Die Arbeitsmöglichkeiten für Freie sind bei Rundfunkanstalten sehr umfangreich. Natürlich denkst Du vor allem an eine Tätigkeit im Bereich der Reportage, der Moderation und der Hintergrundrecherche. Doch es gibt unendlich viel mehr Aufgaben, die von Freien ausgeübt werden. Das ist die klassische Tätigkeit in der Redaktion, bei der Du genau die gleiche Arbeit ausübst wie Angestellte. Das kann die Mitarbeit in der Social-Media-Redaktion sein, Beratungsaufgaben in der Intendanz oder die Tätigkeit als Trainer in der Weiterbildungseinrichtung der Anstalt. Vielleicht aber arbeitest Du in der Produktionsfotografie, betätigst Dich im Rechte-Einkauf oder bist (frei) in der Geschäftsführung einer Tochterfirma der Tochterfirma einer Anstalt (so genannte „Enkelfirmen“). Um die Anstalten herum gibt es neben den Töchtern und Enkeln übrigens auch eine Menge an Produktionsfirmen und auch Einzelproduzierenden, für die Du frei tätig werden kannst. Vielleicht wird Du eines Tages auch selbst zu einer solchen Produktionsgesellschaft?
Wie kommst Du rein?
Relativ selten findest Du in den Stellenmärkten der Medienfachmagazine eine Anzeige für eine freie Mitarbeit in einer Redaktion. Viel öfter ist es so, dass Freie über ein Praktikum, über Probetrage oder Bekannte den Einstieg in eine Rundfunkanstalt erhalten. Auch die Initiativbewerbung an eine Redaktion/Abteilung, zu der Du zu passen glaubst, kann erfolgreich sein. Schau Dir aber spätestens vor dem Vorstellungstermin auch mehrere Sendungen/Seiten der jeweiligen Redaktion/Abteilung an, für die Du Dich beworben hast. Du wirst wenig Erfolg haben, wenn die engagierte Redaktion sofort merkt, dass Du Dich eigentlich noch nie für sie interessiert hast oder im extremsten Fall Öffentlich-Rechtliche noch nie geschaut/gehört hast. Ein vorheriges Rundfunkvolontariat ist nicht erforderlich, viel eher zählt journalistische Ausbildung und/oder nachgewiesene Erfahrung. In der Vergangenheit wurden für Online und Social Media oft Mitarbeitende ohne journalistische Ausbildung rekrutiert, weil es diese Qualifikationen in den Journalismusschulen meistens nur stiefmütterlich oder gar nicht erworben werden konnten. Derzeit dürfte es entsprechend kein Problem sein, mit nachgewiesener Kompetenz im Themenfeld Künstliche Intelligenz oder Drohnenfotografie den Kaltstart an der Rundfunkanstalt zu machen.
Wie sind die Aussichten?
Du merkst schon – ein spannendes, vielfältiges Arbeitsumfeld. Eine weitere gute Nachricht: verglichen mit anderen Freien verdienst Du an Rundfunkanstalten recht ordentlich, durchschnittlich rund 3.000 Euro monatlich, in vielen Fällen auch darüber. Wenn Du aber darauf abzielst, eine sichere Beschäftigung zu erhalten, dann musst Du Dir leider ein anderes Arbeitsfeld suchen. Zunächst einmal: wenn Du damit rechnest, dass aus Deiner freien Tätigkeit wegen guter Leistungen bald eine Festanstellung wird – Fehlanzeige. Die deutschen Rundfunkanstalten bauen seit langer Zeit auf freie Mitarbeit, wo die Mitarbeitenden je nach Bedarf eingestellt oder herausgeworfen werden können. Die Zahl der Festanstellungen geht daher an Rundfunkanstalten seit Jahrzehnten zurück. Wenn Anstellung, dann erfolgt sie zudem meistens befristet. Die befristet Angestellten werden bei Finanzproblemen der Anstalten wiederum häufig als erste herausgeworfen – noch vor den Freien. Bei den Freien wiederum hapert es an vielen, vor allem an ganz grundsätzlichen Arbeitsrechten und hier vor allem Sicherheit. Hinzu kommt die aktuelle politische Lage. Viele Politiker vertreten die Ansicht, die übliche, an Inflation und den üblichen Lohnentwicklungen orientierte Erhöhung des Rundfunkbeitrags sei nicht mehr vermittelbar, obwohl im Rest der Gesellschaft und Wirtschaft Kosten und Tarife beständig steigen. Diese Sparpolitik bedeutet praktisch, dass die Anstalten Stellen abbauen werden, sowohl von Angestellten wie auch von Freien. Natürlich ist das kein Selbstläufer. Vielleicht, wenn die Politik erkennt, dass sie mit einer Politik gegen die Rundfunkanstalten keine angemessene Vermittlung der gesellschaftlichen Probleme und Politikansätze mehr hinbekommt, mag sich etwas ändern und es wieder zu einer angemessenen Ausstattung des Rundfunks kommen. Bis dahin muss Dir aber klar sein: Rundfunkanstalten sind spannend, aber derzeit auch mit hoher Ungewissheit hinsichtlich ihrer zukünftigen Entwicklung belastet.
DJV ist aktiv
Die Situation der Freien (und auch der Angestellten) an Rundfunkanstalten ist nicht mehr rosig. Nicht still leiden, sondern aktiv werden: Der DJV setzt sich zusammen den Gewerkschaften ver.di, VRFF und unisono (Deutsche Musik- und Orchestervereinigung) für die Verbesserung der Situation ein, mit Hilfe von Tarifverträgen, Personalräten und Freienräten und -vereinigungen wie etwa „rbbpro“. Gemeinsame Aktionen und Streiks von Freien und Angestellten sind keine Seltenheit mehr, auch der gezielte Ausfall von Programm. Du bist herzlich eingeladen, an den Überlegungen zur Verbesserung der Situation mitzuwirken, denn in den Landesverbänden und in den Betriebsgruppen des DJV ist dafür immer noch ein Plätzchen frei!