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Foto: Bernd Seydel

Im Hinterland tätig

Hier wird manchmal sogar eine andere Sprache als Deutsch gesprochen, und das offiziell. Wie der Journalismus jenseits der (Sprach-)Metropolen zurechtkommt.

Inhaltsverzeichnis

Frei im Hinterland – geht das?

Frei Mitarbeitende aus dem Berufsfeld Journalismus diskutieren über berufliche Chancen im Lokalen und Regionalen. Foto: Jürgen Männel
Freie aus dem DJV diskutierten in Bautzen über Chancen im Lokaljournalismus. Foto: Jürgen Männel

Journalistisch jenseits der Medienmetropolen arbeiten – das scheint dir auf den ersten Blick schwierig und auch langweilig. Weil du den Kontakt mit der vermeintlich wahren Welt suchst, strebst du ins Zentrum. Was aber auch heißt, dass du dich hier mit anderen Freien häufig um die gleichen Themen balgst, die Pressekonferenzen überfüllt sind und durch dutzendfach gleiche Wahrnehmung der Wirklichkeit kitschige Klischees ins gesamte Bundesgebiet geschleudert werden, so wie die „Latte trinkenden Mütter vom Prenzelberg“ (die es allerdings auch in Oberdeggendorf* gibt). Dabei findet ein wesentlicher Teil der Lebensrealität der Deutschen woanders statt. Dort warten auch viele gute Geschichten aus Gebieten, die in gutem Denglisch als underreported qualifiziert werden dürfen.

Wo das Hinterland beginnt

Es beginnt schon beim Begriff: niemand in Deutschland möchte als Hinterland qualifiziert werden. Der Begriff wird als provozierend und abwertend empfunden. Auch das in Frankreich häufig verwendete Wort der Provinz wird aus gleichem Grund selten genutzt. Die Regionen, das Regionale, das Land und ländliche Regionen – das sind eher Begriffe, die akzeptiert werden. Es geht in jedem Fall um einen Bereich, der immer wieder aus dem Fokus der großen Leitmedien herausfällt, weil wer aus Bürotürmen am Hamburger Hafen oder neben der Frankfurter Skyline schreibt, von dort eher die Wolkenkratzer von New York zu sehen meint statt das schäbig scheinende Drumherum in der Fläche. Die Ignoranz der Großen ist aber auch deine Chance.

Was sich im Hinterland versteckt

Ein wesentlicher Teil der deutschen Wirtschaft läuft in den Regionen ab, in verschwiegenen Wäldern und Tälern, wo das Bauland für Fabriken günstig und die Arbeitskräfte billig sind, weil die Bevölkerung längst nicht so hohe Mieten wie in den Metropolen zahlen muss. Wenn du einige Kilometer durch die Gegend fährst, entdeckst du eine Firma, die mit einem dir bis dato komplett unbekannten Produkt Weltmarktführer ist. Ein Handelshaus hat sein Logistikzentrum daneben angesiedelt, und ein Restaurant der Spitzenklasse befindet sich auf einem jahrhundertealten Schloss nebenan.

Die Abgeordneten Deines Wahlkreises sind im Bundestag von entscheidender Bedeutung, weil sie im Haushaltsausschuss oder der Fraktionsführung sitzen, und dein Vorteil ist: In ihrem Wahlkreisbüro haben sie viel mehr Zeit für ein Interview als in den hektischen Sitzungswochen in Berlin. Ein Forschungsinstitut wurde mit Hilfe lokaler Mäzene und mit europäischen Geldern zu einer ersten Adresse für die Wissenschaft ausgebaut. Und zu deiner Überraschung findet sich in der Nachbargemeinde der Sitz eines Spezialverlags zu einem Thema, das dich schon immer beschäftigt hat. Das alles sind Chancen, die sich dir jenseits der Metropolen bieten.

Wo deine Kundenkreise liegen können

Wenn du im Regionalen arbeitest, fällt Dein Blick naturgemäß auf die lokale Tageszeitung. Und unter Umständen deren Blick auch auf dich. Was du für sie tun kannst, ist grundsätzlich unerschöpflich. Terminberichterstattung, Fotografie, eigene Geschichten anbieten, Tagesschichten, Seitenbau, Online-Redaktion per Pauschale und so weiter.

Natürlich solltest du auch die nächstgrößere Regionalzeitung anvisieren, die zumindest ab und zu Lokalthemen nimmt, wenn sie für die Region Bedeutung haben können oder einfach außerordentlich interessant erscheinen. Aber vielleicht merkst du bald, dass wie so oft an Tageszeitungen die Honorare nicht stimmen und nicht einmal Kilometergeld gezahlt wird. Versuche dann auf jeden Fall mit der Geschäftsführung zu verhandeln! Der Fachkräftemangel macht die Medienhäuser kompromissbereiter. Aber wenn es bei der Zeitung nicht so richtig läuft, nutze sie nur noch ab und zu, damit dein Name ab und zu mal in der Zeitung erscheint, was für den Kontaktaufbau im Journalismus niemals schaden kann.

Jenseits der Zeitung kannst du natürlich auch die lokale oder regionale Anzeigenzeitung und entsprechende Formate bedienen, allerdings sind auch hier die Honorarsätze meistens sehr niedrig. „Macht nichts“, sagte dazu einmal ein junger Student, „dafür können diese Texte ohne große Mühe schnell geschrieben werden!“ Eine interessante Auffassung zum Umgang mit journalistischer Qualität, die wir dir allerdings nicht empfehlen können. Also wühle in den Gelben Seiten (über die du bislang stets mit stolzem Blick hinweggeschaut hast) oder studiere die regionalen Stellenanzeigen, in denen solche Firmen oft nach Mitarbeitenden für Redaktionstätigkeiten suchen.

Eine Chance kann darin bestehen, im Regionalen ansässige Fachmedien ausfindig zu machen. Manche liegen in der nächsten Kleinstadt, nur hast du dir nie die Mühe gemacht, deine Region wirklich zu screenen. In diesem Fachmedium werden nicht nur Freie für gelegentliche Beiträge gesucht, sondern auch für die fest-freie Tätigkeit in der Redaktion.

Dabei solltest du dir auch klarmachen: Viele interessante Online-Medien werden nicht von Firmen mit dem klingenden Namen „Verlagshaus“ herausgegeben, sondern von Druckhäusern, Werbeagenturen oder anderen Geschäften. Hier hat sich die Online-Redaktion eher zufällig gebildet und freut sich über tatkräftige Hilfe von Deiner Seite.

Natürlich solltest du auch das lokale Radio und Fernsehen als Kunden prüfen, sowohl die Öffentlich-Rechtlichen als auch die Privaten. So gibt es in Bayern mit freundlicher finanzieller Unterstützung der Landesregierung ein äußerst reichhaltiges Privatfernsehen mit vielen Aufgaben für Freie. Wobei es auch sein kann, dass nur mit Angestellten zusammengearbeitet wird. Dann wechselst du eben für eine Weile in eine (Teilzeit-)Beschäftigung.

Wenn du keine Berührungsprobleme mit dem Thema Presse- und Öffentlichkeitsarbeit hast, bieten sich dir weitere Möglichkeiten. Weil es im Regionalen zahlreiche hidden players mit viel finanziellem Spielraum gibt, kommt eine Mitarbeit in den Pressestellen der Unternehmen in Betracht, genau wie zahlreiche andere Vereine, Stiftungen, Kirchen und auch lokale Behörden Unterstützung benötigen.

Auch hier kann es sein, dass diese mit dir nur auf Basis eines Anstellungsverhältnisses zusammenarbeiten wollen, weil die Steuer- und Sozialgesetze in den Regionen manchmal ernster genommen werden als in den flotten Medienmetropolen, in denen Medienhäuser und Sendeanstalten staatliche Vorschriften mal gerne auf die leichte Schulter nehmen.

Home Office total oder jedenfalls hybrid: aus dem Lokalen in die Metropolen funken

Durch die Pandemie mit dem Buchstaben C ist das Home Office auch in den (ohnehin sparsamen) Medienhäusern akzeptiert worden. Zahlreiche Stellen über das gesamte Bundesgebiet können aus dem heimischen Büro ausgeübt werden, frei oder – wenn du es möchtest, es wird dir sogar die Wahl gelassen – in Anstellung. Du bekommst eine VPN-Verbindung zum Medienhaus und Zugang zu dessen Content-Management-System und machst anschließend ganz normale Schichtarbeit in der Redaktion.

Gut zu wissen: So manche Frühschicht in Deutschland findet ganz wenig Interesse, weil im Journalismus gerne bis mindestens 8 Uhr morgens ausgeschlafen wird. Wenn du also gerne schon um 5 Uhr deinen Kaffee kochst und zuverlässig um 6 Uhr auf der (digitalen) Matte stehst, kannst du mit einiger Wahrscheinlichkeit (frei oder angestellt) irgendeine Frühschicht zwischen Garmisch-Patenkirchen und Elmshorn übernehmen.

Dein großer Vorteil ist die motivierende Kostenrechnung: Der Geiz der Medienhäuser führt zwar auch nicht zu bombastischen Honoraren oder Löhnen, aber deine verglechsweise niedrige lokale Miete macht das bei Weitem wieder wett. Lass Dich nicht von Formulierungen über hybrides Home-Office von einer Bewerbung abschrecken, sondern verhandele darüber, was das konkret bedeuten soll. Einmal im Monat an das Elbe- oder Mainufer zu fahren, ist für das Teambildung in der Redaktion durchaus sinnvoll und kann unter Umständen sogar unterhaltsam sein, weil ein anschließender Abstecher ins Schanzenviertel bzw. in Frankfurt nach Sachsenhausen immer noch drin sein sollte.

Denk daran: Im DJV hatten wir sogar schon mal ein Mitglied, das (wegen der „Prognose“ und damit zusammenhängender Begrenzung der monatlichen Arbeitstage) jeweils acht Tage beim NDR arbeitete, anschließend acht Tage beim Saarländischen Rundfunk. Ein wenig herumfahren (mit entsprechenden Übernachtungen) geht also schon, wenn das Honorar bzw. das (Teilzeit-)Gehalt stimmt. Natürlich solltest du die Kosten für das hybride Pendeln vom Medienhaus übernehmen lassen – das sorgt dann auch dafür, dass es nie zu oft passiert.

*Falls Du noch nie in Oberdeggendorf warst, gehört es ab jetzt auf Deine journalistische bucket list.

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Journalismus im Hinterland – worum geht es?

Wir wollen über Journalismus diskutieren, der fernab der großen Medienmetropolen gemacht wird: in der Provinz, an der Peripherie, im Hinterland und auch in den inhaltlichen Nischen. Und wir wollen darüber diskutieren, wie guter Journalismus dort in Zukunft aussehen kann. Das ist der Anspruch dieser Veranstaltungsreihe, die der DJV mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union im Jahr 2022/20233 begonnen hat und mit anderen Mitteln weiter fortsetzen will. Worum geht´s`?

WIE KÖNNEN WIR UNS IN DER ZUKUNFT AUFSTELLEN?
Wie können wir unseren Anspruch auf wertehaltigen Journalismus und kritische Berichterstattung auch dort aufrechterhalten, wo die großen Medienhäuser weder wirtschaftliches Interesse noch Verantwortung für die benötigte Grundversorgung zeigen? Und wie können wir den Journalismus beleben, die Kreativität fördern und wieder Spaß an unserem Beruf haben, wenn traditionelle Medienmodelle nicht mehr funktionieren und in alten Strukturen verharrt wird? Es geht natürlich auch um Geld. Und darum, wie Journalistinnen in Zukunft von ihrem Beruf leben können.

WIE KÖNNEN WIR UNS ORGANISIEREN?
Wer im Hinterland journalistisch arbeitet, ist oft auf sich allein gestellt. Das gilt für Angestellte und
frei Tätige gleichermaßen. An vielen Orten arbeiten Freie in Einzelbüros und recherchieren alleine. Wie können sie sich besser organisieren, wie können Netzwerke entstehen, welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es?

WIE GEHEN WIR MIT HASS UND DRUCK UM?
Wer allein arbeitet, erscheint angreifbar und auch leichter beeinflussbar. Das zieht diejenigen an, die
kritischen Journalismus verhindern wollen. Es fängt scheinbar harmlos mit der Einflussnahme auf kritische Beiträge an und reicht bis zu Attacken auf journalistisch Berufstätige. Wie viele Kolleginnen berichten, erfahren Frauen dabei besonderen Hass. Wie können wir sie und uns schützen?

TECHNISCHE MITTEL ENTWICKELN
Mit Hilfe technischer Hilfsmittel können wir die Isolation überwinden und uns zusammenschließen. Digitale Tools zur Kollaboration, für virtuelle Treffs und auch zur Produktion von Medien aus dem Home Office machen es einfacher, in der Isolation zu arbeiten.

WIR TREFFEN UNS ONLINE UND VOR ORT
Über all diese Themen sprechen wir auf Webkonferenzen, aber auch vor Ort.. Wir treffen uns dazu fern der Metropolen und virtuell überall. Wir waren vor Ort in Greifswald, Bautzen, Konstanz und Fulda, um über die Herausforderungen im Regionalen zu sprechen. Online haben wir auf Webkonferenzen debattiert. Weitere Veranstaltungstermine folgen.

DIE DISKUSSION HAT ERST BEGONNEN
Die Debatte über Journalismus im Hinterland hat gerade erst begonnen. Wir sind froh darüber, dass wir diese Diskussion mitgestalten können. Jetzt und in Zukunft.

WILLST DU SEHEN, WAS SCHON ALLES PASSIERT IST?
Einen schnellen Überblick über einige Aktivitäten bekommst Du in einem Beitrag von Michaela Skott im Magazin „KIEK AN!“ (PDF, Seite 28).

ANSPRECHPARTNER

DJV-REFERAT FREIE/BILDJOURNALISTEN

Michael Hirschler /Erika Hobe
E-Mail: hir@djv.de/hob@djv.de
Telefon: 0228/20 17 21 8
Postanschrift: Bennauerstraße 60, 53115 Bonn

PRESSE- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
Hendrik Zörner
E-Mail: zoe@djv.de
Telefon: +49 30 72 62 79 20
Postanschrift: Torstraße 49, 10119 Berlin

Hier auch der Flyer zum Thema Hinterland:

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Erfolgreiche Lokalstrategie aus Norwegen

Mit Fokus auf das Lokale wieder in die schwarzen Zahlen: Gute Nachrichten aus Norwegen. Foto: Hirschler

„Die Lokalzeitung kann sogar mehr Abonnements bekommen, wenn der Kurs entschlossen auf die Themen vor Ort gerichtet wird. Weg mit der großen Weltpolitik, fort mit Berichten, die ohnehin überall im Internet kostenlos zu bekommen sind. Jetzt gehen bei uns die Zahlen nach oben!“, berichtete der Chefredakteur der Bergens Tidende, einer norwegischen Regionalzeitung in der Stadt Bergen nordöstlich von Oslo, auf der Jahrestagung des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger im Jahr 2022. Mit klaren Statistiken zeigte er, wie die Zahl der Abonnenten vor der redaktionellen „Wende“ immer weiter abbröckelte. Nachdem die Zeitung den Fokus auf das Geschehen vor Ort nahm und dabei die digitale Version der Zeitung mit Prioritätsstufe 1 versah, änderte sich alles. Die Zeitung bzw. die Online-Zeitung mit angeschlossener Printausgabe ist jetzt wieder profitabel – und die Arbeit macht deswegen auch endlich wieder Freude.

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Klischees über das Hinterland aufbrechen

Über den Journalismus in Frankreichs Regionen und das Hinterland-Manifest der Zeitschrift „hinterlands magazine“ ging es am 2. März 2022 in einer Onlinekonferenz. Mit einem Kick-off-Workshop startete der DJV die Veranstaltungsreihe „Journalismus im Hinterland“, die sich den Herausforderungen des regionalen Journalismus widmet

Pablo Aiquel berichtete über seine Arbeit im Regionalen
Pablo Aiquel berichtete über seine Arbeit im Regionalen. Hier zeigt es ihn allerdings nicht in der Onlinekonferenz, sondern auf einer Veranstaltung in Istanbul. Foto: Hirschler

„Als ich mich zu Beginn meiner journalistischen Arbeit entschieden habe, in die Provinz zu gehen, haben mich viele meiner Bekannten für verrückt gehalten“, berichtete Pablo Aiquel aus Frankreich. „Damals waren die Regionen überhaupt kein Thema. Später wurde es anders, als der damalige Präsident Hollande ein Ministerium schuf. Heute ist es viel normaler als in der Vergangenheit.“ Technische Entwicklungen haben hierbei geholfen, zeigte Aiquel: „Die digitale Revolution hat es ermöglicht, dass wir uns in der Provinz mit anderen Freien zusammenschalten, miteinander Projekte planen und natürlich auch online mit der Metropole zusammenarbeiten.“ Dabei wirkt sich die Digitalisierung natürlich auch negativ auf traditionelle Auftraggeber der Freien, die Zeitungen aus. Doch Aiquel hat andere Auftraggeber gefunden: „Ich arbeite für die Fachpresse. Diese läuft immer noch sehr gut. Das Geschäftsmodell dieser Presse ist im Prinzip B:B, business to business. Dort ist daher auch noch ordentlich Geld zu verdienen“. Aiquel selbst arbeitet für ein Fachmagazin, das sich den Problemen der Regionen widmet und vor allem von den Kommunen abonniert wird. Ein Teil seiner Beiträge ist auch online abrufbar. Welchen Rat gibt Aiquel Freien, die in der „Provinz“ tätig sind. Helfen Zusammenschlüsse, hilft das Engagement im Berufsverband, der Gewerkschaft? Ist die Idee, dass zusammen mehr zu schaffen ist, nicht einfach nur naiv, gar romantisch? „Nein, gar nicht romantisch. Romantisch ist es zu glauben, man könne freiberuflich allein auf sich gestellt arbeiten“, sagt Aiquel. Er selbst ist seit längerer Zeit Vorsitzender der Freien in der französischen Journalistengewerkschaft SNJ-CGT. „Freie sollten sich mit anderen zusammentun, gerade in den Regionen. Anders geht es gar nicht. Egal, ob sich einfach so zusammenschließen oder in der Gewerkschaft, was ich natürlich getan habe und bis heute als inspirierend empfinde. Vor allem wegen dem Austausch mit anderen Freien. Ohne den geht es nicht.“ Warum engagiert er sich dann auch noch für die Freien auf europäischer Ebene, als einer der Vorsitzenden der „Expertengruppe für die Rechte der Freien“ bei der Europäischen Journalisten-Föderation? Ist das nicht nur ein Teil des bürokratischen Monsters Europa? „Nein, auch auf europäischer Ebene schätze ich vor allem den Austausch mit anderen über die Herausforderungen der freien Arbeit, das hilft mir enorm, und natürlich auch meiner Gewerkschaft“,meint Aiquel, der natürlich auch die Schattenseiten des Berufs nicht unerwähnt lässt: „Kürzlich hatte ich die erste Erhöhung des Honorars in zehn Jahren.“

Deckblatt des hinterlands magazine, einer Zeitschrift.
Zeitschrift über das Hinterland, die Hinterländer: hinterlands magazine.

Beim „hinterlands magazine“ steht das Hinterland schon im Titel und ist daher Programm. „Wir kommen vom Land“, berichtete Freia Kuper, eine der Herausgeberinnen, „aber wir wollen Klischees aufbrechen. Thematisch geht es um viele Themen, vor allem Geschichten im Hintergrund“. Maike Suhr, eine andere Herausgeberin, will die Regionen nicht einseitig als Problemgebiete abstempeln. „Es geht auch darum, andere Geschichten über das Hinterland zu zeigen.“ Was sie sich vorstellen, haben die Herausgeberinnen in einem ausführlichen Manifest festgehalten, in englischer Sprache, denn das Magazin sieht das Hinterland als Thema nicht nur für Deutschland, sondern international. Das Magazin selbst erscheint derzeit einmal jährlich, mit unterschiedlichen Akzentsetzungen, die auch durch die Farbgebung des jeweiligen Magazins betont werden. Gegründet werden konnte es durch Crowdfunding, jetzt läuft es über Abonnenten und Käufer, berichtete Maike Suhr. Zum nachhaltigen Geschäftsmodell ist es aber noch ein weiter Weg: derzeit betreiben die Herausgeberinnen das Blatt neben ihren eigentlichen Tätigkeiten in der Forschung an Universitäten. Suhr selbst sitzt dabei gerade an einer Studie, mit der eine Reihe von lokalen und regionalen Medien untersucht werden.

Screenshot der Internetseite lokalstimme.de
Stimme aus Altena: Die Lokalstimme.de

„Regionaljournalismus in Frankreich, das hinterlands magazine in Deutschland, diese Beispiele zeigen uns, dass wir mit dem Thema Hinterland eine Menge wichtiger Fragen ansprechen können“, betonte in der weiteren Diskussion Anne Webert, freie Journalistin und beim DJV selbst im Vorstand aktiv. „Wir wollen das in den nächsten Monaten weiter diskutieren, unter anderem auch und gerade in den Regionen selbst. Schon im Mai werden wir uns in Bautzen treffen, und Ende Juni in Greifswald!“. In der anschließenden Diskussion meldeten sich zahlreiche Teilnehmende zu Wort. Björn Braun vom Lokalportal „lokalstimme.de“ berichtete über die Probleme, die auch durch die Pandemie auf die Lokalportale zugekommen sind, wenn es darum geht, Anzeigenkunden zu halten. Frank Sonnenberg, freier Fotojournalist und aktiv im Bergischen Journalistenverband im DJV Nordrhein-Westfalen berichtete, welche Herausforderungen es lokal gibt, wenn es kaum noch Medien gibt, die das Bergische Land abdecken.

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Gibt es Fördermittel und Initiativen im Lokalen?

Im Lokalen gibt es verschiedene Initiativen, die im Lokalen unterstützen wollen.

DJV-Landesverbände und Ortsvereine: Kompetenz vor Ort
Der Deutsche Journalistenverband (DJV) ist föderal organisiert mit Landesverbänden in jedem Bundesland, hinzukommen Ortsvereine in den größeren Städten. Die Landesverbände haben vielfältige Kontakte in ihren Regionen und können Freien bei der Vernetzung helfen.

Initiative Tageszeitung
„Der Lokalberichterstattung widmet die ITZ den Schwerpunkt ihrer Arbeit. Zeitungsverleger und Zeitungsjournalisten haben die ITZ im Jahre 1986 gemeinsam ins Leben gerufen. Sie wollen Redaktionen in ihrer Alltagsarbeit unterstützen, ihren Blick auf Zukunftsthemen und aktuelle Entwicklungen lenken und Neuerungen anregen. Die ITZ ist ein eingetragener Verein. In Frankfurt am Main unterhält sie ihre Geschäftsstelle, in der auch die journalistischen Dienstleistungen redaktionell betreut werden“, so die Initiative Tageszeitung, die online auf ihrer Seite zahlreiche Informationen bereitstellt.

Drehscheibe.org
Die drehscheibe ist ein Forum Ideen und Konzepte im Lokaljournalismus, herausgegeben vom Lokaljournalistenprogramm der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb. Auf der Seite drehscheibe.org finden sich zahlreiche Informationen, Themenideen und andere Inhalte für die Arbeit im Lokalen.

Das Foto zeigt Jonathan Sachse, Mitarbeiter bei CORRECTIV, bei einer Veranstaltung des DJV in Bautzen
Jonathan Sachse von CORRECTIV setzt sich für Lokaljournalismus ein. Foto: Jürgen Männel

CORRECTIV.Lokal
Die Initiative des spendenfinanzierten Mediums Correctiv.tv engagiert sich für die Verbesserung des Lokal- und Regionaljournalismus. Rund 1.500 Mitglieder werden bei Recherchen unterstützt und profitieren von vielfältigen Angeboten. Die Mitgliedschaft ist kostenlos: https://correctiv.org/lokal/. Im April 2024 findet zum zweiten Mal eine CORRECTIV.Lokal Konferenz statt. Vom 27. bis 28. April 2024 treffen sich in Erfurt bis zu 300 Medienschaffende aus ganz Deutschland, um sich zu vernetzen. Link

Forum gemeinnütziger Journalismus
Das Forum gemeinnütziger Journalismus setzt sich dafür ein, dass Medien durch den Status als gemeinnützig steuer- und spendenrechtlich besser finanziert werden können: http://forum-gemeinnuetziger-journalismus.de/

Öffentliche Fördermittel
Städte, Gemeinden, Länder und Landesmedienanstalten fördern den Aufbau von Medienfirmen. Mehr auf unserer Zusammenstellung hier im freien.info


Europäische Initiative „Local Media for Democracy“
Die Europäische Journalistenföderation (EJF) engagiert sich im Projekt „Local Media for Democracy“ europaweit zusammen mit anderen Vereinigungen für die Förderung lokaler und regionaler Medien in „Berichterstattungswüsten“., Dabei ist das Centre for Media Pluralism and Media Fredom (CMPF), International Media Support (IMS) and Journalismfund.eu. Im Rahmen des Projektes gibt es eine Aufarbeitung der aktuellen Situation der Lokalberichterstattung in Europa und Projektmittel für einzelne Medienangebote.

Europäischer Ausschuss der Regionen (AdR) 
Der Europäische Ausschuss der Regionen (AdR) bündelt die Interessen und Themen der Regionen in Europa und bietet dazu Veranstaltungen an:  https://cor.europa.eu/de

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Medien machen im Lokalen – der Journalismus erfindet sich neu


Ostfriese an der Grenze: Claus Arne Hock von der Ostfriesenzeitung. Foto: Bernd Seydel

Was macht ein Ostfriese an der polnisch-ukrainischen Grenze? Was sich nach einem Ostfriesenwitz anhört, ist in Wirklichkeit ein Zeichen von neuen Richtungsentscheidungen in Lokalmedien. „Wir wollen weg vom Terminjournalismus, hin zu Hintergrundgeschichten“, meint Claus Arne Hock, Redakteur bei der Ostfriesen-Zeitung in Leer. „Aktuelles gibt es auch kostenlos überall im Internet, aber gut recherchierte Geschichten nur in der Zeitung“. Aufhänger für die Arbeit fern der Heimat und nah am Konflikt waren die Hilfstransporte aus Ostfriesland in die Ukraine. Der Reporter schlug dem Chefredakteur vor, einen Transport journalistisch zu begleiten – und erhielt tatsächlich die Genehmigung. Mit dem gemieteten Wohnmobil und einer Kollegin ging es dann auf die Reise. An der Grenze, in den Flüchtlingslagern lief die Recherche mit Interviews, Fotos, Videos. Fünf Tage lang. Nicht nur mit den ostfriesischen Helfern, sondern allen Akteuren vor Ort: Flüchtlingen, Helfern, Offiziellen.

Neue Wege im Lokalen waren das Thema auf einer DJV-Tagung im Rahmen der Konferenzserie „Journalismus im Hinterland“, auf der vom 31. Mai bis 1. Juni Journalistinnen und Journalisten im ostsächsischen Bautzen voneinander lernten und diskutierten.


Axel Arit von der Sorbischen Zeitung schildert die Herausforderungen für die Zeitung, die auf Sorbisch erscheint. Foto: Bernd Seydel

Vor besonderen Herausforderungen stehen dabei Axel Arit  und sein Zeitungsteam. Als stellvertretender Chefredakteur einer besonders kleinen Regionalzeitung kämpft er täglich um die Aufmerksamkeit der Lesenden und muss sich ständig Sorgen um die künftige Finanzierung und damit auch die Personalausstattung machen. Er steht mit an der Spitze der „Serbske Noviny“, einer Tageszeitung, die in sorbischer Sprache erscheint. Die Sorben sind eine der drei offiziell anerkannten nationalen Minderheiten in Deutschland. Seit der Völkerwanderung im 6. Jahrhundert im Osten Europas von der Ostsee bis nach Kroatien siedelnd, sind sie nach der Eroberung der nördlichen Gebiete durch ostfränkische und später deutsche Heere vor über 1.000 Jahren sukzessive entrechtet, vertrieben oder kulturell marginalisiert worden. Heute gibt es zwischen 30.000 – 60.000 Personen, die der Volksgruppe zugerechnet werden. Die Sprache ist slawischen Ursprungs, und in dieser Sprache erscheint auch die Zeitung.


Axel Arit mit einem Exemplar der Sorbischen Zeitung. Foto: Bernd Seydel

Nicht nur die Abwanderung von Menschen in die Metropolen und die demographische Entwicklung stellen die Zeitung hier vor Probleme, sondern auch noch der tägliche Kampf um die Bedeutung der eigenen Kultur und auch um Finanzmittel, schilderte Axel Arit. Der detailkundige Journalist und Kenner der sorbischen Geschichte kann lebhaft erzählen, wie sehr das Schicksal der Region durch Politik und Finanzen geprägt ist. Seine Zeitung wird von der Stiftung für das sorbischen Volk gefördert, aber dennoch bleiben die Mittel knapp. „Wir suchen dringend neues Personal, aber gleichzeitig sind die Vergütungen, die das Medienhaus bieten kann, zu knapp besessen. Fällige Lohnerhöhungen sollten nicht gegen Einstellungen ausgespielt werden“, meint Arit kritisch.


„Es ist nicht Aufgabe der Politik, Medien direkt zu fördern“, meint Erik Kurzweil von der Sächsischen Staatsregierung. Foto: Bernd Seydel

„Es ist nicht Aufgabe der Politik, Medien direkt zu fördern“, meint Erik Kurzweil von der Sächsischen Staatsregierung angesichts wirtschaftlicher Probleme kleiner regionaler Verlage. „Es ist Aufgabe der Privatwirtschaft, ihre Betriebe zu entwickeln.“ In den Notsituationen wie Corona habe der Freistaat freilich versucht, Unternehmen und Freiberuflern zu helfen. Der Abteilungsleiter in der Sächsischen Staatskanzlei, der unter anderem für Medienpolitik zuständig ist, kann sich allenfalls vorstellen, dass Kurse gefördert werden könnten für junge Menschen, die sich zum Journalismus hingezogen fühlen: „Für die könnte man schon Kurse organisieren, das könnte der Freistaat auch fördern.“


Auch für 13jährige geeignet – Sorbische Zeitung sucht Hilfe bei der Zustellung: Aushang in der Stadt. Foto: Hirschler

Außerdem lässt er erkennen, dass über Maßnahmen nachgedacht werden könnte, die Zeitungsverlagen bei den hohen Kosten der Zustellung helfen könnten. Denn es gebe viele Ältere, die nicht einfach auf das Internet umschalten würden, die auf die Zeitung angewiesen seien. Was den öffentlich-rechtlichen Rundfunk angehe, habe die Regierung schon viel geleistet: „Über die Verwaltungsräte des MDR ermöglichen wir, dass viele sorbische Formate umgesetzt werden können. Wir haben uns deswegen dafür eingesetzt, dass ein Vertreter der Domowina im Verwaltungsrat sitzt.“ Die Domowina ist ein Dachverband sorbischer Vereine.


Teilnehmerin Michael Scott formulierte Kritik an Zustellungsförderung. Foto: Jürgen Männel

Erstaunlicherweise erntete Kurzweil mit der Idee einer Hilfe bei der Zustellung von Zeitungen „aus Papier“ von einigen Teilnehmenden auch Kritik. „Die Zukunft liegt Online, da sollte geholfen werden, Zeitungen aus Papier, die sind in einigen Jahren weg. Das Fernsehen hat die Zeitung nicht ersetzt, weil beide lineare Formate haben, aber Online mit der ständigen Aktualisierung und Abrufbarkeit ist ein Gamechanger“, formulierte Teilnehmerin Michaela Scott kategorisch.


Will morgens eine gedruckte Zeitung: Fotograf Rolf Dvoracek plädiert für die Zeitungszustellung. Foto: Bernd Seydel

Eine Sichtweise, der sich andere Teilnehmer nicht anschließen wollten. „Ich möchte morgens meine Zeitung aus Papier, in der ich morgens den schnellen Überblick habe, wenn ich sie aufschlage“, meinte Rolf Dvoracek, der als Fotograf jahrzehntelang in Bautzen arbeitete, nun im Alter von 87 Jahren im Unruhestand sitzt und ganz selbstverständlich der gesamten Tagung folgte. Dvoracek warnte auch davor, das Lokale in der Berichterstattung weiter zu reduzieren: „Die Leute abonnieren die Zeitung wegen der lokalen Nachrichten. Wenn die Lokalredaktionen weg sind, werden 50 Prozent der Zeitungen vom Markt gefegt werden.“


Andreas Kirschke lebt von der Mehrfachverwertung im Lokalen. Foto: Bernd Seydel

Ohne staatliche Hilfen muss Andreas Kirschke zurechtkommen, der als freier Journalist vor allem für sorbische Tageszeitungen und christliche Wochenzeitungen tätig ist. „Im Lokalen geht es nur, wenn ich aus einem Termin mindestens zwei Beiträge machen kann. Außerdem suche ich nach Interviews und anderen Geschichten, die längerfristig bleiben. Nur von Tageszeitungen kann sich ein freier Redakteur nicht ernähren“, meinte Kirschke.  „Ich betreibe Zweifach-Verwertung und Mehrfachverwertung. Einen Termin mache ich mindestens für zwei Kunden. Beispielsweise für Serbske Novine und dann noch für den MDR. Jetzt wohne ich in Görlitz. Wegen weiter Wege muss ich Termine verbinden. Dabei bin ich spezialisiert auf Orte, wo die Kollegen nicht hinkommen, diese Nische füll ich auf. Man muss auch Termine verbinden. Ein Thema für mehrere Zeitungen. So schreibe seit Jahren über das sorbische Osterreiten, das geht auch bundesweit.“


Matej Zieschwauck arbeitet an der Rundfunkanstalt im Sorbischen Programm. Foto: Bernd Seydel

Etwas einfacher hat es da Matej Zieschwauck. Er arbeitet in der sorbischen Redaktion des beitragfinanzierten Mitteldeutschen Rundfunks und kann ein breites Spektrum im Lokalen abbilden. „Wir machen einerseits das Programm für alle. Meine Eltern wollen eben auch Blasmusik hören, für die Jüngeren senden wir aber sorbischen Rap. Alle Gruppen müssen berücksichtigt werden.“ Um die Menschen im Lokalen zu erreichen, veranstaltet der Sender im Sommer auch Beach-Volleyball-Turniere. Da ist die Jugendredaktion von Juni – August auf den sorbischen Dörfern unterwegs, bei denen dann gerade auch junge Menschen zusammenkommen. „Und wenn die dann plötzlich untereinander auf Sorbisch sprechen, dann merken wir, wir haben etwas erreicht. Das macht dann Freude.“ Das vielfältige Angebot des Senders in Social Media wird abgerundet durch eine App des Sorbischen Programms. Kein Grund für Pessimismus also: Der Programmmacher vermittelt klar, dass Arbeit im Lokalen und für die Sorben Spaß machen kann.


Aus Sicherheitsgründen hier keine Namen von Journalistinnen, die auf der Tagung über ihre Probleme im Lokalen berichteten. Foto: Jürgen Männel

Lokale Arbeit bedeutet aber auch besondere Nähe zu Problemsituationen. „Durch Pegida-Demonstrationen und Corona-Zweifler werden wir regelmäßig persönlich angegriffen, nur weil wir unsere Berichterstattung betreiben. Man ruft unsere Namen auf Demonstrationen aus und spricht uns auch auf der Straße an mit dem nicht freundlich gemeinten Hinweis, dass man dem Gegenüber bekannt sei“. Zwei Journalistinnen aus der Region erzählten von diesen Herausforderungen und suchten gemeinsam mit den Teilnehmenden nach Lösungen. Manchmal versuchen sie zu zweit zu Demonstrationen zu gehen, manchmal halten sie sich in der Nähe der Polizei auf.


Auch in Ostfriesland werden Namen und Adressen journalistisch Berufstätiger auf Demonstrationen ausgerufen. Foto: Jürgen Männel

Solche Erfahrungen begrenzen sich aber längst nicht mehr auf den Osten Deutschlands. „Mich hat schockiert, dass seit Corona auch in Ostfriesland passiert, was man früher nur hier im Osten vermutet hätte“, meinte Claus Arne Hock von der Ostfriesen-Zeitung. „Das Ausrufen meines Namens auf Demos, die Verbreitung meiner Adresse im Internet, das sind Sachen, die man früher nicht im beschaulichen Ostfriesland vermutet hätte.“


Weggehen ist die wirksamste Form der Deeskalation, so Dr. Bernd Seydel. Foto: Jürgen Männel

Was ist mit Konflikttraining und anderen Maßnahmen? „Einen provozierten Konflikt auf Demonstrationen bestehen zu wollen, ist aussichtslos“, meinte Dr. Rolf Seydel, selbst ein erfahrener Fotojournalist. „Egal, was man vorher trainiert hat, der Körper und die Psyche verhindern wirksame Abwehrreaktionen in den meisten Fällen. Ich bitte Euch darum, geht einfach weg, wenn Leute Euch angehen. Weggehen ist die wirksamste Form der Deeskalation!“

Montagsdemonstration in Bautzen. Foto: Hirschler
Montagsdemonstration in Bautzen. Foto: Hirschler

Demonstrationen sind vor Ort nach Aussagen von Einheimischen kein Klischee, sondern ohne Zweifel ständige Realität. Einige Teilnehmende der Tagung waren bei der Anreise nach Bautzen dann auch passend direkt in eine „Montagsdemo“ hineingelaufen, in der Impfgegner und auch einige Anhänger der russischen Nation mit Fahnen demonstrierten und selbst Fahnen in Schwarz-Weiß-Rot hochgehalten wurden. Eigentlich war der Anspruch der Tagung gewesen, „Bautzen jenseits der Klischees“ zu erleben, und nun hatte man direkt im ersten Moment das Klischee vom rechtsextremen, rückständigen Osten direkt neben dem Bürgersteig an sich vorbeiziehen.

Hinter dem Klischee: Besuch an Orten lokaler Kulturarbeit: Fotos: Jürgen Männel

Zum Glück gab es zum Ausgleich dieses eindrücklichen Erlebnisses einen Workshop bei der Tagung, bei der die Teilnehmenden an vier Orten mit Menschen jenseits solcher Klischees zusammentreffen konnten. So wurde das Sozial- und Eventzentrum „Steinhaus“ besucht, das Sorbische Nationalensemble, ein Gründungszentrum und der Fotograf Rolf Dvoracek, der über seine Arbeit in der Stadt seit frühester DDR-Zeit berichtete.


Neue Netzwerke helfen im Lokalen: Jonathan Sachse vom gemeinnützigen „Correctiv.Lokal“. Foto: Jürgen Männel

Es kann auch einiges bewegt werden. Neue Netzwerke können im Lokalen helfen, indem sie Vorarbeit leisten und Ideengeber sind. Jonathan Sachse vom gemeinnützigen „Correctiv.Lokal“ zeigte, wie über Slack mit über 1.000 journalistisch Berufstätigen im Lokalen kommuniziert wird. „Correctiv.Lokal“ unternimmt dabei eigene, vorbereitende Recherchen und stellte diese den Lokalmedien zur Verfügung. Wenn das Thema dann von Dutzenden von Lokalmedien eigenständig fortentwickelt und vor Ort umgesetzt wird, bekommt es eine besondere Dynamik.


Will gar nicht als Hinterland gelten: Bautzen. Foto: Jürgen Männel

Im Lokalen kann noch viel passieren, wurde bei der Tagung deutlich, das „Hinterland“ lebt. Auch wenn ein Teilnehmer den Begriff „Hinterland“ als abwertende Bezeichnung wertete, die man besser in Zukunft nicht mehr verwenden sollte, sieht das nicht jeder so: „Ich werde jetzt immer mit dem Begriff Hinterland twittern“, meinte jedenfalls Claus Arne Hock, der Lokaljournalist aus Leer, der an die ukrainsche Grenze und jetzt auch nach Bautzen gefahren ist.


Michael Hirschler

Weitere Momentaufnahmen von der Tagung: https://galerie.syfoto.de/djv31btz#gallery-area (Fotos: Jürgen Männel und Dr. Bernd Seydel)

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Medienwüste?!

Im nordöstlichsten Teil der Bundesrepublik, inmitten von wirtschaftlich verödeten Landschaften, gründet ein Verlag Medien, als sei der Journalismus erst gestern erfunden worden. Die Rede ist vom Katapult-Verlag in Greifswald, der inzwischen nicht nur eine bundesweite Zeitschrift, sondern auch noch eine regionale Onlinezeitung mit monatlicher Druckausgabe herausgibt und nun sogar ein Journalismuszentrum aufbaut.


Journalismus im Rohbbau. Foto: Hirschler

Katapult baut – Journalismus im Aufbruch: das konnten die Teilnehmenden der DJV-Konferenz „Medienwüste?! – Wie Journalismus im Hinterland gelingen kann“ am 27. Juni in Greifswald live miterleben. Noch strahlt das Verlagshaus und künftige Journalismuszentrum den Charme eines Rohbaus aus, denn die ehemalige Salvador-Allende-Schule ist noch eingerüstet und selbst die Eingangstreppe wirkt eher wie ein Schutthaufen im alten Rom. Doch hinter den Gerüsten versteckt sich im ersten Stock bereits eine funktionierende Büroetage mit funktionierendem Tagungsraum, zeigte sich schnell. Die DJV-Konferenz war dessen unbeabsichtigte Einweihung, denn bis dato war noch niemand auf die Idee gekommen, hier zu tagen.


Verlagsmitgründer erklärt die Strategie. Foto: Margit Wild

„Wir haben unsere Projekte immer nach und nach entwickelt, so dass wir viel improvisieren“, betonte Verlagsmitgründer Bejamin Fredrich von Katapult. „Wir sind als Studenten gestartet, die nicht eingesehen haben, warum sie aus Greifswald weggehen sollten, jetzt haben wir über 30 Mitarbeitende.“ Alles ist in Bewegung, das gilt auch für die neue Onlinezeitung, die gerade wieder Jobs ausschreibt. Kern des Geschäftsmodells, das auf Online, aber auch Print setzt, sind soziale Medien, über die der Verlag Unterstützende gewinnt, die dann ein Abonnement abschließen.


Amerika, du bist schon eine Medien-Wüste: Professor Beck (Uni Greifswald). Fotos: Margit Wild

Dabei haben es Medien generell nicht einfach, unterstrich Professor Klaus Beck von der Universität Greifswald in einer Präsentation. „Nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern, sondern auch in den USA haben wir einen Rückgang der Zeitungsauflagen um rund 40 Prozent“, unterstrich er. Die Gefahren aus dieser Entwicklung zeigte der Wissenschaftler sehr anschaulich: wo es keine Zeitungen mehr gibt, kommt es zu mehr Korruptionsfällen in der Verwaltung, öffentliche Mittel werden verschwendet, die Infrastruktur leidet. „Onlineformate und örtliche TV-Sender können das Defizit, das durch den Wegfall von Zeitungen auftritt, nicht ausgleichen“, warnte Beck. „Ein lokaler Radiosender in den USA kann im Regelfall von einer einzigen Person betrieben werden, das könnte ein Bachelor-Student der Uni Greifswald locker machen.“ Einfache Lösungen konnte der Professor nicht bieten. Zwar gebe es Ansätze zu gemeinnützigem Journalismus mit Förderung durch Sponsoren und andere, aber auch das schaffe Abhängigkeiten.


Matthias Baerens setzt auf langfristige Projekte. Foto: Margit Wild

Auf langfristige Projekte setzt der freie Journalist Matthias Baerens, um in der Medienwüste ein Auskommen zu finden. So sitzt er an einem Buchprojekt zu einem Flugzeugabsturz in der damaligen DDR. Über Internet findet er Kontakt zu Angehörigenfamilien oder Offiziellen der DDR, der wertvolle Hinweise liefern. Die aktuelle Berichterstattung für Zeitung sei wirtschaftlich nicht interessant, so Baerens, der in der Bürgerbewegung der DDR aktiv war und nach der Wende unter anderem im Rundfunk Arbeit fand.


Viel zu sehn in Meck-Pomm: Manuela Heberer und Georg Hund. Fotos: Margit Wild

Mit einer eigenen Zeitschrift über Orte und Menschen in Mecklenburg-Vorpommern versuchen Manuela Heberer und Georg Hundt ihre eigene Nische im Mediensystem aufzubauen. Das „Viel-Sehn-Magazin“ wartet mit ungewöhnlichen Geschichten und anspruchsvollen Fotos auf. Es ist bundesweit an Kiosken und im Abonnement erhältlich. Doch der Weg zum wirtschaftlichen Geschäftsmodell ist steinig. Bislang wurde die Gründung auch mit Mitteln eines europäischen Förderfonds unterstützt, doch diese läuft aus. Die Gewinne, die das Projekt schreibt, sind noch übersichtlich, so dass es derzeit noch ein zeitaufwändiger Nebenerwerb bleibt.


Mena Stavesand vermittelt Trends im Journalismus. Foto: Margit Wild

Freie können auch eigene Onlinemedien gründen, zeigte die freie Journalistin Mena Stavesand. In der Onlinezeitschrift „White Lab“ beschäftigt sie sich mit Fragen der digitalen Welt und Trends im Journalismus, die sie verständlich vermitteln will. Auch hier ist das Projekt noch auf dem Entwicklungspfad und eine durchschlagende Wirtschaftlichkeit noch nicht erreicht worden.


Engagierte Diskussion „unter drei“ über den Umgang mit Medien und Nordstream. Foto: Margit Wild

Für den Journalismus ist es in der Medienwüste schwierig, gerade wenn es um Informationen geht, die für die Berichterstattung benötigt werden. Die Geheimhaltung von Vorgängen ist mitunter sogar Basis des Geschäftsmodells: die Klimastiftung des Landes wurde nur gegründet, um Sanktionen zu umgehen und die Fertigstellung der Gaspipeline „Nordstream 2“ zu erreichen. Bei Anfragen von Medien verweigert die Stiftung weiterhin die Auskunft und meint, einer gesetzlichen Auskunfts- und Informationspflicht nicht zu unterliegen. In einer Diskussionsrunde mit Landespolitikern und dem Datenschutz im Bundesland zeigte sich, dass in dieser Frage Bewegung möglich ist. „Stiftungen, die unter Einfluss eines Bundeslandes gegründet wurden, unterliegen Auskunftspflichten“, betonte die Mitarbeiterin des Landesdatenschutzes und wies auf kommende Rundschreiben der Behörden hin. Philipp da Cunha von der SPD machte deutlich, dass über Reformen von Landespressegesetz und anderen Informationsrechten nachgedacht werden könne. Der Vorgang Klimastiftung habe jedoch Sondercharakter gehabt. Hannes Damm von den Grünen setzte sich demgegenüber vehement für erweiterte Transparenzrechte ein und kritisierte, dass seine Partei es als Opposition ganz wie Journalisten schwer habe, an Informationen zu kommen. „Bei den Mehrheitsverhältnissen im Untersuchungsausschuss werden unsere Fragen formell abgebügelt“, meinte er. Vorwürfe, die der SPD-Politiker da Cunha nicht stehen lassen wollte. Moderatorin Michaela Skott unterbrach die Debatte aber schnell. Es gehe hier nicht um die Klärung solcher parlamentarischer Auseinandersetzungen, sondern darum, dass die journalistisch Arbeitenden an Informationen kommen. „Denkt doch mal daran, dass Ihr Politiker uns Journalisten die Informationen geben müsst, das ist unsere Aufgabe. Macht nicht, wenn wir eine Anfrage haben, aus dem Thema gleich eine eigene Pressemitteilung, sondern gebt uns die Antwort, und wir veröffentlichen sie dann. Das ist der Deal, so sollte es sein“, appellierte Konferenzteilnehmer Rainer Sobiech an die beiden anwesenden Politiker.


Das ist der Deal: Rainer Sobiech appelliert an die Politik in Meck-Pomm. Foto: Margit Wild

Die Medienwüste lebt, jedenfalls gibt es einige Oasen und viele Themen: das blieb bei vielen Teilnehmenden übrig. Wer das übrigens feiern will, kann vom 21. – 24. Juli 2022 zum Festival des Katapult-Verlags nach Greifswald kommen. Von Hüpfburgen für Kinder bis zur Mitternachtslesung des Verlagsmitbegründers und Buchautors Benjamin Fredrich ist alles dabei.

Michael Hirschler


Weitere Berichte von der Tagung „Medienwüste?! Wie Journalismus im Hinterland gelingen kann – eine Tages-Safari“.

Fotos:
https://djv-intern.djv.de/owncloud/index.php/s/CACN3fLKJGXn37W

Beitrag in kiek an 1/23 von Michi Skott:
https://djv-intern.djv.de/owncloud/index.php/s/CACN3fLKJGXn37W

Das Programm

Montag, 27. Juni 2022

9:15 Uhr Begrüßung am Wasserloch mit den Tourguides vom #DJV4Freie des Tages

Von „Einheimischen“ lernen (Keynotes)

9.30 – 10.00 Wege aus der Medienwüste
Keynote 1: Prof. Dr. Klaus Beck, Universität Greifswald, Lehrstuhlinhaber Lehrstuhl Kommunikationswissenschaft
Medienwüste, was ist das eigentlich? Welche Lösngsansätze gibt es?
Moderation: Michaela Skott und Anne Webert

10.05 – 10.35 Nischen finden
Keynote 2: Matthias Baerens, freier Journalist aus Mecklenburg-Vorpommern
Wie kannst du „deinen Platz“ finden? Welche Möglichkeiten zur Verwertung gibt es? Ein Praxisbericht.
Moderation: Michaela Skott

10.40 – 11.00 Feedback-Runde aus den Keynotes

11.00 – 11.15 kleine Pause

11.15 – 12.00 Oase?! Katapult M-V stellt sich vor (anschließend Fragerunde)

12.00 – 12.45 Mittagspause

12.45 – 14.00 Wüstenhimmel – Streiflichter:
Kreative Modelle – Freie Kolleg*innen stellen ihre Projekte vor

1. Streiflicht: Viel-Sehn-Magazin mit Manuela Heberer und Georg Hundt
Das Magazin für Menschen, Kultur und Lebensart in der Mecklenburgischen Seenplatte
www.vielsehn.de

2. Streiflicht: White-Lab mit Mena Stavesand
Blick in die Zukunft, Transformationsprozesse in den Medien und digitaler Journalismus
https://white-lab.de/


14.00 Fata Morgana?! Transparenz im #Hinterland
Über die Tücken der Recherche, Auskunftsrechte und -pflichten, über eine schweigsame Landesregierung und wie es ist, dort zu recherchieren, wo andere Urlaub machen und die Initiative für Auskunftsansprüche von Journalist*innen des DJV
Philipp da Cunha (MdL/SPD MV), Hannes Damm (MdL/Die Grünen), Lydia Kämpfe (Referatsleiterin/Justiziarin Datenschutz und Informationsfreiheit beim Landesbeauftragten für Datenschutz) und Susanne Wolters (Fachreferentin Datenschutz und Informationsfreiheit),  Vertreter*innen des DJV, DJV MV

Abschließend offener Austausch

16.00 Ende

Tagungsort: Verlagshaus der Katapult Redaktion, Wilhelm-Holtz-Straße 9, 17489 Greifswald

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Grenzgänger im Hinterland

Die Menschen einbinden

Hinterland-Reihe des Bundesfachausschuss Freie in Konstanz


Rege Teilnahme zum Thema Grenzgänger in Konstanz. Foto: Jens Brehl

Nicht nur über Menschen berichten, sondern mit ihnen arbeiten – dies ist das Credo von partizipativem Journalismus. Dieser stand bei der dritten Auflage der „Hinterland“-Reihe des Bundesfachausschusses Freie in Konstanz im Mittelpunkt. Genau 30 Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Lichtenstein trafen sich hierzu am 2. Dezember am Bodensee. Das Motto: „Hinterland – Journalistische Grenzgänger im Dreiländereck“.


Das Stadtmagazin Karla stellt sich vor. Foto: Jens Brehl

Partizipativen Journalismus hat sich das Online-Stadtmargazin für Konstanz mit Namen „Karla“ auf die Fahnen geschrieben. Dessen Gründer hatten sich vor zwei Jahren zusammengefunden, doch erst seit Ende November ist „Karla“ online. Die Macherinnen und Macher verstehen sich neben dem Platzhirsch „Südkurier“ als ergänzendes Angebot.


Karla ermittelt in Arbeitsgruppen. Foto: Jens Brehl

„Karla entdecken“ hieß es dann auch am „Hinterland“-Vormittag. In mehreren Arbeitsgruppen und kleinen Workshops näherten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dem Thema an: Ist partizipativer Journalismus ein Gewinn für die Stadtgesellschaft und Demokratie, ja oder nein?

Im praktischen Teil entwickelten die Kolleginnen und Kollegen unterschiedliche Formate zum klassischen Thema Kommunaler Haushalt. Heraus kamen ein Erklärpodcast, ein Format nicht für Öffentlichkeit und eines, an dem sich die breite Öffentlichkeit beteiligen können. Und: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten an eine große Wand pinnen, was sie überrascht hat, was sie gelernt haben und was sie in der Zukunft umsetzen möchten. Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen.


Tsüri im Fokus. Foto: Jens Brehl


Gegen den Strom: Seemoz. Foto: Jens Brehl


Unabhängig im Äther: Radio Proton. Foto: Jens Brehl


Kontext für Stuttgart: Oliver Stenzel. Foto: Jens Brehl

Am Nachmittag stellten sich mehrere journalistische Projekte vor: „Schaufenster: Tsüri“ aus Zürich, „Seemoz“ aus Konstanz, das freie Radio „Proton“ aus Dornbirn in Österreich und die Wochenzeitung „Kontext“ aus Stuttgart. Es sind allesamt kreative Medienprojekte, die eine wertvolle Alternative zu den etablierten Zeitungen, Onlinemagazinen und Hörfunkanstalten sein möchten – wenn auch die Finanzierung nicht einfach ist. Daraus machten die Macherinnen und Macher keinen Hehl.

Beschlossen wurde der Tag mit einer kleinen Diskussionsrunde über gemeinnützigen Journalismus und genossenschaftliche Gesellschaften. Fazit: Bis dorthin, ist es noch ein weiter Weg. Zwar gibt es die Absichtserklärung im Berliner Koalitionsvertrag, doch Konkretes ist noch nicht bekannt. Ulf Buschmann


PROGRAMM

Donnerstag, 1. Dezember 2022

19.00 h           Treffen auf dem Weihnachtsmarkt Konstanz zum Glühwein

20.00 h           Gemeinsames Netzwerken in der „Weinstube zum guten Hirten“ (Innenstadt)


Freitag, 2. Dezember 2022

9.30 h  Come Together und Begrüßung

9.45 – 12.00 h  KARLA entdecken
u.a. mit den geschäftsführenden Gesellschafter:innen Anna Kulp und Nik Volz

karlamacht Online-Lokaljournalismus für Konstanz. Die Redaktion arbeitet multimedial, ergänzt wird das journalistische Angebot durch partizipative Formate und ein Medienbildungsprogramm. Bei der DJV-Veranstaltung erfahrt ihr, wie es nach dem erfolgreichen Crowdfunding im Mai jetzt weitergeht.        Steckbrief karla

Wahlpanel I:  Partizipativer Journalismus bei karla
Möglichkeiten des partizipativen Journalismus entdecken und in einer Mini-Werkstatt ausprobieren.

Wahlpanel II: Die mulitmediale karla Redaktion
Den multimedialen Ansatz entdecken und in einer Mini-Werkstatt ausprobieren.

Im Anschluss:  Zusammentragen der Ergebnisse aus Wahlpanel I + II  


12:00 – 12.45 h Mittagspause
 

12:45 – 13:05 h  Schaufenster: Tsri.ch, Zürich
mit Simon Jacoby (Chefredaktor und Verleger)
Tsüri wurde 2015 in Zürich von Studierenden als interaktives Journalismus-Projekt für junge Leute gegründet. Das Community-Magazin hat derzeit 1600 Member.    Steckbrief Tsüri


13:05 – 13:25 h Schaufenster: Seemoz, Konstanz
mit Holger Reile (Chefredakteur) und Harald Borges.
Seemoz.de ist ein seit 2007 existierendes regionales Online-Magazin. Eine kleine Gruppe JournalistInnen und Fachleuten begleitet engagiert und konstruktiv das Geschehen im Bodenseeraum. Herausgegeben wird seemoz.de durch den gemeinnützigen Verein Seemoz e.V. Wichtig ist den Machern, dass das Magazin allen offen steht und zur Demokratisierung der Medienlandschaft und der Gesellschaft beitragen soll.    Steckbrief seemoz


13:25 – 13.45 h  Schaufenster: Proton – das freie Radio, Dornbirn/Österreich
mit Rainer Roppele (Mitbegründer und Moderator)
Radio Proton gehört zu den nichtkommerziellen Freien Radios in Österreich und sendet seit 1999 aus Dornbirn (Vorarlberg). Das laufende Programm gestalten ehrenamtliche Mitarbeiter. Der Sender sieht seine Wurzeln in einer Szene freier Printmedien der 70er Jahre.    Steckbrief Radio Proton


13.45 – 14.05 h  Schaufernster: Kontext – Wochenzeitung aus Stuttgart
mit Oliver Stenzel (Redakteur)
Kontext ist eine werbefreie und unabhängige Zeitung aus Stuttgart, die seit elf Jahren durch Spenden getragen wird. Immer mittwochs ab 00:00 Uhr online, immer samstags als Print-Beilage der bundesweit verbreiteten taz.am Wochenende. Lange Texte, ein zweiter Gedanke, Recherche, Einordnen, Zusammenhängendes in den Kontext stellen – dafür steht die unabhängige Redaktion und der Verein für ganzheitlichen Journalismus.

– 15 Minuten Pause –

14:20 – 15:30 h   Formen von Finanzierungen im Hinterland – Crowdfunding, Fördermittel, Abo und Co? Formen von Finanzierung für Journalismus im Hinterland u. a. mit dem Forum gemeinnütziger Journalismus e. V. / Offener Austausch u. a. mit Anne Webert


Tagungsort: Bodenseeforum Konstanz, Reichenaustraße 21, 78467 Konstanz

Teilnahme/Kosten: Die Veranstaltung ist exklusiv für DJV-Mitglieder und für diese kostenlos.

Kontakt/Anmeldung: Erika Hobe, Tel. 0228/20172-18, hob@djv.de

Für die Finanzierung der Veranstaltungsreihe erhält der DJV eine Kofinanzierung der
Europäischen Union. Die Mittelvergabe erfolgte durch Vermittlung und nach Prüfung durch
die Europäische Journalisten- Föderation (EJF) mit Sitz in Brüssel.

Programm als pdf-Flyer.

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Diskriminierung und Gewalt im Beruf

„Das Geschlecht eines Menschen bestimmt seine Möglichkeiten. Immer noch. Egal, ob im Privatleben oder im Beruf. In der Arbeitswelt stoßen Frauen bei der Karriere an der „gläsernen Decke“ auf ihre Grenzen. Sie jonglieren mit den Herausforderungen, die Haushalt, Familie und Arbeit mit sich bringen. Auch bei der Entlohnung der Arbeit gibt es immer noch Differenzen – auch wenn es sich um den gleichen Beruf, den gleichen Arbeitgeber handelt. Die Liste der Diskriminierung ist lang und wird von Gewalt gegen Frauen gekrönt. Auf all diese Aspekte machte am Internationalen Frauentag Anfang März 2023 auch der DJV-Bundesfachausschuss Freie (BFA Freie) aufmerksam.“

Ein Bericht von Hanna Maiterth im Magazin Blickpunkt, das online hier abrufbar ist (PDF, dort Seite 8f)

Die Aufzeichnung der Veranstaltung kann hier abgerufen werden: https://djv-intern.djv.de/owncloud/index.php/s/TPbayiJSyxQN9Rq

Weitere Links zum 8. März:

Twitter Account Maja Sever, Vorsitzende der European Federation of Journalists (EFJ):


Der DJV engagiert sich natürlich auch im Safety-Projekt. Für deutsche Medien hat er gemeinsam mit anderen Organisationen einen Schutzkodex entwickelt:

https://www.djv.de/startseite/info/themen-wissen/schutzkodex-journalistinnen-vor-gewalt-und-bedrohungen-schuetzen

Yann Rees, Uni Bielefeld: https://ekvv.uni-bielefeld.de/pers_publ/publ/PersonDetail.jsp?personId=100641389

Die Studie zu Hass und Angriffen (Beitrag Yann Rees): https://mediendienst-integration.de/fileadmin/Dateien/Studie_Hass_und_Angriffe_auf_Medienschaffende.pdf

Projekt in den Niederlanden:

Es ist auf Niederländisch, aber beispielsweise Google übersetzt es ganz gut: https://persveilig.nl/ Die gehen so weit, dass journalistisch Berufstätige kostenlos Personenschutz erhalten und Onlinestraftäter, die ausfindig gemacht wurden, mit Hausbesuchen durch die Polizei rechnen müssen.

Franziska Klemenz, Reporterin bei der Sächsischen Zeitung, ZAPP-Video: https://www.youtube.com/watch?v=qAY6RGjsJdI

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Kollege KI – mein liebster Feind?

Am 20. März 2023 fand im Rahmen der Hinterland-Konferenzserie in Fulda und online die hybride Tagung statt: “ „Kollege KI – mein liebster Feind“ – Chancen und Risiken der KI für den freien Journalismus im Lokalen“.

Hier geht´s zu den Berichten über die Tagung (Fotos, Dokumente, Aufzeichnung) in einer Zusammenstellung von Dr. Bernd Seydel: Kollege KI (syfoto.de)

Hier findet sich auch die Aufzeichnung der Veranstaltung auf YouTube:

Im Magazin „Blickpunkt“ des DJV-Landesverbandes Hessen gibt es ein Interview von Hanna Maiterth über die KI-Veranstaltung mit dem Vorsitzenden des DJV-Fachausschuss Wolf Danehl. Dort auf Seite 17.

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Digitale Tools für die Arbeit

Mit der richtigen Technik journalistisch dran bleiben
Am 2. März 2023 wurde vom DJV-Fachausschuss Online das Webinar „Digitale Tools“ durchgeführt, auf dem hilfreiche Tools für Freie (nicht nur) in den Regionen vorgestellt wurden.

Link zur Aufzeichnung

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Deutsch-Polnisches Reportageseminar November 2023


Der DJV führt im Rahmen der Konferenzserie zum Hinterland im November 2023 ein Reportage-Seminar für journalistisch Berufstätige aus Deutschland und Polen durch.

STORIES IN THE TIMES OF CRISIS
German-Polish workshop on reporting about climate change

November 10 – 15, 2023, Kostrzyn nad Odra˛ (Küstrin/Oder)

Der Workshop richtet sich an journalistisch Berufstätige aus Deutschland und Polen und findet in englischer Sprache statt.

Die vorgesehenen Themen u.a.:
Konstruktiv über Klimaprobleme berichten – ein Vorteil für Redaktionen
Die richtigen Bilder für Klima- und Umweltprobleme fotografieren / aufnehmen
Reportage-Exkursion in das Naturschutzgebiet Warthemündung
Deutsch-polnische Gruppenarbeit

Eine Veranstaltung des Deutschen Journalisten-Verbandes mit Unterstützung des Instituts für Reportage in Warschau.

Die Teilnahme an der Seminarwoche wird durch den DJV zu 100 Prozent gefördert. Der DJV sichtet die eingehenden Bewerbungen und entscheidet nach eigenem Ermessen über die Auswahl der geförderten Personen.

Kostrzyn nad Odra ist von Berlin Hauptbahnhof innerhalb von zweieinhalb Stunden mit der Bahn zu erreichen. Ein Fahrkostenzuschuss ist möglich.

Bewerbungen bitte richten an den DJV unter djv@djv.de

Bitte geben Sie in der Bewerbung an
– in welchen Medienbereichen Sie bislang tätig waren/sind,
– bei welchen Themen derzeit Ihr Schwerpunkt liegt,
– warum Sie am Thema des Seminars interessiert sind.

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