Kontakte zu Medien aufbauen
Wenn du ins Ausland gehst, solltest du bereits ausgezeichnete Kontakte mit deutschen Medien haben. Sehr problematisch ist dagegen die Kontaktaufnahme mit deutschen Medien vom Ausland her: Wenn du hier noch keine zuverlässigen Kontakte hast, musst du dich häufig von den Redaktionen erstmal als zweifelhaft einstufen lassen. Erst recht gilt das für Freie am Berufsanfang, die erstmals journalistisch arbeiten wollen. Hier wird ein Kontakt erst zu intensivieren sein, wenn mit Pfunden gewuchert werden kann, beispielsweise mit bestimmten Insider-Informationen aus wichtigen Branchen, die auf dem Markt schlichtweg nicht existieren. Oder Reportagefotos, die sonst niemand hat.
Kontakte pflegen
Durch moderne Kommunikationsmittel macht es kaum einen Unterschied, ob ein Telefongespräch aus Kuala Lumpur oder Bottrop kommt. Wer Netzwerke und Kontakte auch schon in der Heimat pflegen konnte, kann das auch aus Los Angeles oder Tokio schaffen. Wichtig bleibt allerdings, sich bei den Redaktionen in der Heimat auch durch gelegentliche Treffen vor Ort in der Redaktion, durch Verabredungen zum Essen oder durch Kontakte bei Messen und anderen Veranstaltungen in Erinnerung zu halten und neue Projekte zu besprechen. Damit das bei den Redaktionen nicht zu dramatisch wirkt, schadet es nicht, den Anlass ein wenig herunterzuspielen („Ich bin gerade privat in Deutschland und werde zufälligerweise nächste Woche in Ihrer Nähe sein, hätten Sie Zeit für ein Schwätzchen?“).
Themenbereiche besetzen
Auch für Auslandsberichte gilt: Was jede Person machen kann, bringt wenig Geld. Der x-te Bericht aus dem Südwesten der USA oder Nahaufnahmen von Kochkursen in Chiang Mai werden die Kasse so wenig füllen wie ein Bericht über Stierkämpfe in Pamplona. Nur mit einem sehr spezifischen Profil lässt es sich dauerhaft in Konkurrenz mit anderen Auslands-Freien oder Hobbyschreibenden überleben. Eine bittere Erfahrung kann sein, wenn Redaktionen immer wieder nur Klischees bedient wissen wollen, die in der Heimat beliebt, mit der Lebenswirklichkeit im Ausland nur wenig zu tun haben. Manche Freien wenden sich deswegen von Tagespresse und Publikumszeitschriften ab und produzieren Spezialdienste (Newsletter, Broschüren, Ratgeber, Websites) für Lesende im industriellen Bereich. Denn bei den Verantwortlichen der Industrie-, Export- und Importnation Deutschland besteht ein hohes Interesse an realistischen Schilderungen über Vorgänge in der ausländischen Wirtschaft, vor allem Spezialbranchen, über die kein ausländisches Redaktionsbüro und keine Agentur berichten. Infos aus der Milch- oder Automobilwirtschaft haben auf diese Weise einen erheblich höheren Marktwert als der Bericht über Streiks in koreanischen Krankenhäusern, von denen kaum eine Redaktion wirklich etwas wissen will: traurig, aber wahr. Wer dennoch darüber berichten will, muss sich damit abfinden, dass diese Berichte nur in schlecht bis gar nicht honorierenden Sozialmagazinen zu platzieren sind, und das eigentliche Geld mit anderen Aufträgen zu verdienen ist – den „Brotjobs“.
Bürokosten einplanen
Wer nicht frei in den (wenigen) Auslandsbüros von Medienhäusern arbeitet, sondern ein eigenes Journalismusbüro anstrebt, muss mit den horrenden Mietpreisen in den Metropolen rechnen, die für Personen aus dem Ausland manchmal zusätzliche Restriktionen vorsehen. Am besten wird es vermutlich sein, die Anmietung eines Büros über ein ortsansässiges Makeleiunternehmen vorzunehmen, das sich explizit auf ausländische Geschäftskunden spezialisiert hat. Die ungeregelte Untermiete ist auf keinen Fall zu empfehlen, wenn im jeweiligen Land die Presse nur ungern gesehen wird.
Kommunikationskosten reduzieren
In der Kalkulation dürfen Kommunikationskosten nicht fehlen: Auch im Internetzeitalter empfiehlt sich das Telefon als Mittel der Auftragsakquise bzw. des Beitragsverkaufs. Mittlerweile ist in vielen Ländern die Telekommunikation über Mobilfunk, Festnetz und Internet (Skype, Whatsapp, Facetime etc.) erheblich billiger geworden. Oft ist der Kauf einer Handykarte vor Ort billiger als die Mitnahme des deutschen Vertrags ins Ausland. Nur in wenigen Ländern sind die Telekommunikationskosten noch ein wirklicher Kostenblock. In solchen Fällen sollte die Übernahme von Telefonkosten schon vorab mit den Redaktionen geklärt werden; die erklärte Bereitschaft einer Redaktion zu R-Gesprächen kann dann sehr hilfreich sein.
Wer ein Handy mit Triband- (besser noch: „Quadband“)-Funktion hat, dürfte in den meisten Ländern der Welt zurechtkommen. Vorher sollten allerdings die Roaming-Gebühren geprüft werden, insbesondere für Datenübertragungen (Internet/E-Mail). Manche Sondertarife müssen vorher extra gebucht werden.
Erfahrene Freie nehmen sicherheitshalber aber mehrere Handys bzw. SIM-Karten mit, um bei technischen Problemen oder Verlust durch Diebstahl weiterhin erreichbar zu bleiben.
Tipp: „Handy“ ist kein englischsprachiger Begriff, sondern (schlechtes) Deutsch. Verstanden wirst du im englischsprachigen Ausland nur, wenn du von cellphone oder mobile telephone sprichst.
Ein Satellitentelefon einplanen
Fernab der Metropolen gilt aber selbst in Industrienationen nach wie vor, dass die handelsüblichen Mobilverbindungen schnell schlappmachen. Ein zusätzliches Satellitenhandy ist dann die einzige Alternative. Für Satellitentelefone ist ein Vertrag mit dem jeweiligen Satellitenanbieters bzw. der Erwerb einer Prepaidkarte erforderlich.
Das Iridium-Telefonnetz besteht aus mehr als 60 Satelliten, die weltweite Erreichbarkeit garantieren sollen. Einzige Voraussetzung ist der Sichtkontakt zwischen Handy und Satellit. Daher funktioniert ein solches Handy nicht innerhalb von Gebäuden oder bei schlechter Wetterlage, es sei denn, man nutzt dafür spezielle Außenantennen oder – handlichere – Repeater. Die deutschen Telefongesellschaften bieten keinen Vertrag für Iridium-Handys an, vielmehr werden diese im Regelfall über Fachgeschäfte für Satellitentechnik oder – weil Satellitentelefonie gerade für Segelnde wichtig ist – über spezielle Segelgeschäfte vertrieben. Als Alternativen zu Iridium kommen Immarsat oder Thuraya in Betracht. Eine Übersicht über die unterschiedlichen Anbieter gibt es zum Beispiel beim Alpenverein, Firmen, die diese Produkte verkaufen oder – natürlich neutraler und professionell verfasst – kostenpflichtig hinter der Paywall: ein Beitrag vom Fachautor Michael Spehr in der FAZ.
Ein Satellitentelefon mieten statt kaufen
Eine Alternative zum Kauf kann die Anmietung eines Satellitentelefons sein (einfach in einer Suchmaschine eingeben „Satellitentelefon mieten“). Geprüft werden sollte, ob das Gerät über den Verleiher automatisch versichert ist. Versicherungsschutz kann dann bei Beschädigung oder Verlust beispielsweise durch unsachgemäße Handhabung, einfachem Diebstahl oder Abhandenkommen bestehen. Auf etwaige Selbstbeteiligungen, insbesondere bei Diebstahl, ist zu achten. Der Abschluss einer eigenen Versicherung ist aufgrund der hohen Kosten und der meist vereinbarten Selbstbeteiligung kaum zu empfehlen. Wer längerfristig im Ausland unterwegs ist, sollte sich allerdings ein Gerät kaufen bzw. einen Langzeitvertrag abschließen.
Ausrüstungs-Probleme mit dem Zoll vermeiden
Wenn du dich mit viel Equipment auf Reisen begibst, blühen dir möglicherweise Überraschungen beim Zoll deines Zielortes. Dieser winkt dich vielleicht und untersucht deine große Sammlung von Kamera, Foto-Objektiven und Beleuchtungsmitteln sehr aufmerksam. Denn statt journalistisch zu arbeiten, könnte dein Ziel prinzipiell auch sein, das Material gewinnbringend zu verkaufen. Daher solltest du bei Kontrollen durch den ausländischen Zoll bei Einreise die Seriennummern deiner Ausrüstungsgegenstände vorweisen können, damit bei Ausreise kontrolliert werden kann, ob du das Material nicht inzwischen verkauft hast. Dazu musst du dann in der Regel ein Formular ausfüllen, das du natürlich im Regelfall auch schon in Deutschland vor der Abfahrt downloaden und dem ausländischen Zoll vorweisen kannst (für die USA beispielsweise Form 4455, siehe dazu auch die Blogposts hier). Probleme mit dem Zoll kannst du umgekehrt aber auch wieder bei Einreise nach Deutschland bekommen. Denn kann es nicht sein, dass du deine teure Kamera sehr günstig in New York gekauft hast und jetzt Einfuhrzoll sparen willst? Um solche Probleme von vornherein zu vermeiden, nimmst du entweder Kopien der Quittungen für den Kauf deiner Geräte in Deutschland mit oder – noch besser – du füllst ein Formular für „Rückwaren“ aus, das der Zoll online bereit hält. In einem Blogbeitrag im Netz kannst du auch was dazu lesen. Achtung: Wenn du besonders viel unterwegs bist und nicht ständig Formulare ausfüllen willst, kannst du dir auch ein Carnet besorgen.
Gesundheit ernst nehmen
Mal eben kurz nach Afrika! Ein kurzfristiges Angebot für einen internationalen Kongress, einen Einsatz einer karitativen Organisation, den Besuch eines Ministers. Das kann öfter passieren, als es einem lieb sein kann. Wichtig: Malaria, Hepatitis oder Tuberkulose sind ansteckende Krankheiten, die nur wenige Flugstunden von Deutschland entfernt ganze Regionen in Schach halten. Sogar ein Bundeswirtschaftsminister war bei einem Aufenthalt in Südafrika nach einem einzigen Tag im Malariagebiet infiziert und anschließend drei Wochen lang im Koma und musste noch lange Zeit danach mit den Folgen kämpfen. Daher sollte der Impfschutz eine ganz entscheidende Rolle spielen und im Zweifel auf eine Reise verzichtet werden, wenn den Empfehlungen des Auswärtigen Amtes nicht entsprochen werden kann. Auch wichtig: Manche präventiv verschriebene Malariamittel (z.B. Lariam, das Mefloquin enthält) können erhebliche Nebenwirkungen wie beispielsweise Verlust des Gleichgewichtsgefühls verursachen, was bei Tauchgängen lebensgefährlich sein kann. In einigen Fällen sollen Personen sogar nach ihrer Rückkehr nicht mehr zum normalen Gleichgewichtsgefühl zurückgekehrt sein. Da Mefloquin auch zu Depressionen führen kann, raten manche Tropenmediziner sensiblen Menschen von der Einnahme ab. Lesen Sie in jedem Falle Hinweise auf mögliche Kontraindikationen. In solchen Fällen sollte man aber keinesfalls trotzdem in das Gebiet fahren, sondern anderen den Auftrag überlassen!
Bürokratische Hürden einkalkulieren
Für die meisten Überraschungen sorgt oft der bürokratische Aufwand: Es beginnt bei Visum, Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung beziehungsweise Akkreditierung, kann aber auch andere „Kleinigkeiten“ betreffen: In einigen Ländern ist die Miete von Büroraum durch Personen aus dem Ausland beschränkt, die Fahrerlaubnis erlischt nach Aufenthalt von mehr als einem Jahr, Steuer- und Sozialversicherungsbehörden verlangen Nachweise und Genehmigungen. Zur Verlängerung des Aufenthalts kann manchmal die vorherige Ausreise Bedingung sein, woraufhin der gesamte Formalitätenzirkus erneut beginnt.
In den Mitgliedsländern der Europäischen Union ist alles jedoch ein wenig einfacher, weil deren Bürger das Recht auf Wohnsitz und Arbeit in jedem Unionsstaat haben. Nach drei Monaten Aufenthalt ist auch hier jedoch eine Aufenthaltserlaubnis notwendig.
Die Akkreditierung vorbereiten
Wer professionell im Ausland arbeitet, kommt an der Akkreditierung meist nicht vorbei. In vielen Ländern ist sie verbindlich vorgeschrieben, in anderen erleichtert sie die Zusammenarbeit mit Behörden enorm. Für Kurztrips ins Ausland bevorzugen manche Freie allerdings lieber das unverfängliche Touristenvisum. Freilich kann dies beim Flughafen-Zoll oder bei Drehs zur Beschlagnahme der Film- oder Fotoausrüstung führen, mitunter auch zur Inhaftierung wegen Verletzung der Akkreditierungsvorschriften oder sogar wegen Spionage. Das gilt erst recht, wenn das journalistische Vorhaben unerwünscht ist. So wurden vor einigen Jahren zwei Reporter der BILD-Zeitung wegen der Verletzung der Akkreditierungsbestimmungen monatelang im Iran inhaftiert. Sie waren als Touristen eingereist, um über ein Gerichtsverfahren zu berichten.
Die Akkreditierung erfolgt meist durch das zuständige Innen- bzw. Informationsministerium des jeweiligen Gastlandes. Dazu genügt es in der Regel, den Antrag über die Botschaft in Deutschland einzureichen. Ein großes Problem: Viele Länder akzeptieren journalistisch tätige Personen nur, wenn sie im Auftrag anerkannter Medienunternehmen arbeiten. Dazu wird häufig eine Auftragsbestätigung oder ein Korrespondenzvertrag der Chefredaktion oder Geschäftsführung gefordert – ein Vertrag über freie Mitarbeit oder eine Bestätigung eines kleinen Journalismusbüros genügen hier nicht. Das Unternehmen „Auf eigene Faust“ scheitert deswegen häufig schon hier.
Einige Länder wie z.B. China fordern sogar die Einladung durch eine offizielle Institution des Landes. Informationen über Akkreditierungsverfahren gibt es bei der jeweilig zuständigen Botschaft.
Über das Gastland informieren!
Die Arbeit fängt schon zuhause an: Information ist alles. Deswegen ist hier zu recherchieren, womit im Gastland zu rechnen sind. Nützliche Hinweise bieten insbesondere
- die Hinweise bei Newssafety (newssafety.org) bzw. unter @newssafety
- die Informationen des Auswärtigen Amtes (http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/laenderinfos/visa/index_html, @AuswaertigesAmt
- zusätzlich die Informationen und Reisewarnungen der regelmäßig gut informierten US-Regierung und ihrer Botschaften vor Ort (www.state.gov, travel.state.gov, @travelgov) und die Hintergrundinformationen des CIA-Factbooks (Download über www.cia.gov),
- außerdem die ausführlichen Informationen und Reisewarnungen des britischen Foreign, Commonwealth & Development Office (Travel Advice), @fcotravel sowie die Empfehlungen und Warnungen des französischen Außenministeriums auf der Website „Conseils aux Voyageurs“ http://www.diplomatie.gouv.fr/fr/conseils-aux-voyageurs/ bzw. @ConseilsVoyages
- vor allem in französischsprachigen Regionen, insbesondere Afrika, auch die Informationen der französischen Regierung für Personen im Ausland und ufe.org (mit Foren zu praktischen Fragen wie Unterkunft und Verkehr),
- das jährliche „Konfliktbarometer“ des Heidelberger Instituts für Internationale Konfliktforschung ( https://hiik.de/ )
- außerdem die über das Internet schnell erreichbaren ausländischen Journalismusorganisationen. Die jeweiligen Adressen sind auf der Homepage der Internationalen Journalistenföderation (www.ifj.org – @IFJGlobal – @IFJEurope – @IFJAsiaPacitic – @IFJAfrica) zu finden.
- Dabei sein sollten selbstverständlich auch die traditionellen Ratgeber sowohl aus deutschen wie auch aus englischen Verlagen (Michael Müller Verlag, Let´s Go, Lonely Planet)
- Hilfreich kann sein, sich eine Sammlung von Blogs anzulegen, die von vertrauenswürdigen Personen aus dem Zielland, dort tätigen Ausländern sowie Länderexperten betrieben werden. Dadurch werden wichtige Informationen zum Teil schneller bekannt als durch Nachrichtenagenturen vor Ort oder im Ausland.
- Sinnvoll ist auch, die Twitteraccounts bzw. Facebookseiten der Botschaften vor Ort sowie die von diversen diplomatischen Einrichtungen zu abonnieren.