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10 Gründe, warum ich als freier Journalist arbeite

Hast du keinen Job gefunden? Das höre ich immer mal wieder – vor allem von Menschen, die mich und meine Arbeit nicht kennen. Sie denken, das Beste sei ein Angestelltenverhältnis mit einem „sicheren“ und regelmäßigen Einkommen. Ich kann, nachdem ich inzwischen 40 Jahre frei arbeite, nur antworten: Die angestellte Sicherheit ist ziemlich relativ – von den Redaktionen, zu denen die anderen aus meiner Journalistenschulklasse gewechselt sind, existiert die Mehrzahl nicht mehr. Aber ich will auch aus zehn anderen Gründen um kein Geld der Welt mit den Angestellten tauschen:

Inhaltsverzeichnis

1. Ich wähle meine Themen frei aus.

Ich kann über die Themen berichten, die mich interessieren und muss nicht die nehmen, die mir irgendwelche Vorgesetzten vorgeben.  In welcher Redaktion, in welchem Verlagshaus hätte ich die Möglichkeit, zu so unterschiedlichen Themen zu arbeiten? Ich bin ein stets aufs Neue neugieriger Mensch und kann mich dabei voll ausleben. Mein Arbeitsalltag wird nie langweilig. Spoiler: Ob ich meine Beiträge verkaufen kann, hängt in der Praxis natürlich davon ab, ob es dafür Abnehmer gibt und wie stark der Wettbewerb ist. Aber das spornt mich nur an.  

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2. Ich teile mir meine Arbeitszeit unabhängig ein.

Freie Journalisten arbeiten dann, wann sie wollen, und nicht, wenn sie müssen. Für mich ist das ein Segen. Ich bin ein fanatischer Skifahrer und kann seIber entscheiden, ob ich vormittags auf die Piste gehe und dafür nachmittags recherchiere, spätabends meine Texte schreibe und am nächsten Morgen länger schlafe. Wer von der Vereinbarkeit von Beruf und Familie spricht, der kommt momentan an freiberuflicher Arbeit eigentlich nicht vorbei. In der Zeit, als unsere Tochter noch klein war, konnte ich sie in den Hiphop-Kurs bringen und war mittags da, um ihr was zu essen zu machen. Und jetzt, wo ich älter werde, kann ich ganz nach Gusto kürzer treten und es langsam auslaufen lassen, statt von einem Tag auf den andern in Rente gehen zu müssen.

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3. Ich arbeite, wo ich will.

Ich muss nicht jeden Morgen irgendwo in einer Redaktion antreten. Ich brauche nicht mehr als meinen Laptop, Internet und ein paar faire Auftraggeber, die meine Arbeit auch finanziell wertschätzen. Das ist eine Flexibilität, die in vielen Lebensphasen einfach angenehm ist.

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4. Ich erstelle Inhalte, während andere in Konferenzen sitzen.

Festangestellte sind tagein tagaus damit beschäftigt zu planen, in Konferenzen zu sitzen, sich und freie Mitarbeiter abzustimmen – die klassische journalistische Arbeit gerät ins Hintertreffen.  Wir Freien stemmen in der Praxis 90 Prozent des Programms und der Zeitschriftenseiten. Die Festangestellten kümmern sich anschließend um die Technik, die Verwaltung, die Planung. Die wenigsten können noch selbst journalistische Beiträge machen.

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5. Ich bestimme meine Arbeitsabläufe selbst.

Ob ich für diesen Beitrag zum Interviewpartner fahre oder lieber telefoniere: das entscheide ich allein. Ich bin mein eigener Chef und habe die Unabhängigkeit, selbst zu bestimmen, ob ich diesen oder jenen Aspekt der Geschichte tiefer beleuchte. Ich entscheide selbst, welchen Aufwand ich bei der Recherche betreibe und wann mein Beitrag „rund“ ist und abgegeben werden kann. Das spart mir Stress, Streit und Frust. 

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6. Ich kann mich mit jedem Projekt neu erfinden.

Journalismus ist einer der abwechslungsreichsten Berufe überhaupt. Stillstand gibt es für uns  nicht. Wer sich mit der Medienlandschaft bewegt, hat gute Chancen, auch im größten Wandel weiter obenauf zu schwimmen. Wo sonst hast du die Freiheit, heute eine Reportage zu schreiben, morgen ein Radio-Feature zusammen zu stellen und übermorgen eine investigative Recherche anzustoßen? In den klassischen Bereichen wie Zeitschrift, Nachrichtenagentur und Fernsehen wird der Markt enger? Dafür tun sich neue Bereiche auf, die dringend auf uns journalistische Kräfte angewiesen sind: thematische Newsletter, Corporate Publishing, Social Media, Moderation. Und die Digitalisierung lässt täglich neue Formate entstehen.

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7. Ich bin nicht abhängig von einem Arbeitgeber.

Okay, ich habe auch Auftraggeber, und am Ende will ich natürlich, dass die zufrieden sind mit meinen Werken. Aber ich bin nicht abhängig von ihnen. Nicht von ihrer Willkür. Aber auch nicht von ihrer unternehmerischen Unfähigkeit und dem Risiko, dass sie ihr Geschäft an die Wand fahren und ihre Angestellten mit. Wenn der eine Auftraggeber pleite geht, bin ich längst beim nächsten. Denn alle wollen mich: den Profi, der die guten Geschichten erzählt. Der Fake News von echten Nachrichten unterscheiden kann. Der weiß, wie man recherchiert und sich kein X für ein U vormachen lässt.

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8. Ich muss mich nicht festlegen.

Das empfand ich vor allem am Anfang meiner journalistischen Karriere als wohltuend. Ich konnte vieles ausprobieren, meine Füße in die unterschiedlichsten Türen stellen, anderen mich und meine Arbeit präsentieren, ohne dass ich mich gleich festlegen musste. Ich hatte die Möglichkeit, mich in Ruhe zu orientieren. Und fand dann zu Themen und Bereichen, die mir am Anfang überhaupt nicht eingefallen wären.
Festlegen muss ich mich auch nicht, was die Auftraggeber angeht. Es gibt sehr nette (mit denen arbeite ich auch weiter gern zusammen) und es gibt die unangenehmen, die mir Bauchgrimmen bereiten und es immer besser wissen. Die dürfen ihre Inhalte gern ohne mich füllen. Denn auch das habe ich mit den Jahren festgestellt: Wenn ich einen „schlechten“ Auftraggeber aussortiert habe, kamen aus unerwarteten Ecken stets andere nach.

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9. Ich kann mein eigenes Business machen.

Okay, ich muss auch mein eigenes Business machen. Ich bin nicht nur Schreiber, sondern auch Verkäufer, Marketer, Steuerfachkraft, IT-Fachkraft. Aber ich muss mich dann auch über niemanden anderen aufregen als über mich selbst.

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10. Ich habe die Lizenz zum neugierig sein.

Für mich ist das schönste Beruf, den man sich vorstellen kann. (…) Wo hat man noch eine Lizenz zum neugierig sein? Zugegeben, dieser Spruch stammt  nicht von mir. Das Copyright liegt bei Uli Brenner, dem früheren Leiter der Deutschen Journalistenschule in München. Und er hat ja so recht!

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