Du hast deiner Wunschredaktion einen Beitrag angeboten und – was für eine Freude -, die Redakteurin will das Stück. Jetzt fragt sie: „Was kostet denn das“? Du weißt natürlich, was du antwortest – weil du dich vorbereitet hast:
[Tagessatz: Als frei tätige Person berechnest du für deine Leistung ein Honorar. Eine gängige Form ist nach Zeit: der Tagessatz oder die Tagespauschale. Damit berechnest du einen Tag deiner Arbeit. Um auf ein angemessenes Monatshonorar zu kommen, musst du den Tagessatz etwas höher ansetzen, weil du ja auch Verwaltungs-, Urlaubs-, Buchhaltungs- und Akquiseaufwand hast. ➔ Mehr ]
Einen angemessenen Tagessatz ermitteln
Du hast recherchiert, was Festangestellte mit deiner Berufserfahrung brutto im Monat bekommen ➔ DJV-Übersicht Tarife/Honorare. Du hast deine monatlichen Betriebsausgaben drauf gepackt, die Festangestellte vom Arbeitgebenden gestellt bekommen (Büro, Internet, Computer, Fotoapparat…).
Um vom Monats- auf einen ➔ Tagessatz zu kommen, ziehst du 30% Wochenenden und Feiertage ab (ergibt ca. 21,3 Arbeitstage pro Monat) und davon nochmal 33% für Urlaub, Krankheit, Akquise, Buchhaltung. Das ergibt zwischen 14 und 15 Kunden-Arbeitstage monatlich. Bei z.B. 3600 Euro vergleichbarem Angestelltengehalt und 14,5 möglichen Arbeitstagen ergibt sich ein angemessener Tagessatz von 248 Euro – den du natürlich nach deiner Selbsteinschätzung und Qualifizierung auf- oder abrunden kannst.
Zur Ermittlung eines angemessenen Tagessatzes gibt es jetzt auch eine ➔ Toolbox
Marktpreise in Erfahrung bringen
Wie lässt sich recherchieren, welche Beträge realistisch sind? Am authentischsten natürlich von anderen freiberuflichen Berufstätigen oder Angestellten in den Redaktionen, die für das gleiche Blatt arbeiten. Im Notfall heißt es halt, auf der Basis eines vergleichbaren Blatts zu schätzen. Orientierungshilfe gibt es auch vom DJV im Internet ➔ Honorardatenübersicht. Und schließlich hilft die eigene Erfahrung: Du willst ja deinen Verdienst durch den neuen Auftraggeber nicht senken, sondern steigern.
Übersicht: Quellen in der Vergangenheit verlangter oder gezahlter Honorare
Eine Gebührenordnung für journalistisch Berufstätige gibt es nicht. Aber es gibt natürlich eine Reihe Quellen, wo man verlangte oder in der Vergangenheit gezahlte Honorare nachschlagen kann. Hier einige Beispiele:
- Honorardaten-Übersicht des DJV (mit Honorartabelle Text- u. Bildbeiträge, Vertragsbedingungen und Honorare, Tarifhonorar für feste Freie uvm.)
- Medienpraxis-Blog
- Übersicht der Mittelstandsgemeinschaft Foto-Marketing: Broschüre (28 + 38 Euro) bei https://bvpa.org/mfm/
- Honorardatenbank des Medium Magazins / Verlag Oberauer: https://gehalt.mediummagazin.de/
- Und die Vergütungsregeln geben natürlich auch einen gewissen Hinweis.
Leicht über dem ermittelten Marktpreis einsteigen
Es ist wie auf dem Basar. Man braucht ein bisschen Verhandlungsspielraum. Zehn Prozent sind ein guter Anhaltspunkt. Wenn du rausgekriegt hast, dass die anderen Freien 250 Euro bekommen, dann kannst du mit 280 Euro starten. Und überlege dir im voraus, wann du aussteigst.
Vorab, nutzenorientiert, mit gleichen Interessen
Von Günter Hübner und Stefan Lami stammt die hübsche Idee des Honorar-Würfels. Damit meinen die beiden Coaches in der Steuerberatungsbranche natürlich nicht, dass man Honorare auswürfeln sollte. Sie wollen vielmehr das Augenmerk auf drei wichtige Dimensionen richten, die eine Chance zur Erhöhung von Honoraren bieten.
➔ Toolbox: Der Honorarwürfel von Günter Hübner und Stefan Lami
Tipp: Der Umweg übers Nachbar-Ressort
Ein erfolgversprechender Trick bei großen Medien ist, zunächst einem anderen Ressort als dem eigentlich anvisierten ein Thema anzubieten. Selbst wenn es da nicht zum Auftrag kommt, erfährt man doch oft Honorargrößenordnungen. Und gerät der Versuchsballon gar zum Erfolg, so ist das die beste Visitenkarte. Denn bei einer Person, deren Beiträge im gleichen Blatt schon veröffentlicht wurde, fühlen sich die meisten Redaktionen auf der sicheren Seite.
Die richtige Honorarform
Wer sagt denn, dass man bei Zeitungen immer nach Zeilensatz bezahlt werden muss, bei Büchern Umsatzprozente erhält, bei Redaktionsdiensten einen ➔ Tagessatz? Warum nicht mal aus dem Standard ausscheren? Zur Wahl stehen z.B. auch Seitenpreis, Fixhonorar, Pauschale oder Abrechnung nach Regie. Die Wahl einer anderen Honorarform empfiehlt sich vor allem, wenn man sich auf „normalem“ Weg keine Chance ausrechnet.
➔ Übersicht: So verdienst du mehr mit einer anderen Honorarform
Finger weg von Einstiegsangeboten
Das ist das schlimmste, was man tun kann. Denn von denen kommst du nie wieder runter. Den Fuß in die Tür bekommst du ja doch nicht wegen deines günstigen Preises, sondern weil du zum richtigen Zeitpunkt mit dem richtigen Themenvorschlag den richtigen Tonfall getroffen hast oder vielleicht auch nur einfach gerade da warst, als die zusätzlichen zwei Seiten zu füllen waren. Und wenn Feuer am Dach ist, geht es meistens nicht mehr in erster Näherung ums Geld.