,
- in welcher Höhe und Klasse Flug- und sonstige Reisekosten übernommen werden,
- welche Hotels gebucht werden dürfen,
- dass Impf- und Vorsorgekosten übernommen werden,
- sowie eventuelle Kosten für Kurztrainings getragen werden,
- wie die Regelung bei Krankheit und Rücktransport lautet,
- welche Kostenübernahme bei Buchung von Ortskräften besteht (häufig als Stringer bezeichnet).
- In vielen Ländern ist ein eigener Mietwagen eine Unmöglichkeit, weswegen ein Taxi für den ganzen Tag zu mieten ist: Wer trägt diese Kosten?
- Der eigene Tagessatz muss realistisch kalkuliert sein. Wer Kosten selber trägt, muss darauf achten, dass die Reise vom Finanzamt nicht als touristisch und damit privat eingestuft werden kann.
Fallschirm-Korrespondenz
In einer kurzatmigen Mediengesellschaft, die, von Outsourcing und Renditedenken getrieben, keine ständige Auslandskorrespondenzen mehr finanzieren will, wird der „Fallschirm-Korrespondent“ zunehmend zum Normalfall. Ahnungs-, respekt- und ruhelos fallen diese journalistisch Entsandten von heute auf morgen ohne Ortskenntnis in Krisen- und Kriegsgebieten in einem beliebigen Teil der Erde ein, keilen vor Ort irgendwelche Freien („Stringer“) als Kamera- oder Organisationsteams, liefern in wenigen Tagen einige O-Töne und vor allem ihr eigenes Bild ab. Mit Authentizität, Recherche und unabhängigem Journalismus hat das meist nur wenig zu tun, weil die kurzfristig gebuchten Kräfte häufig aus dem Personalbestand von Staatsmedien oder vergleichbaren beherrschenden Privatmedien stammen und damit nicht unbedingt die Orte aufsuchen werden, wo die wirklich unangenehmen Themen zu finden sind. Dennoch schaffen die Medien es, mit der immergleichen Person beim Medienkonsumenten Vertrauen zu schaffen, da diese in dem immer wiederkehrenden Gesicht vor wechselnden Länderkulissen Beständigkeit und Struktur sehen, die von fest vor Ort tätigen Personen wegen der fehlenden oder kurzen Sendezeiten schon gar nicht mehr erzeugt werden können. Für den Fallschirm-Korrespondenten selbst können solche Aufträge lukrativ sein. Wer seinen Beruf allerdings ernst nimmt, wird solche Aufträge allerdings eher ablehnen oder sein Nichtwissen durch (dann unbezahlte) Eigenbemühungen beheben, indem in kürzester Zeit erheblicher Stoff nachgeholt werden muss. Besser wäre es freilich, in solchen Fällen gleich darauf zu bestehen, dass eine ortskundige Person aus Deutschland mitgeschickt wird. Ob der Auftrag dann allerdings noch erteilt wird?
Zur Anonymität gezwungen: „Stringer“-Dasein in Kriegs- und Krisengebieten
Zunehmend berichten erfahrene Freie, dass sie zu Einsätzen im Ausland nur noch geschickt werden, wenn sie als namenlose „Stringer“ (englisch für freie Mitarbeiter im Schichtdienst) in Kriegs- und Krisengebieten Material besorgen. Auch wenn das Bild- oder Filmmaterial von ihnen stammt, werden sie mit keinem Wort erwähnt. Kommt es zu gefährlichen Situationen und Zwangslagen, sind sie häufig auf sich allein gestellt, da sich der Sender bis zur Abnahme des Materials gar nicht als auftraggebende Stelle sieht. Botschaften und sonstige Ansprechpartner intervenieren nicht oder nicht rechtzeitig, weil die Betroffenen als unverantwortlich operierende Einzelgänger erscheint und ihr professioneller Hintergrund mangels offizieller Unterstützung durch das Medienhaus auch nicht erkennbar ist. Trotz dieser unerträglichen Situation bleiben diese Freien am Ball, weil es mitunter die einzige Möglichkeit ist, um aus diesen Gebieten berichten und für Aufmerksamkeit sorgen zu können. Allerdings wird die Anonymität der eigentlichen Berichterstattenden von einigen Redaktionen auch noch dazu genutzt, um die Beiträge völlig umzufrisieren. In solchen Fällen stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit gefährlicher Auslandseinsätze in aller Schärfe – und natürlich die Frage nach Qualität und Wahrhaftigkeit im Mediengeschäft.
Korrespondenz in eigener Mission
Weil die Bürokratien von Sendern und anderen Medienhäusern Dienstreisen ins Ausland zunehmend ungern bewilligen, ziehen Freie immer häufiger auf eigene Faust los. Flugkosten, Unterkunft, Reisekosten vor Ort und Spesen sind hier zunächst einmal Investitionskosten, die wieder erwirtschaftet werden müssen. Während diese Vorgehensweise für Freie in den Printmedien kaum refinanzierbar ist, können Freie an Rundfunksendern damit rechnen, dass die Rechnung mit einigem Glück noch knapp aufgehen kann. Manche Freie berichten allerdings, dass sie inzwischen fast immer draufzahlen.
Andere Freie kombinieren den ohnehin fälligen Urlaub mit einer Reportage, die in der Heimat in Auftrag gegeben wurde, ohne dass Fahrtkosten übernommen wurden. Problematisch an dieser Mischung aus privatem Glück und beruflichem Auftrag kann sein, dass die Versicherungssituation am Ende nicht immer geklärt ist.
Auch nicht unbekannt: Journalist/in für deutschsprachige Auslandsmedien
Weniger verbreitet, aber nicht unbekannt ist die Tätigkeit für deutschsprachige Medien im Ausland. Ob am Strand von Mallorca, auf griechischen Inseln oder im Golf von Thailand – deutsche Urlaubende sind stets dankbare Lesende interessanter Informationen, vorzugsweise natürlich hinsichtlich lokaler Reisemöglichkeiten. Kleine Redaktionsbüros beliefern Urlaubsregionen mit Zeitungen und Informationsblättern, die sie vor allem durch Anzeigen regionaler Hotels und Reiseveranstalter finanzieren. Zwar wird hier im Regelfall nicht umwerfend honoriert, allerdings ist das in Regionen mit geringen Lebenshaltungskosten und hohem Freizeitwert durchaus immer noch ein Geschäft.
Frei für Medien, die im Ausland nach Deutschland senden
In Straßburg für arte im deutschsprachigen Programm arbeiten, in Lyon entsprechend für Euro-News - das sind in erster Linie Angestellte. Doch arbeiten bei arte auch Freie, obwohl der Sender ihre Mitarbeit in Zukunft auf sechs Jahre limitieren will.
Selten: Frei für fremdsprachige Medien
Wer nicht in zweisprachigen Familien aufgewachsen ist, hat es meist schwer bei der Mitarbeit in fremdsprachigen Medien. Unmöglich ist es freilich nicht, wenn hart an den eigenen Sprachkenntnissen gearbeitet wird: Ob bei CNN in Atlanta oder bei der BBC – auch hier sind schon deutsche Mitarbeiter gesichtet worden.
Home Office total: „Im Ausland im Inland“
Zugenommen hat auch Zahl derjenigen, die „im Ausland im Inland“ arbeiten. Sprich: Online-Freie, deren Arbeitsort völlig unwichtig ist, weil sie ihre Beiträge digital über E-Mail zuliefern oder gleich direkt im Content Management System des Senders arbeiten. Den Abnehmenden ist der Aufenthaltsort ihrer freien Mitarbeiter oft gleichgültig, denn wesentliche Fakten lassen sich online recherchieren: Wer in einer deutschen Datenbank über Wirtschaftsfragen recherchieren will, kann auch in Sydney sitzen. Eine Hürde kann aber die Datenschutz-Grundverordnung sein. Während der Arbeitsplatz in westlich ausgerichteten Demokratien meist kein Problem ist, haben viele Sender Probleme damit, wenn ihre Freien dauerhaft in lupenreinen Diktaturen zuhause sind.
Beiträge aus dem Inland ins Ausland
Spezialisierte Büros in Deutschland verstehen sich explizit als Informationslieferanten für Medien im Ausland. Wichtige Voraussetzung dabei ist die vorzügliche Beherrschung der ausländischen Sprache, so dass hier vor allem Muttersprachliche und Freie profitieren, die längere Auslandsaufenthalte hinter sich haben. Mit der Perfektionierung von Übersetzungssoftware können sich aber auch ambitionierte Nicht-Muttersprachliche in diesen Markt wagen.