Versicherungen kosten Geld, und davon hast Du immer zu wenig. Daher solltest Du Versicherungen nur abschließen, wenn Du auch Geld dafür hast. Dabei sind die Risiken entscheidend: je größer das Risiko, desto notwendiger brauchst Du eine Versicherung.
Was hat Prio 1?
Am wichtigsten ist die Krankenversicherung. Die brauchst Du immer. Einschränkung: Du bist vielleicht noch über die Eltern, die/den Partner/in, die Arbeitslosenversicherung oder das Grundsicherungsamt kostenlos versichert (z.B. Familienversicherung). Allerdings gilt das in der Regel nur so lange, wie Du nicht mehr als 520 Euro monatlich verdienst.
Was hat Prio 2?
Am zweitwichtigsten ist Dein Krankenversicherungsschutz im Ausland. Denn der Schutz Deiner gesetzlichen Krankenversicherung ist nur auf bestimmte europäische Länder begrenzt. Hier musst Du zwingend eine private Auslandskrankenversicherung abschließen.
Was hat Prio 3?
An dritter Stelle steht eine Risikolebensversicherung, die Deinen Angehörigen (wenn Du welche hast, die von Dir abhängig sind) ordentliche Leistungen bietest, wenn Du stirbst. Wohlgemerkt eine reine Risikolebensversicherung. Eine Kapitallebensversicherung, bei der sowohl das Todesrisiko abgedeckt wird als auch einfach langfristig Geld für das Alter angespart wird, brauchst Du erst einmal nicht. Denn sie ist deutlich teurer als eine reine Risikolebensversicherung, und das Alter ist wichtig, aber nicht mit vorderster Prio.
Was hat Prio 4?
Wer viel arbeitet, macht viele Fehler. Du musst Dich an vierter Stelle davor schützen, für berufliche und private Fehler in finanzielle Haftung zu geraten. Das geht am besten mit einer Vermögenschadenhaftpflichtversicherung, die explizit für private und berufliche Schäden einsteht, die Du verursacht hast. Deine Versicherung muss auch genau wissen, was Du beruflich machst, und angesichts der Globalisierung sollte die Versicherung weltweit helfen. Ob Du auch eine Rechtsschutzversicherung brauchst, muss genau überlegt werden. Denn bei DJV-Mitgliedern hilft in berufsbezogenen Fragen im Regelfall der Rechtsschutz des Landesverbandes.
Was hat Prio 5?
Prio 5 hat die Versicherung in der Berufsgenossenschaft. Alle Beschäftigten in Deutschland sind bei der Arbeit und auf dem Hin- und Rückweg durch die gesetzliche Arbeitsunfallversicherung geschützt, oft ohne es zu wissen, denn die Beiträge muss der Arbeitgeber zahlen. Die Arbeitsunfallversicherung zahlt bei Krankenhausaufenhalten Tagegelder, bei Berufsunfähigkeit Arbeitsunfallrente zusätzlich zur normalen Berufsunfähigkeitsrente, und im Todesfalle gibt es Hinterbliebenenrenten. Wenn Du selbständig arbeitest, musst Du Dich aber selbst darum kümmern. Für die meisten Freien ist die Verwaltungsberufsgenossenschaft in Hamburg zuständig, für Freie mit Schwerpunkt Fotografie/Video allerdings die Berufsgenossenschaft ETEM in Köln.
Was hat Prio 6?
Prio 6 hat eine private Berufsunfähigkeitsversicherung, die Dir langfristig Geld zahlt, wenn Du aus irgendeinem Grund kein Geld mehr verdienen kannst. Denn die staatlichen Leistungen für Personen, die erwerbsunfähig sind, fallen sehr gering aus, und das bei Jüngeren sowieso, denn die Leistungen sind auch von jahrelangen Einzahlungen abhängig.
Was hat Prio 7?
Alt wirst Du hoffentlich später: Deswegen sollte bei der Auswahl der privat finanzierten Altersvorsorge nicht übereilt gehandelt werden. Die gesetzlichen Rentenansprüche reichen meistens nicht aus, erst recht bei Freien, die meist nur wenig in die Versicherung eingezahlt haben. Daher sind Zusatzabsicherungen erforderlich. In Bereichen, wo es eine Unterstützung durch den Arbeitgeber gibt (z.B. Rundfunkanstalten für die Pensionskasse Rundfunk), ist noch einmal speziell zu überlegen. Private Absicherungen sind vielfältig. Sie bestehen nicht nur in Einzahlungen an Banken oder Versicherungsunternehmen, sondern können auch im Aufbau eines Betriebs oder anderer Vermögenswerte bestehen, die im Alter bei Bedarf verkauft werden.
Keine Prio, aber bitte schnell entscheiden: Freiwillige Arbeitslosenversicherung
Viele Freie haben sie nicht, weil sie ihnen langfristig zu viel Geld zu kosten scheint: eine freiwillig abgeschlossene Arbeitslosenversicherung bei der Bundesagentur für Arbeit. Der Beitrag beträgt für das Jahr 2024 pro Monat 91,91 Euro (West) und 90,09 Euro (Ost). Damit können Freie, wenn es mit der Selbständigkeit nicht (mehr) läuft, „echtes“ Arbeitslosengeld bekommen, in der Regel um die 1.500 Euro im Monat. Beispiel: Wer Steuerklasse 3 (mit Kind) ist, kann monatlich sogar 1.668,60 Euro Arbeitslosengeld I (Steuerklasse 3, mit Kind) erhalten.
Arbeitslosengeld I ist oft besser als das Bürgergeld, denn letzteres gibt es in der Regel nur, wenn im Haushalt auch andere Personen kein bzw. nur wenig Geld haben, und Bürgergeld gibt es auch nur, wenn nicht allzu hohe Ersparnisse vorhanden sind. Prio hat sie aus unserer Sicht aber dennoch nicht, denn sie kostet Dich einfach viel Geld und viele Freie haben sie deswegen nicht.
Wenn Du die freiwillige Arbeitslosenversicherung dennoch willst, musst Du schnell sein: Du hast nur drei Monate Zeit, um diese Versicherung abzuschließen, danach geht es nicht mehr. Die Zeit läuft ab dem offiziellen Beginn der Selbständigkeit, also wenn Du aus der Arbeitslosigkeit startest, beginnt sie laufen nach dem letzten Tag des Bezugs des Arbeitslosengeldes. Wenn Du direkt aus einem Arbeitsverhältnis in die Selbständigkeit startest, dann beginnt die Frist am Tag nach dem Ende Deines Arbeitsverhältnisses zu laufen.
In den ersten zwei Jahren dieser Versicherung zahlst Du übrigens nur die Hälfte: Im ersten Jahr der Selbstständigkeit und im folgenden Kalenderjahr muss allerdings nur der halbe Beitrag gezahlt werden, derzeit also 44,14 Euro (Ost: 42,77 Euro).
Wo gibt es mehr Informationen?
Zu den verschiedenen Punkten der Prioriätenliste findest Du in diesem Kapitel weitere Informationen.